Abgesehen von der etwas pathetischen Ausdrucksweise - mit dem Weiterreichen von Fackeln habe ich es nicht so, da sind schon viele Häuser abgebrannt - ist es nicht unbedingt zielführend, unklare Begriffe mit anderen unklaren zu erklären. Was ist denn Heimat? Für mich ist es zuallererst die Deutsche Sprache, meine Muttersprache, die ich lebe und in der ich mich bewege wie ein Fisch im Wasser. Dann - und hier wird es schon kompliziert - eine Kultur, die mitnichten rein deutsch ist, sondern eine Gemengelage aller möglichen Einflüsse, die geschichtlich zugelassen wurden und aus denen sich etwas bildete, was man christlich-abendländische Kultur nennen mag.
O.K., Fackel geht nicht, nehmen wir stattdessen Kerze. Wir wollen uns doch nicht an Begrifflichkeiten reiben. Kerze geht genauso und kommt am Ende aufs Selbe raus. Was jedoch den Erhalt der Deutschen Sprache angeht, so waren an deren Verfall unsere Bildungsverweser aus dem Hause DUDEN nicht ganz unschuldig. Angefangen von einer grauenhaften Simplifizierung der Schriftsprache, (Stichwort "ß" und "ss", manchmal sogar "sss") . Die Rechtschreibreform schaffte nicht nur Umsatz im an einer Stelle, wo es sich nicht mehr vermeiden ließ, sondern trug auch den immer schlechter werdenden Rechtschreibkünsten junger Generationen Rechnung.
Überhaupt würde ich behaupten, daß Deutschland immer dann groß war, wenn es offen war und sich seiner Verflochtenheit mit anderen Kulturen, Ansichten, Einflüssen, Kunst, Philosophie, etc. bewußt war und sich seiner Unvollkommenheit und damit auch seiner Bedürftigkeit der Einflüsse der Anderen nicht schämte. Wenn es sich abschloß und seine Vorherrschaft der Welt aufoktroyieren wollte, endete es immer in einer Katastrophe -am deutschen Wesen wollte nie jemand genesen.
Das ist mal wieder typisch, daß 500 Jahre deutsche Kulturgeschichte nach Luther von interessierter Seite immer wieder auf diese 12 Jahre Nazizeit reduziert werden. Mann oh Mann, wie mich das ankotzt!
Dann natürlich die Landschaften. Deutschland ist ein wunderschönes Land mit wunderschönen Regionen - aber haben Frankreich und England und Italien und die Türkei die nicht auch? Nun gut, wenn Du mich auf Regionalität festlegen willst, dann nenne ich das Rheinland, in dem ich lebe, und Schleswig-Holstein, das meine Seelenheimat ist. Sachsen ist mir fremder als die Ardennen oder die holländische Nordseeküste. die holländischen Küstenorte wie Zieriksee, Egmont, Bergen, Alkmaar. Meine Heimat ist nicht an Landesgrenzen gebunden, sondern an Seelenzustände. Da kommt noch Casteletto di Brenzone am Gardasee vor Pillnitz. Heimat ist, wo meine Seele - jetzt werde ich pathetisch, ich kann das auch - aufblüht.
Richtig! Deutschland ist ein schönes Land und ich bin auch schwer dafür, daß das so bleibt. Nur die deutsche Politik tut viel zu wenig dafür, um die Schönheit dieses Landes zu erhalten. Reise doch mal nach Norwegen, oder nach Finnland, oder nach Estland? Diese Länder hängen sich keine Probleme an den Hals, die letztendlich zu Problemen führen, wie wir sie heute bereit in den Hinterhöfen von Essen, Gelsenkirchen, Dortmund oder Duisburg besichtigen können. Dort leben überwiegend homogene Gesellschaften, die ihre Heimat, ihre Kultur und ihre Traditionen wertschätzen, und sich nicht von neidzerfressenen Miesepetern, ihre Lebensperspektiven zerstören lassen. Autonome Subkulturen, Hausbesetzerszenen u.a., sowas gibt es hier nicht.
Heimat scheint mir sowieso einer der mißverständlichsten Begriffe zu sein. Ich vergleiche den Text der Nationalhymne mit einem meiner liebsten deutschen Volkslieder, das von Heimat redet - "Kein schöner Land". Aber auch dieses Lied bindet sich an kleinste Einheiten: "wo wir uns finden wohl unter Linden". Ganz Deutschland dürfte da wohl keinen Platz gehabt haben. Heimat hat etwas mit kleinen und kleinsten Einheiten zu tun - in Neudeutsch: Heimat ist das, was noch face to face möglich ist: die Freunde, die Bekannten, die man auf der Straße trifft, die Ladeninhaber, die einen kennen. Übrigens: wenn ein Türke sich unter der Linde ebenfalls einfindet, gehört er auch dazu.
Jetzt fehlt eigentlich nur noch die Legende vom ach so fleißigen Türken, der ja angeblich unser Land wieder aufgebaut haben soll. Ausgerechnet die Türken sind ein nachgewiesenermaßen denkbar schlechtes Beispiel für kulturelle Integration und Bereicherung unseres Landes. Da haben Griechen, Kroaten, Serben, Polen, Italiener, Spanier, Portugiesen und Franzosen über Jahrzehnte und Jahrhunderte qualitativ weitaus mehr zu beigetragen, während sich die Türken hauptsächlich über ihre Religion und ihr lächerliches Türkentum definieren. Jetzt kommen noch Syrer, Libanesen, Araber und Nordafrikaner in größerer Zahl hinzu. Danke, es reicht! Wir sind nicht das Sozialamt für die 3.Welt! Wir können nicht alle Mühselig und Beladenen aufnehmen und durchfüttern. Ich halte auch nichts davon, jedem, der zwar seit 30 Jahren in Deutschland lebt, aber noch nicht einmal drei komplette Sätze unfallfreies Deutsch zu sprechen in der Lage ist, die Deutsche Staatsbürgerschaft einfach so zu verschenken. Dabei spielt es kein Rolle, ob derjenige entweder Türke ist, oder mehr stämmig als deutsch, aber keinesfalls deutschstämmig ist!
Diese Megaeinheiten wie das viel gerühmte Vaterland lehne ich ab. Ich habe eine Muttersprache, aber kein Vaterland.
Und bürgerlich? Verwahrlosung? Möglicherweise, wenn Du sie nicht eben doch wieder an Nationalitäten fest machen willst, könnte ich Dir recht geben. Ich habe nicht vor irgendwelchen islamischen Haßpredigern Angst, siondern vor denen, die bedenkenlos über einen Sterbenden hinweg steigen, weil sie ihn für einen Obdachlosen, also Minderwertigen hielten und weil ihnen ihre Bankgeschäfte wichtiger waren. Das Bürgertum, das früher ja auch immer ein Moment des Füreinandereinstehens beinhaltete, erodiert immer mehr zu einer "Laß mich mit Deinen Problemen in Ruh und stör meine Pläne nicht"-Gesellschaft, zu einer therapeutischen Gesellschaft - "für Deine Probleme gibt es Fachleute, also verschone mich" -, und die ist nicht an ethnische Grenzen gebunden. Wenn ich erleben muß, daß, als mir vor kurzem die Platiktüte riß, alle Deutschen griemelnd weitergingen - "ha ha ha, guck mal, der Trottel, wie gut, daß das nicht mir geschehen ist, hätte ja mehr Tüten kaufen können, der Blödel" -, aber aus zwei türkischen Läden sofort die Besitzer raus stürzten und mich mit neuen Plastiktüten überschütteten und mir beim Einpacken halfen, wenn ich erleben durfte, daß, als ich mir im Mai arbeitsunfällig die Hand und die Handwurzel brach, es meine islamischen Kollegen waren, die mich betüddelten, die deutschen Kollegen sich aber vornehm zurück hielten, dann weiß ich, daß Deine Definition des Bürgerlichen gerade unter den Deutschen sehr stark zurück geht.
PS für unseren Forumspinsel: dies ist ein Mehrzeiler!
Da sind wir uns ja in allen Punkten einig, sowohl in der Analyse wie auch im täglichen Erleben. Die Ellenbogengesellschaft und die "Keinerdenktanmichaußerich-Gesellschaft", sie haben ein Stadium der Dekadenz erreicht, was sich so eigentlich kaum noch steigern ließe. Aber vermutlich wird mich schon die nächste mobile Innovation (autonomes Autofahren) wieder Lügen strafen, so wie ich mir vor 10 Jahren noch nicht vorstellen konnte, daß das Smartphone unser Leben einschneidend verändert, und wir alle irgendwann wie "HansguckindieLuft" mit Nackenschmerzen zum Arzt rennen. Und das sind noch die positiven Randerscheinungen des Smartphones. Die negativen Auswirkungen begegnen mir jeden Tag in der Fußgängerzone, in der U-Bahn oder im Straßenverkehr. Es ist die pure Gier nach Selbstdarstellung, Selbstbespiegelung, Narzismus, Voyeurismus, aber auch der Hang zum denunzieren und herabwürdigen, üble Nachrede. Hass und Häme haben das Smartphone quasi zu einer für jedermann verfügbaren Handfeuerwaffe werden lassen. Youtube, Facebook und Co sind voll von Filmchen über alltäglichen Slapstick, über den die Betroffenen vermutlich nicht lachen können. Das ist nicht lustig und zerstört manches Leben noch bevor es richtig angefangen hat. Aber das Netz vergißt nichts! Und das ist eine m.M.n. ganz schlimme Entwicklung, und sie ist noch lange nicht zu Ende gedacht.
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Gute N8!