Mansour stellt klar, dass er nicht den Islam per se, sondern das gängige Verständnis von Islam für gefährlich hält. Er arbeitet als Psychologe mit Jugendlichen, die bereit sind, in den Dschihad zu ziehen - oder bald dazu bereit sein könnten. Er kennt die Lage aus eigener Anschauung. Für ihn sind Schullehrer überfordert, nicht ausgebildet, mit radikalisierten Jugendlichen umzugehen.
Die Risikofaktoren sind laut Mansour vielfältig, viele Wege führten in den Dschihad. Ursache sei nicht nur die Diskriminierung muslimischer Jugendlicher, "das erklärt die Sache nicht", sagt er. Der "toxische Cocktail" bestehe aus einem fehlenden Vater, Problemen in der Schule und in der Familie, dem Gefühl, "nicht dazuzugehören", und einer labilen Persönlichkeitsstruktur. Zwischen dem verunsicherten Jugendlichen und dessen Weg in den Dschihad befände sich ein relativ kurzer Zeitabschnitt von zwei Jahren. In dieser Phase würden die Jugendlichen von Radikalen angesprochen und geschickt emotional eingefangen. Dem Sinnsuchenden werde durch ein äußerst rigides Schwarz-Weiß-Denken Sicherheit vermittelt. Alles drehe sich um "erlaubt", "halal", und "verboten", "haram". Gott werde als bestrafender Vater begriffen und eine lebensverachtende Ideologie nach dem Muster "von Allah, für Allah, zu Allah" gelehrt.
Dazu komme, dass Jugendliche oft stundenlang Videos von in Syrien, im Irak und in Palästina begangenen Gewalttaten sähen. Aus einem Gerechtigkeitsempfinden heraus würde bei vielen der Wunsch entstehen, in den Krieg zu ziehen, "einfach um zu helfen". Die Jugendlichen kämen zudem zur Überzeugung, allein im Besitz der Wahrheit zu sein, es entstehe das Gefühl, einer Elite anzugehören.