Um mal die ganze aphoristische Diskussion darüber abzukürzen: Der Unsinn von der Preisentstehung durch Nutzen oder, noch schlimmer, Angebot und Nachfrage ist nicht haltbar und scheitert an logischen Fehlern. Es ist richtig, dass die KonsumentInnen bei ihrem Kauf abwägen, ob sie bereit sind einen bestimmten Preis zu zahlen. Natürlich würden sie eher zuschlagen, wenn sie ein für sie besonders nützliches Produkt zu einem besonders günstigen Preis bekommen könnten. Und natürlich sind sie dazu bereit mehr für ein Produkt zu zahlen, das sie unbedingt brauchen. Das sind aber schon spezielle, konstruierte Verhältnisse, die auf dem streng rationalen Markt nicht (und wenn doch dann sehr begrenzt) stattfinden. Der Nutzen ist individuell, aber Preise richtigen sich weder an den einzelnen KonsumentInnen, noch sind sie willkürlich. Es bleibt den VerfechterInnen der Nutzenlehre nichts anderes übrig, als auf einen abstrakten Durchschnittsnutzen zurückzugreifen. Eine wichtige Sache ist damit aber nicht geklärt: Warum entspricht besagter Durchschnittsnutzen gerade X Euro oder Dollar oder was auch immer oder warum sind die KonsumentInnen bereit durchschnittlich ausgerechnet einen bestimmten Betrag zu zahlen? Sie betreiben keine Ursachenforschung und deswegen schreitet die Ökonomie nicht voran, sondern bleibt stehen, versteckt es nur in immer neuen Modellen, Statistiken und (teilweise pseudowissenschaftlichen) Teilgebieten. Das ist auch verständlich, denn würde sie Ursachenforschung betreiben, würde sie irgendwann Wertkritik üben und sich selbst den Todesstoß verpassen.
Außerdem ist die Nutzenlehre auch vor einem empirischen Problem gestellt: Wir wissen alle, dass mit der beginnenden Industrialisierung die EinzelproduzentInnen vom Markt getrieben worden sind, weil die Textilindustrie das gleiche konnte, nur schneller und günstiger. Woher rührte dieser Preisunterschied, woher der endgültige Preisverfall? Der Nutzen hat sich schließlich nicht geändert. Werte fluktuieren, ohne dass sich der Nutzen ändert. Die Veränderung von Werten kann einzig aus Veränderungen in Produktionsverhältnissen erklärt werden. Das hat selbst die bürgerliche Ökonomie im 18. und frühen 19. Jahrhundert erkannt. Verdammt, selbst der heute so gelobte Adam Smith hat mit seinem Wertparadoxon der österreichischen Schule schon im Voraus den Nährboden entzogen.
Was Angebot und Nachfrage betrifft, so handelt es sich da um ein Marktverhältnis. Der Preis kann bei gleichbleibendem Wert schwanken, wenn Angebot und Nachfrage sich ändern. Angebot und Nachfrage können den letztendlichen Preis erklären, aber nicht den durchschnittlichen Preis oder den Wert. Sie können nicht erklären, warum, wenn jedes Angebot durch eine Nachfrage gedeckt ist und umgekehrt, eine Ware teurer ist als eine andere.