Eine vielfach verwendete biblische Metapher
Fest steht: Das Wort »Judaslohn« ist ein in Literatur, Kunst und Musik häufig verwendetes Sprachbild. Der Begriff rührt daher, dass der Apostel Judas Ischariot Jesus verraten und dafür von den Hohepriestern Geld erhalten haben soll. Der Evangelist Matthäus spricht ganz konkret von 30 Silberlingen. Nach seinem Bericht erhängte sich Judas später wegen seiner Gewissensbisse. Die Apostelgeschichte berichtet demgegenüber, dass Judas stürzte, sodass sein Körper zerriss und die Eingeweide hervorquollen. Ein Gottesurteil sozusagen.
Somit ist klar: Der Begriff »Judaslohn« ist mitnichten antisemitisch, war doch Jesus selber Jude. Diese biblische Metapher steht schlichtweg für die Dotierung eines Verrats, den Brandner offenbar in der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Lindenberg sah. Dieser hatte die AfD mehrfach in übelster Weise diffamiert, u. a. von »kalter Kotze« gesprochen.
Wenn sechs das Gleiche sagen, ist es noch lange nicht dasselbe
Stephan Brandner, mehrfacher Vater, Rechtsanwalt, ist ein untadeliger Jurist. Er engagierte sich lange Jahre im Verein Deutsche Sprache und bei der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte. Es macht aber offenbar einen großen Unterschied hierzulande, wer was sagt:
► Jerzy Montag (Grüne) erklärte 2009 im Bundestag in Bezug auf V-Leute: »Das ist nichts anderes als ein Judaslohn für Verrat.« Montag ist Jude – doch dies nur am Rande.
► Thomas Gambke (Grüne) meinte 2013 im Bundestag zu den aus der Schweiz gekauften Steuerhinterzieher-CDs: »Sie haben für einen Judaslohn …«
► Rainer Brüderle (FDP) erklärte 2003 im Bundestag: »Hier werde quasi ein ordnungspolitischer Judaslohn für vorherige Entscheidungen kassiert …«
► Johannes Kahrs (SPD) tönte 2005: »Für den Judaslohn eines Bundespräsidenten-Postens oder eines Ministeriums mehr werden wir nicht auf unseren Kanzler verzichten.«
Besonders lächerlich macht sich im Bunde der Korrektheitsheuchler Karl Lauterbach (SPD). Der Genosse Vorsitzenden-Aspirant findet Brandners Aussage »untragbar«. Dessen »antisemitische Anspielung« sei »unerträglich«. Eine Schande sei dies, twitterte Lauterbach, der möglicherweise in Folge Salzverzichts (»ein Eigenexperiment«) ein kurzes Gedächtnis hat:
► 2010 äußerte sich Lauterbach im ›Kölner Stadtanzeiger‹ – bezogen auf den damaligen FDP-Gesundheitsminister Philipp Rösler und dessen Forderung nach Bestrafung säumiger Beitragszahler – wie folgt: »Dafür, dass die Arbeitgeber künftig nicht mehr an den Kostensteigerungen im Gesundheitswesen beteiligt werden, zahlen sie nun den Judaslohn, indem sie als Zwangsvollstrecker für Krankenkassen dienen.«
Wie sagte noch der Schriftsteller Martin Walser: »Jede Moral produziert ihre eigene Heuchelei.« (oys)