Richtigstellungen zum Afrikanerbild der Nazis
Zitat Beverly:
Hat nicht Hitler England als die "arischste aller Nationen" bezeichnet?
Wo und wann soll er das getan haben? Wenn er sich überhaupt positiv zu England geäußert haben sollte, dann nur in der ganz, ganz frühen Phase in Landsberg. Doch allerspätestens bei Kriegsbeginn hat er erkannt, daß die Briten ihm die kalte Schulter zeigten. Von da an ging es nur noch gegen das „verjudete“ England.
Die sehr frühen Nazis – etwa zur Zeit der Machtübernahme – hatten zwar gewisse koloniale Ambitionen – es ging ihnen darum, ganz ähnlich wie den Chinesen heute, in den afrikanischen Ländern Industriestrukturen aufzubauen, die sich später für den „Endsieg“ nutzen lassen würden – doch spätestens als sie erkannt hatten, daß die afrikanischen Völker nur sehr langfristig „zivilisierbar“, dh in den modernen Produktionsprozess einbezogen werden können, hatte man von derlei Ambitionen abgelassen. Von da an ging es ihnen nur noch um die „Befreiung“ der altafrikanischen Kulturvölker vom „jüdisch-angelsächsischen“ imperialen Joch. (Ähnliches in Indien, wo ja auch Ghandi und Chandra Bose massiv von den Nazis in ihrem Freiheitskampf gegen die Briten unterstützt worden sind.)
Haben nicht die Nazis, anstatt in den Afrikanern bzw. den Menschen afrikanischer Herkunft die Opfer bigotter westlicher Groß- und Kolonialmächte zu sehen, gegen sie die widerlichsten rassistischen Diskurse losgelassen?
Solche werden sie vergeblich suchen. Natürlich haben die Nazis den schwarzen Menschen nicht den Weißen oder gar der „nordischen Rasse“ gleichgestellt. Das aber hat damals niemand in Europa oder Amerika. Doch man hat sie wenigstens in ihrer Eigenart geachtet. Relativ einflußreich im Nationalsozialismus war ja die „Rassenpsychologie“ des Ludwig Ferdinand Clauss, die sich in vielen Zügen wie ein modernes Bekenntnis zum Kulturrelativismus liest, nur daß eben der Faktor „Rasse“ noch als Unterbau kultureller Erscheinungen mit einbezogen wurde.
Die Propagandahetze der Nazis richtete sich in erster Linie gegen zwei Gruppen:
1. Den „jüdischen Bolschewismus“ und – was man sich als Träger desselben dachte – den „slawischen Untermenschen ostbaltischer Rasse“
2. Das „verjudete“ Finanzkapital des Westens (also Amerikas und Englands)
Auf die Schwarzafrikaner blickte man etwas mitleidig herab, doch im allgemeinen überwog bei den Nazis eher der Wunsch, „ihnen zu helfen“, dh sie gegen die „ausbeuterischen verjudeten Westmächte“ zu instrumentalisieren bzw politisch für diese Problematik zu sensibilisieren und die Wirtschaft ihrer Länder auf eigene Füße zu stellen, um in ihnen weitere Verbündete im Kampfe gegen den „Weltenfeind“ zu gewinnen.
Es ist sicherlich kein Zufall, daß der Name Adolf Hitlers heute in den afrikanischen Kulturvölkern sich größter Beliebtheit erfreut und er dort vielfach als eine Art „Heiland“ gepriesen wird, der die „unterdrückten Schwarzen“ von den „ausbeuterischen Angelsachsen / Juden“ hätte befreien können, wenn er militärisch erfolgreicher gewesen wäre. Das mag sicherlich auch mit den relativ guten Erfahrungen zusammenhängen, welche die Schwarzen in Namibia, Kenia usw ein halbes Jahrhundert zuvor mit den deutschen Kolonialherren der Kaiserzeit gemacht haben, welche diese – wie du selbst schon richtig sagtest – deutlich fairer behandelten als Angelsachsen, Belgier, Portugiesen (und zwar gleich, ob diese europäischen Ausbeuter nun katholischer, anglikanischer oder jüdischer Religion waren) usw. (Es gibt ja sogar Stimmen, die durchaus glaubwürdig behaupten, daß sogar der einzige Zwischenfall zwischen Deutschen und Afrikanern, der Herero-Aufstand von 1904, auf die Aufpeitschung durch britische Intriganten zurückgeht, welche sahen, daß die Deutschen durch ihre relativ faire Behandlung der Schwarzen sie kolonial langsam aber sicher überrundeten ...)