der Soziale Raubbau:
http://www.vdk.de/ov-schopfheim/ID126800
Mit der Agenda 2010 hat die damalige Bundesregierung (Rot/Grün) in den Jahren 2003 bis 2005 die gesetzlichen Voraussetzungen geschaffen, die den größten Sozialabbau seit Bestehen der BRD beinhaltet. Große Teile der Oppositionsparteien (Schwarz und Gelb) haben das "Konzept" unterstützt und aktiv mitgestaltet.
Das Rentenniveau liegt 2013 bei (geschätzten) 49,7 Prozent; 2030 wird es bei (ca.) 43 Prozent liegen. Das heißt: 2030 wird das Rentenniveau um 13,5 Prozent niedriger sein als 2013.
Auch wenn heute nicht konkret abgeschätzt werden kann,
wie sich die Konjunktur bis 2030 entwickelt,
die Höhe der "jahresdurchschnittlich verfügbaren Standardrente" und das "verfügbare Durchschnittsentgelt" im Jahre 2030 aussehen werden,
ist doch eine Tendenz erkennbar. Ein vereinfachtes Rechenbeispiel soll dies verdeutlichen:
Bürger A erhält mit 65 Jahren und nach 45 Arbeitsjahren ab Dezember 2012 eine Regelaltersrente von Euro 1.000,00.
Bürger B erhält ab 2030 (erst) mit 67 Jahren eine Regelaltersrente. Er hat genau so viele Beiträge in gleicher Höhe wie Bürger A in die Rentenversicherung eingezahlt und erhält nur Euro 865,00, d.h. ca. 13,5 Prozent weniger als Bürger A.
Fraglich ist, ob Bürger B bis zum Alter von 67 Jahren einen Job hat und ob er bis dahin gesund bleibt.
Müsste ein Bürger 2030 mit 63 in die Rente gehen, dann müsste er noch einen Abschlag von 14,4 Prozent in Kauf nehmen. Dann wäre die Rente, um beim obigen Beispiel zu bleiben, nur noch Euro 740,00 pro Monat.
Das ist kein "sozialer Raubbau", das ist die Quittung dafür, daß ein erheblicher Anteil der Deutschen es vorgezogen hat, mit zwei Einkommen, dafür aber ohne Kinder zu leben. Das als sozialen Raubbau zu betrachten blendet aus, daß das deutsche Rentensystem eben NICHT darauf basiert, daß jemand in die Kasse einzahlt, um später aus der Kasse wieder ausgezahlt zu werden: das deutsche Rentensystem basiert nach wie vor auf dem Generationenvertrag, d.h.: jeder, der in die Rentenkasse einzahlt, unterstützt mit seinem Beitrag die JETZIGEN Rentner, nicht die zukünftigen.
Das hat gut funktioniert, solange die Alterspyramide auf der flachen Seite stand, mittlerweile allerdings steht sie Kopf; und WENN es etwas gibt, was man sämtlichen deutschen Regierungen seit Beginn der 80er Jahre - also liberal-konservativen ebenso wie rot-grünen - vorwerfen kann und vorwerfen MUSS, dann ist es, daß sie es in über 30 Jahren nicht geschafft haben, aus eben diesem generationenübergreifenden Rentensystem herauszukommen und ein Modell adäquater Selbstvorsorge zu entwickeln. Was eben auch bedeutet hätte, die chronisch unterfinanzierten Rentenkassen nur noch für eine Übergangszeit aus Beitragssätzen zu finanzieren, den Generationenpakt aufzukündigen, dafür dem Bürger die nötigen Mittel zur Eigenvorsorge im Säckel zu belassen und im Gegenzug allenfalls noch eine Minimalabsicherung zu leisten, wie sie jedem zusteht, der über keinerlei Einkommen verfügt.
Aber das ist natürlich hart für die Rentner, vor allem die von heute... Und insofern dermaßen unpopulär, daß auch die Regierungen der nächsten 20 Jahre eher weitere Steuermilliarden in dieses in sich marode System pumpen werden, als es endgültig aufzugeben und den Generationen (also den aktuellen Rentnern und denen, die HEUTE kurz vor dem Rentenalter stehen), die darauf verzichtet haben, ihrerseits die Beitragszahler in die Welt zu setzen, die ihre Rente hätten finanzieren können und sollen, den Gedanken nahezubringen, daß sie im Gegenzug erhebliche Abstriche an ihrer Rente hinnehmen müßten, um kommenden Generationen wenigstens noch eine Minimalsicherung zu gewährleisten.
Stattdessen wird gebetsmühlenartig die Blüm´sche Lüge aus den späteren 80er Jahren hergesagt: "Die Renten sind sicher!".
Übrigens waren bei der ganzen Kalkulation der damaligen Regierung noch nicht einmal die Ostdeutschen Rentner berücksichtigt, die nicht in das Rentensystem eingezahlt hatten, das sie seit der Wiedervereinigung ernährt, es war auch in den Berechnungen nie die Anzahl von Migranten und deren Nachkommen einkalkuliert, die seit Beginn der 80er Jahre direkt in das deutsche Sozialsystem eingewandert sind, ohne jemals einen Pfennig an Beiträgen zu leisten (ein Effekt, der sich noch erheblich verschärfen wird mit Beginn der jüngsten Zuwanderungswelle) und es ist auch nicht das seit Beginn der 70er Jahre stetig wachsende deutsche Prekariat berücksichtigt, das mittlerweile ebenfalls die dritte bis vierte Generation professioneller Transferleistungsempfänger produziert hat - in diesen sozialen Randgruppen (eine euphemistische Bezeichnung angesichts der Menge an Bevölkerung, die sie darstellen) hat es zwar eine erkleckliche Geburtenrate gegeben, nur leider, mangels Teilnahme am Arbeitsleben, ohne Auswirkungen auf der Haben-Seite der Sozialsysteme (einschließlich der Rentenkassen).
Die Diskrepanz zwischen Ausbildungsgrad und Vermehrungsquote kommt also wiederum verschärfend hinzu, und auch da läßt sich - angesichts immer höherer Staatsquoten bei der "Beschäftigung" unqualifizierter "Arbeitskräfte" nicht erkennen, daß sich eine Trendwende auch nur ansatzweise abzeichnete - aber, wie gesagt: nackte Zahlen und Fakten und die daraus zu ziehenden Konsequenzen sind halt wenig populär.
Der eigentliche Skandal an der Agenda 2010 war und ist meines Erachtens, daß sie aus eben diesen populistischen Gründen viel zu viele Kompromisse enthalten hat und obendrein nicht konsequent durchgesetzt worden ist. Es war nichts als Besitzstandwahrung der aktuellen und baldigen Rentner - auf Kosten kommender Generationen.
Gruß -
Bendert