Ich entdecke in deinem Beitrag kaum etwas, was im Widerspruch zu dem steht, was ich an Überzeugungen habe. Ich bestreite nicht, dass es die Idee des Volkes gibt - ich bestreite lediglich, dass sie bei wissenschaftlicher Betrachtung noch relevant ist. Wer also eine wissenschaftlich fundierte Rechtsidee auf der Basis der Volksidee ableiten möchte, kommt auch mit deinen Halbansätzen an seine Grenzen. Weil auch deine Ansätze unscharf sind. Gibt es mit deinem Ansatz das Volk der Schweizer? Da harpert es schon bei der Sprache....Diese Idee "Ich gehöre dazu....und der andere nicht!" ist keine Idee, die nur auf völkisches Denken zutrifft. Das passt schon auf den trivialen Familienbegriff - was, wenn eine Ein-Kind-Familie noch ein Kind adoptiert. Gehört das adoptierte Kind zur Familie?
Da gibt es keine triviale Antwort - wenn du genügend solcher Konstrukte anschaust, wirst du mal so oder mal anders Meinungen hören.
Was anderes als Halbansätze wirst du in diesem Forum auch nicht finden. Lange Beiträge interessieren erfahrungsgemäß keinen. Die Aussage eine Rechtsidee mit einer Volksidee zu verbinden mag auf den ersten Blick verführerisch sein; doch ist sie deshalb nicht richtiger. Das Recht ist tradiert und oft entnommen aus anderen Kulturkreisen.
Schau mal auf typische deutsche Sportvereine....da gibt es regelmäßig Fußballer, die der Boulle-Fraktion desselben Vereins absprechen, dass diese wirklich dazu gehören.....dieselben Fußballer, 30 Jahre später, spielen Boulle.....Es ist menschlich, dass wir uns abgrenzen und ausgrenzen. Aber willkürlich - wie auch der Volksbegriff.
Über das Fremde hat schon in den 30er der spanische Philosoph und Sozialwissenschaftler Ortega y Gasset gelehrt. Das Fremde mus Stadien durchlaufen, welches dieses Fremde erst erträglich macht. Eine Zufuhr von Fremdheit muss daher primär Ablehnung erfahren (es sei, man ist Unternehmer und schielt auf billiges Humankapital).
Das syrische Baby, was 30 Jahre von seinen bayrischen Adoptiveltern erzogen und sozialisiert wurde, spricht Deutsch, Bayrisch, geht in Lederhosen aufs Oktoberfest, hat aber einen Hauttaint - der anderen bayrischen Bürgern bei einer Begegnung Nachts den Angstschweiß auf die Stirn treibt. Ist dieses syrische Baby nach 30 Jahren bayrischer Sozialisation nun ein Deutscher? Gehört es zum deutschen Volk, weil es deutsch spricht, deutsch erzogen wurde, in deutschen Vereinen engagiert ist, und deutsche Werte vertritt? Wenn das Baby noch christlich erzogen wurde - gehört es dann zum deutschen Volk?
den Widerspruch zwischen Integration und Assimilation kann man kaum auflösen, da jeder Fall ein primärer ist.
Du warst in den Ländern Westafrikas und verspürtest keine Verwandschaft.....mag ja sein - nur - bedeutet das, dass da keine Verwandschaft ist? Wenn du einen unerwarteten Bruder hättest, der eines Tages auf dich zukommt, weil dein Vater oder deine Mutter irgendwann man fremd gegangen sind....würdest du zu diesem "Kuckuckskind" gleich verwandschaftliche Gefühle empfinden?
die Verwandtschaft bezieht sich auf die Theorie 'out of afrika' und ist nicht eine akut persönliche. Die Jahre in Afrika haben mich vieles gelehrt, namentlich als ich am großen Riff stand (Sambia/Malawi) aber auch den kulturellen Unterschied zwischen einem Europäer und einem Afrikaner. Und wir wissen ja, dass die kulturelle Vererbung (Evolution) ein ebenso starker Faktor ist wie die biologische Evolution.
Andererseits - wenn ein christlich geprägter Europäer in eine Kirche irgendwo in der Welt geht, und dort wenn auch in fremder Sprache dieselben Riten gepflegt werden - dann fühlt sich der gläubige Europäer irgendwie dann doch zu Hause.....
mag sein, dies ist aber eine gefühlte Heimat, keine gelebte.
"Verwandschaft" definiert sich in diesem Sinne also nicht über Gene! Völkische Zusammengehörigkeit dann wohl auch nicht. Wer also genau definiert, wer zu welchem Volk gehört, und wer nicht? Wenn man es aber nicht so ganz hart definieren kann - dann sollte man den Volksbegriff in der Politik auch eher vermeiden!
sowohl als auch. Genetisch unterscheiden sich nun einmal die Herkünfte des Menschen. Die Klammer - wenn man so will - ist die Sprache, die Sitte und die Götter - wie ich es schrieb.
"Der Fremde" den gibt es auch schon im Nachbarort. Das hat was mit Angst vor dem Ungewissen zu tun. Das ist menschlich - und eine Reaktion darauf, dass Ungewissheit eine gewisse Bedrohlichkeit mit sich bringt.
Nur - sollten wir auf der Basis von trivialen und einfachsten Gefühlen wie Liebe, Angst, Hass, Freude, Spaß, Ablehnung etc. etc. ernsthaft Politik machen?
ja, denn Politik ist nicht nur per Telefon Lobbyisten zu beauftragen, sondern die Stimmungen und Gefühle dieses 'Volkes' zu fühlen und zu führen. Wie schwer fällt es z.B. den Amerikanern, ihre 'Minderheiten' zu akzeptieren, wo doch der ideale Amerikaner, weiß, kaukasisch und englischsprachig zu sein hat?
P.S.: Die besseren wissenschaftlichen Untersuchungen zu Themen aus dem Umfeld "Volk" zeigen regelmäßig auf, dass der Volksbegriff unscharf ist....Germanen werden vor allem deshalb als Germanen subsummiert, weil die siegreichen Römer diesen Begriff für bestimmte Stämme ausserhalb ihres Einflussgebietes genutzt haben. Das bedeutet noch lange nicht, dass die unter dem römischen Begriff des Germanen subsummierten Völker sich als Germanen gefühlt haben.
der kleine Volksstamm den Cäsar so nannte ist selbstverständlich nicht repräsentativ für diese große Sprachgruppe. Aber der Begriff ist in der Welt und was Besseres ist uns bisher nicht eingefallen (seitdem der Begriff Arier pervertiert wurde). Doch diese Völker haben sich als Ethnie gefühlt, ansonsten sie nie den Römern solcherart Widerstand aufbieten konnten.
Wer sich mal damit beschäftigt, ab wann die Italiener Italiener wurden, oder ab wann die Deutschen deutsche.....dem wird klar, wie banal und beliebig der Volksbegriff eigentlich ist. Zu Ende gedacht, könnten auch Parteimitglieder isch als Volk definieren...oder alle Lokführer der Bahn....und wenn sie gemeinsam in einer Gewerkschaft streiken, tun sie das in gewisser Weise sogar.
verwechselst du hier nicht die Begriffe Volk und Nation?
Genau deshalb ist der Volksbegriff so unscharf und damit wenig geeignet, um mit ihm Politik machen zu wollen
Hier trennen sich die Geister. Schaut man nach Japan oder China, so ist die relative Uniformität dieser Ethnien erfolgreicher als es der derzeitige Hegemon USA (welcher als Ausweis einer Multi-kulturellen Gesellschaft ja immer herhalten muss) wahrhaben möchte. Ob auch der Niedergang Deutschlands was seine Vitalität betrifft auf dies Multikulti zurückzuführen ist, wird sich erst noch erweisen (oder auch nicht).
Ein Volk ist kein monolithischer Block, sondern eine Ansammlung von Individuen oft sogar gegensätzlicher Ansichten. Wenn aber die Teile Sprache, Sitten und Götter entfallen, kann nicht mehr von einem Volk gesprochen werden, sondern von einer Individualansammlung. Nur eine Gemeinschaft ist stark, daraus bezieht sich ihre Legitimation und Vitalität.
Das Stilmittel Staatsangehörigkeit, ist dann keine Volkszugehörigkeit mehr.