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Diee Auslieferung des Wikileaks-Gründers Assange ist zu einer Staatsaffäre geworden. Die Briten drohten Ecuador mit der Stürmung seiner Botschaft in London, weil sie Assange Asyl gewährt. Doch die Furcht, britische Botschaften in aller Welt könnten künftig ebenfalls Opfer solcher völkerrechtswidrigen Lynchjustiz werden, brachte London schließlich zum Einlenken.
Die Regierung in Quito protestierte auf die Drohung mit scharfen Worten, wirft den Briten Kolonialismus vor, mobilisiert die Weltöffentlichkeit, ruft internationale Gerichte an. Ecuador sieht Assange als politischen Flüchtling, der mit der Auslieferung an die USA und dort mit der Todesstrafe bedroht wird. Assange hat Kriegs- und Staatsverbrechen der USA und anderer Regierungen aufgedeckt und wird deshalb wegen „Geheimnisverrats“ verfolgt. Der angebliche Auslieferungsgrund nach Schweden ist jedoch eine fadenscheinige Justizposse, die ursprünglich der Verleumdung von Assange dienen sollte.
In einer kurzen Pressekonferenz gab Ecuadors Außenminister Ricardo Patino gestern bekannt, dass Ecuador eine entsprechende Mitteilung der Briten erhalten hat – was der Botschafter als unerhörten Affront betrachte, so Detlef Borchers bei heise.de. Ecuador sei souverän, keine Kolonie irgendeiner Imperialmacht und weise in aller Deutlichkeit die britische Drohung zurück. Botschafter Patino gab inzwischen bekannt, dass Ecuador dem Wikileaksgründer Asyl gewährt. Wikileaks protestiert scharf gegen die Behandlung von Julian Assange durch die Briten.
Formal gesehen könnte die britische Regierung Assange freies Geleit zum Flughafen gewähren, von dem aus er nach Südamerika ausreisen würde. Gegenüber Reuters erklärte London jedoch, dass man angesichts des schwedischen Auslieferungsgesuchs “Verpflichtungen zu erfüllen” hätte. Sollte die britische Justiz auf dem Haftbefehl bestehen, könnte der von den USA zum Staatsfeind Nr.1 erklärte Hacker also auf dem Weg zum Flughafen festgenommen werden. Und genau das ist wohl zu befürchten, wenn man das unverhältnismäßige Agieren Londons betrachtet.
„Vergewaltigung!“ Journalisten als Lynchmob
Die hysterische Atmosphäre des August 2012 wird in der Geschichte der westlichen Medien vermutlich als Tiefpunkt einer inhumanen Anti-Assange-Kampagne zu verzeichnen sein. In kaum einem deutschen Medienbeitrag über den Wikileaks-Gründer fehlte der Begriff „Vergewaltigung“ – obwohl seit langem bekannt ist, dass die dünnen Anklagepunkte der schwedischen Justiz sich maximal zwischen sexueller Belästigung und dem in Schweden sehr ausgedehnten Begriff des sexuellen Missbrauchs bewegen. Keine der beiden Schwedinnen, auf deren Anzeigen hin Assange von Interpol zur Fahndung ausgeschrieben wurde, hat je geleugnet, mit Assange einvernehmlichen Sex gehabt zu haben.
Assange hat sich in den letzten Jahren in unzähligen Verleumdungsklagen gegen britische Medien verschlissen, die dennoch stur auf ihrem Standpunkt der „Vergewaltigung“, derer Assange angeblich verdächtigt würde, beharrten. Und das, obwohl jeder Journalist heute wissen kann, dass sich der Tatbestand um ein geplatztes Kondom dreht, bzw. die Behauptung, es sei im Verlauf einer einvernehmlichen Liebesnacht auch zu Sex ohne Kondom gekommen – angeblich entgegen dem Willen der Schwedin. Sie forderte von Assange einen Aidstest, was er verweigerte. Sie fand heraus, dass er noch mit einer anderen Schwedin einvernehmlichen Sex gehabt hatte und beide Frauen zeigten Assange an. Genau diese Tatsachen macht die Berichterstattung des Gros der westlichen Journalisten umso rätselhafter.
Zieht man nun das große Aufhebens um die bis dato im Westen völlig unbekannte russische Punk-Band Pussy-Riot hinzu, dann wird umso deutlicher, dass mit zweierlei Maß gemessen wird. Über „Pussy Riot“, die Punkband, die 30 Sekunden in Moskaus Hauptkirche einen Gottesdienst mit Putin-Schmähungen unterbrach, wird anders berichtet. Minutenlang breitet sich die Tagesschau über den unfairen „politischen“ Prozess aus, spielt Bilder von weltweiten Unterstützern und Screenshots von Solidaritätsmails im Internet ein. Tags zuvor im wesentlich interessanteren und globaleren Fall Assange gab es nichts dergleichen.
Dabei könnte wenigstens die deutsche Leitsendung Tagesschau, die gern auf ihr weltweit größtes Korrespondentennetz verweist, durchaus mitbekommen haben, dass auch die Internet-Plattform Wikileaks im Internet ein paar Millionen Unterstützer hat, deren unermüdlicher Kampf für Assange ein paar Screenshots wert gewesen wäre. Stattdessen wird weder der dauernde verleumderische Verweis auf die angebliche „Vergewaltigung“ relativiert oder hinterfragt, noch ein Ton über die offensichtlichen Hintergründe der Auslieferungsfarce geäußert: Die Kriegsverbrechen der USA und anderer westlicher Regierungen und deren aus politischer Motivation zum Verbrechen erklärte Enthüllung. Das totale Versagen der westlichen Medien im Krieg „gegen den Terror“ in Irak und Afghanistan setzt sich heute fort in Libyen, Syrien und nicht zuletzt bei Wikileaks.
Die Verleumdung eines Whistleblowers
Was Julian Assange erleben muss, ist in seinem Arbeitsgebiet nichts prinzipiell Ungewöhnliches. Whistleblower werden regelmäßig Opfer von Rufmord-Kampagnen durch jene Straftäter, deren Verbrechen oder Verfehlungen ans Licht gezerrt wurden. Wikileaks hat grauenhafte Kriegsverbrechen der USA, der westlichen Besatzungstruppen in Irak und Afghanistan enthüllt. Mehr noch: Assange hat die Verbrechen einer abgestumpften und opportunistischen Journaille so unmissverständlich unter die Nase gerieben, dass sich keiner mehr abwenden und lapidar darüber hinweg gehen konnte. „Collateral Murder“ hat das Selbstbild des Westens, vor allem der USA ins Mark getroffen und für immer verändert. Kein Redakteur, kein Reporter konnte mehr leugnen, was dort geschehen war: Massenmord, das Abschlachten von kritischen Beobachtern, zufälligen Zeugen, helfenden Zivilisten, kleinen Kindern. Und das unter dem Namen von Freiheit und Demokratie.
Assange hat dem Westen den Spiegel vorgehalten. Was dort zu sehen war, war die banale Fratze des Krieges – nicht der saubere Krieger und humanitäre Helfer, den unsere Medien uns Jahr für Jahr zeigten. Dafür fürchten die westlichen Regierungen Assange, dass verübelt ihm auch die etablierte Journalistenzunft, die – obwohl sie von den Wikileaks-Quellen profitieren – um ihre Monopolstellung fürchten.
http://le-bohemien.net/2012/08/18/julian-assange/
Die Regierung in Quito protestierte auf die Drohung mit scharfen Worten, wirft den Briten Kolonialismus vor, mobilisiert die Weltöffentlichkeit, ruft internationale Gerichte an. Ecuador sieht Assange als politischen Flüchtling, der mit der Auslieferung an die USA und dort mit der Todesstrafe bedroht wird. Assange hat Kriegs- und Staatsverbrechen der USA und anderer Regierungen aufgedeckt und wird deshalb wegen „Geheimnisverrats“ verfolgt. Der angebliche Auslieferungsgrund nach Schweden ist jedoch eine fadenscheinige Justizposse, die ursprünglich der Verleumdung von Assange dienen sollte.
In einer kurzen Pressekonferenz gab Ecuadors Außenminister Ricardo Patino gestern bekannt, dass Ecuador eine entsprechende Mitteilung der Briten erhalten hat – was der Botschafter als unerhörten Affront betrachte, so Detlef Borchers bei heise.de. Ecuador sei souverän, keine Kolonie irgendeiner Imperialmacht und weise in aller Deutlichkeit die britische Drohung zurück. Botschafter Patino gab inzwischen bekannt, dass Ecuador dem Wikileaksgründer Asyl gewährt. Wikileaks protestiert scharf gegen die Behandlung von Julian Assange durch die Briten.
Formal gesehen könnte die britische Regierung Assange freies Geleit zum Flughafen gewähren, von dem aus er nach Südamerika ausreisen würde. Gegenüber Reuters erklärte London jedoch, dass man angesichts des schwedischen Auslieferungsgesuchs “Verpflichtungen zu erfüllen” hätte. Sollte die britische Justiz auf dem Haftbefehl bestehen, könnte der von den USA zum Staatsfeind Nr.1 erklärte Hacker also auf dem Weg zum Flughafen festgenommen werden. Und genau das ist wohl zu befürchten, wenn man das unverhältnismäßige Agieren Londons betrachtet.
„Vergewaltigung!“ Journalisten als Lynchmob
Die hysterische Atmosphäre des August 2012 wird in der Geschichte der westlichen Medien vermutlich als Tiefpunkt einer inhumanen Anti-Assange-Kampagne zu verzeichnen sein. In kaum einem deutschen Medienbeitrag über den Wikileaks-Gründer fehlte der Begriff „Vergewaltigung“ – obwohl seit langem bekannt ist, dass die dünnen Anklagepunkte der schwedischen Justiz sich maximal zwischen sexueller Belästigung und dem in Schweden sehr ausgedehnten Begriff des sexuellen Missbrauchs bewegen. Keine der beiden Schwedinnen, auf deren Anzeigen hin Assange von Interpol zur Fahndung ausgeschrieben wurde, hat je geleugnet, mit Assange einvernehmlichen Sex gehabt zu haben.
Assange hat sich in den letzten Jahren in unzähligen Verleumdungsklagen gegen britische Medien verschlissen, die dennoch stur auf ihrem Standpunkt der „Vergewaltigung“, derer Assange angeblich verdächtigt würde, beharrten. Und das, obwohl jeder Journalist heute wissen kann, dass sich der Tatbestand um ein geplatztes Kondom dreht, bzw. die Behauptung, es sei im Verlauf einer einvernehmlichen Liebesnacht auch zu Sex ohne Kondom gekommen – angeblich entgegen dem Willen der Schwedin. Sie forderte von Assange einen Aidstest, was er verweigerte. Sie fand heraus, dass er noch mit einer anderen Schwedin einvernehmlichen Sex gehabt hatte und beide Frauen zeigten Assange an. Genau diese Tatsachen macht die Berichterstattung des Gros der westlichen Journalisten umso rätselhafter.
Zieht man nun das große Aufhebens um die bis dato im Westen völlig unbekannte russische Punk-Band Pussy-Riot hinzu, dann wird umso deutlicher, dass mit zweierlei Maß gemessen wird. Über „Pussy Riot“, die Punkband, die 30 Sekunden in Moskaus Hauptkirche einen Gottesdienst mit Putin-Schmähungen unterbrach, wird anders berichtet. Minutenlang breitet sich die Tagesschau über den unfairen „politischen“ Prozess aus, spielt Bilder von weltweiten Unterstützern und Screenshots von Solidaritätsmails im Internet ein. Tags zuvor im wesentlich interessanteren und globaleren Fall Assange gab es nichts dergleichen.
Dabei könnte wenigstens die deutsche Leitsendung Tagesschau, die gern auf ihr weltweit größtes Korrespondentennetz verweist, durchaus mitbekommen haben, dass auch die Internet-Plattform Wikileaks im Internet ein paar Millionen Unterstützer hat, deren unermüdlicher Kampf für Assange ein paar Screenshots wert gewesen wäre. Stattdessen wird weder der dauernde verleumderische Verweis auf die angebliche „Vergewaltigung“ relativiert oder hinterfragt, noch ein Ton über die offensichtlichen Hintergründe der Auslieferungsfarce geäußert: Die Kriegsverbrechen der USA und anderer westlicher Regierungen und deren aus politischer Motivation zum Verbrechen erklärte Enthüllung. Das totale Versagen der westlichen Medien im Krieg „gegen den Terror“ in Irak und Afghanistan setzt sich heute fort in Libyen, Syrien und nicht zuletzt bei Wikileaks.
Die Verleumdung eines Whistleblowers
Was Julian Assange erleben muss, ist in seinem Arbeitsgebiet nichts prinzipiell Ungewöhnliches. Whistleblower werden regelmäßig Opfer von Rufmord-Kampagnen durch jene Straftäter, deren Verbrechen oder Verfehlungen ans Licht gezerrt wurden. Wikileaks hat grauenhafte Kriegsverbrechen der USA, der westlichen Besatzungstruppen in Irak und Afghanistan enthüllt. Mehr noch: Assange hat die Verbrechen einer abgestumpften und opportunistischen Journaille so unmissverständlich unter die Nase gerieben, dass sich keiner mehr abwenden und lapidar darüber hinweg gehen konnte. „Collateral Murder“ hat das Selbstbild des Westens, vor allem der USA ins Mark getroffen und für immer verändert. Kein Redakteur, kein Reporter konnte mehr leugnen, was dort geschehen war: Massenmord, das Abschlachten von kritischen Beobachtern, zufälligen Zeugen, helfenden Zivilisten, kleinen Kindern. Und das unter dem Namen von Freiheit und Demokratie.
Assange hat dem Westen den Spiegel vorgehalten. Was dort zu sehen war, war die banale Fratze des Krieges – nicht der saubere Krieger und humanitäre Helfer, den unsere Medien uns Jahr für Jahr zeigten. Dafür fürchten die westlichen Regierungen Assange, dass verübelt ihm auch die etablierte Journalistenzunft, die – obwohl sie von den Wikileaks-Quellen profitieren – um ihre Monopolstellung fürchten.
http://le-bohemien.net/2012/08/18/julian-assange/