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John Maynard Keynes: The General Theory of Employment, Interest and Money

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Für alle User, die Interesse haben, das Hauptwerk von Keynes einmal zu lesen, und als Quelle, um Keynes in den Diskussionen im Internet zu zitieren.

Das Buch ist komplett online:

John Maynard Keynes (1936)
The General Theory of Employment, Interest and Money


Written: 1935;
Source: The General Theory of Employment, Interest and Money by John Maynard Keynes, Fellow of the King's College, Cambridge, published by Harcourt, Brace and Company, and printed in the U.S.A. by the Polygraphic Company of America, New York;
First Published: Macmillan Cambridge University Press, for Royal Economic Society in 1936;
...
This Edition: marxists.org 2002.
Link: http://www.marxists.org/reference/su...eory/index.htm


Übrigens: auch und gerade Keynes kann man diagonal lesen! :)
Also nur keine Angst vor dem englischen Text eines berühmten Ökonomen.

Keynes ist mit seiner Allgemeinen Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes kurz nach dem Höhepunkt der Großen Depression in wohl unvorhergesehen breitem Kreise berühmt geworden, weil diese Weltwirtschaftskrise die bisher anerkannten Lehren der Propagandisten der sich selbst zum allgemeinen Nutzen regulierenden Märkte fast vollständig um ihr Ansehen gebracht hatte.

Mitte der 30er Jahre müssen sogar die Professoren an den Universitäten ihre bekannten Vorlesungen, wie der Arbeitsmarkt bei Massenarbeitslosigkeit durch sinkende Löhne wieder zur Vollbeschäftigung und damit in sein Gleichgewicht findet, als blanken Irrsinn empfunden haben.

Kurz darauf waren die Thesen des John Maynard Keynes zwar in aller Munde, aber die zukünftigen Fälscher seiner Theorie waren auch schon eifrig am Werke, darunter vor allem der John Hicks mit seinem IS/LM-Modell.

Hicks konfrontiert nun diese „klassische Ökonomie“ mit der Theorie von Keynes, indem er beide in Gleichungen fasst und für ihre graphische Darstellung das berühmte IS/LM-Diagramm entwickelt, das man heute - mit modifiziertem theoretischen Hintergrund - in allen Lehrbüchern der Makroökonomie findet. Meade (1936/37) hat zu gleicher Zeit den Kern der „General Theory“ ebenfalls als Gleichungssystem formuliert, aber ohne graphische Illustration.

Mit dieser Darstellung reduziert Hicks die Theorie von Keynes zumindest graphisch auf eine kurzfristige statische Gleichgewichtsanalyse. Die für Keynes so wichtige Instabilität der Investitionstätigkeit und die zentrale Rolle der (unsicheren) Erwartungen für die wirtschaftliche Entwicklung bleiben außen vor. Mit dem IS/LM-Diagramm bestimmt Hicks diejenige Kombination von Zinssatz und Volkseinkommen, bei der auf dem Gütermarkt (bzw. bei Hicks auf dem Konsumgüter- und auf dem Investitionsgütermarkt) und auf dem Geldmarkt Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage herrscht. Auf dem Gütermarkt besteht Gleichgewicht, wenn die zinsabhängigen Investitionen genau der einkommensabhängigen Ersparnis entsprechen; auf dem Geldmarkt wird das Gleichgewicht bei Übereinstimmung der vorgegebenen Geldmenge (des „Geldangebots“) mit der vom Zins und vom Einkommen abhängigen gewünschten Kassenhaltung („Nachfrage“ nach Geld) erreicht. Der Arbeitsmarkt bleibt außer Betracht.
Quelle: http://www.keynes-gesellschaft.de/Ha...HicksISLM.html

Das ist eben eine dreiste Verfälschung von Keynes, weil gerade Keynes darauf gekommen war, dass zu jedem Zeitpunkt und für jede Ökonomie die sogenannte Ersparnis genau identisch mit der Investition sein muß. Selbst dies wird heute noch nicht jedem Studenten klar gesagt.

Um die IS-Gleichgewichtskurve zu retten, hat man dann die Diskussion über die mögliche Abweichung geplanter Ersparnis von geplanter Investition geführt. Das Gleichgewicht wäre dann so definiert, dass die geplante Ersparnis gleich der geplanten Investition sein müsste und dann natürlich noch identisch mit der tatsächlichen Ersparnis und Investition.

Das würde zur Vorbedingung jedes Gleichgewichts machen, dass die Planungen auf freien Märkten tatsächlich genau eintreffen. ;)

Die IS-Kurve zeigt alle Punkte über Y, bei denen die geplanten Ersparnisse genau mit den geplanten Investitionen übereinstimmen. :cool:

Um die Kurvendiskussion abzuschließen, müssten wir noch das Y definieren! :D

Kennen wir für eine Ökonomie genau ihren Konsum und ihre Investitionen in einem bestimmten historischen Zeitraum dt, dann können wir wegen Y=C+I auf der Y-Achse einen Punkt eintragen, der das Y unserer Ökonomie angibt (möglichst noch mit dem Datum für dt). Alle anderen Punkte links oder rechts auf dieser Y-Achse betreffen andere Ökonomien oder ein anderes Datum in der Vergangenheit oder Zukunft.

Die "Gleichgewichtskurven" nicht nur von Hicks verlaufen also über einem historischen Punkt auf der Y-Achse oder links und rechts davon in einem undefinierten Raum. :traurig:

Das ist das an den Unis den Studenten gelehrte "keynesianische Modell". :eek:

Weitere Verfälschungen unseres Keynes findet man hier zur Lektüre:

-> http://www.keynes-gesellschaft.de/Ha...pretation.html

Deshalb sollte man John Maynard Keynes im Original gelesen haben.
 
OP
Hellmann
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Das Vorwort

...
The composition of this book has been for the author a long struggle of escape, and so must the reading of it be for most readers if the author’s assault upon them is to be successful,— a struggle of escape from habitual modes of thought and expression. The ideas which are here expressed so laboriously are extremely simple and should be obvious. The difficulty lies, not in the new ideas, but in escaping from the old ones, which ramify, for those brought up as most of us have been, into every corner of our minds.

J. M. Keynes
December 13, 1935
Quelle: http://www.marxists.org/reference/su...ry/preface.htm


Die neuen Ideen zur Überwindung geldpolitisch verursachter Wirtschaftskrisen sind tatsächlich simpel und offensichtlich: man sorge durch Zinssenkung und Reflation für zusätzliche, kreditfinanzierte Güternachfrage, die dann das Produktionspotential auslastet und den lohnabhängigen Arbeitern Einkommen verschafft.

Falls die Krise bereits so deflationär geworden ist, dass wegen fallender Preise die Senkung der nominalen Zinsen den Realzins kaum weiter drücken kann, muß durch staatliche, kreditfinanzierte Ausgabenprogramme die Güternachfrage und damit die Produktion angekurbelt werden.

Mehr ist es nicht und wer es nach wenigen Worten nicht verstehen will, der wird sich auch von dicken Büchern nicht überzeugen lassen, weil wohl seine Interessen andere sind, nämlich die Interessen derjenigen, die von so einer deflationären Depression profitieren, wie eben die Besitzer gutverzinster und sicherer Staatsanleihen, die noch nicht einmal einen Bankencrash zu fürchten haben, jedoch eine inflationäre Entwertung ihres Geldvermögens durch immer noch mehr Staatsanleihen zur Ankurbelung der Konjunktur.

Damit ist gesagt, wie es gemacht werden muß und wessen Feindschaft man sich dabei zuzieht.

Bleibt also noch die Frage, warum und woher es zu den komischen Lehren der Ökonomen kam, zu den alten Ideen also, die von unfreiwilliger Arbeitslosigkeit und geldpolitisch verursachten Krisen nichts wissen wollten, von denen sich zu befreien eine derartige Mühe bereitet, dass Keynes darüber ein dickes Buch geschrieben hat.

Die Ökonomen hatten seit jeher die Aufgabe, dem Publikum den Blick auf die geldpolitische Verursachung von Wirtschaftskrisen zwecks Lohnsenkung und Preisdeflation zu verstellen.

Das ist der Grund, warum über den simplen Zusammenhang, dass die Notenbank die Zinsen anhebt, daraufhin die Güternachfrage einbricht, Firmen bankrottieren und Millionen Arbeiter hungernd auf der Straße liegen, kein Ökonom sein Publikum belehren durfte.

Der Zweck der Veranstaltung war es, immer wieder das Preisniveau zu senken, um im Geschäft mit anderen Staaten einen Konkurrenzvorteil zu gewinnen. Das galt ganz besonders für England: die Waren sollten ja profitbringend exportiert und nicht von den eigenen Arbeitern konsumiert werden. Das war die Geschäftsbasis des britischen Handels und dazu mussten regelmäßig die Krisen veranstaltet werden.

Die Ökonomen hatten nun die Aufgabe, den ideologischen Überbau dieser geldpolitischen Krisen zu liefern, mit denen man die Löhne und Preise immer wieder drücken wollte: dass also die Arbeitslosigkeit davon käme, dass die Löhne zu hoch und die Profite zu niedrig wären.

Von der Geldpolitik durfte deshalb keine Rede sein in den Lehren dieser Ökonomen. Die Geldpolitik war einfach kein Thema. Nicht dass man es nicht gewusst hätte, es hätte ja keine Bank von England gegeben, wenn man es nicht gewusst hätte. Aber es durfte einfach nicht erörtert werden.

Auch die große Depression der 30er Jahre war also gezielt und absichtlich ausgelöst und immer weiter hingezogen worden. Keynes durfte das nicht schreiben.

Er hat das Problem für sich dadurch umgangen, dass er so tut, als müssten wir die alten Lehren der Ökonomen ernst nehmen und uns tatsächlich im Detail damit auseinandersetzen.

Ein Umstand, der die Lektüre von Keynes bei Kenntnis der Funktionsweise der Geldpolitik etwas mühsam macht. :kopfkratz:
 
OP
Hellmann
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Erstes Buch

Einleitung

1. Kapitel

Der Titel heißt "Allgemeine Theorie", weil Keynes darlegen will, dass es sich bei der "klassischen Theorie" um einen Sonderfall handelt, um einen Grenzpunkt der möglichen Gleichgewichtslagen.

2. Kapitel

Die klassische Theorie des Arbeitsmarktes:

Der Lohn sei gleich dem Grenzerzeugnis der Arbeit. Die Arbeiter bieten so viel Arbeit an, bis der Lohn gerade den Grenznachteil der Beschäftigung ausgleicht.

Daher kann es nur Reibungsarbeitslosigkeit und freiwillige Arbeitslosigkeit geben.

Man besehe sich dazu das Ökonomenkreuz :D im Link unten.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Gl...ichtspreis.svg

Wir haben für den Arbeitsmarkt zwei Kurven mit Schnittpunkt. Von links oben nach rechts unten die Kurve der Arbeitsnachfrage: je niedriger der Preis der Arbeit, desto höher die nachgefragte Menge Arbeit.
Von links unten nach rechts oben die Kurve des Arbeitsangebots: je höher der Lohn, desto mehr Arbeit wird von den Arbeitern angeboten.

Im Schnittpunkt der Kurven haben wir das berühmte Marktgleichgewicht, wo zu dem Gleichgewichtslohn exakt so viele Leute beschäftigt werden können, wie zu diesem Lohn Arbeiter arbeiten wollen.

Das schaut auf den ersten Blick ganz plausibel aus, die meisten Studenten der VWL durchschauen es auch nie, es ist aber völliger Humbug.

Keynes erklärt das so:

The traditional theory maintains, in short, that the wage bargains between the entrepreneurs and the workers determine the real wage; so that, assuming free competition amongst employers and no restrictive combination amongst workers, the latter can, if they wish, bring their real wages into conformity with the marginal disutility of the amount of employment offered by the employers at that wage. If this is not true, then there is no longer any reason to expect a tendency towards equality between the real wage and the marginal disutility of labour.
Quelle: http://www.marxists.org/reference/su...heory/ch02.htm

Arbeiter und Kapitalisten vereinbaren Geldlöhne. Auf die Höhe des Reallohns haben sie unmittelbar keinen Einfluss. In einer deflationären Depression kann es durchaus so sein, dass eine Kürzung der Löhne zu noch schneller verfallenden Preisen führt und damit zu steigenden Reallöhnen.

(Anmerkung: Auch ohne steigende Reallöhne wird eine Kürzung der Geldlöhne dann nicht zu steigender Beschäftigung führen, wenn die Kapitalisten nach dem ersten Fall der Löhne mit einem weiteren Fall der Löhne rechnen und damit ihre Investitionen heute streichen, um sie morgen zu niedrigeren Lohnkosten zu realisieren, oder übermorgen zu noch niedrigeren Löhnen, oder überübermorgen...

Nehmen wir an, ein Haus könnte heute für 1.000.000 Geld gebaut werden, wegen Massenarbeitslosigkeit ist aber mit sinkenden Löhnen zu rechnen, so dass man in 6 Monaten das Haus für 900.000 Geld bauen kann, und diese 6 Monate später schaut es so aus, als würden die Löhne weiter fallen und man sollte noch 6 Monate warten, um das Haus für nur noch 800.000 Geld bauen zu können, und diese 6 Monate später... )

Jedenfalls vermutet Keynes, dass die Arbeiter kein Mittel haben, ihren Reallohn mit dem Grenznachteil der Beschäftigung in Übereinstimmung zu bringen. Es sei auch eine historische Erfahrung, dass die Arbeiter bei steigenden Preisen Änderungen ihres Reallohnes meistens hinnehmen, bei sinkendem Reallohn also nicht ihre Arbeitsbereitschaft reduzieren.

Die bekannten Widerstände gegen eine Kürzung der Geldlöhne seien damit zu erklären, dass die jeweils betroffene Gruppe von Arbeitern einen relativen Nachteil für sich durch diese Kürzung zu befürchten hat, weil derartige Kürzungen selten allgemein alle Arbeiter treffen.

Grundsätzlich hält Keynes allerdings an dem Postulat fest, dass es zu einer steigenden Beschäftighung nur bei fallenden Reallöhnen kommen kann. Allerdings hätten nicht Lohnverhandlungen darauf einen Einfluss und der Kausalzusammenhang sei umgedreht: wenn die Beschäftigung steigt, falle der Reallohn!

Zum Ende des Kapitels geht Keynes noch auf den Trick des Say, Ricardo, Mill und Marshall ein, zu unterstellen, dass jedes Angebot sich seine Nachfrage schaffe, indem gleichzeitig unterstellt wird, dass jegliches Sparen zu einer entsprechenden Investition führe:

The following passage from Marshall’s Pure Theory of Domestic Values illustrates the traditional approach:

The whole of a man’s income is expended in the purchase of services and of commodities. It is indeed commonly said that a man spends some portion of his income and saves another. But it is a familiar economic axiom that a man purchases labour and commodities with that portion of his income which he saves just as much as he does with that he is said to spend. He is said to spend when he seeks to obtain present enjoyment from the services and commodities which he purchases. He is said to save when he causes the labour and the commodities which he purchases to be devoted to the production of wealth from which he expects to derive the means of enjoyment in the future.
Wer hat den Trick von Marshall bemerkt?

Es gibt bei Marshall kein Geldvermögen, das durch "Sparen" gebildet wird, wodurch jemand anderes in der Ökonomie gezwungen würde, sich zusätzlich zu verschulden, sondern Marshall argumentiert so, als sei "Sparen" nur in der Form möglich, dass mit der "Ersparnis" unmittelbar zusätzliches Sachvermögen geschaffen wird.

Unter dieser Voraussetzung würde sich tatsächlich jedes Angebot seine Nachfrage schaffen und jede Ersparnis den Kapitalstock vergrößern.

Die Widerlegung dieses Unsinns durch Keynes lässt leider zu wünschen übrig:

In the first instance, these conclusions may have been applied to the kind of economy in which we actually live by false analogy from some kind of non-exchange Robinson Crusoe economy, in which the income which individuals consume or retain as a result of their productive activity is, actually and exclusively, the output in specie of that activity.
Weil die Überproduktions- und Absatzkrise monetäre Ursachen hat, besteht der Trick von Say, Ricardo, Mill oder Marshall oben einfach darin, die Betrachtung der monetären Zusammenhänge auszuschließen.

Ohne Berücksichtigung der monetären Zusammenhänge ist die Wirtschaftskrise nur noch mit überhöhten Löhnen und faulen Arbeitslosen zu "erklären". Man braucht also nur so zu tun, als wäre "Sparen" nur in der Form der Anschaffung zusätzlichen Sachkapitals möglich - das ist der ganze Trick: die Geldvermögensbildung ist kein Thema.

3. Kapitel

Es geht um die wirksame Nachfrage, womit wir zuerst wieder bei dem Gesetz von Say sind, das Keynes jetzt aber durch die Betrachtung der Investition überwinden will.

Vollbeschäftigung und optimale Auslastung des Produktionspotentials sind nur möglich, wenn die produzierten Güter auch nachgefragt werden. Die Güternachfrage besteht aus dem Konsum und der Investition:

Thus, given the propensity to consume and the rate of new investment, there will be only one level of employment consistent with equilibrium; since any other level will lead to inequality between the aggregate supply price of output as a whole and its aggregate demand price. This level cannot be greater than full employment, i.e. the real wage cannot be less than the marginal disutility of labour. But there is no reason in general for expecting it to be equal to full employment. The effective demand associated with full employment is a special case, only realised when the propensity to consume and the inducement to invest stand in a particular relationship to one another.

Quelle: http://www.marxists.org/reference/su...heory/ch03.htm

Wenn also die Investition nicht ausreichend groß ist, kann es nicht zu Vollbeschäftigung kommen.

Thus the analysis of the Propensity to Consume, the definition of the Marginal Efficiency of Capital and the theory of the Rate of Interest are the three main gaps in our existing knowledge which it will be necessary to fill. When this has been accomplished, we shall find that the Theory of Prices falls into its proper place as a matter which is subsidiary to our general theory. We shall discover, however, that Money plays an essential part in our theory of the Rate of Interest; and we shall attempt to disentangle the peculiar characteristics of Money which distinguish it from other things.

Es geht also um den Zins und das Geld, um das Problem zu lösen, wie der Überschuss über den Verbrauch mit dem Umfang der Investition in Übereinstimmung gebracht werden kann.

Die Bedingungen einer ausreichenden Güternachfrage hatte die klassische Ökonomie seit Ricardo ignoriert - Keynes sagt nicht warum, wir wissen es, Keynes muß es als einen Irrtum der Ökonomen behandeln, den es jetzt zu überwinden gilt:

The idea that we can safely neglect the aggregate demand function is fundamental to the Ricardian economics, which underlie what we have been taught for more than a century. ...
You will not find it mentioned even once in the whole works of Marshall, Edgeworth and Professor Pigou, from whose hands the classical theory has received its most mature embodiment. It could only live on furtively, below the surface, in the underworlds of Karl Marx, Silvio Gesell or Major Douglas.

Keynes will sich das nicht recht erklären können. :eek:

The completeness of the Ricardian victory is something of a curiosity and a mystery. It must have been due to a complex of suitabilities in the doctrine to the environment into which it was projected. That it reached conclusions quite different from what the ordinary uninstructed person would expect, added, I suppose, to its intellectual prestige. That its teaching, translated into practice, was austere and often unpalatable, lent it virtue...

Nein, nein, nein - es war einfach Absicht, weil anders die geldpolitische Verursachung von Wirtschaftskrisen nicht möglich gewesen wäre und diese möglich zu machen, war der ganze Sinn der Lehren dieser Ökonomen bis auf unsere Tage. :cool:
 
OP
Hellmann
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Zweites Buch

Definitionen und Ideen

4. Kapitel

Wahl der Einheiten

Es geht um Begriffe wie Nationalprodukt, Realkapital, Preisniveau...

Keynes bleibt pragmatisch und witzig:

To say that net output to-day is greater, but the price-level lower, than ten years ago or one year ago, is a proposition of a similar character to the statement that Queen Victoria was a better queen but not a happier woman than Queen Elizabeth — a proposition not without meaning and not without interest, but unsuitable as material for the differential calculus. Our precision will be a mock precision if we try to use such partly vague and non-quantitative concepts as the basis of a quantitative analysis.
Quelle: http://www.marxists.org/reference/su...heory/ch04.htm

Wir sollten das auch nicht vertiefen.


5. Kapitel

Einfluss von Erwartungen auf Produktion und Beschäftigung

Die Erwartungen ändern sich ständig und der heutige Stand der Beschäftigung ist das Ergebnis vieler unterschiedlicher Erwartungen in der Vergangenheit. Ansonsten wird von Keynes auf das 12. Kapitel verwiesen, in dem die langfristigen Erwartungen näher behandelt werden.


6. Kapitel

Die Definition von Einkommen, Ersparnis und Investition.


I. Einkommen

Das Problem ist das Reineinkommen des Unternehmers unter Berücksichtigung der Entwertung der Ausrüstung. Hier suchen wir vergeblich nach solchen makroökonomischen Geistesblitzen wie dem, dass die Arbeiter ausgeben, was sie verdienen, während die Kapitalisten verdienen, was sie ausgeben. Gehen wir also gleich darüber hinweg zum nächsten spannenderen Thema.


II. Ersparnis und Investition

Bei diesem Thema wird das Publikum von der herrschenden Lehre zum Narren gehalten, weil dem Publikum eingeredet werden soll, dass die sogenannte Ersparnis zur erforderlichen und wünschenswerten Kapitalbildung stets unzureichend sei. Meist folgen dann Vorschläge, wie die Reichen noch reicher gemacht werden sollten.

Keynes versucht das jetzt aufzudröseln.

Ersparnis sei der Überschuss des Einkommens über den Verbrauch.

Investition ist die laufende Hinzufügung zum Wert der Kapitalausrüstung, nach Abzug der laufenden Wertminderung.

Nach der Logik müssen die Beträge der Ersparnis und der Investition genau gleich sein (C=Konsum,S=Ersparnis, I=Investition):

Y=C+S
Y=C+I
folglich I=S, also Ersparnis und Investition sind immer identisch!

Whilst, therefore, the amount of saving is an outcome of the collective behaviour of individual consumers and the amount of investment of the collective behaviour of individual entrepreneurs, these two amounts are necessarily equal, since each of them is equal to the excess of income over consumption. Moreover, this conclusion in no way depends on any subtleties or peculiarities in the definition of income given above. Provided it is agreed that income is equal to the value of current output, that current investment is equal to the value of that part of current output which is not consumed, and that saving is equal to the excess of income over consumption — all of which is conformable both to common sense and to the traditional usage of the great majority of economists — the equality of saving and investment necessarily follows. In short—

Income = value of output = consumption + investment.
Saving = income - consumption.
Therefore saving = investment.
Quelle: http://www.marxists.org/reference/su...heory/ch06.htm

Eigentlich handelt es sich um eine Tautologie, weil Investition genau dasselbe nur unter einem anderen Blickwinkel ist wie die Ersparnis.

Anmerkung von mir: Um seine Gleichgewichtskurve über dem Y des Gütermarktes zu retten, muß der VWL-Modellbau also die "geplanten" Investitionen und die "geplante" Ersparnis zum Ausgangspunkt der Kurvendiskussion nehmen. Das Gleichgewicht haben wir dann an dem Punkt Z für die Höhe des Zinses, an dem die geplanten Ersparnisse genau mit den geplanten Investitionen übereinstimmen und außerdem genau mit der dann tatsächlich eingetretenen realen Investition=Ersparnis identisch sind. Leider hat sich der VWL-Modellbau über die grundsätzlich für ein Gleichgewicht erforderlichen hellseherischen Fähigkeiten der Sparer und Investoren niemals näher ausgelassen: es hätte was zum Lachen gegeben.


7. Kapitel

Weitere Betrachtung des Sinnes von Ersparnis und Investition

I.

Keynes kommt hier noch nicht davon los, dass Ersparnis und Investition von den Vertretern der herrschenden Lehre stets so diskutiert werden, als könnten sie in ihrem Umfang verschieden sein. :nono:

IN the previous chapter Saving and Investment have been so defined that they are necessarily equal in amount, being, for the community as a whole, merely different aspects of the same thing. Several contemporary writers (including myself in my Treatise on Money) have, however, given special definitions of these terms on which they are not necessarily equal. Others have written on the assumption that they may be unequal without prefacing their discussion with any definitions at all. It will be useful, therefore, with a view to relating the foregoing to other discussions of these terms, to classify some of the various uses of them which a pear to be current.

So far as I know, everyone agrees in meaning by Saving the excess of income over what is spent on consumption. It would certainly be very inconvenient and misleading not to mean this. Nor is there any important difference of opinion as to what is meant by expenditure on consumption. Thus the differences of usage arise either out of the definition of Investment or out of that of Income.
Quelle: http://www.marxists.org/reference/su...heory/ch07.htm

...(wir springen gleich zum Punkt IV.)

IV.

Erzwungene Ersparnis soll hier die unverstandene aber nicht zu leugnende Identität von Sparen und Investieren erklären: der Investor entscheidet durch seine Investition über eine zusätzliche Ersparnis der Ökonomie.

Anscheinend erzwingt der Investor das Sparen der Sparer. :rolleyes2:

V.

In seiner Verzweiflung nimmt Keynes eine "optische Täuschung" als Erklärung für die Vorstellung, dass Ersparnis und Investition voneinander abweichen könnten:

The prevalence of the idea that saving and investment, taken in their straightforward sense, can differ from one another, is to be explained, I think, by an optical illusion due to regarding an individual depositor’s relation to his bank as being a one-sided transaction, instead of seeing it as the two-sided transaction which it actually is. It is supposed that a depositor and his bank can somehow contrive between them to perform an operation by which savings can disappear into the banking system so that they are lost to investment, or, contrariwise, that the banking system can make it possible for investment to occur, to which no saving corresponds. But no one can save without acquiring an asset, whether it be cash or a debt or capital-goods; and no one can acquire an asset which he did not previously possess, unless either an asset of equal value is newly produced or someone else parts with an asset of that value which he previously had. In the first alternative there is a corresponding new investment: in the second alternative someone else must be dis-saving an equal sum. For his loss of wealth must be due to his consumption exceeding his income, and not to a loss on capital account through a change in the value of a capital-asset, since it is not a case of his suffering a loss of value which his asset formerly had; he is duly receiving the current value of his asset and yet is not retaining this value in wealth of any form, i.e. he must be spending it on current consumption in excess of current income. Moreover, if it is the banking system which parts with an asset, someone must be parting with cash. It follows that the aggregate saving of the first individual and of others taken together must necessarily be equal to the amount of current new investment.
Quelle: http://www.marxists.org/reference/su...heory/ch07.htm

Wie sollte man sich das erklären, dass es in einer Ökonomie völlig unabhängig voneinander Sparer gibt, die einen bestimmten Betrag sparen, und Investoren, die völlig unabhängig von diesen Sparern einen bestimmten Betrag investieren, und diese beiden Summen sind innerhalb jeden Zeitraums immer völlig identisch?

Die Lösung des Rätsels der Identität von Sparen und Investieren ist die Konjunktur!

Keynes hat das im drittletzten Absatz endlich begriffen, aber leider nicht richtig schön herausgearbeitet:

For although the amount of his own saving is unlikely to have any significant influence on his own income, the reactions of the amount of his consumption on the incomes of others makes it impossible for all individuals simultaneously to save any given sums. Every such attempt to save more by reducing consumption will so affect incomes that the attempt necessarily defeats itself. It is, of course, just as impossible for the community as a whole to save less than the amount of current investment, since the attempt to do so will necessarily raise incomes to a level at which the sums which individuals choose to save add up to a figure exactly equal to the amount of investment.

Ich übersetze die entscheidende Stelle:

Jeder Versuch, durch Einschränkung des Konsums mehr zu sparen, reduziert die Einkommen, so dass dieser Versuch scheitert.

Hier haben wir den Mechanismus der Konjunktursteuerung entdeckt! :)

Nehmen wir an, es kommt durch eine Zinserhöhung zu dem Versuch eines Sparers, 100 Geld zusätzlich zu sparen. Gleichzeitig entscheidet ein Investor wegen der Zinserhöhung für 100 Geld weniger zu investieren.

Der Versuch, 100 Geld zusätzlich zu sparen, führt zur Konsumeinschränkung des Sparers, damit gleichzeitig zu einem Einkommensausfall der Produzenten dieser nicht gekauften Konsumgüter. Diese können nun die ihnen entgangene Einnahme von 100 Geld entweder aus ihrer eigenen Ersparnis ersetzen oder selber wieder 100 Geld an ihren Konsumausgaben einsparen. Das geht dann so weiter, bis die zusätzliche Ersparnis des Ersten damit ausgeglichen wurde, dass die aufgelaufenen Einkommensverluste bei anderen zu einer Verringerung ihrer Ersparnis um genau diese 100 Geld geführt hat.

Es kann also nicht mehr gespart werden, weil die Konjunktur wegen dieses zusätzlichen Sparversuchs einbricht und zwar so weit, dass damit ein Entsparen um genau diesen Betrag von anderen erzwungen wird.

Theoretisch könnten wir uns das sogar so vorstellen, dass der Versuch des A, 100 Geld zusätzlich zu sparen, so lange zu Einkommensverlusten durch eine weitergegebene Einschränkung des Konsums führt, bis das Einkommen genau dieses A, der zuerst seinen Konsum um 100 Geld eingeschränkt hat, um genau diese 100 Geld einbricht und damit seinen Sparversuch vereitelt.

Wie es sich auswirkt, wenn dann noch ein Investor seine Investition um 100 Geld kürzt, kann sich jetzt hoffentlich jeder selber ausmalen. :traurig:

Leider hat Keynes den Zusammenhang mit der Konjunktur an der Stelle nicht so schön erklärt wie ich hier.

Aber kapiert hat er es natürlich: :D

Though an individual whose transactions are small in relation to the market can safely neglect the fact that demand is not a one-sided transaction, it makes nonsense to neglect it when we come to aggregate demand. This is the vital difference between the theory of the economic behaviour of the aggregate and the theory of the behaviour of the individual unit, in which we assume that changes in the individual’s own demand do not affect his income.

Der Unterschied zwischen makroökonomischer und mikroökonomischer Betrachtung ist natürlich für die herrschenden Kreise auch keine neue Entdeckung. :rolleyes2:
 
OP
Hellmann
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Drittes Buch

Der Hang zum Verbrauch

8. Kapitel
Die objektiven Faktoren

Die Höhe des Verbrauchs hängt mit der Höhe der (Netto-)Einkommen zusammen. Die Höhe der Realeinkommen wird dabei durch die Menge der Beschäftigung oder die Auslastung des Produktionspotentials in einer Ökonomie bestimmt.

Das Einkommen ist die Summe aus dem Verbrauch und der Nettoinvestition (Investition abzüglich der Entwertung des Kapitalstocks, die natürlich immer nur grob geschätzt werden kann).

Dabei ist der Hang zum Verbrauch eine ziemlich beständige Funktion, so dass bei plötzlichen Änderungen der Einkommen eine langsame Anpassung des Verbrauchs erfolgt.

This is especially the case where we have short periods in view, as in the case of the so-called cyclical fluctuations of employment during which habits, as distinct from more permanent psychological propensities, are not given time enough to adapt themselves to changed objective circumstances. For a man’s habitual standard of life usually has the first claim on his income, and he is apt to save the difference which discovers itself between his actual income and the expense of his habitual standard; or, if he does adjust his expenditure to changes in his income, he will over short periods do so imperfectly. Thus a rising income will often be accompanied by increased saving, and a falling income by decreased saving, on a greater scale at first than subsequently.
Quelle: http://www.marxists.org/reference/su...heory/ch08.htm

Konjunkturschwankungen beeinflussen also zuerst die Höhe der Ersparnis.

Mit steigenden Einkommen steigt der Verbrauch, jedoch nicht so stark, wie die Einkommen steigen. Wir haben also bei steigenden Einkommen in einer Ökonomie einen wachsenden Bedarf an Investition, ohne den die Beschäftigung nicht aufrechterhalten werden kann.

This simple principle leads, it will be seen, to the same conclusion as before, namely, that employment can only increase pari passu with an increase in investment; unless, indeed, there is a change in the propensity to consume. For since consumers will spend less than the increase in aggregate supply price when employment is increased, the increased employment will prove unprofitable unless there is an increase in investment to fill the gap.

Während die Österreichische Schule der Ökonomie stets behauptet, in den goldenen 20er Jahren sei zuwenig gespart worden, kommt Keynes hier zu dem genau entgegengesetzten Schluss: die gute Konjunktur habe zu einer übermäßigen Anhäufung von Rücklagen und Ersparnissen geführt. Es wäre hoffnungslos geworden, für diese Ersparnisse noch mehr zusätzliche Investitionen zu finden.
[qzote]In the United States, for example, by 1929 the rapid capital expansion of the previous five years had led cumulatively to the setting up of sinking funds and depreciation allowances, in respect of plant which did not need replacement, on so huge a scale that an enormous volume of entirely new investment was required merely to absorb these financial provisions; and it became almost hopeless to find still more new investment on a sufficient scale to provide for such new saving as a wealthy community in full employment would be disposed to set aside. This factor alone was probably sufficient to cause a slump. And, furthermore, since “financial prudence” of this kind continued to be exercised through the slump by those great corporations which were still in a position to afford it, it offered a serious obstacle to early recovery. [/quote]

Diese Erklärung der Großen Depression würde ich allerdings nicht unterschreiben, weil Keynes hier die Geldpolitk übergeht und von deren Beitrag zum Ausbruch und der Dauer der Großen Depression keine Rede ist. Wohl ist es genau dieses Absehen von der Geldpolitik, dem Keynes die Duldung seines Werkes zu verdanken hat.

(£ million)
.................................................. ... 1928 1929 1930 1931
Gross Investment-Output..................... 791.. 731.. 620.. 482
“Value of physical wasting of old capital”. 433.. 435.. 437.. 439
Net Investment................................... 358.. 296.. 183... 43
Quelle: http://www.marxists.org/reference/su...heory/ch08.htm

In der Tabelle für Großbritannien hier und noch besser darunter in der Tabelle für die USA können wir den Einbruch der Nettoinvestitionen während der Großen Depression ersehen.


9. Kapitel
Die subjektiven Faktoren

Unter Punkt II. kommt Keynes auf die gegenteilige Wirkung einer Erhöhung der Zinsen auf die Ersparnis.

We must, however, guard against a misunderstanding. The above means that the influence of moderate changes in the rate of interest on the propensity to consume is usually small. It does not mean that changes in the rate of interest have only a small influence on the amounts actually saved and consumed. Quite the contrary. The influence of changes in the rate of interest on the amount actually saved is of paramount importance, but is in the opposite direction to that usually supposed. For even if the attraction of the larger future income to be earned from a higher rate of interest has the effect of diminishing the propensity to consume, nevertheless we can be certain that a rise in the rate of interest will have the effect of reducing the amount actually saved. For aggregate saving is governed by aggregate investment; a rise in the rate of interest (unless it is offset by a corresponding change in the demand-schedule for investment) will diminish investment; hence a rise in the rate of interest must have the effect of reducing incomes to a level at which saving is decreased in the same measure as investment. Since incomes will decrease by a greater absolute amount than investment, it is, indeed, true that, when the rate of interest rises, the rate of consumption will decrease. But this does not mean that there will be a wider margin for saving. On the contrary, saving and spending will both decrease.
Quelle: http://www.marxists.org/reference/su...heory/ch09.htm

Obwohl höhere Zinsen einen geringeren Hang zum Verbrauch zur Folge haben, fällt wegen der sinkenden Investition der Betrag der tatsächlichen Ersparnis.

In meinem vorhergehenden Beitrag waren wir bereits an diesem Punkt, den Keynes hier erst vertieft.

The rise in the rate of interest might induce us to save more, if our incomes were unchanged. But if the higher rate of interest retards investment, our incomes will not, and cannot, be unchanged. They must necessarily fall, until the declining capacity to save has sufficiently offset the stimulus to save given by the higher rate of interest. The more virtuous we are, the more determinedly thrifty, the more obstinately orthodox in our national and personal finance, the more our incomes will have to fall when interest rises relatively to the marginal efficiency of capital.

Je mehr wir zu "sparen" versuchen, desto stärker werden die Einkommen fallen. :(

Eigentlich ist es ganz logisch, aber manche kapieren es nie oder werden dafür bezahlt, dass sie so tun, als wäre es nicht zu begreifen.


10. Kapitel
Grenzhang zum Verbrauch und Multiplikator

Steigende Investitionen werden das Einkommen der Bevölkerung steigen lassen, aus dem dann die entsprechende Ersparnis resultiert.

Schwankungen in der Investitionstätigkeit werden viel größere Schwankungen in der Beschäftigung und in der Höhe der Einkommen verursachen. Dies erklärt die Konjunkturzyklen.

Bei hoher Arbeitslosigkeit und niedriger Auslastung des Produktionspotentials einer Ökonomie wirkt sich die Beschäftigung zusätzlicher Menschen für öffentliche Arbeiten in einem Anstieg der Gesamtbeschäftigung um ein Mehrfaches aus. Bei höherer Auslastung des Produktionspotentials geht die Multiplikatorwirkung entsprechend zurück.

It is also obvious from the above that the employment of a given number of men on public works will (on the assumptions made) have a much larger effect on aggregate employment at a time when there is severe unemployment, than it will have later on when full employment is approached. In the above example, if, at a time when employment has fallen to 5,200,000, an additional 100,000 men are employed on public works, total employment will rise to 6,400,000. But if employment is already 9,000,000 when the additional 100,000 men are taken on for public works, total employment will only rise to 9,200,000. Thus public works even of doubtful utility may pay for themselves over and over again at a time of severe unemployment, if only from the diminished cost of relief expenditure, provided that we can assume that a smaller proportion of income is saved when unemployment is greater; but they may become a more doubtful proposition as a state of full employment is approached.
Quelle: http://www.marxists.org/reference/su...heory/ch10.htm

Es ist natürlich Unfug, diesen Grenzhang des Verbrauchs oder den keynesianischen Multiplikator für eine Ökonomie berechnen zu wollen oder auch nur eine gekünstelte Formel dafür zu ersinnen.

Das führt vom einzig entscheidenden Punkt keynesianischen Denkens weit weg: es geht nicht darum, eine Formel für das dY in Abhängigkeit von dC oder dI zu entwickeln, sondern es geht darum überhaupt verstanden zu haben, warum in einer Krise Steuergeschenke für die Reichen krisenverschärfend sein müssen, während gerade die Stärkung der Masseneinkommen zuletzt noch positiv auf das Wachstum des Kapitalstocks wirkt.

Hier finden wir dann die bekannten bon mots über den Goldbergbau und die mit Banknoten gefüllten zu vergrabenden Flaschen:

It is curious how common sense, wriggling for an escape from absurd conclusions, has been apt to reach a preference for wholly “wasteful” forms of loan expenditure rather than for partly wasteful forms, which, because they are not wholly wasteful, tend to be judged on strict “business” principles. For example, unemployment relief financed by loans is more readily accepted than the financing of improvements at a charge below the current rate of interest; whilst the form of digging holes in the ground known as gold-mining, which not only adds nothing whatever to the real wealth of the world but involves the disutility of labour, is the most acceptable of all solutions.

If the Treasury were to fill old bottles with banknotes, bury them at suitable depths in disused coalmines which are then filled up to the surface with town rubbish, and leave it to private enterprise on well-tried principles of laissez-faire to dig the notes up again (the right to do so being obtained, of course, by tendering for leases of the note-bearing territory), there need be no more unemployment and, with the help of the repercussions, the real income of the community, and its capital wealth also, would probably become a good deal greater than it actually is. It would, indeed, be more sensible to build houses and the like; but if there are political and practical difficulties in the way of this, the above would be better than nothing.

The analogy between this expedient and the goldmines of the real world is complete. At periods when gold is available at suitable depths experience shows that the real wealth of the world increases rapidly; and when but little of it is so available, our wealth suffers stagnation or decline. Thus gold-mines are of the greatest value and importance to civilisation. just as wars have been the only form of large-scale loan expenditure which statesmen have thought justifiable, so gold-mining is the only pretext for digging holes in the ground which has recommended itself to bankers as sound finance; and each of these activities has played its part in progress-failing something better. To mention a detail, the tendency in slumps for the price of gold to rise in terms of labour and materials aids eventual recovery, because it increases the depth at which gold-digging pays and lowers the minimum grade of ore which is payable.

Leider werden diese geistreichen Witzeleien des guten Keynes von seinen Gegnern meist dummdreist gegen seine Ideen verwendet.

Ancient Egypt was doubly fortunate, and doubtless owed to this its fabled wealth, in that it possessed two activities, namely, pyramid-building as well as the search for the precious metals, the fruits of which, since they could not serve the needs of man by being consumed, did not stale with abundance. The Middle Ages built cathedrals and sang dirges. Two pyramids, two masses for the dead, are twice as good as one; but not so two railways from London to York. Thus we are so sensible, have schooled ourselves to so close a semblance of prudent financiers, taking careful thought before we add to the “financial” burdens of posterity by building them houses to live in, that we have no such easy, escape from the sufferings of unemployment.
:D
 
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Die Veranlassung zur Investition

Hier treibt Keynes die bekannte Unlesbarkeit auf die Spitze, indem er dieverse Themen in verschiedenen Kapiteln immer nur teilweise abhandelt. Daher werde ich von diesem Verfahren etwas abweichen und mich nicht ganz an die vorgegebene Gliederung halten.


11. Kapitel
Die Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals

(Sach-)Kapital wird für Geld erworben, weil eine Investition laufende Erträge abwirft, deren Höhe im Voraus nicht genau bekannt ist, aber den zum Zeitpunkt der Investition herrschenden Zins auf Geldforderungen übersteigen muß.

Es handelt sich also um Erwartungen, die nicht nur den laufenden Ertrag betreffen, sondern auch den laufenden Kapitalwert der Investition. Zum Beispiel führt die Erwartung sinkender Löhne zu erwarteten sinkenden Kapitalwerten etwa von heute erstellten Immobilien. Umgekehrt kann eine hohe Nachfrage nach Immobilien deren Wert beträchtlich über die Baukosten treiben und damit für steigende Bautätigkeit sorgen.

Keynes vermutet nun, dass die Investition in Sachkapital zu fallenden Erträgen führt, bis diese Erträge den laufenden Zinsfuß nicht mehr übersteigen.

Now it is obvious that the actual rate of current investment will be pushed to the point where there is no longer any class of capital-asset of which the marginal efficiency exceeds the current rate of interest. In other words, the rate of investment will be pushed to the point on the investment demand-schedule where the marginal efficiency of capital in general is equal to the market rate of interest.
Quelle: http://www.marxists.org/reference/su...heory/ch11.htm

Besonders wichtig die Erkenntnis unter III.

The expectation of a fall in the value of money stimulates investment, and hence employment generally, because it raises the schedule of the marginal efficiency of capital, i.e. the investment demand-schedule; and the expectation of a rise in the value of money is depressing, because it lowers the schedule of the marginal efficiency of capital.
Quelle: http://www.marxists.org/reference/su...heory/ch11.htm

Die Erwartung einer Geldentwertung stimuliert die Investitionen, während umgekehrt die Erwartung fallender Preise die Investitionen entmutigt. Damit ist die Wirkung der Geldpolitik auf die Konjunktur erklärt: Inflationierung stimuliert die Konjunktur nicht zuletzt durch steigende Investitionen, während Deflationspolitik über sinkende Investitionen in die Krise führt.

Damit wird die Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals als Erwartung der zukünftigen Erträge einer Investition und deren laufendem Kapitalwert ebenfalls von der Geldpolitik beeinflusst.

The fact that the assumptions of the static state often underlie present-day economic theory, imports into it a large element of unreality.

Die herrschende Lehre der Ökomomie pflegt die statische Betrachtung und kann damit über erwartete Erträge und Änderungen von Kapitalwerten sowie deren Einfluss auf die Konjunktur keine sinnvollen Aussagen machen. In der herrschenden Lehre ist die Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals einfach durch den gegenwärtigen Ertrag bestimmt.


12. Kapitel
Der Zustand der langfristigen Erwartung

Die Zukunftserwartung bestimmt die Investitionstätigkeit über die erwarteten zukünftigen Erträge einer Kapitalanlage und deren Wertentwicklung.

The actual, private object of the most skilled investment to-day is “to beat the gun”, as the Americans so well express it, to outwit the crowd, and to pass the bad, or depreciating, half-crown to the other fellow.

Quelle: http://www.marxists.org/reference/su...heory/ch12.htm

Dabei sind die so wichtigen Investoren gezwungen, sich vor allem auf die kurzfristigen Entwicklungen zu konzentrieren, um jeweils den Markt zu schlagen, schlauer zu sein, als die Masse.

Von daher ist also kein Gleichgewicht zu erwarten, sondern ein von Massenpsychologie bestimmtes heftiges Schwanken der Märkte. Keynes erkennt hier die Gefahren der Spekulation für eine optimal funktionierende Ökonomie, vor allem, weil es immer wieder durch die Spekulation zu Vertrauenskrisen kommen muß, wie eben Börseneinbrüchen nach einem Boom, mit ihren Folgen für die reale Ökonomie und Beschäftigung.


13. Kapitel
Die allgemeine Theorie des Zinsfußes

Keynes widerspricht den klassischen Vorstellungen:

It should be obvious that the rate of interest cannot be a return to saving or waiting as such. For if a man hoards his savings in cash, he earns no interest, though he saves just as much as before. On the contrary, the mere definition of the rate of interest tells us in so many words that the rate of interest is the reward for parting with liquidity for a specified period.

Quelle: http://www.marxists.org/reference/su...heory/ch13.htm

Der Zins ist also keine Belohnung für Konsumverzicht!

Wenn jemand den Teil seines Einkommens, der den Konsum übersteigt, in barem Geld hält, bekommt er dafür ja keine Zinsen und hat dennoch "Konsumverzicht" geübt.

Nach Keynes ist der Zins die Belohnung für die Aufgabe von Liquidität.

Nun kommt ein ganz wichtiger Punkt:

At this point, however, let us turn back and consider why such a thing as liquidity-preference exists...

This necessary condition is the existence of uncertainty as to the future of the rate of interest, i.e. as to the complex of rates of interest for varying maturities which will rule at future dates. For if the rates of interest ruling at all future times could be foreseen with certainty, all future rates of interest could be inferred from the present rates of interest for debts of different maturities, which would be adjusted to the knowledge of the future rates.

Quelle: http://www.marxists.org/reference/su...heory/ch13.htm

Was ist der eigentliche Unterschied zwischen liquidem Geld und einer als Darlehen verbrieften Geldforderung und warum kann man nur mit "Bargeld" zahlen und nicht mit Staatsanleihen?

Ganz abgesehen von einem Ausfallrisiko, deshalb als Beispiel die Staatsanleihen, besteht der einzige wirkliche Grund, warum nur mit Bargeld statt mit einer verbrieften Forderung gezahlt werden kann, in der veränderlichen Höhe der Zinsen solcher Darlehen.

Hat jemand nämlich z.B. 1000 Geld über mehrere Jahre zu 3 Prozent Zins angelegt und es kommt jetzt zu einem Anstieg der Zinsen, dann sinkt der Börsenwert dieser nur zu 3 Prozent verzinsten Schuldverschreibung auf zum Beispiel 925 Geld, je nachdem wie lange der Kredit zu 3 Prozent läuft und wie viel höher der inzwischen gestiegene Zinssatz für solche Anlagen ist.

Umgekehrt steigt natürlich der Handelswert einer Schuldverschreibung zu einem festen Zinssatz über den Nominalwert, wenn die Zinsen sinken: man könnte dann mit einer Schuldverschreibung in Höhe von 1000 Geld mehr als eine Forderung über 1000 Geld bezahlen.

Das ist der einzige Grund für Bargeldhaltung und Spekulationskasse, wenn wir das Kreditausfallsrisiko unberücksichtigt lassen!

Nun kann man schon vermuten, dass das vielstrapazierte Thema der Bargeldhaltung, des Hangs zur Liquidität und dergleichen mehr im Zusammenhang mit keynesianischen Vorstellungen eigentlich Humbug ist.

Der einzige Grund, bei liquiden Märkten und ohne drohende Insolvenzen der Schuldner (Staatsanleihen) Bargeld zu halten, ist die Erwartung steigender Zinsen!

Denn steigende Zinsen führen zu einem Wertverlust der bisher zu niedrigerem Zins erworbenen Anleihen.

Die Bargeldhortung ist heute mit fiat money überhaupt kein Problem mehr für das Bankensystem. Die Geschäftsbanken geben ihren Kunden auf Verlangen Banknoten der Zentralbank und zahlen dafür Zins an die Zentralbank statt an die Kunden. Das ist alles: wegen Bargeldhortung und Bankrun bricht heute keine Bank mehr zusammen.

Zur Zeit einer Goldwährung, in der die Bankkunden ihre Bankeinlagen in baren Goldmünzen auszahlen lassen konnten, war natürlich die "Geldmenge" an Goldmünzen ein Thema für die Zinspolitik. Daran sind auch die Aussagen von Keynes zur Zinshöhe ausgerichtet:

It may illustrate the argument to point out that, if the liquidity-preferences due to the transactions-motive and the precautionary-motive are assumed to absorb a quantity of cash which is not very sensitive to changes in the rate of interest as such and apart from its reactions on the level of income, so that the total quantity of money, less this quantity, is available for satisfying liquidity-preferences due to the speculative-motive, the rate of interest and the price of bonds have to be fixed at the level at which the desire on the part of certain individuals to hold cash (because at that level they feel “bearish” of the future of bonds) is exactly equal to the amount of cash available for the speculative-motive. Thus each increase in the quantity of money must raise the price of bonds sufficiently to exceed the expectations of some “bull” and so influence him to sell his bond for cash and join the “bear” brigade.

Hier wird der Zins also von Spekulanten bestimmt, die laufend im Preis gefallene Schuldscheine aufkaufen und nach einem Kursanstieg wieder verkaufen, so dass sich genau der Zinssatz einstellt, bei dem die verfügbare Geldmenge in Erwartung fallender Bondpreise gehalten wird.

Es ist einem Anhänger keynesianischen Denkens natürlich sofort klar, dass es hier zu keinem Gleichgewicht der Ökonomie mit optimaler Auslastung des Produktionspotenzials und Vollbeschäftigung kommen wird. Das Börsengeschehen hat sein Eigenleben und nur wegen Massenarbeitslosigkeit müssen die Zinsen nicht soweit fallen, dass Investition und Beschäftigung wieder steigen.

Im Fall einer schweren Wirtschaftskrise wird das Ausfallrisiko der Unternehmenskredite einen Zinsaufschlag erzwingen, der die Investitionsfinanzierung über Verschuldung zum Erliegen bringt.

Unter einem Goldstandard oder gar mit wirklicher Goldwährung lässt sich gegen verheerende Wirtschaftskrisen wenig machen, daher wurde kurz vor der Großen Depression auch der Gold-/Devisenstandard zu genau diesem Zweck eingeführt, aber Keynes vermeidet leider die eigentlich nötigen historischen Untersuchungen.
 
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14. Kapitel
Die klassische Theorie des Zinsfußes

Keynes beginnt damit, dass er wie alle mit dieser Theorie aufgewachsen ist, aber sie eigentlich nicht vortragen und keine klare Darlegung dieser Theorie in den Schriften entdecken kann.

Das ist nun in der Ökonomie die Regel und ein Student der VWL muß schon eine dicke Haut besitzen, den ganzen Quark unhinterfragt zu schlucken.

Nach der klassischen Theorie bringe der Zinsfuß die Nachfrage nach Investition und die Bereitschaft zum Sparen in ein Gleichgewicht. Dabei ist der Zins noch eine Belohnung des Sparers für "das Warten" und den Komnsumverzicht in der Gegenwart, weil angeblich der Mensch dazu neige, gegenwärtigem Konsum den Vorzug vor einem Konsum in der Zukunft zu geben (was natürlich völliger Unsinn ist vor dem Hintergrund, dass es ja gerade die Reichen sind, die mit dem Zins dafür belohnt werden, dass sie auch in Zukunft noch reich sein möchten - interessiertes Geschwätz der Ökonomen zum Vorteil der Kapitalisten also).

Zudem wird von der klassischen Theorie noch unterstellt, dass der einzelne durch zusätzliche Ersparnis (=Konsumverzicht) den Zinssatz zum Sinken bringt, während die Entscheidung eines Investors, zusätzliche Investitionen zu tätigen, diesen Zins steigen ließe, womit sinkende Zinsen die Investoren zum Investieren ermutigen und steigende Zinsen die Sparer zum zusätzlichen Konsumverzicht anregen, bis die zusätzliche Investition dem Zuwachs an Ersparnis gleich ist.

...whenever an individual performs an act of saving he has done something which automatically brings down the rate of interest, that this automatically stimulates the output of capital, and that the fall in the rate of interest is just so much as is necessary to stimulate the output of capital to an extent which is equal to the increment of saving; and, further, that this is a self-regulatory process of adjustment which takes place without the necessity for any special intervention or grandmotherly care on the part of the monetary authority. Similarly — and this is an even more general belief, even to-day — each additional act of investment will necessarily raise the rate of interest, if it is not offset by a change in the readiness to save.

Now the analysis of the previous chapters will have made it plain that this account of the matter must be erroneous.
Quelle: http://www.marxists.org/reference/su...heory/ch14.htm

Es wird da schon klar, dass die Ökonomen es immer vorgezogen haben, derartige Irreführungen der allgemeinen Vorstellungen über die ökonomischen Zusammenhänge nirgends systematisch auszuführen und zu begründen, weil es damit ja einfach geworden wäre, den ganzen Unsinn zu widerlegen. Umgekehrt widerlege man doch einmal einen unausgesprochenen Unsinn, der überall bei der Erörterung der ökonomischen Zusammenhänge unterstellt wird, ganz einfach unterstellt wird.

(Das Buch von Keynes ist daher so schwer zu lesen, weil Keynes diesen Unterstellungen erstmals richtig systematisch auf den Grund geht. Daher sollte man Keynes auch in Deutsch lesen, aber bei allen Zitaten wieder auf den englischen Originaltext greifen, weil auch die Übersetzung einer derart schwierigen Thematik fragwürdig sein muß.)

Wir haben ja oben schon ausgeführt, dass in einer Makroökonomie die Investition gleichzeitig die Ersparnis ist, weil es sich um eine Identität handelt. Dass der Akt des Sparens vom Investieren getrennt wäre, ist eine mikroökonomische Vorstellung, die irrigerweise übersieht, dass der Versuch des Sparens durch Einschränkung der Ausgaben für Konsum immer durch einen sofortigen Einbruch des Einkommens aufgehoben werden kann!

Das zusätzliche "Sparen" der Konsumenten führt also nicht zu sinkenden Zinsen bei steigender Ersparnis, sondern zu sinkenden Einkommen bei durch die Investition bestimmter Höhe der Ersparnis.

Die neoklassische Schule hat zusätzlich zum Angebot an Ersparnis noch die Geldmenge als Einflussgröße auf den Zins diskutiert. Die klassische Schule hat, wie Keynes ausführt, in den Schriften zur Werttheorie die erste Version vertreten, zur Geldtheorie dagegen die zweite Version mit der Geldmenge.

In the second place, it has been usual to suppose that an increase in the quantity of money has a tendency to reduce the rate of interest, at any rate in the first instance and in the short period. Yet no reason has been given why a change in the quantity of money should affect either the investment demand-schedule or the readiness to save out of a given income. Thus the classical school have had quite a different theory of the rate of interest in Volume I. dealing with the theory of value from what they have had in Volume II. dealing with the theory of money. They have seemed undisturbed by the conflict and have made no attempt, so far as I know, to build a bridge between the two theories. The classical school proper, that is to say; since it is the attempt to build a bridge on the part of the neo-classical school which has led to the worst muddles of all. For the latter have inferred that there must be two sources of supply to meet the investment demand-schedule; namely, savings proper, which are the savings dealt with by the classical school, plus the sum made available by any increase in the quantity of money (this being balanced by some species of levy on the public, called “forced saving” or the like). This leads on to the idea that there is a “natural” or “neutral”[6] or “equilibrium” rate of interest, namely, that rate of interest which equates investment to classical savings proper without any addition from “forced savings”; and finally to what, assuming they are on the right track at the start, is the most obvious solution of all, namely, that, if the quantity of money could only be kept constant in all circumstances, none of these complications would arise, since the evils supposed to result from the supposed excess of investment over savings proper would cease to be possible. But at this point we are in deep water.

Hier finden wir schon die Wurzel der monetaristischen Vorstellungen über die Vorzüge einer möglichst konstanten Geldmenge von Keynes besprochen. :D

Keynes kommt zu dem Schluss:

Thus the traditional analysis is faulty because it has failed to isolate correctly the independent variables of the system. Saving and Investment are the determinates of the system, not the determinants. They are the twin results of the system’s determinants, namely, the propensity to consume, the schedule of the marginal efficiency of capital and the rate of interest.

15. Kapitel
Die psychologischen und geschäftlichen Antriebe zur Liquidität

Wir kommen wieder zur Bargeldhaltung und dem Erwerb von verzinsten Schuldscheinen.

Die Universitäten haben sich auf die Erörterung der Liquiditätspräferenz gestürzt, sicher weil gerade diese Diskussion völlig unsinnig ist.

In einer Wirtschaftskrise und bei einem Goldstandard sind Goldmünzen im eigenen Tresor gegen jede Entwertung durch den Bankrott von Firmen und sogar Staaten geschützt.

Mehr ist im Kern zur Spekulationskassenhaltung und zur Liquiditätspräferenz nicht zu sagen!

Alles andere ist unnötiges Geschwätz über Selbstverständlichkeiten.

Nur ein Punkt ist noch wichtig, er wurde oben schon erwähnt, dass nämlich bei liquiden Märkten und ohne Ausfallrisiko der Unterschied zwischen Bargeld (=Liquidität) und Schuldscheinen eben darin besteht, dass wegen der sich ändernden Zinsen diese Schuldscheine nicht nach dem Nominalwert gelten, sondern entsprechend ihrer vom aktuellen Zinssatz abweichenden Verzinsung eben darüber oder darunter.

Man kann also auch mit auf Jahrhunderte verliehenem Geld bei liquiden Märkten sofort irgendetwas kaufen, nur nicht direkt mit dem Darlehen bezahlen, sondern man muß erst noch das Darlehen zu seinem Zeitwert vorher veräußern, was allerdings in Sekundenbruchteilen zusätzlich zu jedem Kauf auch noch erledigt sein mag.

Das wird natürlich den Studenten bei der müßigen Diskussion der "keynesschen Spekulationskasse" nicht unter die Nase gerieben, sonst kämen sie womöglich noch dahinter, wie man sie verarscht.

Bei einer Wirtschaftskrise ist natürlich das Ausfallrisiko bei Firmendarlehen entscheidend, weshalb die Zinsen nicht sinken können, während die Investitionen immer mehr einbrechen, sondern im Gegenteil werden die Zinsen für Darlehen immer höher, je weniger sich mit zusätzlichen Investitionen zusätzliches Geld verdienen lässt.

Erst auf dem Tiefpunkt einer Wirtschaftskrise, wenn die Menschen zu Millionen in den Gossen verhungern, könne die ersten Spekulanten wieder zuversichtlich Kredite aufnehmen und die im Preis verfallenen Sachwerte zusammenkaufen. So schaut es dann praktisch aus, mit den sich selbsttätig immer wieder in ihr Gleichgewicht bewegenden Märkten.

16. Kapitel
Verschiedene Betrachtungen über das Wesen des Kapitals

I.

AN act of individual saving means — so to speak — a decision not to have dinner to-day. But it does not necessitate a decision to have dinner or to buy a pair of boots a week hence or a year hence or to consume any specified thing at any specified date. Thus it depresses the business of preparing to-day’s dinner without stimulating the business of making ready for some future act of consumption. It is not a substitution of future consumption-demand for present consumption-demand, — it is a net diminution of such demand. Moreover, the expectation of future consumption is so largely based on current experience of present consumption that a reduction in the latter is likely to depress the former, with the result that the act of saving will not merely depress the price of consumption-goods and leave the marginal efficiency of existing capital unaffected, but may actually tend to depress the latter also. In this event it may reduce present investment-demand as well as present consumption-demand.

Quelle: http://www.marxists.org/reference/su...heory/ch16.htm

Hier hat Keynes das dumme Geschwätz der Mises und Hayek von der "Österreichischen Schule" über die wohltätigen Folgen des Sparens mit einem Schalg widerlegt.

Wer auf Konsum verzichtet, drückt heute das Geschäft, und das Geschäft von heute ist die Grundlage aller Investitionen für morgen und damit der tatsächlichen Ersparnis. Das "Sparen" durch Konsumverzicht reduziert also die laufenden Einkommen in der Ökonomie und kann sogar in einer Depression die umfangreiche Kapitalvernichtung mangels Auslastung zur Folge haben.

II.

Keynes kommt hier wieder auf seine Theorie, wonach das Kapital durch seine Knappheit eine Rendite habe, nicht wegen seiner Produktivität.

It is much preferable to speak of capital as having a yield over the course of its life in excess of its original cost, than as being productive. For the only reason why an asset offers a prospect of yielding during its life services having an aggregate value greater than its initial supply price is because it is scarce; and it is kept scarce because of the competition of the rate of interest on money. If capital becomes less scarce, the excess yield will diminish, without its having become less productive — at least in the physical sense.

Nach meiner Überzeugung ist das falsch. Nicht die Knappheit ist die Grundlage der Kapitalrenditen, sondern der Einsatz eines beträchtlichen Teils des Produktionspotenzials für die Vermögensmehrung und den Konsum der Klasse der Kapitalbesitzer.

(Hätte man einen einzigen Acker in einer Ökonomie und alle Arbeiter würden darauf Kartoffeln erzeugen, so wäre der Profit der Eigentümer der Produktionsmittel auf ihren Kartoffelverzehr beschränkt.

Aber natürlich würden die Besitzer der Produktionsmittel schnell bemerken, wie sich ihre Profite steigern lassen, indem man einen Teil der Arbeiter dafür verwendet, sich beispielsweise eine schöne Villa am Strand bauen zu lassen und sich eine große Dienerschaft zuzulegen...)

III.

Für Keynes entsteht jetzt ein Problem durch die mit steigendem Kapitaleinsatz fallende Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals einerseits und die mit steigenden Einkommen tendenziell steigende Neigung zur Vermögensbildung andererseits.

We have seen that capital has to be kept scarce enough in the long-period to have a marginal efficiency which is at least equal to the rate of interest for a period equal to the life of the capital, as determined by psychological and institutional conditions. What would this involve for a society which finds itself so well equipped with capital that its marginal efficiency is zero and would be negative with any additional investment; yet possessing a monetary system, such that money will “keep” and involves negligible costs of storage and safe custody, with the result that in practice interest cannot be negative; and, in conditions of full employment, disposed to save?

If, in such circumstances, we start from a position of full employment, entrepreneurs will necessarily make losses if they continue to offer employment on a scale which will utilise the whole of the existing stock of capital. Hence the stock of capital and the level of employment will have to shrink until the community becomes so impoverished that the aggregate of saving has become zero, the positive saving of some individuals or groups being offset by the negative saving of others.

Die Ökonomie müsste also soweit verarmen, bis die Neigung und Fähigkeit zur Bildung zusätzlicher Ersparnis derart gesunken ist, dass sie bei der gleichzeitig eingetretenen Kapitalvernichtung wieder im Einklang mit der Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals ist.

Für eine Goldwährungsökonomie ist diese Darstellung zwar gültig, aber in einer Goldwährungsökonomie würde es aus anderen Gründen schon lange vorher zu schweren und zerstörerischen Krisen kommen - nämlich wegen des regelmäßigen Bankruns und Abzugs der Goldmünzen von den bankrottierenden Banken.

Unter fiat money lässt sich mit Hilfe der Inflation auch ein entsprechend negativer Realzins realisieren, um die Ersparnis von Geldvermögen zu entmutigen.

Allerdings besteht das von Keynes hier abgehandelte Problem in einer etwas anderen Weise schon und zwar als Dauerzustand und nicht erst als Folge des wachsenden Kapitalbestandes. Es sind nämlich die real in einer Ökonomie zu erzielenden und für die Kapitalakkumulation zu verwendenden Profite immer unzureichend.

Andernfalls würde die Kapitalausstattung ja exponentiell gegen Unendlich wachsen!

Die von Gesell sehr richtig thematisierte Exponentialfunktion ist es, die ständig wiederkehrende Krisen des Kapitalismus erzwingt. Allerdings lässt sich mit gezielter Inflationierung des Geldes auch der reale Kapitalprofit weit genug gegen Null drücken, um das Problem mal einige Zeit wegzudrängen. Aber mit stabilem Geld sind wir schnell am Ende.

The post-war experiences of Great Britain and the United States are, indeed, actual examples of how an accumulation of wealth, so large that its marginal efficiency has fallen more rapidly than the rate of interest can fall in the face of the prevailing institutional and psychological factors, can interfere, in conditions mainly of laissez-faire, with a reasonable level of employment and with the standard of life which the technical conditions of production are capable of furnishing.

IV.

Hier kommt der Zukunftstraum von einem Kapitalismus, in dem die Kapitalgüter so reichlich sind, die Profite der Kapitalisten zu drücken und den gegenwärtig anstößigen Verdienst auf angehäuften Reichtum verschwinden zu lassen.

If I am right in supposing it to be comparatively easy to make capital-goods so abundant that the marginal efficiency of capital is zero, this may be the most sensible way of gradually getting rid of many of the objectionable features of capitalism. For a little reflection will show what enormous social changes would result from a gradual disappearance of a rate of return on accumulated wealth. A man would still be free to accumulate his earned income with a view to spending it at a later date. But his accumulation would not grow. He would simply be in the position of Pope’s father, who, when he retired from business, carried a chest of guineas with him to his villa at Twickenham and met his household expenses from it as required.

Though the rentier would disappear, there would still be room, nevertheless, for enterprise and skill in the estimation of prospective yields about which opinions could differ...
 
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17. Kapitel
Die wesentlichen Eigenschaften von Zins und Geld

I.

Hier kommt Keynes endlich auf die Rolle des Zinses auf Geld für Konjunktur und Beschäftigung.

IT seems, then, that the rate of interest on money plays a peculiar part in setting a limit to the level of employment, since it sets a standard to which the marginal efficiency of a capital-asset must attain if it is to be newly produced. That this should be so, is, at first sight, most perplexing. It is natural to enquire wherein the peculiarity of money lies as distinct from other assets, whether it is only money which has a rate of interest, and what would happen in a non-monetary economy.
Quelle: http://www.marxists.org/reference/su...heory/ch17.htm

Mit den letzten Fragen führt er leider gleich wieder vom Thema weg. :D

Wir wollen daher die Untersuchung von so Dingen wie einem "Weizenzinsfuß" oder "Häuserzinsfuß" überspringen. :)

So far, therefore, the money-rate of interest has no uniqueness compared with other rates of interest, but is on precisely the same footing. Wherein, then, lies the peculiarity of the money-rate of interest which gives it the predominating practical importance attributed to it in the preceding chapters? Why should the volume of output and employment be more intimately bound up with the money-rate of interest than with the wheat-rate of interest or the house-rate of interest?

II.

Keynes kommt auch schnell auf den besonders von den Freiwirten betonten Punkt, dass nämlich die meisten Vermögensbestände einem Schwund unterliegen oder sonstige Kosten verursachen und zusätzlichen Unsicherheiten ausgesetzt sind, was für speziell eine Edelmetallwährung zwar auch gilt, aber im Vergleich zu anderen Formen des Vermögens weniger.

It is now apparent that our previous statement to the effect that it is the money-rate of interest which sets a limit to the rate of output, is not strictly correct. We should have said that it is that asset’s rate of interest which declines most slowly as the stock of assets in general increases, which eventually knocks out the profitable production of each of the others, — except in the contingency, just mentioned, of a special relationship between the present and prospective costs of production. As output increases, own-rates of interest decline to levels at which one asset after another falls below the standard of profitable production; — until, finally, one or more own-rates of interest remain at a level which is above that of the marginal efficiency of any asset whatever.

Es sei also nicht unbedingt der Geldzins, der Investition und Produktion limitiere, sondern es wäre der spezielle Zinsfuß jenes Vermögens, der bei allgemeiner Vermögenszunahme am wenigsten fällt.

III.

Hier kommt Keynes auf die "Elastizität des Ersatzes" von Geld gegenüber anderen Gütern. Steigen Güter im Preis, kann man ihre Verwendung einschränken und billigere und leichter vermehrbare Faktoren verwenden. Ein Steigen des Geldwerts kann nicht durch eine Verwendung anderer Faktoren ausgeglichen werden.

Thus a rise in the money-rate of interest retards the output of all the objects of which the production is elastic without being capable of stimulating the output of money (the production of which is, by hypothesis, perfectly inelastic). The money-rate of interest, by setting the pace for all the other commodity-rates of interest, holds back investment in the production of these other commodities without being capable of stimulating investment for the production of money, which by hypothesis cannot be produced. Moreover, owing to the elasticity of demand for liquid cash in terms of debts, a small change in the conditions governing this demand may not much alter the money-rate of interest, whilst (apart from official action) it is also impracticable, owing to the inelasticity of the production of money, for natural forces to bring the money-rate of interest down by affecting the supply side.

Bei einer Goldwährung müsste mehr Gold gefördert werden, um die Konjunktur wieder anspringen zu lassen. :D

Keynes kommt dann endlich auf die Möglichkeit, den Goldstandard aufzugeben und wie schon seinerzeit in jedem Krieg üblich eine passende Geld- oder Kreditschöpfung zu betreiben. Man hätte die komplizierte Erörterung also ganz einfach abkürzen können.

Unemployment develops, that is to say, because people want the moon; — men cannot be employed when the object of desire (i.e. money) is something which cannot be produced and the demand for which cannot be readily choked off. There is no remedy but to persuade the public that green cheese is practically the same thing and to have a green cheese factory (i.e. a central bank) under public control.

Darauf hätten wir auch ohne viele Umwege kommen können:

It is interesting to notice that the characteristic which has been traditionally supposed to render gold especially suitable for use as the standard of value, namely, its inelasticity of supply, turns out to be precisely the characteristic which is at the bottom of the trouble.

Das war ja eben der Grund gewesen, weshalb man kurz vor der Großen Depression noch möglichst viele Länder in den Gold-/Devisenstandard eingebunden hat. Andernfalls hätten ja die Notenbanken einfach ihre jeweilige Ökonomie mit ausreichend Geld zu niedrigen Zinsen versorgen können, um die verheerende Große Depression zu vermeiden.

Keynes sollte das schon gewusst haben, aber dass er so geschickt um den heißen Brei herumstreichen konnte, dafür durfte er dann den großen Denker geben, der erstmals das geheimnis der Wirtschaftskrisen durchschaut habe. :)

18. Kapitel
Neufassung der allgemeinen Theorie der Beschäftigung

Die Ökonomie sei zwar heftigen Schwankungen unterworfen, aber dennoch nicht völlig unbeständig. Vollbeschäftigung sei nach aller Erfahrung eine selten und kurzlebige Erscheinung.

Fluctuations may start briskly but seem to wear themselves out before they have proceeded to great extremes, and an intermediate situation which is neither desperate nor satisfactory is our normal lot. It is upon the fact that fluctuations tend to wear themselves out before proceeding to extremes and eventually to reverse themselves, that the theory of business cycles having a regular phase has been founded. The same thing is true of prices, which, in response to an initiating cause of disturbance, seem to be able to find a level at which they can remain, for the time being, moderately stable.
Quelle: http://www.marxists.org/reference/su...heory/ch18.htm

Nachdem sich der Erfahrung beständige Tendenzen in der Ökonomie aufdrängen, sucht Keynes dafür nach den Gründen. Im Gegensatz zu ihm wollen wir diese Gründe eher in überlegter Politik und weiser Steuerung der Ereignisse vermuten, da die kapitalistische Klasse es doch nicht soweit kommen lassen will, als Folge einer Krise in einer Revolution beseitigt zu werden. Man weiß also schon, die Geldpolitik noch rechtzeitig sinnvoll einzusetzen.

Denn die Marktkräfte sind allemal krisenverschärfend und verstärken jede einmal eingeschlagene Tendenz, was Keynes genau weiß und sogar klar genug einräumt:

But whether or not this psychological law strikes the reader as plausible a priori, it is certain that experience would be extremely different from what it is if the law did not hold. For in that case an increase of investment, however small, would set moving a cumulative increase of effective demand until a position of full employment had been reached; while a decrease of investment would set moving a cumulative decrease of effective demand until no one at all was employed. Yet experience shows that we are generally in an intermediate position.

Es ist aber natürlich nicht sein "psychologisches Gesetz", sondern die herrschende Klasse, die die Entwicklungen nicht gern völlig entgleisen lässt, auch wenn die Kräfte des Marktes dafür sorgen würden, dass jeder Einbruch der Konjunktur solange verstärkt wird, bis alles hinüber wäre. :D

Das 18. Kapitel ist klar das schwächste Stück seines Werkes. :rolleyes:
 
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Hellmann
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Geldlöhne und Preise

19. Kapitel
Änderungen in den Geldlöhnen

I.

Die klassische Theorie stützt ihre Behauptung der Selbstregulierung der Märkte auf die Vorstellung, dass der Arbeitsmarkt auf Arbeitslosigkeit mit fallenden Löhnen reagiere und diese fallenden Löhne zu einer höheren Beschäftigung führen würden.

Der Gedankengang der klassischen Ökonomen, so Keynes, war einfach der, dass fallende Löhne sinkende Güterpreise zur Folge haben und diese tieferen Preise die Güternachfrage anregen würden.

Fragt sich dann natürlich zuallererst, warum vorher und vor dem Anstieg der Arbeitslosigkeit die höheren Löhne und Preise mit einer höheren Beschäftigung zusammenfallen konnten, wenn die klassischen Vorstellungen Geltung haben sollten. Aber nach der Logik darf man die Ökonomen nie fragen, sind ihre Thesen doch allein von den Kapitalinteressen bestimmt. Sonst könnte man ja gleich schauen, wodurch der plötzliche Anstieg der Arbeitslosigkeit überhaupt ausgelöst wurde, um die Arbeitslosigkeit logisch zu erklären.

Dass sinkende Löhne wieder zu höherer Beschäftigung führen würden, ist selbstverständlich allein in dem Sinne richtig und unbestreitbar, dass nämlich die Geldpolitik die Massenarbeitslosigkeit gezielt zu dem Zweck erzeugt, eine Deflation der Löhne und Preise zu betreiben, und irgendwann nach Erreichen ihres Zieles wird dann die Geldpolitik auch wieder einmal auf Expansion umschalten.

Spätestens, wenn der nächste Krieg finanziert werden muß. :mad:

Das lesen wir so jetzt natürlich nicht bei Keynes. :cool:

Keynes bleibt auf dem Boden der makroökonomischen Logik, nach der jede Deflation der Löhne und Preise über eine noch weiter sinkende Güternachfrage und eine mit dem Preisverfall wachsende Überschuldung von Haushalten und Unternehmen die deflationäre Depression emdlos verstärkt - (bis zuletzt die Spekulanten die Preisdeflation beenden und etwa das Farmland der durch den Preisverfall der landwirtschaftlichen Produkte bankrottierten Farmer billig aufkaufen und die Geldpolitik danach wieder auf Expansion umschaltet. Letzteres geschieht automatisch, weil die Spekulanten ja auf Kredit mit den zueltzt in der Krise gefallenen Zinsen kaufen und damit der allgemeine Aufschwung einsetzen muß.

Jedenfalls war die Forderung der klassischen Ökonomie nach einer Überwindung von Arbeitslosigkeit und Depression durch sinkende Löhne ganz im Sinne der Spekulanten, die auf dem Höhepunkt der Krise alles möglichst billig aufkaufen wollten, und daher die herrschende Lehre an sämtlichen Universitäten in sämtlichen kapitalistischen Staaten. Das ist wieder alles meine Ergänzung, damit sich der Leser nicht allzusehr über die mangelnde Denkfähigkeit der Wirtschaftswissenschaftler wundert und grämt. ;))

Jedenfalls kommt Keynes zu dem Resultat, dass die Schlussfolgerungen der klassischen Ökonomen einer makroökonomischen Untersuchung nicht standhält:

But if the classical theory is not allowed to extend by analogy its conclusions in respect of a particular industry to industry as a whole, it is wholly unable to answer the question what effect on employment a reduction in money-wages will have. For it has no method of analysis wherewith to tackle the problem. Professor Pigou’s Theory of Unemployment seems to me to get out of the Classical Theory all that can be got out of it; with the result that the book becomes a striking demonstration that this theory has nothing to offer, when it is applied to the problem of what determines the volume of actual employment as a whole.
Quelle: http://www.marxists.org/reference/su...heory/ch19.htm

II.

Für Keynes wird die Kürzung der Geldlöhne die Preise etwas vermindern und die Nachfrage der Arbeiter real senken. Auch die Unternehmer müssen durch die Deflation Verluste erleiden, wenn sie Investition und Produktion insgesamt nicht reduzieren.

Eine Ausnahme tritt nur dann ein, wenn es sich nicht um eine geschlossene Ökonomie handelt, sondern die kürzung der Geldlöhne die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem Ausland verbessert und im Ausland keine entsprechende Reduuzierung der Löhne stattfindet.

Das genau ist der Mechanismus des Goldstandards für den internationalen Handel: ein Land mit Exportüberschüssen hat eine wachsende Beschäftigung, in deren Folge die Löhne steigen und die Überschüsse reduzieren; ein Land mit Exportdefiziten wegen höherer Preise und Löhne ist durch die Gold-/Devisenabflüsse gezwungen, die Zinsen zu erhöhen und damit eine Krise und Massenarbeitslosigkeit auszulösen, die dann die Löhne und Preise drücken und das Defizit automatisch reduzieren.

Wenn man will, kann man so einen Goldstandard natürlich missbrauchen, um eine allgemeine Krise aller beteiligten Länder durchzusetzen, indem der Goldstandard und sein Regelwerk eingesetzt werden, um sämtliche beteiligten Länder in einen Wettlauf der Deflation zu treiben, wie in der Großen Depression geschehen.

Die Kürzung der Geldlöhne erhöht selbstverständlich die Schuldenlast der Unternehmen und führt zu vermehrten Bankrotten in einer Krise.

On the other hand, the depressing influence on entrepreneurs of their greater burden of debt may partly offset any cheerful reactions from the reduction of wages. Indeed if the fall of wages and prices goes far, the embarrassment of those entrepreneurs who are heavily indebted may soon reach the point of insolvency, — with severely adverse effects on investment. Moreover the effect of the lower price-level on the real burden of the National Debt and hence on taxation is likely to prove very adverse to business confidence.

Man fragt sich bei der Lektüre von Keynes ständig wieder, wie in aller Welt die klassischen Ökonomen so dumm gewesen sein sollten, nicht sofort zu genau denselben Schlüssen wie Keynes zu gelangen. Leider vermeidet Keynes, dem Leser zu erklären, welcher Sinn und welche Interessen hinter den klassischen "Irrtümern" verborgen sind.

Jedenfalls ist aus dem 19. Kapitel klar zu ersehen, dass die auf den Universitäten heute übliche Darstellung, dass in einem "keynesianischen Modell" die Kürzung der Löhne ebenfalls die Arbeitslosigkeit beseitigen würde, die Kürzung der Löhne aber am Widerstand der Arbeiter scheitern könne, weshalb die Keynesianische Analyse ein Spezialfall bei rigiden Löhnen wäre, dass diese Darstellung also eine (gezielte) Täuschung der Studenten hinsichtlich der wirklichen Ansichten des Maynard Keynes ist.

There is, therefore, no ground for the belief that a flexible wage policy is capable of maintaining a state of continuous full employment; — any more than for the belief than an open-market monetary policy is capable, unaided, of achieving this result. The economic system cannot be made self-adjusting along these lines.

III.

Wegen der fallenden Preise ist bei flexiblen Löhnen in einer Krise sogar zu erwarten, dass die fallenden Geldlöhne zu steigenden Reallöhnen führen!

It follows, therefore, that if labour were to respond to conditions of gradually diminishing employment by offering its services at a gradually diminishing money-wage, this would not, as a rule, have the effect of reducing real wages and might even have the effect of increasing them, through its adverse influence on the volume of output. The chief result of this policy would be to cause a great instability of prices, so violent perhaps as to make business calculations futile in an economic society functioning after the manner of that in which we live. To suppose that a flexible wage policy is a right and proper adjunct of a system which on the whole is one of laissez-faire, is the opposite of the truth. It is only in a highly authoritarian society, where sudden, substantial, all-round changes could be decreed that a flexible wage-policy could function with success. One can imagine it in operation in Italy, Germany or Russia, but not in France, the United States or Great Britain.

Das kann man sich auf der Zunge zergehen lassen. Einen Lehrstuhl an einer Universität erhält aber nur, wer darüber nie ein Wort in seinen Vorlesungen verliert, sondern ganz einfältig das plumpe Gegenteil behauptet, zusätzlich noch den Keynes mit allen Mitteln verdreht.

In the light of these considerations I am now of the opinion that the maintenance of a stable general level of money-wages is, on a balance of considerations, the most advisable policy for a closed system; whilst the same conclusion will hold good for an open system, provided that equilibrium with the rest of the world can be secured by means of fluctuating exchanges. There are advantages in some degree of flexibility in the wages of particular industries so as to expedite transfers from those which are relatively declining to those which are relatively expanding. But the money-wage level as a whole should be maintained as stable as possible, at any rate in the short period.

Das wird den Studenten natürlich alles vorenthalten.

20. Kapitel
Die Funktion der Beschäftigung

Hier geht es um mathematische Funktionen, mit denen ich mich wenig anfreunden kann. Bei einem VWL-Studium wird das Rumgerechne mit solchen Funktionen nach meiner Überzeugung bewusst eingesetzt, um gar nicht erst die grundlegenden Annahmen der Modelle mit den Studenten zu diskutieren, die mit solcherart Rumrechnereien geistig völlig ausgelastet sind.

Im 21. Kapitel unte Punkt III. sagt das Keynes auch ganz deutlich:

It is a great fault of symbolic pseudo-mathematical methods of formalising a system of economic analysis, such as we shall set down in section vi of this chapter, that they expressly assume strict independence between the factors involved and lose all their cogency and authority if this hypothesis is disallowed; whereas, in ordinary discourse, where we are not blindly manipulating but know all the time what we are doing and what the words mean, we can keep “at the back of our heads” the necessary reserves and qualifications and the adjustments which we shall have to make later on, in a way in which we cannot keep complicated partial differentials “at the back” of several pages of algebra which assume that they all vanish. Too large a proportion of recent “mathematical” economics are mere concoctions, as imprecise as the initial assumptions they rest on, which allow the author to lose sight of the complexities and interdependencies of the real world in a maze of pretentious and unhelpful symbols.
Quelle: http://www.marxists.org/reference/su...heory/ch21.htm

Das sollte man auf einem Schild an jeden Hörsaal der VWL nageln! :)


Wer die Mechanismen und Zusammenhänge verstanden hat, kann auf pseudowissenschaftliche Gleichungen völlig verzichten. Mangels zuverlässiger Ausgangsdaten können wir auch mit einer noch so diffizilen Formel das dN/dY und dergleichen niemals wirklich berechnen.

Unter dem Punkt IV. ist die von Keynes dargestellte Asymmetrie zwischen Inflation und Deflation lesenswert:

For whilst a deflation of effective demand below the level required for full employment will diminish employment as well as prices, an inflation of it above this level will merely affect prices. This asymmetry is, however, merely a reflection of the fact that, whilst labour is always in a position to refuse to work on a scale involving a real wage which is less than the marginal disutility of that amount of employment, it is not in a position to insist on being offered work on a scale involving a real wage which is not greater than the marginal disutility of that amount of employment.
Quelle: http://www.marxists.org/reference/su...heory/ch20.htm

21. Kapitel
Die Theorie der Preise

I.

Herrlich: :D

SO long as economists are concerned with what is called the Theory of Value, they have been accustomed to teach that prices are governed by the conditions of supply and demand; and, in particular, changes in marginal cost and the elasticity of short-period supply have played a prominent part. But when they pass in volume II, or more often in a separate treatise, to the Theory of Money and Prices, we hear no more of these homely but intelligible concepts and move into a world where prices are governed by the quantity of money, by its income-velocity, by the velocity of circulation relatively to the volume of transactions, by hoarding, by forced saving, by inflation and deflation et hoc genus omne; and little or no attempt is made to relate these vaguer phrases to our former notions of the elasticities of supply and demand.
Quelle: http://www.marxists.org/reference/su...heory/ch21.htm

Mit der Trennung der Ökonomischen Theorie zwischen einer Betrachtung der Realökonomie unter einem angeblichen Geldschleier einerseits und andererseits einer separaten Theorie des Geldes haben die Ökonomen sich die Möglichkeit geschaffen, Widersprüche und Unsinn auf getrennten Bühnen vor dem Publikum zu verbergen.

Natürlich haben wir eine Geldwirtschaft und jede nichtmonetäre Theorie makroökonomischer Fragen unter der Parole "Geldschleier" ist Betrug.

Ebenso unsinnig ist eine Diskussion der monetären Phänomene getrennt von den realwirtschaftlichen Verhältnissen.

Leider kann ich dem Keynes hier bei der Erörterung der Geldmenge nicht folgen. Es mag für seine Zeit unter dem Einfluss des Goldstandards noch naheliegend gewesen sein, auf die Probleme der Geldmenge einzugehen.

Zuvor hat man aber mit einem Goldstandard ganz andere Probleme zu erörtern, als nur die sanften Einflüsse einer Änderung dieser Geldmenge. Mit einem Goldstandard kommt die Ökonomie unweigerlich in gewaltige Turbulenzen, was durch fiat money zum Glück überwunden ist.

Jedenfalls möchte ich mich hier nicht in eine Diskussion der Preise in Abhängigkeit von Änderungen der "Geldmenge" versteigen, die bei einer Goldwährung ganz real ist, bei fiat money jedoch nur noch ein reines Hirngespinst auf der Basis der Verkehrsgleichung des Irving Fisher: TxP=MxU

Ebenso erledigt wurde die "Vorliebe für Liquidität" durch unser fiat money: das Bankensystem kann dem Publikum jederzeit seine sämtlichen Einlagen in Gestalt von Banknoten auszahlen, ohne dass dies abgesehen vom Papierverbrauch irgendeine Relevanz für die Ökonomie hätte.

To return to our immediate subject, the long-run relationship between the national income and the quantity of money will depend on liquidity-preferences.

Diese Aussage von Keynes ist also nicht mehr gültig. Natürlich wird auch das bei einem Ökonomiestudium ganz anders dargestellt.
 
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Hellmann
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Von der allgemeinen Theorie angeregte Kurze Bemerkungen

22. Kapitel
Bemerkungen über den Konjunkturzyklus

SINCE we claim to have shown in the preceding chapters what determines the volume of employment at any time, it follows, if we are right, that our theory must be capable of explaining the phenomena of the Trade Cycle.
Quelle: http://www.marxists.org/reference/su...heory/ch22.htm

Allerdings wäre das Thema höchst verwickelt und würde eigentlich ein eigenes Buch erfordern. Keynes möchte aber die Ansicht vertreten, dass der Konjunkturzyklus von Schwankungen der Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals bestimmt sei.

But I suggest that the essential character of the Trade Cycle, and, especially, the regularity of time-sequence and of duration which justifies us in calling it a cycle, is mainly due to the way in which the marginal efficiency of capital fluctuates.

Von der Geldpolitik ist also keine Rede und ich werde hier nicht die Zeit damit vergeuden, einen von der Geldpolitik unabhängigen Konjunkturzyklus zu diskutieren.

Keynes leugnet hier glatt die Bedeutung der Zinsen:

Now, we have been accustomed in explaining the “crisis” to lay stress on the rising tendency of the rate of interest under the influence of the increased demand for money both for trade and speculative purposes. At times this factor may certainly play an aggravating and, occasionally perhaps, an initiating part. But I suggest that a more typical, and often the predominant, explanation of the crisis is, not primarily a rise in the rate of interest, but a sudden collapse in the marginal efficiency of capital.

Das muß er natürlich gleich wieder einschränken: :rolleyes:

Later on, a decline in the rate of interest will be a great aid to recovery and, probably, a necessary condition of it. But, for the moment, the collapse in the marginal efficiency of capital may be so complete that no practicable reduction in the rate of interest will be enough. If a reduction in the rate of interest was capable of proving an effective remedy by itself, it might be possible to achieve a recovery without the elapse of any considerable interval of time and by means more or less directly under the control of the monetary authority.

Wenn schon Keynes höchstpersönlich hier zum Herumeiern gezwungen war, braucht man sich nicht zu wundern, wie wenig die Geldpolitik in der Literatur über die Große Depression erwähnt wird.

In der Allgemeinen Theorie sucht man nach Montagu Norman vergeblich. :(

Im Abschnitt III. versteigt sich Keynes sogar dahin, sich der Erklärung der sogenannten Österreicher anzunähern, wonach die Überinvestition im Aufschwung die Ursache des Abschwungs wäre und die Vermeidung dieser Überinvestition durch hohe Zinsen das einzige Heilmittel gegen die folgende Stockung. :eek:

The preceding analysis may appear to be in conformity with the view of those who hold that over-investment is the characteristic of the boom, that the avoidance of this over-investment is the only possible remedy for the ensuing slump, and that, whilst for the reasons given above the slump cannot be prevented by a low rate of interest, nevertheless the boom can be avoided by a high rate of interest. There is, indeed, force in the argument that a high rate of interest is much more effective against a boom than a low rate of interest against a slump.

Auch hierzu eiert er mit seiner Erklärung wieder herum und kommt dann doch wieder auf hohe Zinsen:

The boom which is destined to end in a slump is caused, therefore, by the combination of a rate of interest, which in a correct state of expectation would be too high for full employment, with a misguided state of expectation which, so long as it lasts, prevents this rate of interest from being in fact deterrent. A boom is a situation in which over-optimism triumphs over a rate of interest which, in a cooler light, would be seen to be excessive.

Der Boom kann also zunächst wegen des hohen Optimismus auch durch relativ hohe Zinsen nicht gebremst werden, bis dann eben doch wegen dieser hohen Zinsen die Stockung der Konjunktur erfolgt.

Man muß an der Stelle noch etwas zum Goldstandard sagen:

Mit einer Goldwährung sind heftigste Krisen unvermeidbar und würden sich tatsächlich nur dadurch lindern lassen, dass man schon frühzeitig jeden Ansatz zu einem Boom mit hohen Zinsen verhindert. Denn jeder Boom führt zu steigenden Preisen und eine kontrollierte Inflationierung wie mit fiat money ist ja mit einer echten Goldwährung nicht möglich. Daher müssen steigende Löhne und Preise bei einer Goldwährung in einer deflationären Depression wieder heruntergebrochen werden, oder der Staat ordnet die entsprechende Kürzung der Löhne zur Vermeidung der Depression an.

Die Geschichte von Keynes mit der Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals ist jedenfalls Quatsch. Unvermeidbar ist die Krise nur bei einer Goldwährung wegen der unvermeidbaren Preissteigerungen in einem Boom.

Einen derart brutalen Preisverfall wie in der Großen Depression kann man aber auch mit dem Gold-/Devisenstandard nicht rechtfertigen. Das brutale Ausmaß dieser Krise war ganz klar das Werk verantwortungsloser politischer und finanzieller Spekulation.

Man hätte jedenfalls die deflationäre Depression jederzeit mit den richtigen Maßnahmen der Geld- und Finanzpolitik und durch Aufkündigung des erst in den 20er Jahren durchgesetzten Gold-/Devisenstandards beenden können.

Im Abschnitt IV. kommt Keynes noch einmal auf die Verhinderung jedes Aufschwungs zurück und meldet dagegen seine Zweifel an, ob man nicht doch alle Investitionen zulassen sollte, sogar die, welche sich später als Fehlinvestitionen erweisen.

Er zweifelt auch, ob der Aufschwung überhaupt immer verhindert werden könne:

Nevertheless, the most enlightened monetary control might find itself in difficulties, faced with a boom of the 1929 type in America, and armed with no other weapons than those possessed at that time by the Federal Reserve System; and none of the alternatives within its power might make much difference to the result.

Jedenfalls fällt Keynes in diesem Kapitel auf die Schule der Österreicher zurück, auch wenn er deren Begründung der Krise, dass nämlich zu wenig gespart worden wäre, ausdrücklich ablehnt:

The austere view, which would employ a high rate of interest to check at once any tendency in the level of employment to rise appreciably above the average of, say, the previous decade, is, however, more usually supported by arguments which have no foundation at all apart from confusion of mind. It flows, in some cases, from the belief that in a boom investment tends to outrun saving, and that a higher rate of interest will restore equilibrium by checking investment on the one hand and stimulating savings on the other. This implies that saving and investment can be unequal, and has, therefore, no meaning until these terms have been defined in some special sense. Or it is sometimes suggested that the increased saving which accompanies increased investment is undesirable and unjust because it is, as a rule, also associated with rising prices. But if this were so, any upward change in the existing level of output and employment is to be deprecated. For the rise in prices is not essentially due to the increase in investment; — it is due to the fact that in the short period supply price usually increases with increasing output, on account either of the physical fact of diminishing return or of the tendency of the cost-unit to rise in terms of money when output increases.

Das ist zwar wieder völlig richtig, aber kann über die Unzulänglichkeit dieser Abhandlung zum Konjunkturzyklus nicht hinweghelfen, wenn der Standpunkt der Mises und Hayek grundsätzlich geteilt wird, nur halt unter Ablehnung der von denen dafür angeführten Gründe.

23. Kapitel
Bemerkungen über den Merkantilismus, die Wuchergesetze, gestempeltes Geld und Theorien des Unterverbrauches

Keynes bringt hier noch ein kleines Lob auf das merkantilistische Denken:

Mercantilist thought never supposed that there was a self-adjusting tendency by which the rate of interest would be established at the appropriate level. On the contrary they were emphatic that an unduly high rate of interest was the main obstacle to the growth of wealth; and they were even aware that the rate of interest depended on liquidity-preference and the quantity of money. They were concerned both with diminishing liquidity-preference and with increasing the quantity of money, and several of them made it clear that their preoccupation with increasing the quantity of money was due to their desire to diminish the rate of interest.
Quelle: http://www.marxists.org/reference/su...heory/ch23.htm

Die Merkantilisten waren ganz klare Gegner hoher Zinsen:

How easily the mercantilist mind distinguished between the rate of interest and the marginal efficiency of capital is illustrated by a passage (printed in 1621) which Locke quotes from A Letter to a Friend concerning Usury: “High Interest decays Trade. The advantage from Interest is greater than the Profit from Trade, which makes the rich Merchants give over, and put out their Stock to Interest, and the lesser Merchants Break.” Fortrey (England’s Interest and Improvement, 1663) affords another example of the stress laid on a low rate of interest as a means of increasing wealth.

In diesen und anderen Punkten verteidigt Keynes den Standpunkt der Merkantilisten gegen die Klassiker. Weil hier auch endlich die Wirtschaftsgeschichte in den Blick gerät, ist das Kapitel sehr interessant.

Der internationale Goldstandard zwingt die Staaten zum Wettbewerb um einen Außenhandelsüberschuss, wobei jeder Erfolg des einen Staates zum Schaden eines anderen sich auswirkt.

For in an economy subject to money contracts and customs more or less fixed over an appreciable period of time, where the quantity of the domestic circulation and the domestic rate of interest are primarily determined by the balance of payments, as they were in Great Britain before the war, there is no orthodox means open to the authorities for countering unemployment at home except by struggling for an export surplus and an import of the monetary metal at the expense of their neighbours. Never in history was there a method devised of such efficacy for setting each country’s advantage at variance with its neighbours’ as the international gold (or, formerly, silver) standard. For it made domestic prosperity directly dependent on a competitive pursuit of markets and a competitive appetite for the precious metals. When by happy accident the new supplies of gold and silver were comparatively abundant, the struggle might be somewhat abated. But with the growth of wealth and the diminishing marginal propensity to consume, it has tended to become increasingly internecine. The part played by orthodox economists, whose common sense has been insufficient to check their faulty logic, has been disastrous to the latest act.
Quelle: http://www.marxists.org/reference/su...heory/ch23.htm

Keynes empfiehlt dann hier endlich doch eine autonome Zinspolitik, die auf ein Optimum an Beschäftigung abzielt:

It is the policy of an autonomous rate of interest, unimpeded by international preoccupations, and of a national investment programme directed to an optimum level of domestic employment which is twice blessed in the sense that it helps ourselves and our neighbours at the same time. And it is the simultaneous pursuit of these policies by all countries together which is capable of restoring economic health and strength internationally, whether we measure it by the level of domestic employment or by the volume of international trade.

Das klingt natürlich großartig, lässt den Leser aber den faden Geschmack des vorhergehenden Kapitels zu den Konjunkturzyklen nicht ganz vergessen.

24. Kapitel
Schlussbetrachtungen über die Sozialphilosophie, zu der die Allgemeine Theorie führen könnte

Keynes benennt klar die Fehler des bestehenden Systems:

THE outstanding faults of the economic society in which we live are its failure to provide for full employment and its arbitrary and inequitable distribution of wealth and incomes.
Quelle: http://www.marxists.org/reference/su...heory/ch24.htm

Hier kommt er dann zu seinem Schluss, dass der Reichtum eines Landes weniger von der Sparsamkeit, als vom Konsum abhängig sei. Daher sollte ein niedriges Zinsniveau das Wachstum der Ökonomie und der Einkommen fördern und gerade eine gerechtere Verteilung der Einkommen würde die Güternachfrage und damit das Wachstum der Wirtschaft verstärken.

Niedrige Zinsen vertärken die Investition und senken gleichzeitig, so Keynes, die Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals, dessen Rendite.

Now, though this state of affairs would be quite compatible with some measure of individualism, yet it would mean the euthanasia of the rentier, and, consequently, the euthanasia of the cumulative oppressive power of the capitalist to exploit the scarcity-value of capital. Interest today rewards no genuine sacrifice, any more than does the rent of land. The owner of capital can obtain interest because capital is scarce, just as the owner of land can obtain rent because land is scarce. But whilst there may be intrinsic reasons for the scarcity of land, there are no intrinsic reasons for the scarcity of capital.

Hier haben wir dann die Hoffnung auf den "sanften Tod des Rentiers", der sich natürlich mit der Gesamtheit seiner Klasse vorher in eine gezielte Politik für Vollbeschäftigung und niedrige Zinsen und Renditen fügen müsste.
 
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Hellmann
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Was ich halt nicht in den Kopf bekomme, ist wie man dieses Problem:

http://bp3.blogger.com/_rWY3qGfe6gc/SI1dtCRoXGI/AAAAAAAAA5o/FCp7-0EiyKI/s1600-h/Picture+1.png

:eek:

... weginflationieren kann. :kopfkratz:]
Warum nicht? :)

Die Verschuldung ist von 130% Prozent der jährlichen Gesamtproduktion im Jahr 1950 auf über 350% heute gestiegen. Wenn sich nun auch die Löhne und Preise verdreifachen, sind wir wieder bei 130%. Natürlich zum Schaden der Eigentümer der Geldvermögen, weshalb diese ja lieber die Ökonomie in einer Große Depression treiben würden. :traurig:

Hast du schon mal Irving Fisher gelesen? Gibt's übrigens auch online, falls es dich interessiert:

The debt-deflation theory of Great Depressions
http://fraser.stlouisfed.org/docs/meltzer/fisdeb33.pdf
Interessanter Textauszug.

Los geht es auf Seite 341 unten mit dem Punkt 24.

Angenommen, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt ein Zustand der Überschuldung eingetreten sei, müsse es (1.) zu Panikverkäufen zum Zweck der Schuldenliquidation kommen, (2.) zu einem Rückgang von Geldmenge und Umlaufgeschwindigkeit, damit (3.) zu einem weiteren Fall der Preise und damit (4.) zu einem Verfall der Anlagewerte der Ökonomie und Bankzusammenbrüchen usw. und so fort - ich will das hier einmal unterbrechen.

Das ist nichts Neues. Die sich selber überlassenen Märkte wirken prozyklisch und damit krisenverschärfend. Aus einem kleinen Konjunktureinbruch würden die Gesetze des Marktes immer wieder eine Große Depression machen, zwangsläufig und selbstverstärkend.

Aber die Verantwortlichen der Geldpolitik wissen das natürlich schon seit jeher, sonst wären sie selber nicht mehr in dem Geschäft.

Man muß also mit der Geld- und Finanzpolitik gegensteuern und hat das auch immer so gemacht.

Nur die Kreise, die eine Depression durchsetzen wollen, werden fordern, dass der Staat sich aus der Konjunkturpolitik heraushalte, auf keinen Fall Schulden machen dürfe, und dass die Notenbank sich nur um die Bekämpfung der Inflation mit möglichst hohen Zinsen kümmern dürfe.

Man weiß, wie die Krisen zu verhindern sind, und Bernanke wird es uns allen vormachen und beweisen. ;)
 
T

Turandot

Warum nicht? :)

Die Verschuldung ist von 130% Prozent der jährlichen Gesamtproduktion im Jahr 1950 auf über 350% heute gestiegen. Wenn sich nun auch die Löhne und Preise verdreifachen, sind wir wieder bei 130%. Natürlich zum Schaden der Eigentümer der Geldvermögen, weshalb diese ja lieber die Ökonomie in einer Große Depression treiben würden. :traurig:

...

Man weiß, wie die Krisen zu verhindern sind, und Bernanke wird es uns allen vormachen und beweisen. ;)


Bernanke ist eben nicht die richtige Adresse! Von Lohninflation keinerlei Spur - im Gegenteil. Bisher hat man die Verluste sozialisiert und zwar auf die unsozialste Weise. Das sagt sogar Roubini, der Freund von unserem Joschka. Statt die Banken zu verstaatlichen, sind sie fest in privater Hand - es sei denn es läuft was schief, dann ist wieder der Steuerzahler gefragt.

Alle Zentralbanken (auch die FED!) warnen vor "Zweitrundeneffekten", obwohl überhaupt keine Rede davon sein kann, da sämtliche Unternehmen Leute entlassen, ja "the big three" stehen gar vor der Pleite. Und Unternehmen, die vor der Pleite stehen, können Löhne unmöglich erhöhen!

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Wenn man sich jetzt die Kurve anschaut: wie kann man Schulden bezahlen, indem man noch mehr Schulden aufnimmt? Tja, und dann kommt noch die Frage hinzu: wer ist "man"?

Das Problem ist: dieses Geld existiert nicht, die Kurve wird fallen müssen. Meinst du nicht? :confused:
 
OP
Hellmann
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Bernanke ist eben nicht die richtige Adresse! Von Lohninflation keinerlei Spur - im Gegenteil.
Völlig richtig: von Lohnerhöhungen ist noch nichts zusehen. Das wird aber wohl nicht die Schuld von Bernanke sein, der selber nur am Zinshebel sitzt.

Lohnerhöhungen politisch durchzusetzen, ist nicht so einfach, und das fehlt bis jetzt in allen Staaten auf der Agenda.

Andererseits kann man bei einer Verschuldung von über 350% der Gesamtproduktion kaum Hochzinspolitik betreiben. :rolleyes:
Alle Zentralbanken (auch die FED!) warnen vor "Zweitrundeneffekten", obwohl überhaupt keine Rede davon sein kann, da sämtliche Unternehmen Leute entlassen, ja "the big three" stehen gar vor der Pleite. Und Unternehmen, die vor der Pleite stehen, können Löhne unmöglich erhöhen!
In der FED sind es nur einige uneinsichtige Außenseiter, die am liebsten noch die Inflation bekämpfen würden und auf keinen Fall höhere Nominallöhne sehen wollen.

Es wird eventuell noch einige kritische Punkte wie die Immokrise gerade brauchen, bis die Leute das mit den Lohnerhöhungen einsehen.
Wenn man sich jetzt die Kurve anschaut: wie kann man Schulden bezahlen, indem man noch mehr Schulden aufnimmt? Tja, und dann kommt noch die Frage hinzu: wer ist "man"?

Das Problem ist: dieses Geld existiert nicht, die Kurve wird fallen müssen. Meinst du nicht? :confused:
Richtig: ohne Lohn-Inflationierung kommt man aus dem exponentiellen Wachstum der Realverschuldung nicht heraus. Da sind wir bei Gesell. :D

Wie viele maßgebliche Kreise das außerhalb der FED noch kapiert haben? :rolleyes2:

Vermutlich noch zu wenige.

Bei uns haben es ja noch nicht einmal die Leute in der EZB gerafft. Bisher hat ja immer der nächste Krieg die Inflation erzwungen und den Aufschwung gebracht, wie in den USA nach der Großen Depression, weil Inflationierung vorher nicht durchsetzbar war.
 
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Hi,

Keynes ist bei mir ein Bestandteil einer Hausarbeit. Ich suche momentan nach Beispielen für prozyklisches und antizyklisches Wirtschaften in Deutschland. Hat vielleicht jemand noch ein paar Vorschläge für mich?
 

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