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Ich denke nicht, dass man echtes Mitgefühl unterrichten kann. Den Anschein von Mitgefühl, ja, den kann man unterrichten oder auch erwerben, selbst wenn man bar jeden Mitgefühls ist. Sehr einprägsames Beispiel sind hier die Deutschen, die sehr zart und vorsichtig, ja liebevoll mit den Frauen und Kindern umgingen, die sie in die Kirche brachten um sie anschließend gnadenlos anzuzünden. Übrigens nachdem man sie vorher gezwungen hatte, zuzusehen, wie ihre Männer und älteren Söhne erschossen worden sind.
Überlebende konnten diesen Widerspruch zwischen Anschein und Tun ihr Leben lang nicht auflösen. Ich folge hier Arno Gruen und seiner Argumentation, dass bei diesen Soldaten jegliche Fähigkeit zu echtem Mitgefühl ausgelöscht war, sie aber durchaus noch in er Lage waren, so zu tun als ob, also den Anschein zu wahren.
Kinesiologisch ist Mitgefühl eine Kopf-Bauch-Verbindung. Also eine kulturelle Fähigkeit. Sie stellt sich durch kulturelle Bildung ein, Literatur, Kunst, Musik..., durch liebevollen Umgang miteinander und der Vermittliung der Gründe für Mitgefühl. Wie Du selbst schreibst, wurde bei den Soldaten vorhandenes Mitgefühl durch Gehirnwäsche zerstört, sie wurden also vorsätzlich psychisch krank gemacht, damit das konstuktive Arbeiten in destruktives Morden verändert werden konnte. Ja, dazu neigen Armeen. Kein US-Soldat würde freiwillig Völker des Nahen Ostens überfallen, er wird eben dazu manipuliert. Wenn Soldaten ein Land verteidigen, dürfen sie psychisch gesund sein. Für Überfälle müssen sie seelisch verstümmelt werden.
Das wichtigste für Mitgefühl ist demnach seelische Gesundheit. Wir erzeugen also Mitgefühl durch Fairness, Chancengleichheit, Persönlichkeitsentwicklung, Individualitätsförderung, Bildung und ausreichende (sekundäre) Verteilungsgerechtigkeit. Diese Dinge werden durch Kapitalismus verhöhnt, so wächst das Heer der Psychopathen und die negative Charakterselektion. Unterrichtung von Mitgefühl ist also etwas Ganzheitliches und nicht nur ein Lernstoff. Wobei wir wieder in der Nähe der Mathematik, Kunst oder Erdkunde sind, denn das gilt ja wieder für alles was wir unterrichten.
Die Professoren an den Hochschulen wissen das auch, darum schreiben zB. Hilbert Meyer oder Marianne Gronemeyer ihr Wissen auch in Bücher und entziehen sich dadurch dem Reglement. Die Schulbehörden freilich begreifen so etwas nicht. Sie haben aus dem Unterricht eine Sortieraufgabe zur Qualifikation gemacht. Das ist nichts anderes als der Grundfehler der Wirtschaft, die Änderung des Bedürfnisses in den Bedarf. Bei so viel Zerstörungswut kommt der seelische Niedergang ganz von alleine. Danach bricht die Familie zusammen und schließlich die Gesellschaft. Der Staat als Zombie hält sich noch ein wenig, irgendwann ist es aber mit ihm auch zuende. Deutschland ist längst innerlich enthauptet.