Für ausgesprochen dumm halte ich allerdings die Gleichsetzung dieser vollkommen konträren Phänomene. Wo es beim "Anti-Islamismus" nämlich um die Abwehr einer dezidiert menschenfeindlichen autoritären Ideologie geht, handelt es sich beim Antisemitismus um das genaue Gegenteil: Um das hemmungslose Austoben einer vollkommen irrationalen menschenfeindlichen Ideologie.
Du verkennst nur, daß Dein Anti-Islamismus keiner ist. Er wendet sich nicht gegen die
fundamentalistischen Islamisten, sondern gegen den Islam im ganzen. Und da liegt bei einer Argumentation wie Deiner der Hase in der Pfefferdose. Es ist völlig legitim, gegen jegliche Art von Fundamentalismus zu sein. Aber es ist völlig illegitim, zu behaupten, daß 1,3 Milliarden Menschen Fundamentalisten sind, nur weil sie Muslime sind.
Das große Problem der Jetztzeit ist nicht der Islam, sondern der zunehmende Fundamentalismus. Es graust mir genauso wie vor dem IS der israelische Fundamentalismus, der getrennte Busse für Männer und Frauen fordert, wie der amerikanische, wie der volksverhetzende Rigorismus der Neuen Rechten in Europa. Vor allem letzterer kreide ich an, daß, wenn diese Rechte wie in Polen und Ungarn an die Macht kommt - in Frankreich ist das zwar noch mal vermieden worden, aber wenn ich mir die kulturpolitschen Ansichten der kleinen Le Pen anschaue, erfaßt mich ein Gruseln -, die ersten Maßnahmen immer den Künstler und den freien Geistern gelten. So sind die Rechten zwar, daß sie das freie Denken austreiben wollen, aber ich brandmarke es an. Ich will lieber in einem Land leben, in dem ein paar Asylanten zu viel sind, als ein Land, das mir verbieten will, ein Stück von Elfriede Jellinek im Theater zu sehen.