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Unrealistische Forderungen

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Von Oeffinger Freidenker | – Es heißt immer wieder, die Forderung nach einem Mindestlohn, von dem alle Menschen leben können, sei unrealistisch, ganz besonders wenn man diese ernsthaft vertritt und 7,50 Euro oder sogar noch mehr fordert (die LINKE hat gerade einen von 10 Euro als Forderung beschlossen). Aber dabei sind mehr oder weniger sozialdemokratische Politiker beileibe nicht die Einzigen, die unrealistische Forderungen stellen. Maria Daniela Schulze, Direktorin der QF-Hotelkette, beklagte sich:


 

"Es gibt viel zu wenige geeignete Arbeitskräfte, die qualifiziert, mit hoher Arbeitsmoral und Enthusiasmus ihren Job verrichten."

Hintergrund dieser Klage war Kritik an den viel zu niedrigen Stundenlöhnen der Hotelreinigungsfachkräfte. Bei SpOn ist zu dem Thema ein Artikel erschienen, bei dem eine gelernte Architektin arbeitslos wurde und vom Amt in QF-Hotels Putzen geschickt wurde. Dort verdiente sie pro Stunde 3,56 Euro. Schulze ist sich dabei keiner Schuld bewusst:
"Ich zahle zwischen sieben und neun Euro für die Reinigung eines Zimmers an meinen Dienstleister. Das ist oberstes Niveau. Dem Hotel die niedrigen Löhne anzulasten, ist deshalb unfair."

Zwischen sieben und neun Euro? Aber, aber, Frau Schulze, natürlich ist das fair, Ihnen das anzulasten. Was glauben Sie denn, wie viel von dem Geld bei den Beschäftigten tatsächlich ankommen kann, wenn da noch eine weitere Firma zwischengeschaltet ist? Die Hälfte? Dann sind Sie Optimistin. Immerhin, Thorsten Benthin, der Geschäftsführer der B+K-Agentur, bei der die Dumping-Zimmermädchen angestellt sind, hat ein Herz:
Er wisse, dass die Zimmermädchen "einen Knochenjob haben", sagt Thorsten Benthin, Geschäftsführer von B+K Dienstleistung. Deshalb gestatte man ja ausdrücklich, dass die Flaschen aus den Hotelzimmern gesammelt werden dürfen. Zudem gebe es ja auch Trinkgeld.

Und außerdem: "Wenn bei uns wirklich ein Mädchen nur 3,56 Euro pro Stunde verdient, dann ist es eben die Falsche für den Job", so Benthin. "Dann ist sie zu langsam." Im Übrigen bestreitet er, dass der gesetzliche Mindestlohn für Zimmermädchen überhaupt gilt, weil diese, so seine Argumentation, überwiegend nicht mit Reinigungs-, sondern mit "Servicetätigkeiten" beschäftigt seien.

Das kann eigentlich auch nur als Plädoyer für einen Mindestlohn verstanden werden. Wie viel schneller kann sie denn werden? Selbst wenn sie doppelt so schnell wäre, was rein physikalisch kaum machbar ist, selbst dann würde sie gerade einmal rund 7 Euro verdienen – immer noch ein Witz. Deswegen verwundert es auch nicht, dass wir Steuerzahler hier für das Sparen von QF und B+K aufkommen dürfen:

"Die Zimmermädchen sammeln leere Flaschen aus der Minibar und bringen sie zur nächsten Lidl-Filiale, um ihren Verdienst aufzubessern", erzählt die 31-Jährige. Und der reicht dennoch nicht. Sie und fast alle ihre Kolleginnen beziehen Lohnzusatzleistungen von den Arbeitsagenturen. Bei ihr sind es 130 Euro im Monat. "In gewissem Sinne sind die teuren Hotelzimmer auch noch staatlich subventioniert", sagt Sonntag.

Das ist die wirkliche Frechheit dabei, und volkswirtschaftlich auch höchst schädlich. Wie kann es sein, dass die Löhne dermaßen niedrig sind, bei einer regulären Beschäftigung, dass es nicht zum Leben reicht? Eine Antwort liegt darin, dass die Zimmermädchen auch noch nach Strich und Faden beschissen werden:

"Es sind die Nebenaufgaben, die das Erreichen des gesetzlichen Mindestlohns unmöglich machen", sagt sie. Zustellbetten müssen aufgebaut, die Etagenwagen mit Shampoo-Fläschchen und Utensilien für die Minibar bestückt werden. Doch das findet außerhalb des Hotelzimmers statt – und wird deshalb nicht bezahlt.

Wie kann das sein? Ganz offensichtlich arbeiten diese Menschen, und sie arbeiten auch hart, aber sie bekommen es einfach nicht bezahlt. Glauben die Verantwortlichen bei QF und B+K, dass es ein Privatvergnügen ist, diese Knochenarbeit zu machen? Aber, wir wollen nicht zu hart mit Frau Schulze und Herrn Benthin sein, denn die haben ihre eigenen Probleme.
"Es gibt viel zu wenige geeignete Arbeitskräfte, die qualifiziert, mit hoher Arbeitsmoral und Enthusiasmus ihren Job verrichten."

Ich kann mir kaum vorstellen warum.

Quellennachweis: Oeffinger Freidenker. Dieser Beitrag steht unter einer Piratenlizenz.


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"Es gibt viel zu wenige geeignete Arbeitskräfte, die qualifiziert, mit hoher Arbeitsmoral und Enthusiasmus ihren Job verrichten."

Wer den ganzen Tag hart arbeitet und damit seinen Lebensunterhalt nicht bestreiten kann, der kann keinen Sinn in so einem Job sehen. Da bleibt die Arbeitsmoral und der Enthusiasmus eben auf der Strecke.

An der Qualifikation kann es noch nicht liegen, denn noch gibt es genug Menschen, die ihre Ausbildung gemacht haben bevor die Bildungspolitik so drastisch schlecht wurde.

Interessant wird es bei Jobs, die mit der Sicherheit zu tun haben. Etwa bei der Reparatur und Wartung von Flugzeugteilen. Wenn man erstmal anfängt dort die Leute unterzubezahlen, könnte das tödliche Folgen haben.

Auch interessant bei Kontrolljobs wenn die Leute anfangen, sich um ihren Lebensunterhalt aufzubessern bestechen zu lassen.

Oder die Jobs, die mit Qualitätssicherung zu tun haben. Welcher unzufriedene und unterbezahlte Arbeiter produziert denn noch Qualität? Aber wir legen ja soviel Wert auf Qualität - hihi!

Da müssen dann natürlich noch Kameras zur Überwachung des Personals her und Leute, die die Monitore beobachten. Natürlich hohe Strafen für Arbeitsvergehen. Am Besten langjährige Haftstrafen. Dann verlegen wir die Produktion der Waren in die Gefängnisse. Da haben die Konzerne das ganze Jahr über billiges Personal ohne Anspruch auf Urlaub oder Bezahlung und bei Ernährung und Gesundheit ist das Einsparpotenzial enorm. Auch Sonderurlaub wegen Hochzeit oder Todesfall oder gar Umzug fällt dann weg und muß nicht mehr bezahlt werden. Unterbezahltes Gefängnispersonal brauchen wir natürlich auch noch. Die können ihren Frust dann an den Häftlingen auslassen.

Und so entwickeln wir uns immer schneller zur Bananenrepublik. Das ist das Endstadium des Kapitalismuswahns. Dann ist Deutschland endlich in der 3. Welt angekommen.

Schöne Zukunft!
 

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