Du verkennst nur, daß Dein Anti-Islamismus keiner ist. Er wendet sich nicht gegen die fundamentalistischen Islamisten, sondern gegen den Islam im ganzen. Und da liegt bei einer Argumentation wie Deiner der Hase in der Pfefferdose.
Keiner ist? Woran willst du das festmachen? Weil ich einen großen gemeinsamen Nenner sehe, der den mörderischen Islamismus mit dem lebensbejahenden und toleranten Islam verbindet? Das kann allerdings nur dem als paradox erscheinen, der tatsächlich der Meinung ist, daß es einen lebensbejahenden und toleranten Islam gäbe.
Wir reden hier jedenfalls nicht von Sufisten und Aleviten, die gläubigen Muslimen schon immer ein Dorn im Auge waren, sondern von
dem Islam als solchem. Vom sunnitischen genauer gesagt, wie er sich hierzulande ungestört ausbreitet. Und dieser sunnitische Islam hat nicht etwa einen kleinen rechten fundamentalistischen und einen großen liberalen weltoffenen Flügel wie das Christentum und das Judentum, sondern der ist durch und durch rechts, da er nie eine Aufklärung erfahren hat, von einer kurzen mittelalterlichen Episode einmal abgesehen, welche allerdings rigoros zunichte gemacht wurde.
Wenn etwas fundamental ist, dann heißt das nichts anderes als daß es noch immer auf seinem ursprünglichen Fundament aufbaut. In diesem Fall auf dem Koran, der niemals überarbeitet, revidiert oder dem Wechsel der Zeiten und Sitten angepasst wurde, sondern allen Einflüssen unverändert widerstand und noch immer die verbindliche Richtschnur für 1,6 Milliarden Muslime darstellt. Soviel zum Hasen im Pfeffer...
Es ist völlig legitim, gegen jegliche Art von Fundamentalismus zu sein. Aber es ist völlig illegitim, zu behaupten, daß 1,3 Milliarden Menschen Fundamentalisten sind, nur weil sie Muslime sind.
Das große Problem der Jetztzeit ist nicht der Islam, sondern der zunehmende Fundamentalismus.
Meine Lebensphilosophie fundiert auf der Lehre Epikurs, die ich auch fundamentalistisch verteidige, wenn sie angegriffen wird. Auch das ist also Fundamentalismus, wenn man sich seine Einstellung nicht madig machen lassen möchte. Aber daß das nun schlimm wäre, vermag ich nicht zu erkennen...
Ich behaupte allerdings nicht, daß die 1,3 oder 1,7 Milliarden Muslime weltweit Fundis wären, denn wie jeder weiß, ist es erst der Gruppenzwang der Ummah, der sie zu dem macht, was sie sind. Zu Gläubigen und Zwangsgläubigen. Und Letzteren muß eben geholfen werden, indem man den Gläubigen ihre Zwangsmittel aus der Hand nimmt und sie nicht auch noch unterstützt, wie das hierzulande leider geschieht in der irrigen Annahme, den Opfern des Islam etwas Gutes zu tun.
Es graust mir genauso wie vor dem IS der israelische Fundamentalismus, der getrennte Busse für Männer und Frauen fordert, wie der amerikanische, wie der volksverhetzende Rigorismus der Neuen Rechten in Europa.
Mach mal...
Vor allem letzterer kreide ich an, daß, wenn diese Rechte wie in Polen und Ungarn an die Macht kommt - in Frankreich ist das zwar noch mal vermieden worden, aber wenn ich mir die kulturpolitschen Ansichten der kleinen Le Pen anschaue, erfaßt mich ein Gruseln -, die ersten Maßnahmen immer den Künstler und den freien Geistern gelten. So sind die Rechten zwar, daß sie das freie Denken austreiben wollen, aber ich brandmarke es an. Ich will lieber in einem Land leben, in dem ein paar Asylanten zu viel sind, als ein Land, das mir verbieten will, ein Stück von Elfriede Jellinek im Theater zu sehen.
Verstehst du nicht, daß das lediglich eine nachvollziehbare Reaktion auf eine übermütig gewordene Linke ist? In der Mitte liegt die Kraft, aber wenn polarisiert wird, sollte man sich nicht wundern, daß sich Gegenpole bilden...