Das gleiche, was ich von jeder satirischen Darstellung halte: Sie unterliegt den Kriterien der Hochkultur, sonst ist es Kitsch. Das bedeutet zunächst einmal, dass sie wahr sein muss. Darüber hinaus muss sie eine konstruktive Gesamtbilanz aufweisen. Religion unterliegt übrigens den gleichen Kriterien und letztlich alles was wir tun. Jede Äußerung, die ein Mensch macht muss wahr und konstruktiv sein. Darüber hinaus sollte sie auch noch wichtig genug sein, an dieser Stelle setzt normalerweise Witzigkeit an.
Im konkreten Fall, bei dem es um Karikaturen über islamistischen Terror geht, für den Mohammed verantwortlich gemacht wird, sind die Kriterien für echte Satire nicht erfüllt. Islamischen Terror im engeren Sinne gibt es nicht, da es keinen von offizieller islamischer Seite betriebenen Terror gibt. Die Hochschule in Kairo hat zB. meines Wissens noch nie zu Terror aufgerufen. Die Verbindung von echtem Islam, Mohammed und Terror ist daher der Satire nicht zugänglich, da sie keine wahren Sachen behaupten kann. Man könnte vielleicht Satire darüber machen, dass die USA Mohammed Terror unterstellen, das wäre aber vermutlich nicht sehr ergiebig.
Es gibt Terror von islamistischen Sprittergruppen, Boko haram, IS, die nicht für den Islam sprechen können und deren Verhalten von fast allen Moslems verurteilt wird. Deren Verhalten ist nicht sehr karikaturfähig, da nackte Gewalt sich dem Aspekt der Witzigkeit entzieht. Das Privatverhalten solcher Mörder ist ebenfalls ziemlich mager und daher nicht karikierbar.
Manche Verhaltensweisen von Moslems sind witzig und karikaturfähig. Sie betreffen den Islam eigentlich überhaupt nicht, sondern nur kulturelle Verhaltensweisen. Dass Moslems auf so etwas teilweise gereizt reagieren und überreagieren, hängt vor allem von Verletzungen ab. An dieser Stelle ist die Karrrikatur zu Ende, denn wenn sie nur auf Opfern herumhaut ist sie schon wieder billig und keine Kultur mehr. Bildungsferne verhindert manchmal Kultur. Da diese Bildungsferne aber Fakt ist, muss sie ernst genommen werden. Sich einfach darüber hinwegzusetzen ist unkultiviert.
Über den christlichen Gott Satire zu machen ist so unergiebig wie Satire über Allah. Es bekommt keine witztige Substanz und ist daher keine Kultur.
Im christlich kulturellen Backround sind die Verhältnisse etwas anders. Die christliche Kultur war früher sehr vielfältig und ließ so etwas zu. Das liegt daran, dass das Leben Jesu an sich gewisse augenzwinkernde Aspekte enthält, welche der Satiere reichhaltige Nahrung geben. Über diese Dinge gab es bereits im Mittelalter Darstellungen, welche äußerst witizg aber kein bisschen verletzend sind. Das gibt es auch modern und ist vermutlich mit das Beste was die Kirche hervorgebracht hat. ich sage nur W.T.Küstenmacher. Wenn so etwas misslang und verletzend war, verschwanden solche Darstellungen, weil sie untauglich waren. Das so etwas mit Mohammed nicht möglich ist, liegt an dem viel strengeren Bilderverbot im Islam. An dieser Stelle hat sich der Islam selbst um eine große Möglichkeit gebracht. Da kann ich nur sagen: Selbst schuld. Dann muss er eben ohne auskommen.
Breiten Raum in Karikaturen nimmt das säkulare Verhalten von Klerikern ein. Das muss unbedingt so beibehalten werden. Es ist ein wichtiges Element der Selbstreinigung und verhindert dass sich zu viel Hass aufbaut. Wenn über das Verhalten von T van Elst sich nicht eine breite Spottlawine hätte ergießen können, wäre das mit Sicherheit in Gewalt umgeschlagen. Das hat ihm das Leben gerettet und bewirkt, dass man die Sache irgendwann als gegessen betrachten kann. Einer der Gründe, warum es im islamischen Kulturkreis so viel Gewalt ist, hängt mit dieser Stelle zusammen. Dieses Ventil fehlt und da merkt man, dass dem Islam ein gewisser Teil Kultur fehlt.