Die Linken sind leider entwicklungsunfähig, weil sie ihre inhaltliche Arbeit nicht machen.
Ich finds immer lustig, wenn die Ich-bin-doch-gar-nicht-rechts-Rechten wieder mal über "die Linken" (was zwischen FDP-Mitglied und Pol-Pot-Steinzeitkommunist so ziemlich alles sein kann) herziehen und ihnen vorwerfen, irgendwelche "Arbeiten nicht zu machen". Weil dieses "sich die Arbeit machen" so schön links ist (LOL!).......
Hier die Arbeit, die verweigert wird:
1. Eine Abgrenzung von religiösen zu bildenden geistigen Inhalten
2. Ein funktionierendes ganzheitliches Menschenbild mit einer dazugehörigen humanen Verantwortungsethik
3. Eine Anpassung der Maslow-Pyramide an die tatsächlichen Bedürfnisse der heutigen Zeit
4. Eine Geschichte die nicht nur vom siegreichen kapitalistischen Militär geschrieben ist
5. Eine Geld- und Wirtschaftstheorie die nicht nur in Krisen funktioniert, so dass zum Funktionieren nicht eine Dauerkrise aufrechterhalten werden muss
6. Eine Kunst- und Kulturtheorie und eine Abgrenzung zur Propaganda
7. Eine umsichtige Anwendung der biologischen Kenntnisse über Populationen und Symbiosen auf politische und gesellschaftliche Sachverhalte
8. Eine Abgrenzung zum Marxismus, Stalinismus und Maoismus
9. Hegelsche Dialektik, so dass die Linken untereinander Frieden halten können
10. Eine schlüssige Definition und Theorie der Menschenwürde
11. Eine soziale Bildungsreform mit Chancengerechtigkeit
12. Eine geeignete Priorität der Rechtsgüter, die insbesondere das Leben über das Eigentum stellt.
13. Eine Beendigung des Klassenkampfes, mit der Garantie an die Reichen, dass sie nicht um ihr Leben zu fürchten haben, so dass sie teilen können.
1. Müsstest du mal etwas genauer erklären (wenn du bereit wärst, dir diese Arbeit zu machen....)
2. "Ein funktionierendes ganzheitliches Menschenbild mit einer dazugehörigen humanen Verantwortungsethik" hat auch der Kapitalismus nicht wirklich. Das wird nicht nur von Land zu Land, sondern auch von Ideologie zu Ideologie unterschiedlich gehandhabt. Im Kapitalismus ist nicht einmal sicher, ob die unterschiedlichen Ideologien und Ethiken wirklich immer toleriert werden. Was wir als ganzheitliches Menschenbild haben, ist grösstenteils christlich beeinflusst, aber selbst da gibt es keine Konstanz.
3. Wer meint, die Maslowsche Pyramide müsse sich "den Bedürfnissen der Zeit" anpassen, hat nicht kapiert, dass ebenjene Pyramide dafür geschaffen wurde, die Bedürfnis-Stufen des Menschen abzubilden und nicht die "der Zeit". Diese Pyramide hat immer noch ihre Gültigkeit, man muss schon Menschenfeind sein, um sie derartig platt infrage zu
stellen.
4. Die Geschichte der Linken ist überwiegend die Geschichte von Siegen eines kapitalistischen Militärs? Meinst du das ernst?
5. Es ist ja schon bemerkenswert, dass du überhaupt zugibst, dass es überwiegend Linke oder ihre sorte Politik sind, die die finanziellen Bruchlandungen des hochgepushten Kapitalismus auszubaden haben. Wie wärs, wenn ihr Kapitalismus-Verfechter mal anfangt, etwas weniger egoistisch zu denken?
6. Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung, was eine explizit linke Kunst- und Kulturtheorie am Ende bringen soll, ausser einer allegmeinen Komplettverkrampfung in der Sache. Gerade wir Deutschen sollten uns mal langsam von so etwas freimachen.
7. Nenn ich mal ne nette Umschreibung für Rassismus. Würd ich vieleicht anders und differenzierter sehen, wenn man das Wort "biologisch" durch "gesellschaftlich" austauschen würde.
8. Eine Abgrenzung zum Stalinismus findet längst statt, ich kann auch nichts dafür, dass du in jeder Telekom-Aktie in Staatsbesitz oder jeden ostdeutschen Nazihasser gleich Stalinismus sehen willst. Mit Maoismus wird es nicht viel anders sein, kann aber sein, dass er im Westen Deutschlands bei marginalen Parteien a la MLPD noch ne Rolle spielt - hier in Berlin so gut wie gar nicht mehr. Dass ein Linker sich vom Marxismus distanzieren soll, macht wenig Sinn - es sei denn, man definiert Sachen als "Marxismus", die damit trotz interner Proklamation wirklich gar nichts zu tun haben, z.B. die nordkoreanische Juche-Ideologie.
9. Die Linken halten untereinander längst Frieden - erkennt man an den zahlreichen Koalitionen miteinander.
10. Es wäre mir neu, wenn irgendwer eine schlüssige und vor allem unveränderbare Definition und Theorie der Menschenwürde besitzen würde. Ausser der Theorie, dass man einen Menschen nicht wie ein Tier zu behandeln hat, wobei es da, dank Tierschutz, auch immer weniger Unterschiede gibt.
Was ist so schwer daran zu verstehen, dass man einen Menschen wie einen Menschen zu behandeln hat, und nicht wie Schlachtvieh?
11. Verbuch ich als Blabla im Sinne von "viel und nichts gesagt".....
12. Eine derartige Priorität gibt es längst - als Rechter müsstest du gerade das ja richtig dolle kritisieren. Oder wilst du mir erzählen, dass Sachen wie Regulierung und Mieterschutz eher rechts zu finden sind?
13. Solange es die Klassenwidersprüche gibt, wird es auch so etwas wie Klassenkampf geben. Wobei das Wort weitaus martialischer ist als seine heutige Bedeutung: die Tatsache, dass man früher oder später einen Kompromiss finden muss, bedeutet nicht, dass man jeden Kompromiss gleich annehmen muss. Die Zeit, wo man alle Reiche gleich einen Kopp kürzer machen wollte, sind zumindest bei uns inzwischen vorbei. Die überlebensfähigstens Systeme sind Mischsysteme, die den Reichen durchaus ihren Reichtum lassen.
Zu dem anderen, längeren Post von zwei2raben äusser ich mich später noch mal ausführlicher - es sei denn, man ist hiermit schon überfordert....