Das Geschäft mit Wasser
Nestlé – Handel mit den Grundbedürfnissen des Menschen | 04.03.2013 | klagemauer.tv
5. März 2013 | BLP, Klagemauer
Wie Nestlè um des Profites Willen das Grundbedürfnis nach Wasser schamlos ausnutzt, zeigt der Dokumentarfilm: „Bottled Life – Die Wahrheit über Nestlés Geschäfte mit dem Wasser.” Zu Beginn entlarvt der Film von Urs Schnell und Res Gehriger, ein auf der Nestlé-Homepage gepriesenes Wasser-Hilfs-Projekt in Afrika als pure Augenwischerei. Aber es kommt noch dicker: im US-Bundesstaat Maine pumpt Nestlé Grundwasser praktisch umsonst ab, um damit, anschließend in Flaschen abgefüllt, Milliarden zu verdienen. Während der Konzern in den USA und in Europa vor allem Quellwasser mit Herkunftsbezeichnung verkauft, hat er für die Schwellen- und Entwicklungsländer ein anderes Konzept: Dort gibt es “Nestlé Pure Life”, gereinigtes Grundwasser, angereichert mit einem Mineralienmix nach Nestlé-Rezept! Die profitsüchtige Geschäftspraxis zeigt sich auch darin, dass Nestlè Grundwasser abpumpt um es dann der Bevölkerung, der das Wasser eigentlich gehört, wieder zu verkaufen. Seitdem Nestlè das Wasser aus dem Boden pumpt, versiegen an gewissen Orten die Quellen der Bevölkerung. Dadurch ist der Grundwasserspiegel stark gesunken und es kommt nur noch ein schlammige Brühe aus der Röhre! Auch in Pakistan klagt die Bevölkerung über das dreckige Trinkwasser, welches Kinder krank macht. Doch die Bitte an Nestlè, doch eine Leitung mit sauberem Wasser dem Dorf zugänglich zu machen oder zumindest einen tieferen Ziehbrunnen zu bauen, lehnte Nestlé ab. Angesichts der Tatsache, dass jeden Tag mehr Kinder an verschmutztem Wasser sterben als an Aids, Krieg, Verkehrsunfällen und Malaria zusammen, ist für Maude Barlow- eine frühere Chefberaterin für Wasserfragen der UNO- die Sache klar: «Wenn ein Unternehmen wie Nestlé kommt und sagt, Pure Life ist die Antwort, wir verkaufen euch Wasser, das wir aus euren eigenen Grundwasservorkommen nehmen, während aus den Leitungen nichts rauskommt oder nur eine ungeniessbare Brühe, dann ist das mehr als unverantwortlich, das ist fast schon ein krimineller Akt.» Doch der Konzern Chef Peter Brabecks sieht das ganz anders. Er meint gelassen: „Es gibt zwei verschiedene Anschauungen: die eine Anschauung ist die, die extreme würde ich sagen, die darauf pocht, Wasser zu einem öffentlichen Recht zu erklären. Das heisst alle Menschen sollten das Recht auf Wasser haben. Und die andere Seite sagt: Wasser ist ein Lebensmittel so wie jedes andere Lebensmittel auch und sollte einen Marktwert haben.” Ist der Handel mit den Grundbedürfnissen des Menschen legitim? Sauberes Wasser ist seit 2010 ein Menschenrecht. Vor allem europäische Länder haben diesem Menschenrecht nicht zugestimmt, was nicht überrascht, denn mit Wasser lässt sich sehr gut Geld verdienen weil es jeder braucht. Wenn wir die Grundlage des Lebens, das Wasser verkaufen, verkaufen wir uns selbst. Wir verkaufen uns der Willkür der Wirtschaft! Sie bekommt die Macht, den „Hahn” zuzudrehen, wann immer sie will. Diese Macht wird nur durch zunehmende Aufklärung über diese Problematik gebrochen. Wir sprechen den Filmemachern des Dokumentar-Filmes „Bottled Life”, Urs Schnell und Res Gehriger ein grosses Lob aus für diese verdienstvolle Arbeit.
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=vp5dUdHPuxA
Nestlé macht heute schon einen Zehntel seines Gesamtumsatzes von 110 Millarden Schweizer Franken mit Flaschenwasser.
Peter Brabeck von Nestlé verdient 8,3 Millionen Franken im Jahr!
Die grossen Probleme schafft das Wassergeschäft doch nicht in wohlhabenden, demokratischen Gemeinwesen, sondern in der Dritten Welt.
Womit ist zu rechtfertigen, dass Einwohner der britischen Hauptstadt London in Flaschen abgefülltes Trinkwasser von den Fidschi-Inseln trinken, wenn gleichzeitig 35 Prozent der Fidschi-Insulaner keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben? Korrupte Regierungen und profitgierige Unternehmen seien in der Wasserwirtschaft die schlimmste Kombination, sagt Maude Barlow, ehemalige UNO-Chefberaterin für Wasserfragen.
Sie bezeichnet Nestlé als «Raubtier auf der Suche nach dem letzten sauberen Wasser dieser Erde.» Schnell und Gehriger schildern die Auswirkungen von Nestlés Wassergier in Pakistan und Nigeria. Hier macht der Konzern mit der Marke «Nestlé Pure Life» seit einigen Jahren ein Riesengeschäft. Der Umsatz mit dem Mineralwasser beträgt 9 Milliarden Franken.
In der Ortschaft Bhati Dilwan bedeutet dies, dass Nestlé Grundwasser absaugt und dieses für teures Geld der pakistanischen Oberschicht verkauft. Für die lokale Bevölkerung werde noch nicht mal ein Zapfhahn am Rande der Fabrik eingerichtet, klagen Anwohner.
In Nigeria ist eine Flasche «Pure Life» bisweilen teurer als ein Liter Benzin. Allerdings hat Nestlé auch hier nicht nur Kritiker. Findige Geschäftsleute sehen den Schweizer Konzern gar als Vorbild und mischen nun ihrerseits mit Wasserangeboten den Markt auf.
Gütige Nicht-Hilfe
Ob das Geschäft mit dem lebensnotwendigen Gut grundsätzlich zu verurteilen ist, bleibt dem Zuschauer überlassen. Was «Bottled Life» schonungslos zutage fördert, ist die intellektuelle Beliebigkeit der Nestlé-Chefetage.
Für den Verwaltungsratspräsidenten Peter Brabeck scheint sogar unklar, ob Wasser ein Menschenrecht ist. In einer Videoeinspielung zeigt er sich entschieden dieser Auffassung, ein andermal bezeichnet er ebendies als «Extremposition».
Insgesamt erweist sich der Boykott-Entscheid der Nestlé-Leute, die selbst Dreharbeiten in einer mutmasslich harmlosen Wasserabfüll-Fabrik in Maine untersagten, als Segen für die Filmemacher: Dank der gütigen Nicht-Hilfe aus Vevey wird der vergleichsweise brave Dokfilm zum PR-Desaster für den Weltkonzern. «Bottled Life — Nestlés Geschäfte mit Wasser» läuft ab dem 26. Januar in den Deutschschweizer Kinos.
Quellen:
http://terraherz.at/2013/03/05/nest...nissen-des-menschen-04-03-2013-klagemauer-tv/
http://webdoku.bottledlifefilm.com/debatte.html (Fragen an Nestle, Antworten und Kommentare)