Warum war den Konzernen das Zeug denn ein Graus? Das habe ich nicht verstanden.
Weil es ihren Profiten im Wege stand.
Hearst war Waldgroßgrundbesitzer und Medientycoon, also Holz-, Papier- und Zeitungsunternehmer.
Dupont besaß das Patent auf Herstellung von Plastik aus Öl und Kohle, das Patent auf neue Sulfat/Sulfitverfahren zur Papierherstellung aus Holzzellmasse - Hanf war für die beiden ein ökonomisch nicht zu schlagender Konkurrent: 0,4 ha Hanf liefern dieselbe Menge Zellstoff wie 1.66 ha Holz.
Noch ein Dupont-Patent, dem Hanf im Wege stand: Die Nylonfaser.
Die aufkeimende Nährmittelindustrie vermieden die nahrhaften Hanföle, die Baumwollindustrie entledigte sich der Konkurrenz auf dem Textilmarkt (die berühmte Levis 501 war eigentlich eine Hanf-Jeans), die Pharmaindustrie verkaufte ihe neuesten Erzeugnisse Kokain und Heroin (Bayer verdrängte den sanften Morphin-Ersatz Cannabis mit dem "garantiert nicht süchtig machenden" Heroin vom Markt), Hanf-Lampenöl und Hanf-Schmieröl standen der Petrochemie im Wege, Teppichrücken, Netze und andere bisherige Hanfdomänen wurden mit aus Erdöl hergestelltem Plastik abgedeckt, Pestizidhersteller waren Baumwoll-Lobbyisten, denn Cannabis braucht keine Pestizide, die arbeitslos gewordenen Alkohol-Prohibitionsbeamten bekamen einen neuen Job und last but not least spielte Rassismus eine Rolle: Mit dem Verbot von Cannabis ergab sich eine neue Disziplinierungsmöglichkeit gegen Schwarze und Latinos, die bevorzugt Cannabis als reines Genussmittel konsumierten - die Agitation der Rechten gegen die ihnen verhasste Jazz-Szene hängt direkt damit zusammen.
DER Propagandafilm überhaupt damals war Reefer Madness, Handlung: Junger Musteramerikaner raucht einen Joint und wird dadurch zur mordenden Bestie:
Kleine Anekdote am Rande, die die ganze Absurdität untersteicht:
Cannabis wurde von Anslinger als gewalterzeugende Droge charakterisert (siehe der Film), später gab es eine 180°-Wendung, als im Zuge des McCarthyismus der gleiche Anslinger behauptete, der Genuss von "Marihuana" mache die Menschen so friedlich und pazifistisch, dass dieses Rauschgift von den Kommunisten dazu benutzt werden würde, die Kampfmoral der amerikanischen Armee zu schwächen (dass Pot rauchen beruhigende Wirkung hat und gar träge macht, stimmt).
Beide diametral gegeneinander stehende Behauptungen waren natürlich - wie sollte es anders sein - flankiert von der zeitgenössischen Mainstream-Propaganda.
Der Begriff "Marihuana" wurde in der Zeit damals geprägt, aus dem in Mexico umgangssprachlich benutzten Begriff "Marijuana" wurde ein propagandistischer Kampfbegriff, denn hätte man gesagt, dass es sich dabei schlicht um den guten alten Hanf handelte - den wie schon zuvor bemerkt damals vor allem die Latinos und Schwarze rauchten - hätte die Hetze kaum gewirkt.