Ich bezweifle stark, dass „Denkzettelwahlen“ ein Umdenken und umlenken bei den Vrantwortlichen bewirken. Eine Änderung des Wahlrechts, seit Jahrzehnten überfällig, ist daher n. E. mehr als das Gebot der Stunde, sondernVoraussetzung dafür, dass unsere Demokratie erhalten bleibt und nicht dem Frass der (Finanz) Giganten vorgeworfen wird. „Blackrock“ beispielsweise wird zumeist ja gar nicht mehr erwähnt, obwohl ich es mir kaum vorstellen kann, dass einer deren wichtigster Repräsentanten sich im Falle eines Wahlsieges dem Bürger undnicht seiner ihn nähernden Institution verpflichtet sehen würde.
Der Wähler dagegen hat nur eine äußerst mäßige Einflussmöglichkeit, er wählt mehrheitlich einen Direktkandidaten seines Wahlkreises, „KO System“, der unterlegene Kandidat bleibt zunächst mal unberücksichtigt, gäbe es da nicht die Landesliste der Partei, deren Kandidaten werden in Parteigremien aufgestellt und über deren Rangfolge entscheidet bekanntlich nicht der Wähler, sondern die Partrigremien. Die einzige diesbezügliche Einflussnahme des Wählers besteht darin, die besagte Partei nicht zu wählen, damit kann er allerdings ihm unliebsame Kandidaten nicht verhindern, denn wenn die Partei mit den Zweitstimmen über 5% kommt, dann sind die auf der Landesliste weit oben stehenden Kandidaten „gewählt“, gleichgültig, ob der Wähler das wollte oder nicht. Ein Philipp Anthor braucht beispielsweise keine einzige Erststimme in seinem Wahlkreis, sein Mandat ist ihm schon heute sicher, sofern die CDU über 5% in Meck-Pomm kommt, wovon wohl auszugehen ist.