Die Kritik ist berechtigt, aber die Sorgen übertrieben.
Die Kritik von Sarah Wagenknecht ist natürlich nicht berechtigt. Abgesehen davon handelt es sich auch um gar keine Kritik, sondern um die übliche Dämonisierung links-sozialistischer Bevormundungspolitiker, die chronisch ein Problem mit allem haben, was sie nicht zur Gänze gemäß ihrer Ideologie festlegen und bestimmen können.
Der freie Handel hat nicht nur stets für breit gefächerten Wohlstand gesorgt, sondern auch für gesellschaftlichen und technologischen Fortschritt sowie Kriegsgefahren reduziert. Gerade Deutschland kennt die Probleme, wenn es zu viele Handelsschranken gibt. Noch bis ins sehr späte Mittelalter sah die politische Karte Deutschlands aus wie ein Flickteppich. Grafschaften, Königreiche, Fürstentümer in schier unzähliger Zahl teilten das heutige Gebiet auf. Um Waren von Köln nach Königsberg zu transportieren gab es alle paar Kilometer eine zu passierende Grenze, inkl. Zoll, Formalitäten und sonstigem Unsinn. Ein Handel zwischen etwas entfernteren Städten wurde damit im Keim erstickt. Die Ergebnisse waren: chronischer Dauerkriegszustand, Wohlstand nur für eine winzige Oberschicht in der jeweiligen Flickteppich-Gesellschaft, über mehr als 1.000 Jahre Stagnation in gesellschaftlicher und technologischer Hinsicht.
Gegen die Öffnung der Grenzen in diesem Flickteppich-Konglomerat ab dem 19. Jahrhundert liefen natürlich jene Sturm, die ihre Pfründe absichern wollten. Alle möglichen Zünfte, Händler aber auch die winzige Schicht derer, die traditionell ihre Scherflein im Trockenen hatten, waren natürlich dagegen und wollten diesen Klein-Klein-Nationalismus unbedingt bewahren.
Analog liefen Handwerker und viele Unternehmer Sturm, als es innerhalb der EU zum Freihandel kommen sollte. Das Handwerk malte das Schreckgespenst von "mangelhaft qualifizierten Handwerkern" an die Wand, die die Löhne im Handwerk in Deutschland kaputt machen würden. Unter den Unternehmen stiegen vor allem die Brauereien auf die Barrikaden, um das "Reinheitsgebot" des Biers zu "schützen".
Zwar hat niemand von heute den Zirkus miterlebt, als innerhalb Deutschlands der Freihandel diskutiert wurde. Viele hier mitlesende User werden aber den Blödsinn miterlebt haben, der von Interessengruppen zur Absicherung ihrer Pfründe vorgetragen wurde, als es um den EU-Freihandel ging.
Die "Argumente" der Pfründe-Absicherer und ebenso links, wie rechts gestrickter Angst-und-Bange-Macher waren rund um die EU-Freihandelsdiskussionen identisch mit den heutigen "Argumenten" bzgl. des transatlantischen Freihandelsabkommens.
So verwundert es auch nicht, dass National-Politiker, wie z.B. Marie le Pen von der "Front Nationale" ebenso strikt gegen das Freihandelsabkommen ist, wie tiefrote Sozialisten vom Kaliber einer Sarah Wagenknecht. Und natürlich melden sich wirtschaftliche Interessengruppen, um - wie üblich - ihre Contra-"Argumente" vorzutragen.
Zum schwachsinnigsten "Argument" gehört das Angst und Bangemachen vor dem "Chlorhühnchen". Warum wird das in den USA überhaupt gemacht? Richtig: um die Gefahr von Salmonellen einzudämmen. Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland 50.000-60.000 Menschen an der Salmonellose, also einem übermäßigen Salmonellenbefall. Abgesehen von dieser äußerst unangenehmen Krankheit sterben daran auch jährlich rund 50 Menschen. Das scheint den Panik-Aposteln, die vor "Chlorhühnchen" warnen egal zu sein.
Gleichzeitig wird ignoriert, dass Salat in Deutschland mit Chlorwasser gereinigt wird. Diesen schizoiden Unsinn muss man sich vorstellen: Zeter und Mordio kreischend wird vor "Chlorhühnchen" gewarnt und gleichzeitig in Chlrowasser gereinigter Salat gefressen. Typisch deutsch :winken:
Abgesehen davon ist die Chlorwasserlösung, in der die Hünchen in den USA gewaschen werden, dergestalt, wie man es auch von jedem Schwimmbad kennt. Auch hier offenbart sich der Hang der Deutschen zu schizoiden Vorstellungen: Chlorhühnchen werden hysterisch abgelehnt aber ins Frei- oder Hallenbad wird sich ins äquivalente Chlorwasser geschmissen
)
Natürlich werden die "Chlorhühnchen" in den USA nach dem Bad im Chlorwasser mit frischem Wasser nachgespült. Im Ergebnis kommt es zu keinerlei Geschmackseinbußen bei gleichzeitiger wirksamer Bekämpfung der Salmonellengefahr. Dass der Geschmack keineswegs leidet weiß jeder, der in den USA mal Chicken gegessen hat. Aber das werden wohl die wenigsten Chlorhuhn-Hysteriker jemals in ihrem Leben gemacht haben.
Das ist jetzt nur ein Beispiel für die schizoide Hysterie-"Argumentation" der Freihandels-Gegner. Jedes andere ihrer "Argumente" ist von ähnlicher "Qualität".
Ich war übrigens schon ein Dutzend mal in den USA. Die Qualität von Rindfleisch ist dort wesentlich besser als hier in Deutschland. In den USA gibt es viel mehr Platz, viel größere Weiden. Dort grasen die Rinder überwiegend auf endlosen Weiden. Das "verbrauchte" Wasser, welches die Tiere dort benötigen, stammt aus dem natürlichen, regenerativen Prozess, der sich u.a. durch "Regen" bemerkbar macht.
Wer in den USA mal ein ordentliches Steak aß weiß, wovon ich rede, wenn ich diesbezüglich von Qualität spreche.
Jetlag