Gegenmodell zu Angela Merkel: Jens Spahn – Symbolfigur der Unzufriedenen in der Union
Spahn soll in die Regierung“
„Alles Walzer“ ist an dem Abend das traditionelle Ballkommando in Wien. Spahn schreibt, natürlich habe er auch wichtige Gespräche geführt, Party-Politiker wäre ja auch kein guter Titel, jetzt, wo sie mehr denn je über eine Erneuerung sprechen in der CDU.
Er macht sich ansonsten erstmal ein paar Tage etwas rar und ist doch präsent.
Der Wirtschaftsflügel windet sich in Schmerzen, weil das Finanzministerium in den nächsten Jahren von einem SPD-Minister geführt werden soll. Die Junge Union fordert, es müsse nun deutliche Zeichen geben. Die CDU, so kann man daraus lesen, ist kurz vor dem Untergang. „Es geht nicht ums Finanzministerium.
Man kann die Kritik darauf reduzieren: Spahn soll in die Regierung“, sagt ein Regierungsmitglied in Berlin. Das Kommando in der CDU also: alles Spahn.
Jens Spahn, 37 Jahre alt, 1,92 Meter groß, Schuhgröße 49, seit kurzem verheiratet mit einem Klatsch-Journalisten.
Spahn sagt, er sei mit 15 in die Junge Union eingetreten, weil die Debatten in der Schule von Linken beherrscht worden seien. Er kommt aus dem Dorf Ottenstein bei Ahaus. Ahaus ist bekannt als Standort eines Zwischenlager für Brennelemente aus Atomkraftwerken, das Münsterland als sichere Bank für die CDU.
Auf einen Schlag bekannt
Mit 22 Jahren ist Spahn dann erstmals in den Bundestag eingezogen, im Jahr 2002 war das. Sein Ziel sei es „nicht als Hinterbänkler zu enden, sondern Politik aktiv mitzugestalten, sich nach vorne zu robben“, hat er damals verkündet.
Das Nach-Vorne-Robben ist er ziemlich entschlossen angegangen. Er hatte ja schon einem älteren CDU-Kollegen die Direkt-Kandidatur streitig gemacht.
I
m Bundestag bändelte er mit jungen Kollegen von Grünen und FDP an, es war eine Art frühe Jamaika-Koalition.
Sie veröffentlichten ein „Manifest für Generationengerechtigkeit 2020“, Spahn wurde bekannter. Nach der nächsten Wahl ging er in den Gesundheitsausschuss, kein Ausschuss, um das viele anstanden in der Fraktion. Viele Lobbyisten, viele Zahlen, unübersichtlich, ärgeranfällig. Die Leute aus dem Unions-Wirtschaftsflügel zog es eher in die Wirtschafts- und Finanzpolitik.
S
pahn hatte freie Fahrt: Er sprach über Kürzungen, Privatisierung, er telefonierte viel, war erreichbar für Journalisten.
Und dann kam 2008 und die Sache mit der Rentenerhöhung. Die hatte die damalige große Koalition beschlossen, es war noch ein Jahr bis zur nächsten Wahl.
Spahn sprach von einem „Wahlgeschenk an die Rentner“, das die junge Generation viel Geld kosten werde.
Er sagte, die Rentner seien durch Erhöhungen schwer zufrieden zu stellen, weil sie ja immer noch mehr wollten. Die Senioren-Union war empört und Spahn auf einen Schlag richtig bekannt.
Weil die Älteren einen Großteil der Wähler stellen und die Mehrheit in den CDU-Gremien, sah es eine Weile lang sah so aus, als wäre damit seine Bundestagskarriere vorbei. Die Neuaufstellung als Kandidat stand in Frage. Man raufte sich dann doch wieder zusammen. Spahn blieb und wurde gesundheitspolitischer Sprecher, ein sehr munterer, ein sehr präsenter.
Staatssekretärsposten als Trost
Er hat sich dann 2013 ausgerechnet, Gesundheitsminister zu werden oder zumindest Generalsekretär. Den Ministerposten bekam der bisherige Generalsekretär Hermann Gröhe, damit war Nordrhein-Westfalen im Bundesländer-Proporz bedient. Und der Cheforganisator der Parteizentrale wurde der Hesse Peter Tauber. Bundesländer-Proporz war die offizielle Argumentation.
Bei Spahn und seinen Unterstützern kursierte die Version, dass Merkel keine zu eigenständigen Leute um sich haben wolle. Und dass sie außerdem befürchte, ein homosexueller Generalsekretär sei der CDU nicht zuzumuten.
Der Trost war der Staatssekretärsposten im Finanzministerium bei Wolfgang Schäuble. Es war die zweite Reihe, aber ein Trost: Finanzpolitik als Ergänzung des Lebenslaufs macht sich nicht schlecht in der CDU, und Spahn hatte nun sozusagen den Segen des letzten Vertreters der Kohl-CDU, des Mannes mit der längsten Regierungserfahrung. Der hat die Erfahrung gemacht, dass zu langes Warten nicht hilft, wenn man ganz nach oben kommen will.
https://www.msn.com/de-de/nachricht...denen-in-der-union/ar-BBJeEpE?ocid=spartandhp
Wenn der nach oben kommt und das Volk sich nicht wehrt, ist es besser, man wandert aus.