Bildungssystem fair gestalten heisst nicht gleiche Bildung für alle!
Zunächst einmal sollten wir uns darüber klar werden: Zu glauben, jeden Jugendlichen mit einem vergleichbaren Bildungsstand aus der Schule entlassen zu können ist utopisch!
Bringen wir es mal auf den Punkt: Menschen sind unterschiedlich intelligent oder anders ausgedrückt: Es gibt besonders dumme, es gibt besonders intelligente und die große Mehrheit liegt irgendwo dazwischen. Es wird als immer Menschen geben, die auch bei sehr guter Förderung ein bestimmtes Bildungsniveau nie überschreiten werden. Diese Feststellung mag mancher jetzt als arrogant oder abwertend betrachten und Politiker würden das natürlich nie offen formulieren (wären sie auch dumm, weil sie sofort böse Kritik einstecken müssten), aber es hilft ja nichts die Augen vor der Realität zu verschließen.
Ein gutes Bildungsniveau kann auch nicht alleine durch die Schule erreicht werden. Es gehört eben auch zum Eltern sein, den Kindern Tag für Tag soziale Kompetenzen und Allgemeinbildung zu vermitteln oder sie bei der Bewältigung der schulischen Aufgaben zu unterstützen. Man kann nicht erwarten, dass der Staat alle diese elterlichen Aufgaben übernimmt.
Gab es nun in der Vergangenheit auch für Menschen mit geringer Bildung genügend Arbeit, ist es heute, da wir auf dem Weg zur Informationsgesellschaft sind, natürlich deutlich schwerer für diese Menschen ein (Arbeits)leben auf gutem Niveau zu führen. Man muss sich ja nur einmal anschauen, welche Anforderungen z.B. an einen Elektriker vor 30 Jahren gestellt wurden und was dieser heute können muss. Die Anforderungen in den meisten Berufen sind deutlich gestiegen! Das heisst im Umkehrschluss: Wo ein Schulabgänger mit mäßigem Abschluss vor 20 Jahren gerade noch so einen Ausbildungsplatz ergattern konnte und somit eine Grundlage für das weitere Arbeitsleben hatte, fällt er heute durch das Raster und verliert den Anschluss an die Gesellschaft.
Zwischenfazit: Mögen die Bemühungen des Staates noch so hoch sein - man wird es nie schaffen alle Menschen fit für die Arbeitswelt zu machen. Es wird immer einen 2-stelligen Prozentsatz geben der den Anschluss verliert!
Das heisst aber natürlich nicht, dass unser Bildungssystem keine Reform benötigt! Es gibt so viele Kritikpunkte die ja alle schon diskutiert wurden. Und vieles könnte man schon mit relativ einfachen Mitteln verbessern. Eine Kindergartenpflicht würde z.B. dafür sorgen, dass die Startbedingungen zum Schulbeginn für alle Schüler ausgeglichener sind. Die Entstehung von sprachlichen und soziale Barrieren könnten schon im Vorschulalter verhindert oder zumindest deutlich vermindert werden. Viele Kinder aus Familien, in denen sie keine Unterstützung erhalten, hätten so die Chance, nicht gleich zu beginn ihrer Schulzeit abgehängt zu werden.
Dazu kommen dann noch der Föderalismus (welch ein Wahnwitz sich in einer globalisierten Welt 16 Schulsysteme zu leisten), überladene und falsch zugeschnittene Lehrpläne, das 3-gleisige Schulsystem (ich sage nur Abstellgleis Hauptschule), etc.
Ein faires Schulsystem wäre also für mich ein System, das allen Schulkindern die Chance gibt, auf vergleichbaren Niveau in die Schulzeit zu starten und das Kinder nicht schon im Alter von 10 Jahren aus der Leistungsgesellschaft aussortiert (Hauptschule), sondern ihnen mehr Zeit lässt sich zu entwickeln. Durch Ganztagsschulen könnten zusätzlich auch die Chancen von sozial benachteiligen Kindern deutlich gesteigert werden. Wenn der Staat das schaffen würde, wäre glaube ich schon sehr viel gewonnen.
Ich bin aber nach wie vor der Meinung, dass den Unterschied zwischen einem normalen, guten oder sehr guten Bildungsniveau nur die Eltern und das soziale Umfeld des Kindes herstellen können. Denn in erster Linie sind immer die Eltern für die Erziehung und die Bildung ihres Kindes verantwortlich!