Die Werteproblematik ist m.E. nicht aus der Mode gekommen. Ich möchte sogar behaupten, dass gerade der technische Fortschritt gesellschaftliche Wertvorstellungen mehr denn je benötigt. Ein Verzicht auf Wertvorstellungen schränkt das menschliche Bestreben nach Veränderungen ein.
Die hier gesetzte Problemstellung erfasst das Wesen unserer Wertvorstellungen gar nicht. Das Thema Werte ist so breit gefächert, dass es sich überhaupt nicht mit wenigen Begriffen erfassen lässt. Aber die Fragestellungen, „Nach welchen Werten soll der Mensch leben? Was dient der Gesellschaft?“ zielen schon in die richtige Richtung.
Wenn man aber über Werte redet, sollte man auch wissen, worüber man redet.
Ich denke, es gibt einen allgemeingesellschaftlichen Konsens darüber, dass die Wertevorstellungen der Menschen etwas mit ihren Bedürfnissen zu tun hat. Es scheint also dem Menschen etwas wertvoll zu sein, was er auch gern hätte, weil es ihm einen Nutzen bringt oder in irgendeiner Weise positiven Einfluss auf sein Leben hat. Sind erst einmal diese Bedürfnisse befriedigt, verliert sich das Streben danach. Es sind dann vielleicht andere Dinge nach denen wir streben.
Wertvorstellungen erwachsen also der gesellschaftlichen Entwicklung.
Nun hat sich unsere Gesellschaft in den vergangenen Jahren sehr dynamisch entwickelt. Mit Hilfe des wissenschaftlichen und technischen Fortschritts konnten viele Herausforderungen gemeistert und die Bedürfnisse einer breiten Masse von Menschen befriedigt werden. Hat sich damit die Frage nach gesellschaftlich anerkannten Werten erledigt?
Ein Trugschluss, wer so denkt!
Ich sage nein! Warum?
Einerseits gibt es noch immer gesellschaftliche Ereignisse und Erscheinungen, die uns vor Herausforderungen stellen, die bei weitem nicht gemeistert worden sind. Ich denke hier nur an das Thema Krieg und Frieden, an den Schutz unserer Lebenssphäre u.v.a.m.
Andererseits müssen wir uns mit der Entwicklung neuen Herausforderungen stellen. Genannt sei hier nur die immer größer werdende Schere zwischen Armut und Reichtum, im nationalen wie im internationalen Sinne. Denkt hier nur an die Flüchtlingskrise.
Die hier im Chat erhobene Fragestellung zielt natürlich auf menschliche Eigenschaften ab, die jedes Individuum verkörpert.
So vielschichtig die Individualität der Menschen ist, so vielschichtig werden auch die Wertvorstellungen sein. Doch ist und bleibt der einzelne Mensch Bestandteil unserer Gesellschaft.
Deshalb gilt es die Wertvorstellungen herauszufiltern, die die Mehrheit unserer Menschen teilt, weil diese Werte gesellschaftliche Potenzen aktivieren können, gewünschte Veränderungen herbeizuführen.
Das beste Beispiel hierfür ist die bevorstehende Bundestagswahl.
Die Menschen werden aufgefordert, für das eine oder andere Wahlprogramm Partei zu ergreifen.
Für das einzelne Individuum bedeutet das abzuwägen, ob seine Vorstellungen vom Leben, vom Reichtum, von der Zukunft überhaupt der Gesellschaft dienlich sind und das Streben, diese Vorstellungen zu verwirklichen, erfolgversprechend sind.
Die in der Fragestellung genannten Eigenschaften sind nur ein winziger Teil dessen, was wir Werte nennen. Eine Hervorhebung der einen oder anderen Eigenschaft ist nicht dienlich. Die Prioritäten setzt letztendlich das Leben.