Die Ballade vom guten Menschen
"Will Euch erzählen die Geschichte,
von einem Menschen gut und lieb.
Las nie eine Regung in seinem Gesichte,
weiß nicht, was zu guten Taten ihn trieb.
Er wollte viele Freunde haben,
denn er war reich und hatte Geld.
An Dankbarkeit tat er sich laben,
feierte sich selbst jeden Tag als Held.
Penibel führte er eine Liste
von allem was er gut getan.
Verwahrte sie in einer Kiste,
damit er es stets belegen kann.
Die Achtung, die man ihm hier zollte,
war ihm nicht wichtig auch nichts Wert.
Sogar Freunden die er einst gern wollte,
hat verächtlich er den Rücken gekehrt!
Aus seiner Liste wurden Listen,
für ihn der allergrößte Schatz.
Aus einer Kiste wurden Kisten,
für seinen Himmelsehrenplatz.
So blieb der Erdenmensch allein,
stets lauernd, wo er helfen konnte.
War auch sein Dasein trist und klein,
er sich in seinen Taten sonnte.
Dann kam der Tag, wo Gott ihn rief,
sein Erdenleben musste enden.
Schwer bepackt er sie nun verließ,
die Kisten stolz in beiden Händen.
Die stellt er stolz dem Herrgott hin,
siegesgewiss mit stolzem Blick.
Hatte doch erfüllt des Lebens Sinn,
er schenkte so vielen Menschen Glück.
Umringt von seiner Engelschar,
hörte er verdutzt Gottvater fragen.
Wo denn die Freude zu finden war,
bei seinen nachweisbaren Taten?
Auch Dankbarkeit würd er vermissen,
erklärte ihm der Herrgott dann.
Grad, die gehörten in die Kisten,
wenn man von Herzen schenken kann.
Nur wer mit reinem Herzen gibt
und Freude hat am schenken.
Beweist, dass er die Menschen liebt,
fremd ist ihm Vorteilsdenken
Man achtet Freud und Dankbarkeit,
bewahrt sie tief im Herzen.
Sie führen doch zur Seligkeit
leuchten wie tausend Kerzen!
So sprach der Schöpfer will berichten,
denn dieser traf einen weisen Entschluss.
Die Koffer samt Listen befahl er zu vernichten,
weil man mit Gepäck dort nicht anreisen muss!"
© Celine Rosenkind, 2008