Ich möchte Euch mit diesem Beitrag einmal die Stellung der Frau
vergangener Zeiten vorstellen welche auch auf Grund ihres Wesens,
Mittelpunkt unserer Mythen wurde.
Wie Tacitus zu seinem größten Erstaunen erfährt,kennen unsere
Ahnen keine geschriebenen Gebote oder Verbote,sondern tragen
einen freien Willen zu der Erfüllung ihrer Ethik in sich.
Diesen Willen aber entfachten sie im Volke durch das verehrungs-
würdige Vorbild des Helden,den sie im Heldenliede besangen und
durch die mystischen Erzählungen von einem Geschlechte
göttlicher Artung,die sie auch schlechtweg "Götter" nannten,
obwohl sie in ihnen nur Wesenszüge Gottes verehrten,wie sie
sich im Menschen offenbahren können.
Für die Wertung der Frau bezeichnend ist es nun,daß sie ebensoviel
weibliche wie männliche Idealgestalten verehrten und von den
Asinnen ausdrücklich betonen,daß ihre Macht und Herrlichkeit
die gleiche sei als die der Asen.
Diese Gestalten der Asinnen geben uns nun eine wundervolle
Klarheit darüber,was unsere Vorfahren als Wesenszüge der Frau
erkannten und welche Ämter in der Volksgemeinschaft sie der
Frau zutrauten.
Da war zunächst Fricka,die waltende Weltmutter,die der Geschicke
der Menschheit waltete.
Fünf weitere Asinnengestalten waren Sinnbilder der Liebe der
Geschlechter.
So wußten also unsere Ahnen,was unser Wissen uns zeigt,
daß des Frauen Eigenart dies Geschlecht befähigt,die Liebe
der Geschlechter zueinander auf idealer Höhe zu erhalten.
Wie weit wäre unser Volk von der fürchterlichen Triebentartung
unserer Tage,hätte die Frau noch dieses Amt im Volke
gewaltet.
Unter den Sinnbildern der Liebe wird uns die jugendliche Asin
der Schönheit "Fülle" genannt,von ihr heißt es
"Sie trägt ein Goldband im losen Haar".
Sie ist die freudenfrohe,jugendliche Liebe der Geschlechter
zueinander.
Wesensverschieden von ihr ist "Minna".
Sie läßt die Herzen der Männer und Frauen in inniger Minne
zueinander entbrennen; ist also die Idealgestalt der gemüts-
tiefen Minne.
Dann wird uns erzählt von der Asin "Loba",daß sie so gütig
und herzensgroßmütig war ;so erhielt sie von Fricka die Erlaubnis,
alle die Männer und Frauen,die fern voneinander verbannt waren,
zueinander zu führen,weshalb denn auch Verlobung nach ihr
benannt ist.
Die herrlichste und geliebteste Asin der Liebe aber ist "Frauja".
"Ihr Saal ist weit und helle" heißt es in Gylfaginning.
Sie ist das Sinnbild der Gatten- und Mutterliebe.
Weite Wege wandert sie,um ihren Gatten Od zu suchen,
und die Zähren der Gattensehnsucht,die sie weint,sind lauteres
Gold.
Auf der Mondensichel steht sie am Himmelszelt und hält ihr
Töchterlein "Kleinod",was so schön und köstlich ist,daß alles auf
Erden,was wahrhaft köstlich ist,nach ihm benannt wurde.
Aber mit der feinsinnigen Fülle und Vielgestaltigkeit der
Vertreterinnen der Menschenliebe ist für unsere Ahnen das Frauen-
Wesen nicht erschöpfend dargestellt gewesen.
Wenngleich das Heim unserer Ahnen das Heiligtum war,in dem
sich der Gottesdienst des Lebens abspielte und somit der Frau
im Heime das herrlichste Amt der Gattin und Mutter zuteil war,
so hörte für die Frau nach der Weisheit unserer Voreltern an
der Türe nicht die Welt auf,wie dies orientalische Sitte ist.
Nein,der deutschen Frau war ein wichtiges Amt in der Sippe,
in der Volksgemeinschaf zugedacht,denn sie schufen unter den
Gestalten der Asinnen drei als Sinnbild der fürsorgenden
Menschenliebe,die wir in unserer modernen Sprache der
"sozialen Fürsorge" nennen könnten.
Da war zunächst "Heila", die Ärztin unter den Menschen,
Denn des Frauens Wesen hielten sie geschaffen für diesen
Beruf.
Neben ihr wurde "Lehna" verehrt.
Von ihr heißt es in der Gylfaginning: ; Sie ist Stütze und Hilfe
all denen,die ihrer bedürfen,weshalb man denn auch sagt,
wer sich stützt,der lehnt sich an;
Als dritte nennt die Edda die Asin "Gaba".
Sie ist Asin aller jungen Frauen,die nicht Mutter werden.
Da bei unseren Ahnen der Name wesensbezeichnend gewählt war,
so war also Gaba das Sinnbild der weiblichen,auf das ganze Volk
erstreckten Gebefreudigkeit der kinderlosen Frauen.
Aber mit der sozialen Fürsorge der Frau außerhalb des Hauses
war nach Weisheit unserer Ahnen des Frauen Amt nicht erschöpft,
sie wußten von anderer wichtiger Pflicht im Volke.
So schufen sie die wundervolle Gestalt der Asin "Maß".
Von ihr heißt es,; sie ist weise und von vornehmer Gelassenheit,
und nach ihr werden all die Männer und Frauen genannt,die von
vornehmem und beherrschtem Wesen sind.
So sollte also die Frau im Volke das Vorbild edler Beherrschung
sein,sollte das Amt des Schutzes vor der Triebentartung über-
nehmen,wie es unser Wissen von der Seeleneigenart der Frau
ihr in unseren Tagen wieder zuschrieb.
Blicken wir zurück auf alle die hehren Gestalten,die unseren
Ahnen Sinnbild der Wesensart der Frau waren,so will uns
dies als köstlicher Reichtum dünken,und dennoch galt
ihnen das alles noch nicht erschöpfend;
Ja,das größte Vertrauen,die höchste Achtung vor diesem
Geschlecht drückt sich erst in den Asengestalten aus,die
wir bisher noch nicht erwähnten.
Ebenso wie die wissenschaftliche Betrachtung der Seelenart
beider Geschlechter es uns gab,erkannte die Weisheit
unserer Ahnen,daß der Verstand bei Mann und Frau
verschiedenartige Begabungen zeigt,und so wollten sie
ergänzend beide Geschlechter als Hüter des Rechtes
im Volke vertreten wissen.
Neben dem Asen "Vorfasse",der die Gerichte leitete,
waltete die Asin "Verwahre" des richterlichen Amtes.
Von ihr wird uns erzählt:
"Sie schützt und hilft allen denen zu ihrem Rechte,
die falsche Lügenrede widerlegen wollen,daher die
Redensart "Verwahrung ist gesetzt".
Das heiligste und wesentlichste Amt aber,was unserer
Ahnen Weisheit dem Wesen der Frau zusprach,war
das Hüteramt und Künderamt von Religion und Kult.
Dies Amt,welches seit 1500 Jahren bei uns erloschen
ist,wird in der Gestalt der Asin "Wahre" verehrt.
Gylfaginning sagt:"Wahre ist weise.Kein Ding bleibt
ihr verborgen."
Wunderschön zeigt sich in diesen Worten,daß die religiöse
intuitive Schau der Frau von unseren Ahnen wohl erkannt
und geehrt war.
Was wunder,daß auch das Wach-und Jungerhalten der
Asenverehrung vom Mythos der Frau anvertraut ist.
Iduna reicht den Asen die goldenen Äpfel der ewigen
Jugend.
Aber nicht nur die Gestalten der religiösen Vorbilder
werden von der Frau im Volke jung erhalten,auch die
tiefe religiöse Weisheit,die "Religionsphilosophie"
unserer Ahnen,die in die tiefsinnige symbolische Lehre
der Weltenesche gefaßt ist,wird von der Frau im
Volke erhalten.
So lehrt denn der Mythos,daß die Nornen es sind,
die das hohe Amt haben,die Weltenesche allmorgend-
lich mit dem Wasser aus dem Brunnen des Werdens zu
netzen,damit ihre Blätter nicht verdorren und sie
immer grüne am Brunnen der Wurt.
Nun könnte der Deutsche,der seine Ahnen so gern
schmäht und so ungern preisen hört,einwenden: Das
mag alles im religiösen Mythos gelehrt sein,was aber
verbürgt es uns,daß unsere Ahnen solch hohe Kultur
der Frau auch lebten?
Ist nicht vielleicht der Mythos als Gegensatz in unserem
Volke geworden?
Da ist es denn für uns von hoher Bedeutung,daß die
dritte Quelle: der als sachlich und nüchtern bekannte
feindliche Geschichtsscheiber Tacitus uns die Beweise
bietet,daß unsere Ahnen all das,was sie lehrten,auch
lebten:wie dies ja immer der ist,wenn ein Volk seine
von der Rasse erlebte Gotterkenntnis auch lehrt.
Über die Stellung der Frau in der Volksgemeinschaft
sagt uns Tacitus:
"Der Germane schreibt der Frau eine gewisse Heiligkeit
und prophetische Gabe zu.Er achtet ihren Rat.Er folgt
ihren Spruch.
So haben wir Römer unter dem verewigten Vespasian
noch alle jene Veleda gesehen,die weit und breit als
göttliches Wesen galt.
So haben sie zuvor auch Albruna und andere verehrt.
Doch ist dies weder Schmeichelei noch Vergötterung"
Aus diesen Worten läßt sich entnehmen,daß unsere
Voreltern ein hohes Amt in der Volksgemeinschaft den
außergewöhnlichen Persönlichkeiten des weiblichen
Geschlechtes überließen,so wie sie ja auch nur außer-
gewöhnlichen Männern das Führeramt übertrugen.
Wenige Menschen von außergewöhnlicher Leistungs-
kraft,Männer und Frauen,führten die Volksfamilie,
die dabei blühen konnte!
Von der Stellung der Frau in der Ehe hören wir von
Tacitus ganz das gleiche,was uns die Edda und die
Gräber der Ahnen sagten.
Obgleich sie nichts wußten von gesetzlichen Ehe-
kontrakten und kirchlichen Treuegeboten,hören wir
von Tacitus:
"Des Germanen Ehe ist strenge,er ist der einzige
Nichtrömer,der einer Frau die Treue hält."
Spricht schon dies Zeugnis für hohe Ehe so wird die
freie ebenbürtige Stellung der Frau,die Mündigkeit
noch deutlicher versichert durch die Worte des
Geschichtsschreibers:
" Beim Eheschluß tauschen die Gatten gleichsam als
Zeichen der Weihe heilige Waffen aus.
Der Mann bringt der Frau ein gezäumtesRoß,ein
Schild,eine Lanze und einen Speer.
So bekennt die Frau an der Schwelle des Ehestandes,
daß sie nicht außerhalb der Gedankenwelt des Mannes
stehen will,daß sie Arbeit und Gefahren,Krieg und
Frieden mit ihm teilt als freier Genoß."
Unsere Ahnen lebten also eine auf voller Kameradschaft
und seelicher Gemeinschaft ohne jedes Hörigkeits-
verhältnis aufgebaute Einehe.
Wie ernst es die germanische Frau mit dem Teilen der
Gefahren nahm,das beweisen uns andere Berichte
römischer Schriftsteller,wenn sie bei den Kriegs-
schilderungen zu melden wissen,daß nach der Niederlage
der germanischen Männer die Frauen die Schlacht
weiterführten,daß dieser Kampf noch heftiger war und
alle Frauen ihr Leben ließen,keine sich in Gefangenschaft
ergab.
Richten wir nun endlich an die Geschichtsschreiber jener
jener Zeit die Frage:
Wie hat sich die hohe Stellung der Frau für das Volk bewährt,
wie stand es um die Sittlichkeit des Volkes,das wir heute in
furchtbarer Triebentartung,der käuflichen Liebe und allen
übrigen Lastern verfallen sehen?-
Wenn Tacitus uns die Ehetreue versichert,was sagt er uns
von dem Leben der Geschlechter vor der Ehe.
";Spät erst gelangt der Jüngling zum Liebesleben, daher
seine unerschöpfte Manneskraft.
Auch mit den Jungfrauen eilt man nicht,sie leben in der
gleichen Weise.
So paaren sich Jüngling und Jungfrau erst in der Fülle der
Jahre,und die Schar der blühenden Kinder gibt Zeugnis
von der Vollkraft der Eltern."
Auch Julius Cäsar ist erschüttert von der hohen Sittenreinheit
der Germanen.Und er,der sonst nur das berichtet,was für seinen
Kampf wichtig,flicht den Bericht ein :
" Die Germanen erachten es als Schande,sich vor den 20.
Jahre (der Zeit des Eheschlußes) dem anderen Geschlechte
zu nahen.
Dabei leben Sie gar nicht etwa getrennt voneinander.Sie
baden gemeinsam in den Flüssen."
Ja,noch im 5.Jahrhundert unserer Zeitrechnung muß der rö-
mische Bischof von den ungetauften Germanen berichten:
"Wo die Goten hinkommen,da herrscht Keuschheit, und wo
die Vandalen hinkommen,da werden sogar die verderbten
Römer keusch."
Hören wir solche Zeugnisse,dann wird uns freilich begreif-
lich,wenn man diesem Volke das "ex oriente lux" (Alle Kul-
tur kam aus dem Orient) vorlügen wollte,wenn man es leh-
ren wollte,daß seine Vor-fahren Wilde,rohe Götzendiener
waren,denen erst durch das Christentum Sitte und Sittlich-
keit gebracht worden sei,dann mußte man so ausgiebig Men-
schen töten und Werke vernichten als dies geschehen.
Aber die Wahrheit hat ihre eigenen Gesetze und die Sonne
bringt es an den Tag!
Sie schenkt uns mit vielen anderen Erkenntnissen unserer Tage
das Wissen um die hohe Wertung der Frau in der deutschen
Volksgemeinschaft von ehedem und gibt so der Erkenntnis
unserer wissenschaftlichen Prüfung die hohe Weihe der
jahrtausendealten Weisheit unserer Vorfahren.
Entnommen aus dem Werk von Mathilde Ludendorff
„Das Weib und seine Bestimmung“
https://ia601309.us.archive.org/5/i...udendorff - Das Weib und seine Bestimmung.pdf