Trotz Einreiseverbote: Russische Biker schaffen es bis nach Berlin
Biker gegen Faschismus, Generäle für den Frieden
Verkehrte Welt zum 70. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus: Martialisch wirkende Motorradfahrer sind auf Friedensfahrt von Moskau nach Berlin. Frühere deutsche Spitzenmilitärs warnen vor einem neuen Krieg in Europa. Die Mainstreampresse lehrt dagegen die Russen Mores.
Bikerclub „Nachtwölfe“ in Dachau
© REUTERS/ Michaela Rehle
Visa-Annullierung: Nachtwölfe planen Klage gegen Beschluss des Bundeskanzleramtes
Russenalarm auf Deutschlands Straßen und in den Medien: "Sympathisanten des kremlnahen russischen Rockerclubs "Nachtwölfe" haben am Montag die KZ-Gedenkstätte Dachau besucht", berichtet die Nachrichtenagentur dpa. "Kremlnah" als politische Einordnung ist in der Berichterstattung Pflicht – obwohl niemand so richtig erklären kann, was das heißen soll.
Und was haben die russischen Biker in Bayern schlimmes gemacht? Sie haben Kerzen in der Gedenkstätte angezündet und gebetet, sie haben das Krematorium des vor 70 Jahren von US-Truppen befreiten Konzentrationslagers besichtigt und Blumen am Mahnmal niedergelegt.
"Die Bundesregierung steht der sogenannten Siegestour des Motorradclubs zum 70. Jahrestag des Kriegsendes in Deutschland zwar skeptisch gegenüber, plant aber keine Maßnahmen dagegen«, lügt »dpa« und merkt offensichtlich nicht, wenn im Nachsatz das genaue Gegenteil steht: »Das Auswärtige Amt bestätigte, dass drei führenden Mitgliedern der ›Nachtwölfe‹ aus Russland am Flughafen Berlin-Schönefeld die Einreise verweigert worden sei."
Die Biker wurden auf der Autobahn und am Münchner Flughafen penibel kontrolliert, die Gruppe wird vom Staatsschutz überwacht. In Lübeck-Travemünde wurde ein »alleinreisender ›Nachtwolf‹«, der mit der Fähre aus Helsinki kam, von der Bundespolizei in Gewahrsam genommen – aber sonst will »die Bundesregierung nicht verhindern, wenn Menschen 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs dieses Anlasses gedenken wollen«, wie Regierungssprecher Steffen Seibert verkündet.
Angela Merkel
© AP Photo/ Markus Schreiber
Spiegel-Posse: "Hells Angelas" gegen "Nachtwölfe"
Die antifaschistische Aktion der »Nachtwölfe« schlägt bis in den hohen Norden hohe Wellen. Der »Weser-Kurier« etwa regt sich über die »umstrittene Siegestour« auf und begrüßt die staatliche Repression: »Nein, sie verdienen diese Aufmerksamkeit nicht. (…) Statt auf breiter Front in Richtung deutsche Hauptstadt zu brettern, ist der Konvoi des Motorradklubs in Kleingruppen zersplittert. Der geplante Triumphzug scheint schon jetzt ausgebremst. Am Montag schafften es lediglich einige Sympathisanten und Familienangehörige der Biker über die deutsche Grenze zur KZ-Gendenkstätte in Dachau. Mehreren Mitgliedern der ›Nachtwölfe‹ wurde die Einreise verwehrt.«
Gegen das "vermeintliche Vorhaben", der Roten Armee als Befreierin von der NS-Diktatur zu gedenken, wäre an sich nichts einzuwenden, gibt sich der »Weser-Kurier« großzügig und weiß genau: Die Aktion verfolgt »einen anderen Zweck«: »Die Putin-nahen Motorradfreunde stehen für einen aggressiven Nationalismus und großrussische Allmachtsfantasien. (…) Die ›Nachtwölfe‹ wollen mit ihrer skurrilen Roadshow das Leid der NS-Opfer für ihre Ideologie instrumentalisieren und inszenieren sich selbst als Ausgesperrte. Das Katz-und-Maus-Spiel mit den Grenzern nutzen sie, um den Eindruck eines russlandfeindlichen Klimas in Europa zu schinden. TV-Sender wie ›Russia Today‹ und andere russische Medien nehmen diese Propaganda dankend an.«
Allein, "den Eindruck eines russlandfeindlichen Klimas in Europa" müssen keine "Putin-nahen Motorradfreunde" schinden, das besorgen "Weser-Kurier" und Co. schon selbst.
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