Diese Kilometerleistung scheint mir etwas zu niedrig zu sein. Das Kraftfahrtbundesamt gibt entsprechende Zahlen raus - ich nehme mal an, du hast die von
dort.
Den Stromverbrauch hast du mit 25,6 kWh kalkuliert - das hängt aber vom Fahrzeug und der Fahrweise ab. Gegenüber den Herstellernzahlen ist das zu hoch - gegenüber den ADAC-Meßergebnissen ist es allenfalls moderat zu hoch. (Tesla: 24,0 kWh als "stromfressendstes" Modell). In Summe ändert das aber am Gesamtbedarf dennoch wenig.
Ältere Abschätzungen sprachen von einem Mehrbedarf von ca. 20%, der durch eine vollständige Umstellung auf Elektromobilität notwendig wäre - du kommst auf 36% - allerdings ist der Stromverbrauch insgesamt auch leicht gesunken, die Fahrleistung insgesamt in der Tendenz etwas gestiegen.
Die Frage woher die Energie kommt ist also in jedem Fall berechtigt.
Schaut man sich an, wie die Befürworter des Umstiegs kalkulieren, dann ist deren Rechnung aber auch nicht völlig unrealistisch.
Ein wichtiger Punkt ist, dass die davon ausgehen, dass der Umstieg ja nicht von jetzt auf gleich passiert, sondern vielmehr über einen längeren Zeitraum. Das entspannt die Situation deutlich, weil so der Mehrbedarf gar nicht auf einmal notwendig ist.
Ein zweiter Punkt ist, dass diese von einem relevanten Einsparpotential ausgehen, der, wenn er geschöpft werden kann, auch leicht den Mehrbedarf durch Elektromobilität unterbieten kann. (Hier bin ich skeptischer - dramatische Einsparpotentiale in privaten Haushalten sind nicht zu erwarten, und die Industrie hat schon eine Menge aus Eigeninteresse umgesetzt - da erscheint mir das Sparpotential zu Hoch abgeschätzt.)
Ein dritter Punkt ist, dass diese davon sprechen, dass Elektromobilität in Verbindung mit intelligenten Netzen dazu genutzt werden können, die Stromabnahme im Netz gleichmäßig zu gestalten. Die Idee ist hier, dass die Ladevorgänge wohl meist in der Nacht geschehen, während der Verbrauch eher in Zeiten stattfindet, in denen auch sonst gut Strom abgenommen wird.
Ob sich diese Hoffnungen erfüllen....realistisch halte ich auch das Szenario, dass viele ihr Auto während der Arbeitszeit aufladen werden - weil sie abends wieder nach Hause fahren....
Und schließlich ist die Idee, dass Elektromobilität dazu führen wird, dass sich viele Hausbesitzer Solaranlagen aufs Dach machen, und so zum Selbstversorger werden - also quasi zusätzliche Energiequellen im Netz.
Dazu kommt, dass noch lange nicht klar ist, wie tatsächlich die Mobilität sich in der Zukunft verändert. Werden überhaupt noch so viele Individualfahrzeuge zum Einsatz kommen - oder wird der Nahverkehr massiv ausgebaut.
Faktisch - unterm Strich weiß es derzeit sicher niemand in Gänze - das wäre auch Glaskugellesen......
ABER: Ähnlich wie man beim Ausbau der regenerativen Energien jährliche Ziele setzt, kann man dies auch für den Ausbau der E-Mobilität tun. Dann wird das jeweils nächste Jahr planbar und damit auch beherrschbar. Wenn wir beispielsweise mal davon ausgehen, dass nicht gleich alle 56,5 Mio Fahrzeuge auf e-Mobilität wechseln, sondern im nächsten Jahr nur 1 Mio kommen würden - dann reden wir von 3TWh zusätzlich - was eine beherrschbare Größe für ein Land ist, was 527 TWh je Jahr verbraucht.
Geht der Zuwachs zu schnell, bremst man die Förderung - fehlt Kraftwerkskapazität, kann man auch mal relativ schnell zusätzliche Gaskraftwerke auf Blockheizkraftwerksniveau mit ins Netz hinzunehmen. Als Übergangstechnologie ist das durchaus akzeptabel.
Ohne umfassende Gesamtkonzepte aber wird es so oder so nicht gehen. Eine ganze Volkswirtschaft der Größe der BRD auf Regenerativ umzubauen, das braucht einfach auch Zeit - um so wichtiger, dass endlich auch nicht mehr nur halbherzig daran gegangen wird - sonst wird das nie was.