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Warum wir an den Staat glauben? Eine These: Kindheitstraumata als Ursache
Kindheitstrauma und Staatsgläubigkeit- was hat das eine mit dem anderen zu tun?
Da sich die meisten nicht den Video- Vortrag ansehen, hier eine Zusammenfassung:
Babys brauchen eine starke Bindung. Im Gegensatz zu neugeborenen Giraffen, die sofort laufen können. Babys wollen sich entwickeln. Die Welt erkunden, sie begreifen. Dabei entstehen Gefahrensituationen. Das Kind schreit nach der Mutter. Wenn die Mutter durch ihren Alltag und ihre Arbeit gestresst ist, entwickelt sie Aggressionen gegen das schreiende Kind. Damit ist das Kind in einer Zwickmühle. Einerseits braucht es die Mutter, andererseits wird die Mutter durch ihr Schreien und eventuell auch durch ihre Schläge zur Gefahr. In Gesellschaften, wo die Stressbelastung der Eltern weniger hoch ist, etwa in einer funktionierenden Familie oder in noch heute existierenden so genannten primitiven Gesellschaften, werden Kinder wesentlich ernster genommen und liebevoller behandelt.
Bei Gefahr gibt es folgende Möglichkeiten: kämpfen, weglaufen, erstarren oder sich tot stellen. Wenn das Kind die Mutter in einer konkreten Situation als Gefahr sieht, kann es nicht gegen die Mutter kämpfen. Weglaufen geht auf die Dauer auch nicht. Es kann erstarren und abwarten. Im schlimmsten Fall funktioniert die Notabschaltung, die Ohnmacht. Bei Dauerstress würden sonst zu viele Gehirnzellen absterben. Was bleibt, ist die Angst: vor der Gewalt der Eltern und gleichzeitig vor dem Verlust der Eltern, die das Kind zum Leben braucht. Das Kind muss deshalb zu einem Trick greifen. Diese besteht in der Identifizierung mit dem Täter. Meine Eltern gehören zu mir, was sie tun, kann nur richtig sein. Wer stärker ist, hat recht. Gewalt lohnt sich. Diese Akzeptanz des Gewalttätigen ist die Akzeptanz der Macht. Das führt später zur Akzeptanz von Autoritäten verschiedenster Form. Zur Akzeptanz des Staates und seinem Gewaltmonopol. Dabei ist es unerheblich, ob die Vertreter des Staates kompetent sind oder nicht. Wichtig ist nur, dass sie Macht haben. Also hat man sich ihnen unterzuordnen. So wird man akzeptiert und kann selbst Macht ausüben, wenn auch nur in meist kleinerer Form. Das Buckeln nach oben und das Treten nach unten wird zur Normalität. Was Thomas Mann in seinem Roman „Der Untertan“ beschreibt, ist heute noch aktuell. Untertanen braucht der Staat, sie sichern sein Überleben. Der Preis für die Akzeptanz anonymer Autoritäten und des Staatsapparates ist die Einschränkung der eigenen Fähigkeit, Gewalt als etwas Böses wahrzunehmen. Mächtige Figuren werden nicht als Gefahren angesehen. Der einzelne sehnt sich nach Schutz und Sicherheit. Er akzeptiert seine Abhängigkeit von der Staatsmacht. Aber er möchte nicht nur schwach sein, er möchte auch kämpfen und siegen. Er möchte „wer sein“. Meist drückt sich das durch Statussymbole aus, die durch Arbeit zu erringen sind. Hat der Untertan einen gewissen Status in der Gesellschaft erreicht, sieht er das als Ausgleich zur ständigen Erniedrigung. Der Staat bietet Hilfe. Etwa in sozialer Unterstützung bei Bedürftigkeit oder in der Förderung der wirtschaftlichen Existenz des einzelnen. Die Beteiligung an der Politik wertet den einzelnen auf. Wir sind alle eins, wir sind Deutschland.
DEMOKRATIE
Dabei besteht die Demokratisierung in einer reinen Täuschung. Bei einem Staatswesen mit vielen Millionen Angehörigen herrscht Anonymität. Sowohl unter den vielen, die beherrscht werden. Als auch zwischen den beherrschten und den Herrschern. Echte menschlich- empathische Bindungen gibt es massenhaft.
Wichtig für den Zusammenhalt der anonymen Masse ist ein Feindbild. Das stärkt die Gemeinschaft. Die anderen werden pauschal als Feinde angesehen, obwohl man sie überhaupt nicht kennt. So kommt man zu Begriffen wie „die“ Muslime, die Juden, die Zigeuner, die Amerikaner usw. Dabei projiziert man nur eigene Widersprüche auf andere. Fremdenfeindlichkeit ist ein Mangel an Selbsterkenntnis. Das wird vom Staat gefördert, Selbsterkenntnis der einzelnen Menschen könnte ja auch zu einer Ablehnung des Staates führen. Das Argument, Herrschaft habe es schon immer gegeben, blendet die Dimension des Staates aus. Wo Menschen in überschaubaren Gruppen leben, mag es einzelne Anführer geben. Diese sind jedoch allen bekannt. Der Bürgermeister einer kleinen Gemeinde, der für eine dem einzelnen Gemeindemitglied unangenehme Entscheidung verantwortlich ist, muss jeden Tag befürchten, dass der Benachteiligte ihm Böses will. Eine Bundeskanzlerin ist für den Zorn des einzelnen nicht erreichbar. Deshalb muss zwischen autoritären Personen in einer überschaubaren Gesellschaft und autoritären Personen in einem Staatsgebilde unterschieden werden.
Gut, werden jetzt viele sagen, aber wir leben nun einmal in Deutschland. Wir leben in einem Staat, in einer Nation. Wir sind ein Volk. Wenn solche großen gesellschaftlichen und künstlich konstruierten Zwangsgebilde uns beherrschen, was können wir tun?
Dazu gibt es keinen Patentrezept. Jeder muss selbst entscheiden, inwieweit er sich in seiner Abhängigkeit wohl oder weniger wohl fühlt. Eine totale Unabhängigkeit, eine Freiheit des Individuums gibt es innerhalb eines Staatswesens nicht. Auswandern ist nur für weniger eine Option. In einem anderen Staat erginge es uns außerdem ähnlich. Die Auswanderung in kleinere Gemeinschaften, etwa zu Stammes- Gesellschaften der Indianer in Südamerika, erscheint uns unbequem. Die meisten werden sich also fragen, wie man weiterhin in seiner gewohnten Umgebung leben kann, und sich dennoch ein maximales Stück Freiheit bewahrt. Das gilt es zu diskutieren. Wer jetzt eine Patent- Lösung für 80 Millionen Deutsche vorschlägt, ist ein Ideologe, der wiederum auf Herrschaft setzt. Wie soll eine einzige Lösung für 80 Millionen Menschen funktionieren? Ansätze zur Selbstorganisation in kleinen, überschaubaren Gruppen gibt es immerhin auch in unserem Land. Die Privilegierten regeln das über ihr Geld. Alle anderen werden gern als Lebenskünstler, Autonome, Penner oder sonstige Sonderlinge bezeichnet. Dabei zeichnet einen Sonderling gerade das aus, was seine eigene Besonderheit ist. Ich schließe mit einer poetischen Anmerkung: zwischen den Betonplatten wächst Gras.
https://www.youtube.com/watch?v=X5cSdXf3UbA#t=829„Der moderne Staat und die traumatisierte Persönlichkeit
-eine gute Passung:
Heiko Cochius nähert sich diesem gesellschaftlichen Stockholm-Syndrom aus psychologischer Sicht und beschäftigt sich mit dem Zusammenhang zwischen Kindheitstraumatisierungen und dem Umstand, als Erwachsener staatliche Bevormundung nicht nur zu akzeptieren, sondern es als Bedrohung zu empfinden, sich gegen sie aufzulehnen.
Der Vortrag nimmt Bezug sowohl auf die Entwicklung in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als der absolutistische Staat dramatisch an Unterstützung verlor, als auch auf die These Hoppes, dass durch staatliche Maßnahmen ökonomische Anreize geschaffen wurden, die diese schwindende Identifikation wieder hergestellt haben.
Nach einer kurzen Skizze der Bindungstheorie erklärt Heiko Cochius den Vorgang der Traumatisierung einer Person anhand des Beispiels eines kleinen Kindes, das von seiner Mutter gewalttätig angegriffen wird. Er stellt dann die nach der Traumatisierung bestehende Persönlichkeit mit ihren verschiedenen Anteilen vor und beschreibt ihre psychische Interessenlage. Es zeigt sich, dass die staatlichen Maßnahmen den ständigen Bedarf der posttraumatischen Persönlichkeit decken, sich auf verschiedenen Wegen emotional zu stabilisieren.
Der moderne Staat weist eine gute Passung zum Bedarf einer traumatisierten Bevölkerung auf und findet daher ihre emotionale Zustimmung. Um eine erfolgversprechende Strategie zur Überwindung des Staates zu entwerfen, ist es notwendig, diese Erkenntnisse zu berücksichtigen.
Als Diplompsychologe und Psychologischer Psychotherapeut verfügt Heiko Cochius über viel Erfahrung in der Traumatherapie von Gewaltopfern. Sein Vortrag ist ein weiterer Baustein der Erkenntnis, warum es den Menschen so schwer fällt zu verstehen, dass Kooperation nützlicher ist als Zwang.
Vortrag gehalten auf dem 1. Ancap Happening 26.04.2014 Storkow von Heiko Cochius.“
Kindheitstrauma und Staatsgläubigkeit- was hat das eine mit dem anderen zu tun?
Da sich die meisten nicht den Video- Vortrag ansehen, hier eine Zusammenfassung:
Babys brauchen eine starke Bindung. Im Gegensatz zu neugeborenen Giraffen, die sofort laufen können. Babys wollen sich entwickeln. Die Welt erkunden, sie begreifen. Dabei entstehen Gefahrensituationen. Das Kind schreit nach der Mutter. Wenn die Mutter durch ihren Alltag und ihre Arbeit gestresst ist, entwickelt sie Aggressionen gegen das schreiende Kind. Damit ist das Kind in einer Zwickmühle. Einerseits braucht es die Mutter, andererseits wird die Mutter durch ihr Schreien und eventuell auch durch ihre Schläge zur Gefahr. In Gesellschaften, wo die Stressbelastung der Eltern weniger hoch ist, etwa in einer funktionierenden Familie oder in noch heute existierenden so genannten primitiven Gesellschaften, werden Kinder wesentlich ernster genommen und liebevoller behandelt.
Bei Gefahr gibt es folgende Möglichkeiten: kämpfen, weglaufen, erstarren oder sich tot stellen. Wenn das Kind die Mutter in einer konkreten Situation als Gefahr sieht, kann es nicht gegen die Mutter kämpfen. Weglaufen geht auf die Dauer auch nicht. Es kann erstarren und abwarten. Im schlimmsten Fall funktioniert die Notabschaltung, die Ohnmacht. Bei Dauerstress würden sonst zu viele Gehirnzellen absterben. Was bleibt, ist die Angst: vor der Gewalt der Eltern und gleichzeitig vor dem Verlust der Eltern, die das Kind zum Leben braucht. Das Kind muss deshalb zu einem Trick greifen. Diese besteht in der Identifizierung mit dem Täter. Meine Eltern gehören zu mir, was sie tun, kann nur richtig sein. Wer stärker ist, hat recht. Gewalt lohnt sich. Diese Akzeptanz des Gewalttätigen ist die Akzeptanz der Macht. Das führt später zur Akzeptanz von Autoritäten verschiedenster Form. Zur Akzeptanz des Staates und seinem Gewaltmonopol. Dabei ist es unerheblich, ob die Vertreter des Staates kompetent sind oder nicht. Wichtig ist nur, dass sie Macht haben. Also hat man sich ihnen unterzuordnen. So wird man akzeptiert und kann selbst Macht ausüben, wenn auch nur in meist kleinerer Form. Das Buckeln nach oben und das Treten nach unten wird zur Normalität. Was Thomas Mann in seinem Roman „Der Untertan“ beschreibt, ist heute noch aktuell. Untertanen braucht der Staat, sie sichern sein Überleben. Der Preis für die Akzeptanz anonymer Autoritäten und des Staatsapparates ist die Einschränkung der eigenen Fähigkeit, Gewalt als etwas Böses wahrzunehmen. Mächtige Figuren werden nicht als Gefahren angesehen. Der einzelne sehnt sich nach Schutz und Sicherheit. Er akzeptiert seine Abhängigkeit von der Staatsmacht. Aber er möchte nicht nur schwach sein, er möchte auch kämpfen und siegen. Er möchte „wer sein“. Meist drückt sich das durch Statussymbole aus, die durch Arbeit zu erringen sind. Hat der Untertan einen gewissen Status in der Gesellschaft erreicht, sieht er das als Ausgleich zur ständigen Erniedrigung. Der Staat bietet Hilfe. Etwa in sozialer Unterstützung bei Bedürftigkeit oder in der Förderung der wirtschaftlichen Existenz des einzelnen. Die Beteiligung an der Politik wertet den einzelnen auf. Wir sind alle eins, wir sind Deutschland.
DEMOKRATIE
Dabei besteht die Demokratisierung in einer reinen Täuschung. Bei einem Staatswesen mit vielen Millionen Angehörigen herrscht Anonymität. Sowohl unter den vielen, die beherrscht werden. Als auch zwischen den beherrschten und den Herrschern. Echte menschlich- empathische Bindungen gibt es massenhaft.
Wichtig für den Zusammenhalt der anonymen Masse ist ein Feindbild. Das stärkt die Gemeinschaft. Die anderen werden pauschal als Feinde angesehen, obwohl man sie überhaupt nicht kennt. So kommt man zu Begriffen wie „die“ Muslime, die Juden, die Zigeuner, die Amerikaner usw. Dabei projiziert man nur eigene Widersprüche auf andere. Fremdenfeindlichkeit ist ein Mangel an Selbsterkenntnis. Das wird vom Staat gefördert, Selbsterkenntnis der einzelnen Menschen könnte ja auch zu einer Ablehnung des Staates führen. Das Argument, Herrschaft habe es schon immer gegeben, blendet die Dimension des Staates aus. Wo Menschen in überschaubaren Gruppen leben, mag es einzelne Anführer geben. Diese sind jedoch allen bekannt. Der Bürgermeister einer kleinen Gemeinde, der für eine dem einzelnen Gemeindemitglied unangenehme Entscheidung verantwortlich ist, muss jeden Tag befürchten, dass der Benachteiligte ihm Böses will. Eine Bundeskanzlerin ist für den Zorn des einzelnen nicht erreichbar. Deshalb muss zwischen autoritären Personen in einer überschaubaren Gesellschaft und autoritären Personen in einem Staatsgebilde unterschieden werden.
Gut, werden jetzt viele sagen, aber wir leben nun einmal in Deutschland. Wir leben in einem Staat, in einer Nation. Wir sind ein Volk. Wenn solche großen gesellschaftlichen und künstlich konstruierten Zwangsgebilde uns beherrschen, was können wir tun?
Dazu gibt es keinen Patentrezept. Jeder muss selbst entscheiden, inwieweit er sich in seiner Abhängigkeit wohl oder weniger wohl fühlt. Eine totale Unabhängigkeit, eine Freiheit des Individuums gibt es innerhalb eines Staatswesens nicht. Auswandern ist nur für weniger eine Option. In einem anderen Staat erginge es uns außerdem ähnlich. Die Auswanderung in kleinere Gemeinschaften, etwa zu Stammes- Gesellschaften der Indianer in Südamerika, erscheint uns unbequem. Die meisten werden sich also fragen, wie man weiterhin in seiner gewohnten Umgebung leben kann, und sich dennoch ein maximales Stück Freiheit bewahrt. Das gilt es zu diskutieren. Wer jetzt eine Patent- Lösung für 80 Millionen Deutsche vorschlägt, ist ein Ideologe, der wiederum auf Herrschaft setzt. Wie soll eine einzige Lösung für 80 Millionen Menschen funktionieren? Ansätze zur Selbstorganisation in kleinen, überschaubaren Gruppen gibt es immerhin auch in unserem Land. Die Privilegierten regeln das über ihr Geld. Alle anderen werden gern als Lebenskünstler, Autonome, Penner oder sonstige Sonderlinge bezeichnet. Dabei zeichnet einen Sonderling gerade das aus, was seine eigene Besonderheit ist. Ich schließe mit einer poetischen Anmerkung: zwischen den Betonplatten wächst Gras.
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