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Über einen Mythos und deutschen Pragmatismus

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Über einen Mythos und deutschen Pragmatismus

Welch ein Gefühl mußt Du, o großer Mann,
Bei der Verehrung dieser Menge haben!
O glücklich, wer von seinen Gaben,
Solch einen Vorteil ziehen kann!

(Faust - Der Tragödie erster Teil. Zeilen 1011 - 1014)

Man kann Stevie Wonder nicht vorwerfen, dass er sich von Barack Obamas blendendem Äußeren hat leiten lassen, als er bei einer Wahlkampfveranstaltung gospelartig den Namen des inzwischen zum 44. Präsidenten der Vereinigten Staaten inaugurierten Messias wieder und wieder sang.

Es waren sicherlich auch nicht die kritischsten Schülerinnen und Schüler, die in Straßburg beim Tête-à-tête mit dem Heilsbringer aus der neuen Welt ihre Fragen stellen durften.

Sicherlich sind auch die Menschen aus Baden-Baden bisher in Deutschland nicht unbedingt als politische Extremisten aufgefallen - dennoch ist festzustellen: Sie alle sind dem Mythos Barack Obama erlegen.

Obwohl oder gerade weil die Kaprizierung von Hoffnungen auf einzelne Personen so gefährlich ist, übt sie die größte Anziehungskraft auf Menschen aus. Vor längerer Zeit schrieb ich einmal in meiner kleinen Kolumne, der größte Bonus Barack Obamas wäre schlicht, dass er nicht George W. Bush sei. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. So wie Bush verteufelt wurde wird Obama nun vergöttert - von einem Extrem ins andere. An der Popularität des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika in Deutschland mag der geneigte Leser ermessen, wie sehr wir nach Persönlichkeiten lechzen, die eine klare Botschaft haben.

So sehr auch ich dem Faszinosum Obama erlegen bin - ich wünsche mir neben dem neuen amerikanischen Traum, verkörpert durch ein magisches "Yes we can", ein pragmatisches, deutsches "Auf zu neuen Ufern". Und eine Frau oder einen Mann aus einer Partei der Mitte, um diese Botschaft mit voller Überzeugung und aus tiefstem Herzen zu übermitteln. Leider könnte ich dann dazu keinen Gospel singen ...
 
I

Iphigenie

Einer Person den Rang eines Gottähnlichen zuzuweisen,
wird stets die Götter erzürnen und den Menschen
Unheil bringen.

~ Iphigenie




Wilfried Nippel Charisma und Herrschaft

Charisma ist heute eine in der Alltagssprache (sowohl im Deutschen
wie im Englischen) gern verwendete Kategorie. Ob von Politikern,
Sportlern, Künstlern, Wissenschaftlern, Lehrern, Funktionären
von Organisationen oder Managern die Rede ist, vom Besitz (oder
auch vom Mangel) an Cha¬risma wird gesprochen, wenn es um
«Ausstrahlung» oder «Führungsqualitäten» geht, womit offensicht-
lich persönliche Eigenschaften gemeint sind. Nähme man ernst, für
welche Vielzahl von Positionen Menschen mit Charisma gewünscht
werden, müßte eine Gesellschaft über Zehntausende
solcher Führungspersönlichkeiten verfügen.

Mit dem in der Wissenschaftssprache gebräuchlichen Verständnis
von Charisma hat dies allenfalls noch gemein, daß sich in der Forderung
nach charismatischen Qualitäten allenthalben ein Unbehagen an
einer durchgehenden Versachlichung sozialer Beziehungen und zugleich
die Erosion der Bindungskraft gesellschaftlicher Organisationen auf allen
Ebenen widerspiegeln könnte.

Die sozialwissenschaftliche Verwendung des Begriffs Charisma zielt
jedoch nicht primär auf spezifische Persönlichkeitsmerkmale, sondern
auf einen Typus sozialer Beziehungen, der aus außergewöhnlichen Kon-
stellationen erwächst. Sie geht auf Max Weber (1864-1920) zurück,
in dessen späteren, etwa seit 1911 entstandenen Schriften
mit universalhistorischer Ausrichtung Charisma eine Schlüsselfunktion
für die Verknüpfung von Religions- und Herrschaftssoziologie zukommt.

Diese Verbindung von religiösen und politischen Aspekten wird in
den Definitionen von Charisma bzw. charismatischer Autorität und
Herrschaft deutlich, die Weber an verschiedenen Stellen gibt.
«<Charisma> soll eine als außeralltäglich [ ... ] geltende Qualität
einer Persönlichkeit heißen, um derentwillen sie als mit übernatürlichen
oder übermenschlichen oder mindestens spezifisch außeralltäglichen,
nicht jedem anderen zugänglichen Kräften oder Eigenschaften
[begabt] oder als gottgesandt oder als vorbildlich und deshalb als
<Führer> gewertet wird.» - «Unter <charismatischer Auto¬rität>
[soll] also eine [ ... ] Herrschaft über Menschen [verstanden
werden], welcher sich die Beherrschten kraft des Glaubens an
diese Qualität dieser bestimmten Person fügen.

Der magische Zauberer, der Prophet, der Führer auf Jagd- und
Beutezügen, der Kriegshäuptling, der sog[enannte] <cäsaristische>
Herrscher, unter Umständen das persönliche Parteihaupt, sind
gegenüber seinen Jüngern, seiner Gefolgschaft, der von ihm
geworbenen Truppe, der Partei usw. solche Herrschertypen.» Oder
an anderer Stelle: «Charismatische Herrschaft [entsteht] kraft
affektueller Hingabe an die Person des Herrn und ihre
Gnadengaben (Charisma), insbesondere: magische
Fähigkeiten Offenbarungen oder Heldentum, Macht des Geistes und
der Rede [ ... ].

Reinste Typen sind die Herrschaft des Propheten, des Kriegshelden,
des großen Demagogen. Der Herrschaftsverband ist die Vergemein-
schaftung in der Gemeinde oder Gefolgschaft. Der Typus des
Befehlenden ist der Führer. Der Typus des Gehorchenden ist der <Jünger.»
Die Formulierungen verweisen auf zwei grundlegende Quellen für
Webers Charisma-Theorie: zum einen auf die neutestamentliche Rede
von den Gnadengaben (Charismen) und ihre Deutung in
der zeitgenössischen Diskussion über die Organisation der
urchristlichen Gemeinde, zum anderen auf die seit Mitte des
19. Jahrhunderts in der politischen Publizistik häufig benutzte Kategorie
des Caesarismus einschließlich ihrer Bezüge zur Figur des Demagogen.

Quelle: Virtuosen der Macht. Herrschaft und Charisma von Perikles bis
Mao Herausgegeben von Wilfried Nippel. C.H.Beck-Verlag München 2000
ISBN 3 406 46045 3 Seite 7f

grüße
Iphi :)
 
I

Iphigenie

Hallo Wolfi,

Du schreibst:
An der Popularität des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika in Deutschland mag der geneigte Leser ermessen, wie sehr wir nach Persönlichkeiten lechzen, die eine klare Botschaft haben.

In dem Maße wie sich die momentane Krise verschärfen wird, wird
in absehbarer Zeit mit Sicherheit diese Person wie Phönix aus der Asche
dem Politikersumpf entsteigen. Selbstverständlich wird sie sich mit den
Insignien der Demokratie schmücken... und etliche werden sich bereit
erklären, gegebenenfalls für sie zu sterben.

grüße
Iphi:)
 
OP
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Hallo Wolfi,

Du schreibst:


In dem Maße wie sich die momentane Krise verschärfen wird, wird
in absehbarer Zeit mit Sicherheit diese Person wie Phönix aus der Asche
dem Politikersumpf entsteigen. Selbstverständlich wird sie sich mit den
Insignien der Demokratie schmücken... und etliche werden sich bereit
erklären, gegebenenfalls für sie zu sterben.

grüße
Iphi:)

Hallo Iphi,

Deinen "Optimismus" bezüglich des politischen Phoenix teile ich nicht! Aber, lassen wir uns überraschen ...

Insignien im Zusammenhang mit Demokratie - interessant! Was sind für Dich demokratische Insignien?

Ich nehme ferner an Du meinst, etliche Menschen werden bereit sein, für die Person zu sterben, den Phoenix. Nun, es sind sicher viele auch bereit, für eine Nacht mit Brittney Spears zu sterben - will sagen, Deppen gibt es immer wieder und überall :) . Hat aber mit Demokratie an sich erst einmal nichts zu tun.

Interessant wäre zu Erörtern, ob es sich überhaupt lohnt, für ETWAS zu sterben. Für die Demokratie, beispielsweise.

Grüße,
Ralph (um ein "Wolfi" :winken: zu vermeiden)
 
I

Iphigenie

Hallo Iphi,

Deinen "Optimismus" bezüglich des politischen Phoenix teile ich nicht! Aber, lassen wir uns überraschen ...

Ohh habe ich um das Teilen mit mir gebeten?:nono:
Insignien im Zusammenhang mit Demokratie - interessant! Was sind für Dich demokratische Insignien?
Die Würde des Menschen..
Das Recht auf freie Entfaltung der eigenen Persönlichkeit
Die Gleichheit vor dem Gesetz
Eine Zensur findet nicht statt

Schau Dir einfach mal die ersten 19 Grundsatzartikel
(Grundgesetz) an, da wirst Du viele Insignien finden.

Ich nehme ferner an Du meinst, etliche Menschen
werden bereit sein, für die Person zu sterben, den Phoenix.

Ich scheine ja schwer für Dich zu verstehen sein...Also laaaaaaangsam
zum Mitmeißeln. Du hast geschrieben:
An der Popularität des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika in Deutschland mag der geneigte Leser ermessen, wie sehr wir nach Persönlichkeiten lechzen, die eine klare Botschaft haben.

Dazu hab ich gesagt:
In dem Maße wie sich die momentane Krise verschärfen wird, wird
in absehbarer Zeit mit Sicherheit diese Person wie Phönix aus der Asche
dem Politikersumpf entsteigen.

Daraus erhellt, daß ich etliche Menschen meine, die sich
bereit erklären würden, für diese verehrte populäre Person (Sinnblid
für diese Person ist Phönix) zu sterben. Irgendwelche Tiere werde
ich ja wohl nicht gemeint haben, oder?

Du schreibst:
Nun, es sind sicher viele auch bereit, für eine Nacht mit Brittney Spears zu sterben - will sagen, Deppen gibt es immer wieder und überall :) . Hat aber mit Demokratie an sich erst einmal nichts zu tun

Selbstredend hat die eine Nacht mit Brittney Spears und das
anschließende dafür Sterbenwollen nichts mit Demokratie zu tun. Ich
habe auch nirgendwo etwas derartiges gesagt.:nono:

Du schreibst:
Interessant wäre zu Erörtern, ob es sich überhaupt lohnt, für ETWAS zu sterben. Für die Demokratie, beispielsweise.

Also was mich betrifft, so käme das absolut nicht für mich infrage
(für was auch immer zu sterben....)

Grüße,
Ralph (um ein "Wolfi" :winken: zu vermeiden)

Tut mir leid. Mein Deutschlehrer hat Goethe immer Wolfi genannt....
hätte ja sein können, daß Dir dieser Spitzname für G. schon mal über
den Weg gelaufen ist.

grüße
Iphi:)
 
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Grundgesetz

Artikel 4
(1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.
(2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.
(3) Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden

Welches Gewissen erlaubt gegen andere Menschen mit der Waffe vorzugehen?
Oder fällt das unter „Die ungestörte Religionsausübung“ ?

Sollte man öfter mal durchlesen, da weis man dann in welche Richtung man zurechtgebogen wird.


An der Popularität des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika in Deutschland mag der geneigte Leser ermessen, wie sehr wir nach Persönlichkeiten lechzen, die eine klare Botschaft haben.


Menschen lieben es, wenn man ihnen sagt was sie denken sollen.
Selber Denken ist anstrengend. Da liest man lieber was die anderen denken.
Oder noch besser in einem Alwissenden Buch nachlesen.
Zitieren ist einfach als Tippen. :giggle:

Lernt den die Menschheit wirklich so langsam? :eek:


Glücklich sind die Menschen, wenn die Sonne scheint.
Scheint die Sonne zu lange werden sie unglücklich.
Am glücklichsten sind sie, wenn nach dem Sturm die Sonne wieder scheint.
Braucht man den Sturm um Glücklich zu sein?
 
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