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Don Alphonso`s nächstes Meisterwerk
Zur Zeit kurz frei lesbar bei WON, in ein paar Stunden wieder verschwunden bei Welt+
Daher hier ganz einkopiert.
https://www.welt.de/kultur/stuetzen...nso-Schoen-war-s-das-gelobte-Deutschland.html
Zur Zeit kurz frei lesbar bei WON, in ein paar Stunden wieder verschwunden bei Welt+
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Das gelobte Deutschland
Es hätte gut werden können, aber jetzt kommt eine Rezession, und die ideologischen Spaltungen der bleiernen Merkeljahre werden hässlicher: Als alter, weißer Mann checkt man besser seine Privilegien und sichert sie im Ausland.
Ich weiß genau, was Sie jetzt denken, und Sie haben recht! Aber der Umstand, dass ich eine Badehose mit den Farben und dem Muster des Hawaiihemds von Tom Selleck in „Magnum“ trage, ist dem Pech geschuldet, dass ich meine reguläre Badehose am Tegernsee vergessen habe. Also kaufte ich in San Vincenzo nach, was es eben so gab. Hier kennt mich keiner. Hier kann ich auch geschmacklich herausfordernde, rote Badeshorts tragen, und in einem Plastikring mit goldenem Glitzer im Meer treiben, den Blick auf Elba gerichtet und meine Erwerbsarbeit vergessen. Die wäre übrigens deutlich einfacher, wenn ich nicht genau der wäre, der ich bin.
Denn wenn ich ein anderer wäre, könnte ich im Gegensatz zu anderen, die Vermögen nur aus Erzählungen kennen, kenntnisreiche Beiträge über soziale Gerechtigkeit verfassen, und dabei über Leute herziehen, die so wie ich sind. Davon leben etliche Journalisten und Autoren, darüber machen sie Podcasts und treten beim Deutschlandfunk auf, und eigentlich fehlt mir nur ein Vorfahr, der in einem afrikanischen Kolonialkrieg Maschinengewehre auf Eingeborene richten ließ: Ansonsten habe ich vieles, was man für ein klischeehaftes Feindbild so braucht. Ich bin nicht mehr jung, trotz meiner dunklen Hautfarbe immer noch weiß, habe einen deutschen Pass, bin heterosexuell und fahre gern schnelle Autos, die viel Benzin verbrauchen. Ich bewohne allein genug verschwenderische Wohnfläche, um ganze Pferche von Journalistenschülerjahrgängen aufzunehmen, und die Absurditäten der bleiernen Merkeljahre haben, ohne dass ich etwas dafür getan hätte, diesen obszönen Wohnluxus auch noch so wertvoll werden lassen, wie für Sterbliche die Miete unbezahlbar wurde. Schauen Sie mich nicht so an, ich schreibe seit zehn Jahren dagegen an, es liegt sicher nicht an mir, dass diese Frau immer noch im Amt ist.
Ich habe den Hashtag #Langstreckenluisa erfunden, glaube nicht an Schweden, betrachte den kommenden Untergang von Hamburg in der Polkappenschmelze als zumutbar, und hoffe auch, lang genug zu leben, um nach dem nächsten SED-Sturz die Verantwortlichen und Mitläufer diesmal nicht mit Soli, sondern mit ein paar Jahren Uranbergwerk belohnt zu sehen. Obendrein bin ich der Meinung, dass Trump in Sachen Arbeitsmarkt in etwa die Politik macht, die meine frühere Partei, die SPD, machen sollte. Meine Geschlechterrollen verdanke ich im großen und ganzen „Magnum“, „Miami Vice“, „Don Giovanni“, Diderot und Mirabeau. Ich bin hier am Strand in meiner Magnum-Badehose also ziemlich genau das, was andere gern als privilegierten, alten, weißen Mann bezeichnen, der einen Großteil seines Glücks seinem Clan zu verdanken hat.
Ja. Also. Auch in unseren Konzerthinterhöfen wird über Alterung und Schrumpfung unschön gesprochen, und obwohl beides natürliche Prozesse sind, darf dieser Levit weiter Interviews zu seinen politischen Überzeugungen geben. Das gilt als gesellschaftlich vertretbar. Im Deutschlandfunk wurden Gretakritiker auch schon als Proll-Primaten bezeichnet. Es ist daher nicht ganz unzutreffend anzunehmen, dass die Einschläge näher kommen, und mittlerweile könnte man fast auf die Idee kommen, in der Bundesrepublik gäbe es eine Kaste aus Aktivisten, Journalisten und Politikern, die der Meinung sind, unsereins sollte nicht nur verbal abgewertet, sondern tatsächlich auch bestraft werden. Gerade so, als wären wir leichte Opfer und würden freiwillig etwas hergeben.
Das fügt sich leider lückenlos in das Bild, auf dem weitere Pfuscher herumklecksen. Ein anderer Vorschlag sind ein Prozent Vermögenssteuern zum Verkehrswert der Immobilien, womit in unserem Fall die Mieteinnahmen mitsamt den anderen Steuern, Kosten und Abgaben weitgehend weg wären: Als Vermieter großer, günstiger Wohnungen zahlt man heftig, und wird geradezu genötigt, besser Kleinstlöcher zu Maximalpreisen zu vermieten. Ich bin alles andere als angetan von den vielen Artikeln und Beiträgen, die Mietern erklären, wie sie nach der Mietpreisbremse ihre Mieten drücken könnten – das schreibt sich ebenso leicht, wie unerquicklich das letztlich für beide Seiten wird. Natürlich kann man das Geschäft unattraktiv machen. Man kann Kleinvermieter, zumal, wenn sie älter sind und keine Lust mehr auf den Stress mit Mietern und Ämtern und immer neuen Vorschriften haben, in den Verkauf treiben. Dann wird eben der Mietmarkt deutlich kleiner, weil nur noch für den Selbstbezug gekauft wird, und der Neubau einbricht. Das wäre allerdings nur typisch für unsere Zeit.
Denn für die fragwürdige Bekämpfung der Symptome der selbst verantworteten Fehlentwicklungen auf Kosten anderer Leute gibt es heute kein Regulativ mehr. Im Gegenteil, mit dem Ausstieg vom Atomausstieg und dem Wiedereinstieg, verbunden mit der Brennstoffsteuer für Atomkraftwerke, die komplett scheiterte und nun von der Allgemeinheit bezahlt werden muss, hat auch die CDU vorgeführt, dass sie hochgradig inkompetent ist, im Sinne der Bürger zu arbeiten. Die CDU hat die erste Mietpreisbremse mitgemacht und nun die Verschärfung der angeblich „vorübergehenden Maßnahme“. Wenn ihr Fraktionsvorsitzender im Bundestag jetzt schon sagt, man könnte auch das Klimapaket nächstes Jahr noch ändern, ist eigentlich klar, wo die Reise hingeht: Noch mehr Lasten für die Bürger ohne Chance, jemals wieder aus den Interventionsspiralen auszusteigen. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob jemals Rot-Rot-Grün im Bund kommt: Das Wirtschaftsverständnis der Grünen ist genauso ausgeprägt wie bei der SPD, und die CDU passt sich opportunistisch an. Der Schlachtruf „kein Recht auf Rendite“, den gerade erst wieder eine vom Steuerzahler finanzierte SPD-Mitarbeiterin im „Freitag“ publizierte, zeigt da recht schön, wohin die Reise gehen wird.
Nun war ich in meiner Heimatstadt selbst SPD-Mitglied, und zwar in einer Zeit, da die SPD den Arbeitern noch versprach, höhere Löhne und kürzere Arbeitszeiten würden sie zur Verbesserung ihrer Lebensbedingungen führen. Darunter verstand man – und versteht in der Provinz noch heute – das eigene Haus im Grünen, mit Garten und glücklichen Kindern, und das Haus auch als Sicherheit für später, wenn man in Rente ist, eventuell in ein Heim muss und die Kosten durch Miete beglichen werden. Die Autorin des „Freitag“, die der SPD-Bundestagsfraktion zuarbeitet, lehnt dagegen vermietete Immobilien als Sicherheit ab. Das ist ein Wandel in der Vorstellungswelt: Weg vom Arbeiter, der etwas aufbaut, um sich selbst abzusichern, hin zum urbanen Hipster, der einfach keine Lust hat, mehr Miete zu bezahlen und darauf zählt, dass der Staat das System für ihn passend einrichtet. Meine Kollegen in der Audi und meine Genossen in der SPD nannten solche Leute wenig verständnisvoll Schmarotzer, Drückeberger, Parasiten und Haderlumpen. Ich nehme an, wenn ich das heute so in einem sozialen Netzwerk schreiben würde, würde man mich mit dem von der SPD, der CDU und vielen Grünen unterstützten NetzDG sperren lassen.
Denn soziale Gerechtigkeit wird heute nicht mehr an jenen gemessen, die wertschöpfend arbeiten oder wenigstens erhalten, sondern auch an egomanen Selbstverwirklichern, die glauben, ein Anrecht auf Bereicherung zu haben. Manche werden sagen, ich säße da im Glashaus, weil ich selbst auch nur Texte nach meinem Geschmack schreibe: Aber es ist ein Unterschied, ob ich das im Wissen um das Vermögen von vielen Dekaden Vermietung und Grundbesitz tue, oder wenn jemand meint, er könnte es ohne Sicherheit tun, und am Ende müsste die Allgemeinheit einstehen. Manche gesellschaftlichen Gruppen – Altenpfleger, Regaleinräumer, Gastwirte, Nebenerwerbsbauern, die auch oft von Armut und Scheitern bedroht sind – kommen da nicht weiter vor. Eine relativ kleine, urbane Schicht, die ihre Begehrlichkeiten effektiv artikulieren kann, hat durch Nähe und Vernetzung eine Stimme in der Debatte, von der der Paketausfahrer und die Kantinenköchin nur träumen können. Diese Gruppe hat zudem unbegrenzt Zeit, im Netz ihr Anliegen nah an Politik und Medien darzustellen. Im Ergebnis wird Gendergerechtigkeit in Videospielen ein Thema, die drohende Altersarmut, fehlender Nachwuchs im Handwerk und der Untergang der Bäckereien dagegen kaum – zu kompliziert, zu banal, da kann man nichts machen. Aus dieser Fähigkeit zur Erregung und der Umsetzungspraxis mit schnellen, simplen Lösungen erwächst die Debatte um die Erbschaftssteuer, die man so zusammenfassen kann: „Die Erben haben mehr als ich, die kaufen einen Hof in Brandenburg und ich kann meine Nebenkosten nicht bezahlen, ich will das auch und ich schreie so lang, bis es ihnen weggenommen wird“. Es ist ganz erstaunlich, wie weit man mit dieser Einstellung kommt, und zum ernsthaft diskutierten Thema wird. Fraglos wird jede neue Koalition, wie immer sie auch aussehen wird, die Erbschaftssteuer neu regeln. Der Druck erlaubt es ihr, den Eingriff als Umsetzung des Volkswillens auszugeben, auch wenn das Volk bei mir daheim, wo die Hauseigentümerquote recht hoch ist, ganz anders denkt. Und es ist jetzt schon klar, dass die Lösung plebspopulistisch und zu meinem Nachteil sein wird.
Wie man das macht, hat die Kaste seit 2015 gelernt. Man behauptet, es gäbe einen Notstand, für den man sofort handeln müsste, man erhebt diese Handlung zur moralischen Pflicht, man macht „Wir schaffen das“-Propaganda, auch wenn die Überforderung offensichtlich ist. Wenn eine Kölner Silvesternacht passiert, werden regierungsgeförderte Aktivistinnen eingespannt: Die können dann, begleitet von den durch Zwangsgebühren finanzierten, halbamtlichen Medien und befreundeten Medienaktivisten, Aktionen wie „Ausnahmslos“ ins Leben rufen, denen zufolge eben alle Männer, auch die Deutschen, „so“ seien. Die Moralpolitik hat die absoluten Worst Cases von Gruppenvergewaltigungen und den Sexualmord an einer Jüdin in Deutschland weggewischt, sie hat Dealern Raum gegeben und die Terrorgefahr sträflich unterschätzt. Sie hat Leute finanziert, die anderen Ländern gegen ihren Willen eine deutsche Migrationspflicht aufgepresst haben, ohne jede Rücksicht auf die Folgen für Europa. Die ebenso fatalen wie absehbaren Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt in Deutschland werden jetzt mit dem Druck auf Vermieter beantwortet. Vor 20 Jahren war der Kampf gegen das westliche Bürgertum zugunsten der Migration als Strafe für Kolonialisierung und Kapitalismus noch eine Vision in linksextremen Zirkeln. Heute steht dahinter eine ganz große Koalition. Bei der angeblichen Klimakrise ist sie auch wieder aktiv, und wird nicht müde, den Kapitalismus verantwortlich zu machen – obwohl die Kommunisten in China ihre Kohleförderung ausbauen. Zweifel sind nicht erwünscht, Kritik gilt als Verrat. Majestätsbeleidigung oder Häresie.
Ich darf Ihnen an dieser Stelle vielleicht ein kleines Beispiel zeigen, bei dem meine Urlaubslethargie wegen der Beteiligten schlagartig vorbei war. Es gibt da einen sog. Netzwerkanalytiker namens Luca Hammer, der gern und oft von öffentlich-rechtlichen Zwangsgebührenmedien bemüht wird, wenn es darum geht, Debatten bei Twitter darzustellen. Das Ergebnis sind dann Clusterdarstellungen, über deren Wert man durchaus geteilter Meinung sein kann – den Zwangsgebührensendern ist das gleichgültig, sie zeigen das gerne. Seit mehreren Wochen gibt es nun eine Debatte um den Berliner Mietendeckel, in der die Vertreter der SED mit Kritik konfrontiert wurden. Statt auf die Fragen zu antworten, keimte beim Landesgeschäftsführer der SED schnell der Verdacht, es könnte wegen der Kleinstaccounts eine Kampagne gegen den Deckel geben, und er forderte Hammer auf, das zu überprüfen. Hammer lieferte die gewünschte Gegneranalyse für den führenden Politiker einer Berliner Regierungspartei frei Haus. So läuft das heute mit der Aufklärung unerwünschter Meinungen
https://www.welt.de/kultur/stuetzen...nso-Schoen-war-s-das-gelobte-Deutschland.html
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