Nein, das hat ALLES mit dem politischen System zu tun.
Der Grund, warum Worker-Coops in Italien deutlich häufiger sind als im Rest der Welt ist nämlich ein ganz simples Gesetz, was es seit Jahrzehnten in Italien gibt.
Die Reichen haben mehrmals versucht dieses Gesetz loszuwerden, aber da reicht auch die geballte Macht der Medienpropaganda nicht, weil hier in der Gegend eine massive Mehrheit von Wählern begriffen hat, dass dieses Gesetz der Schlüssel zum Wohlstand der Region ist.
Basis für das Gesetz ist, dass es zwar in Italien keine Sozialhilfe gibt, aber eine Arbeitslosenversicherung, die ganz genau wie auch in Deutschland einem Arbeitslosen für eine bestimmte Zeit ein Arbeitslosengeld bezahlt.
Das Gesetz besagt nun: WENN sich mindestens 9 (ohne Obergrenze) Arbeitslose zusammentun und alle gemeinsam einen Antrag dazu stellen, dann können sie ihren gesamten Anspruch auf Arbeitslosengeld im Voraus auf einmal ausgezahlt bekommen, unter der Bedingung, dass sie dieses Kapital als Startkapital zur Gründung einer Worker-Coop verwenden.
Auf die Art werden reihenweise Unternehmen, die in einer diktatorisch organisierten Struktur nicht wettbewerbsfähig waren und Pleite gemacht haben, von den eigenen Arbeitern übernommen und weiter geführt.
Für mich nicht verwunderlich, aber den Kapitalisten ein massiver Dorn im Auge ist die Tatsache, dass diese kooperativ geführten Unternehmen nicht nur überleben können, sondern so wettbewerbsfähig sind (einfach weil sie ausser den Löhnen für die Mitarbeiter keine Gewinne für die Inhaber abzweigen müssen), dass sie ihre diktatorisch organisierte Konkurrenz vom Markt verdrängen und damit den Reichen ihre Einnahmequelle wegnehmen.
Wenns dann noch nicht reicht, dann gibt es in Italien ein weiteres Gesetz, was dafür sorgt, dass egal wer in der Politik an die Macht kommt, dieses Gesetz zu den Worker-Coops nicht kippen kann.
In Italien kann nämlich (mit Ausnahmen z.B. bei den Steuergesetzen) das Volk ein Referendum zu den allermeisten neuen Gesetzen verlangen.
Bis zu 3 Monate nachdem ein neues Gesetz erlassen wird, kann das Volk das Gesetz rückgängig machen, 500.000 Unterschriften reichen, dann muss es ein Referendum geben, dessen Ausgang für die Politik bindend ist.
Auf die Art wurde seinerzeit Berlusconis Gesetz mit dem er sich selbst straffrei stellen wollte verhindert und Renzis Aufweichungen der Demokratie im letzten Jahr wurden bekanntlich auch verhindert.
Problem daran ist, dass das Volk keine neuen Gesetze machen kann, nur gemachte Gesetze ablehnen, sprich solange die Politik keine "guten" Gesetze machen will, kann das Volk nur warten, aber zumindest kann das Volk in Italien seine derzeitigen Rechte halten, sonst wäre Italien längst nach griechischem Vorbild kaputtgespart worden.
Um aber nu mal wieder zurück zum Thema zu kommen:
Wenn in Frankreich jetzt Macron an die Regierung kommt, dann wird es für die Franzosen deutlich schwieriger ihre Rechte zu behalten als das in Italien geht, denn Macron wird gnadenlos "Robin Hood umgekehrt" betreiben, sprich von den Armen nehmen und die Reichen beschenken.
Ich bin gespannt was die französischen Gewerkschaften dazu sagen werden, insbesondere die CGT.
Traditionell sind die Franzosen in diesen Dingen nicht zimperlich.
Es wird in den deutschen Medien oft überhaupt nicht davon berichtet, aber was seit vielen Monaten in Frankreich an gewalttätigen Arbeiterprotesten abläuft schaut zum Teil echt gruselig aus.
http://www.zeit.de/politik/ausland/2016-06/proteste-frankreich-arbeitsmarktreform-paris