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Ich habe neulich eine merkwürdige Diskussionsrunde bei „Hart aber fair“ gesehen, in der die AfD massiv angegriffen wurde. Der Moderator, Frank Plasberg, ließ für meinen Geschmack etwas die Neutralität vermissen, die man hätte erwarten dürfen.
Um das vorweg zu nehmen, ich bin ganz sicher kein AfD Anhänger. Aber ich bin bekennender Demokrat und finde einen solchen Umgang mit anderen Meinungen armselig. Gerade die Meinungsvielfalt gibt uns Bürgern doch erst die Möglichkeit, unsere Bedürfnisse mit unserer Stimme zum Ausdruck zu bringen. Wer eine andere Meinung hat, eine andere Partei wählt, ist doch kein Feind. Allein schon die Tatsache DAS jemand wählt zeigt doch, dass er seine Verantwortung in unserer Demokratie wahrnimmt.
Inhalt
Aber kommen wir zum Inhalt der TV Runde: Vertreten war der Herr Lucke von der AfD und Vertreter verschiedener anderer Parteien. Es schien mir ein „Einer gegen alle“ zu sein, der Moderator Frank Plasberg schien mir größtenteils neutral, weil er musste, aber an einer Stelle hat er eben leider doch voll danebengegriffen. Wenn sich einer alleine traut gegen 4 oder 5 Leute zu argumentieren, hat der Moderator meiner Meinung nach eine besondere Verantwortung, für einen Ausgleich zu sorgen, sodass der eine auch eine Chance hat. Wer spielt denn freiwillig alleine gegen 5 Leute Fußball? Niemand!
Der eigentliche Vorwurf
Der eigentliche Vorwurf gegen die AfD lautete die AfD sei rechts. Das ist natürlich das Schlimmste, man kann schön polarisieren. Wer eine andere Meinung hat ist immer rechts, das kennen wir doch. Festgemacht wurde das an dem Wortgebrauch der AfD, man hat den Begriff Entartung genutzt. Dieser Begriff wurde von den Nazis in anderem Zusammenhang genutzt, für Entartete Kunst (z.B. Kunst von Juden). Hitler hat auch viele andere Worte benutzt, wie Bratkartoffeln oder Schlauchboot. Lucke hat frei übersetzt den Bundestag als entartet bezeichnet und sich darauf berufen, dass der Begriff auch heute noch gebräuchlich ist in der Medizin und der Informatik. Frank Plasberg hat daraufhin darauf verwiesen, dass er in der Medizin ausschließlich für bösartige Tumore genutzt wird und er hat damit unterstellt, Lucke würde andere Leute als bösartig bezeichnen. Toll, wenn ein „neutraler“ Moderator genau das falsche Beispiel nutzt, jemand, der parteiisch wäre, hätte es nicht besser machen können. :nono:
Also hier mal meine Erklärung zur Entartung in der Informatik:
Es gibt eine Datenstruktur, die Baumstruktur, bei der es einen Wurzelknoten gibt, an dem 2 weitere Knoten hängen können, an denen jeweils wieder zwei weitere Knoten hängen können, und so weiter. Bei einem ausgeglichenen Baum sind alle Zweige des Baumes etwa gleich lang, idealer Weise unterscheidet sich die Länge höchstens um eins. Der Jeder Knoten hat einen Wert, der Wert an seinem linken Zweig ist kleiner als sein eigener Wert, der Wert an seinem rechten Zweig größer oder gleich. So geht die Struktur nach oben in die Breite.
Hänge ich an den Wurzelknoten aber immer größere und noch größere Werte an, bekomme ich im Extremfall nur einen einzigen Zweig, der immer länger wird. Es handelt sich eigentlich um keinen Baum mehr, sondern um eine verkettete Liste. Dies nennt man in der Informatik Entartung. Auf einer Baumstruktur können Elemente mit der binären Suche sehr schnell gefunden werden, viel schneller, als mit der linearen Suche auf einer verketteten Liste. Ist die Baumstruktur aber entartet, fällt die binäre Suche auf die Performance einer linearen Suche zurück, die ursprüngliche Stärke funktioniert nicht mehr, der ursprüngliche Zweck ist nicht mehr erfüllt. Da hat sich mein Studium ja doch gelohnt :winken:
Übertragen wir das auf den Bundestag:
Durch die 5% Regel sind über 15% der Wähler nicht im Bundestag vertreten, so viele waren es zuletzt 1953. Übliche Werte waren eher 6% oder weniger. Bildet sich die große Koalition, so ist außerdem die Opposition so klein(keine 25%), dass sie nicht einmal einen Untersuchungsausschuss einberufen kann, sie ist also praktisch vollkommen machtlos und kann ihre Rolle eigentlich gar nicht wahrnehmen. DAS war so mit den Regeln bestimmt nicht vorgesehen. Die gut gemeinten Regeln, die mal ihren Zweck haben, versagen bei diesem Wahlergebnis in erschreckender Weise. Wenn DAS keine Entartung ist, wie die bei der Baumstruktur, dann gibt es keine Entartung.
Das kann man doch so nicht sagen (Nein? Wie dann?)
Besonders erschreckend finde ich, dass im Prinzip rein die Form angegriffen wurde, und weniger der Inhalt. In der Rhetorik lernt man, wenn jemand inhaltlich nicht angreifbar ist, greift man die Form an, denn in der Rhetorik geht es nicht um Rechthaben, sondern um Rechtkriegen. Das heißt aber auch, wenn jemand die Form angreift, bestätigt er im Prinzip den Inhalt, oder er argumentiert wirklich dumm und/oder ist intolerant. Wenn man an Inhalten interessiert ist, sollte man sich an Formen nun wirklich nicht künstlich stoßen, solange sich niemand wirklich mit Absicht voll im Ton vergreift. Und mal so am Rande, Empörung ist auch nur ein rhetorisches Mittel, professionelle Politiker nutzen das gekonnt und der Laie könnte die Empörung glatt für echt halten.
Fazit:
1. Meinungsvielfalt ist (in den meisten Fällen) eine Bereicherung
2. Alle auf einen ist feige
3. Wer andere Meinungen als rechts bezeichnet missbraucht den Begriff leider in den meisten Fällen
4. Entschuldigt diesen viel zu langen Text, aber kürzer habe ich es nicht hinbekommen
Um das vorweg zu nehmen, ich bin ganz sicher kein AfD Anhänger. Aber ich bin bekennender Demokrat und finde einen solchen Umgang mit anderen Meinungen armselig. Gerade die Meinungsvielfalt gibt uns Bürgern doch erst die Möglichkeit, unsere Bedürfnisse mit unserer Stimme zum Ausdruck zu bringen. Wer eine andere Meinung hat, eine andere Partei wählt, ist doch kein Feind. Allein schon die Tatsache DAS jemand wählt zeigt doch, dass er seine Verantwortung in unserer Demokratie wahrnimmt.
Inhalt
Aber kommen wir zum Inhalt der TV Runde: Vertreten war der Herr Lucke von der AfD und Vertreter verschiedener anderer Parteien. Es schien mir ein „Einer gegen alle“ zu sein, der Moderator Frank Plasberg schien mir größtenteils neutral, weil er musste, aber an einer Stelle hat er eben leider doch voll danebengegriffen. Wenn sich einer alleine traut gegen 4 oder 5 Leute zu argumentieren, hat der Moderator meiner Meinung nach eine besondere Verantwortung, für einen Ausgleich zu sorgen, sodass der eine auch eine Chance hat. Wer spielt denn freiwillig alleine gegen 5 Leute Fußball? Niemand!
Der eigentliche Vorwurf
Der eigentliche Vorwurf gegen die AfD lautete die AfD sei rechts. Das ist natürlich das Schlimmste, man kann schön polarisieren. Wer eine andere Meinung hat ist immer rechts, das kennen wir doch. Festgemacht wurde das an dem Wortgebrauch der AfD, man hat den Begriff Entartung genutzt. Dieser Begriff wurde von den Nazis in anderem Zusammenhang genutzt, für Entartete Kunst (z.B. Kunst von Juden). Hitler hat auch viele andere Worte benutzt, wie Bratkartoffeln oder Schlauchboot. Lucke hat frei übersetzt den Bundestag als entartet bezeichnet und sich darauf berufen, dass der Begriff auch heute noch gebräuchlich ist in der Medizin und der Informatik. Frank Plasberg hat daraufhin darauf verwiesen, dass er in der Medizin ausschließlich für bösartige Tumore genutzt wird und er hat damit unterstellt, Lucke würde andere Leute als bösartig bezeichnen. Toll, wenn ein „neutraler“ Moderator genau das falsche Beispiel nutzt, jemand, der parteiisch wäre, hätte es nicht besser machen können. :nono:
Also hier mal meine Erklärung zur Entartung in der Informatik:
Es gibt eine Datenstruktur, die Baumstruktur, bei der es einen Wurzelknoten gibt, an dem 2 weitere Knoten hängen können, an denen jeweils wieder zwei weitere Knoten hängen können, und so weiter. Bei einem ausgeglichenen Baum sind alle Zweige des Baumes etwa gleich lang, idealer Weise unterscheidet sich die Länge höchstens um eins. Der Jeder Knoten hat einen Wert, der Wert an seinem linken Zweig ist kleiner als sein eigener Wert, der Wert an seinem rechten Zweig größer oder gleich. So geht die Struktur nach oben in die Breite.
Hänge ich an den Wurzelknoten aber immer größere und noch größere Werte an, bekomme ich im Extremfall nur einen einzigen Zweig, der immer länger wird. Es handelt sich eigentlich um keinen Baum mehr, sondern um eine verkettete Liste. Dies nennt man in der Informatik Entartung. Auf einer Baumstruktur können Elemente mit der binären Suche sehr schnell gefunden werden, viel schneller, als mit der linearen Suche auf einer verketteten Liste. Ist die Baumstruktur aber entartet, fällt die binäre Suche auf die Performance einer linearen Suche zurück, die ursprüngliche Stärke funktioniert nicht mehr, der ursprüngliche Zweck ist nicht mehr erfüllt. Da hat sich mein Studium ja doch gelohnt :winken:
Übertragen wir das auf den Bundestag:
Durch die 5% Regel sind über 15% der Wähler nicht im Bundestag vertreten, so viele waren es zuletzt 1953. Übliche Werte waren eher 6% oder weniger. Bildet sich die große Koalition, so ist außerdem die Opposition so klein(keine 25%), dass sie nicht einmal einen Untersuchungsausschuss einberufen kann, sie ist also praktisch vollkommen machtlos und kann ihre Rolle eigentlich gar nicht wahrnehmen. DAS war so mit den Regeln bestimmt nicht vorgesehen. Die gut gemeinten Regeln, die mal ihren Zweck haben, versagen bei diesem Wahlergebnis in erschreckender Weise. Wenn DAS keine Entartung ist, wie die bei der Baumstruktur, dann gibt es keine Entartung.
Das kann man doch so nicht sagen (Nein? Wie dann?)
Besonders erschreckend finde ich, dass im Prinzip rein die Form angegriffen wurde, und weniger der Inhalt. In der Rhetorik lernt man, wenn jemand inhaltlich nicht angreifbar ist, greift man die Form an, denn in der Rhetorik geht es nicht um Rechthaben, sondern um Rechtkriegen. Das heißt aber auch, wenn jemand die Form angreift, bestätigt er im Prinzip den Inhalt, oder er argumentiert wirklich dumm und/oder ist intolerant. Wenn man an Inhalten interessiert ist, sollte man sich an Formen nun wirklich nicht künstlich stoßen, solange sich niemand wirklich mit Absicht voll im Ton vergreift. Und mal so am Rande, Empörung ist auch nur ein rhetorisches Mittel, professionelle Politiker nutzen das gekonnt und der Laie könnte die Empörung glatt für echt halten.
Fazit:
1. Meinungsvielfalt ist (in den meisten Fällen) eine Bereicherung
2. Alle auf einen ist feige
3. Wer andere Meinungen als rechts bezeichnet missbraucht den Begriff leider in den meisten Fällen
4. Entschuldigt diesen viel zu langen Text, aber kürzer habe ich es nicht hinbekommen
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