bleibt
Sehr sehr interettant. Ehe ich mehr Antworten bekommen sollte, möchte ich schnell noch einen Beitrag meines schon lange toten kirchlichen Freind, Otto Boyn vorstellen. Er hat damals ebenfalls darüber berichtet, wie sozialistisch die Erlösung vom Elend wirkte (ein bisschen flüchtig geschrieben).
Da war er nun der Sohn Gottes, der Messias, der Erlöser, der Herr und Befreier!
Eine kolossale Leistung!
Und es vergingen nur wenige Jahrhunderte, da die jüdischen Pharisäer Recht erhielten mit
ihrer Annahme, dass der "König der Juden" der gefährlichste Gegner des römischen Kaisers
war. Denn es war das Urchristentum, das die ganze römische Gesellschaftsordnung Schritt
um Schritt untergrub, bis daraus nach 300 Jahren der erste feudalistische Staat der Welt
geboren wurde.
Schade, dass ich nicht auch zu jener Zeit "auferstanden" bin. Wenn man die
"Apostelgeschichte" liest, zieht man fast in jedem Kapitel den Hut vor den Ur-Christen, mit
welchem Mut, Glauben und welcher Klugheit sie vorgegangen sind. Ich habe
herausgelesen, dass es drei Säulen waren, auf denen ihr Kampfgeist, ihre Ausdauer und
Leidensstärke beruhten:
- Vor allem hatten Kreuzigung und Auferstehung Christi als Beweis gedient, dass es zur
Erschaffung einer neuen, besseren Zeit kommen wird, die sie sich natürlich nicht anders
vorstellen konnten als von einem Gott-Kommen.
- Kolossale Bedeutung hatte zweifellos die Masse der "Wunder", von denen der Auftritt
sowohl der Erzpriester im Alten, als auch des Jesus Christus im Neuen Testament begleitet
waren. Inwieweit sie tatsächlich so zahlreich und so vielfältig waren, muss kritisch betrachtet
werden. Wir Verfasser des Alten Testamentes waren erstens selber gläubig und trauten
einem göttlichen Wesen alles zu, prüften also kaum all die Wundertaten, die uns berichtet
wurden, wie es Kriminalisten getan hätten. Das verhielt sich zu Zeiten Christi nicht viel
anders. Ferner darf man annehmen, dass manches auch sowohl von dem unerkannt im
Hintergrund tätigen "Herrgott" im Alten Testament wie auch von den Organisatoren der
Revolution in Jerusalem gestellt wurde. Vor allem aber muss man ins Kalkül ziehen, dass es
ja zu Zeiten beider Testamente noch so gut wie gar kein Gesundheitswesen für das
einfache Volk gegeben hat, sodass jede Heilung wie ein Wunder wirkte. Und die hat es ganz
bestimmt gegeben, denn sowohl Christus als auch die Führer der Erhebung gegen den
Pharao hatten die Möglichkeit, die damals schon hoch entwickelte Heilkunst der ägyptischen
Priester zu studieren. Sehr oft erwähnt wird zum Beispiel die Genesung durch das Hand-
Auflegen. Das war auch bei den Essenern schon bekannt.
- Großen Eindruck im ersten großen Gebiet entstand Lebensordnung der Urchristen, vor allem ihre Solidarität für alle Hungernden und Leidenden. Sie teilten ihr Brot, Bessergestellte verkauften Eigentum, damit alle Gemeindemitglieder zu essen und zu trinken hatten.
Jesus Christus allerdings konnte das nicht mehr erleben, auch wenn er am Kreuz
wirklich nicht gestorben sein sollte. Dafür ist es ihm aber auch erspart geblieben
zuzuschauen, wie aus seinem revolutionären Erbe die Staatskirche für eine neue
Generation von Ausbeutern konstruiert wurde. Womit denn auch die inzwischen
etablierten Kirchenherren den eigentlichen großen Sündenfall begingen, den Verrat
an der Sache des göttlichen Jesus Christus.