Das mit der Wahrnehmung ist so eine Sache....
Es gibt tatsächlich Gegenden, da steigt die Gewalt an - in der Breite für Gesamtdeutschland ist das allenfalls moderat, und die Ausländer sind kaum mehr spürbar als die ansteigende Gewaltkurve durch derzeit vor allem rechtsextremen GEdankengut nahestehenden Personen - wobei ich hier ausdrücklich sage, dass rechts oder links für die Gewaltbereitschaft mehr dem Zeitgeist geschuldet sind - derzeit ist das Pendel hat weit rechts.
Mittelfristig gesehen ist die Kriminalitätsrate in Deutschland seit vielen Jahren eher auf dem Rückzug - nur die subjektive Wahrnehmung sagt immer wieder was anderes, weil man in der Zeitung oder mehr noch dem Internet ja vor allem nach solchen Nachrichten sucht, und diese dann auch findet. Denn irgendwo in Deutschland findet immer gerade ein Verbrechen statt.
Ich habe recht guten Zugriff auf Stromausfälle in deutschen Städten. Da hast du ein ähnliches Phänomen. Täglich kann ich dir einen Stromausfall in einer der Städte mit mehr als 20.000 Einwohnern benennen - oft sind es sogar zwei oder drei Stromausfälle. Und dennoch liegt der Erwartungswert für einen Stromausfall in einer konkreten Stadt bei 10-15 Jahren - was im Einzelfall auch bedeuten kann, dass du 30 Jahre keinen einzigen Ausfall bemerkst.
Wenn du sagst, dass Menschen die zu Gewalt aufrufen RECHT haben, dann bist du schon auf ihrer Spur.
Es gibt den sog. Kantschen Imperativ (Kategorischer Imperativ) - „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“
Überleg dir mal, was tatsächlich passiert, wenn du die Gewaltakzeptanz zum allgemeinen Gesetz machst.....ist das eine Welt, in der du leben möchtest?
Wenn eine Haltung entsprechend dieses Imperativs nicht wirklich taugt - dann ist sie zu verwerfen.
Da fällt mir viel dazu ein. Erst mal muss man raus aus subjektiven Empfindungen. Oft genug wird keine Wurst vom Brot genommen, weil weder Brot noch Wurst im Spiel sind.
WENN aber objektiv geklaut wird, dann gibt es in unserem Gemeinwesen auch für diesen Fall klare Spielregeln. Und die geben dir die Möglichkeit der Anzeige, mit allem was danach passiert.
Selbstjustiz ist aus gutem Grund kein Mittel der Wahl in einer Demokratie - es gibt genug klassische Dramen, die das Thema Selbstjustiz beleuchten - mit all ihren Folgen, wenn es beispielsweise um Irrtümer geht.
Im Prinzip sind sich bei dieser Haltung sowieso weitgehend alle einig. Wer Gastrecht missbraucht, kann nicht erwarten, als Gast willkommen zu sein.
Nur - streitig ist immer wieder, wer mal eben den Mißbrauch wann und aufgrund welchen Anlasses feststellen darf. UND: welche Folgen dann noch angemessen sind, und welche nicht.
Für einen Nazi reicht es schon, dass ein Ausländer sagt, dass er gerne in Deutschland mal Urlaub machen würde - und schon hat der Ausländer sein Gastrecht mißbraucht.
Und Mißbrauch? Man sollte schon noch unterscheiden, ob es sich um einen psychisch durch Kriegseinwirkungen gestörten kranken Flüchtling handelt, oder um einen Wirtschaftsflüchtling, der nicht weiß, wie er sich zu benehmen hat.
Das Alter sollte wohl auch eine Rolle spiele - der 12 jährige ist anders zu bewerten als der 40-jährige.
Und: Wenn nach einem einjährigen stressigen Aufenthalt in einem Flüchtlingsheim nach dem Anderen, immer wieder Tür an Tür mit Menschen aus Staaten, wegen derer Gewalt ich geflüchtet bin - beständiger Stress, ob ich morgen noch da bleiben kann oder doch einen negativen Bescheid bekomme, kein Arbeitsrecht, keine Familie in der Nähe, ... ... ... vielleicht auch noch Druck durch die Behörden, den Leiter der Anstalt und und und.....wenn dann mal in einer Frustreaktion Menschen sich daneben benehmen, dann ist das sicher auch auf die äußeren Umstände mit zurückzuführen. Das rechtfertigt noch immer kein Fehlverhalten - aber es zeigt auch auf, dass man schon auch bemessen muss, in welchem Gesamtzusammenhang was passiert ist.
Und: Soll dann bei jeder kleinsten Tat gleich abgeschoben werden? In ein Kriegsgebiet?
Das gefährliche an Populisten ist, sie verallgemeinern. Ein Demokrat darf das nur in engem Rahmen. Man muss schon genau hinschauen!
Und dann: Die Gesetzeslage in Deutschland ist nicht so arg weit entfernt von dem, was du beschreibst - nur - weil Abschiebungen ein ziemlich drastisches Mittel sind, reicht eben nicht der kleine quer steckende F..... aus, damit es gleich zur selbigen kommt.
Keine Frage - die pressewirksamen seltenen Vergewaltigungen, Morde u.ä. sind eindeutige Fälle. Umgekehrt aber wird der Schuh draus - nicht jeder Ausländer ist gleich ein Vergewaltiger, und viele wollen ernsthaft auch temporär oder auch längerfristig eine Heimat in Deutschland finden.
Mache dir klar: Wir bräuchten in Deutschland eigentlich fast keine Gesetze! Wir brauchen sie nur deshalb, weil 1-2% der Menschen entgegen dem gesunden Menschenverstand rücksichtslos agieren.
Deshalb werden die Gesetze nicht falsch - nur die meisten kennen die Gesetze gar nicht im Detail, und halten sie dennoch ein.
1-2% Sträflinge findest du auch bei Ausländern - selbst wenn aufgrund der oft schwierigen Umstände der Anteil dort 100% höher wäre, wären es nur 2-4%. Mit harten Zwangsmaßnahmen bestrafst du aber immer auch die 96% derer, die eigentlich ganz gut auch mit uns zusammenleben wollen und dies auch einfach tun.
Also das, was unsere Busfahrer, Rettungssanitäter, Feuerwehrmänner und oft genug auch Bademeister oder Bürgermeister so erleben, hat wenig mit Ausländern zu tun. Es sind schon die eigenen Bürger, die einfach keinen Respekt und Anstand mehr besitzen. Populismus und Extremismus ist hier eine Ursache - nicht die Folge.
Das siehst du viel zu vereinfacht. Das Gesamtgemengelage war schon so, dass einerseits die Extremisten Unruhe geschürt haben (sowohl Rechts wie Links) und andererseits in der Folge das Volk nach dem starken Mann gerufen hat.
Wegschauen war auch eine Zier. Da verschwand ein Jude (ein unbescholtener Händler, mit einer liebenswerten Frau und einer süßen Tochter), und niemand schaute hin. Jeder war sich selbst der nächste.....und wenn man selbst der Nächste war, suchte man verzweifelt nach Hilfe, und nur wenige hatten den Mut und den Chuzpe, dann zu helfen.
Hitler hat genau beschrieben, was seine Ziele waren. Und solange alles gut ging, gehörten ausreichend viele zu den Siegern, also hat man das Schlechte nicht beachtet. Wer heute ernsthaft sagt, die Menschen damals wussten nicht, dass die NSDAP mit harter Hand gegen Juden, Ausländer und Andersdenkende vorgehen wollte - der muss schon verdammt naiv gewesen sein. Richtiger ist wohl, dass oft genug unterschwellig gedacht wurde, gut, wenn es mal ein paar andere trifft - ich gehör ja zu den Guten!
Die Angst vor der Roten Revolution....war auch so eine geschürte Angst! Denn tatsächlich haben die Kommunisten in Deutschland nicht wirklich Wahlen gewonnen! Wer da genauer hinschaut sieht, dass die Kommunisten regelmäßig deutlich unterhalb von 20% waren - bei nationalen Wahlen sind sie in der Spitze auf 11,9% gekommen. Eine wirklich dramatische Bedrohung......selbst zusammen mit der SPD waren die Wahlergebnisse nicht so, dass das nach einer Revolution aussah.
Na ja - wenn ich zu sehr vom Mainstream beseelt bin, dann bist du wohl zu sehr von Extremisten beseelt - gibt dir das zu denken?
Ich hindere staatliche Organe, die auf der Basis des Rechts agieren in keiner (!) Weise daran, für Ruhe und Ordnung zu sorgen.
Das kann man von Extremisten nicht in gleicher Weise behaupten.
Wer also sind die Bedroher von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit?