Bei der Frage, wie mit dem Problem der Flüchtlingswelle und des damit für den deutschen Steuerzahler drohenden Sozialkollapses umzugehen ist, hilft ein Kurzstudium der philosophischen Theorie. Genauer: das bessere Verständnis für den bedeutenden Unterschied zwischen Gesinnungs- und Verantwortungsethik. Wenn’s jetzt noch nicht klingelt: Es handelt sich um den weltberühmten Vortrag mit dem Titel „Politik als Beruf“, den der renommierte deutsche Volkwirt und Soziologe Max Weber im Jahr 1919 als Inhaber des Lehrstuhls für Nationalökonomie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München hielt.
Weber geht davon aus, dass alles ethisch orientierte Handeln diesen zwei ethischen Systemen unterliegt, jede Handlung also einer der beiden Tendenzen zugeschrieben werden kann. Wer demnach gesinnungsethisch handelt, richtet sich bei seinem Tun nach vorgegebenen Regeln und Werten. Die mittelbaren Konsequenzen seines Tuns hat er nicht im Blick.
Mit anderen Worten: Wenn es eng wird, beruft sich der Gesinnungsethiker auf die gegebenen Richtlinien – und ist damit raus aus der Verantwortung. Dagegen handelt verantwortungsethisch derjenige, der eine Handlung nur nach ihren Folgen bewertet, ungeachtet der nötigen Mittel, um diese durchzusetzen. Der Verantwortungsethiker trägt, wie der Name schon sagt, die volle Verantwortung für sein Tun, kann sich also nicht auf andere berufen. Kurz gesagt: Entscheidend ist für ihn, was hinten rauskommt.
Als Paradebeispiel, das die Unterschiede zwischen den beiden Ethiken deutlich aufzeigt, dient der Tyrannenmord, bei dem die Bevölkerung vor der Entscheidung steht, einen Diktator umzubringen und somit die Lebensumstände im Land zu verbessern. Der Verantwortungsethiker würde sich dem Vorhaben aus voller Überzeugung anschließen, weil ihn nur die Folgen, also die besseren Lebensumstände interessieren. Der Gesinnungsethiker wäre strikt dagegen, da er sich an den Grundsatz „Du sollst nicht töten“ hält, ungeachtet der möglichen positiven Folgen.