Was vollkommen unleugbar ist, das ist, wenn man sagt:
Es waren MÄNNER.
Und daran gibt es nichts zu deuteln. Also die Spezies Mensch, die das Instrument zur Vergewaltigung mit sich bringt.
Überall auf der Welt.
In Deutschland werden mehr Frauen vergewaltigt als in Indien (Dunkelziffer natürlich nicht bekannt)
Artikel mit Statistik des Bundeskriminalamtes aus 2013
http://www.theintelligence.de/index...n-mehr-frauen-vergewaltigt-als-in-indien.html
Einer, der in Indien war, hat hoffentlich nichts dagegen, dass ich seinen Text verbreite.
Dieser Fall aus Indien
Gruppenvergewaltigung in Delhi 2012 ist übrigens ein typisches Beispiel für verzerrte Wahrnehmung. In Delhi werden jedes Jahr hunderttausende Frauen sexuell missbraucht oder vergewaltigt, Schätzungen gehen bis zur Höhe von einer Million Fälle pro Jahr. In Indien und angrenzenden Ländern wie z.B. Nepal ist Delhi bekannt als "Asia's Rape Capital", viele Männer lassen ihre Frauen die eigenen vier Wände nicht einen Tag ihres Lebens oder nur unter schärfster Bewachung (samt Schusswaffen) verlassen. Wir haben in Delhi (wohlhabende) Familien gesehen, die mit 6 Kindern auf 50 Quadratmeter Rooftop lebten, weil die Väter (berechtigte) Angst hatten, dass ihre Töchter angegangen werden könnten. Während der zwei Monate, die ich Anfang 2012 in Delhi war, wurden mehrfach enthauptete Frauenleichen an U-Bahnstationen gefunden und Frauen in ihren Wohnungen zu Vergewaltigungsopfern, als Nachbarn oder andere Männer eingebrochen waren.
Unsere Studentinnen hatten eine Wahrscheinlichkeit sexueller Belästigung von 60 bis 70 Prozent, wenn sie in männlicher Begleitung 200 Meter die Straße entlang gingen und von etwa 95 bis 100 Prozent, wenn sie es alleine taten. Geschätzt habe ich rund 20-30 Fälle miterlebt, die in Deutschland als schwere sexuelle Belästigung gelten dürften, bei denen meine Kollegen und ich zum Teil auch vehement einschreiten mussten (in Old Delhi, New Delhi, Accra/Taj Mahal, Fatehpur Sikri und Jaipur, also an sehr stark frequentierten Touristenorten ebenso wie in Gegenden, in die sich kein Tourist ohne weiteres verirren würde). Auch mehrere Männer wurden befingert oder von Hijras (drittes Geschlecht: Glücksbringer bei Hochzeiten, sonst Hartgeldprostituierte mit hoher Wahrscheinlichkeit einer HIV-Infektion) kräftig in den Schritt gepackt (kulturell akzeptierte und verbreitete Bettelei, häufig auch mit fließendem Übergang zum Taschendiebstahl - gibt man der Hijra kein Geld, verflucht sie den Mann, sodass er nie Kinder bzw. Söhne wird bekommen können). Kein Inder, mit dem wir Kontakt hatten und haben, konnte nachvollziehen, warum wir überhaupt nach Delhi gehen konnten, wo doch jeder wisse, dass es "die schlimmste Stadt der Welt" sei - in Mumbai sagte uns ein männlicher Bekannter, dass seine Frau sich vollkommen frei bewegen dürfe, in Delhi aber nicht eine Minute seine Erlaubnis bekäme, das Haus zu verlassen. Das Risiko könne niemand verantworten.
Was Frauenrechte angeht, dürfte kaum ein Land dieses Planeten eine schlechtere Situation bieten, als Indien. Mädchen werden regelmäßig abgetrieben oder direkt nach der Geburt umgebracht, ansonsten sind sie nur in gesicherten Anlagen halbwegs gut aufgehoben. In Delhi arbeiten zehntausende Männer aus ganz Indien, die ihre Frauen nur einmal im Jahr für wenige Tage sehen - weil es nicht mehr Urlaubstage gibt und die Familien oft hunderte bis tausende Kilometer entfernt leben. Die Vergewaltigungsrate liegt fernab von gut und böse, doch angezeigt werden nur die allerwenigsten Fälle, da Vergewaltigungen als entehrend für die Frau angesehen werden und die Wahrscheinlichkeit nicht gerade klein ist, auf der Polizeiwache direkt nochmal vergewaltigt zu werden. Zudem werden in Indien statistisch gesehen 98 Prozent (!) aller Frauen von ihren Angehörigen bzw. Nachbarn oder Bekannten vergewaltigt, was für eine enorme Drohkulisse sorgt - entweder legt sie sich mit der Familie des Nachbarn an, was den Spießrutenlauf nur verschärft, oder sie liefert den Ehemann bzw. eines seiner Familienmitglieder ans Messer, womit sie ihr Haushaltseinkommen verliert und/oder sich die Familie zum Feind macht. Das ist wiederum schlecht, da Frauen kulturell bedingt als eine Art Eigentum ihrer Familie gelten und mit dem Zeitpunkt ihrer Heirat in das Eigentum der Familie des Mannes übergehen, die sich ab diesem Zeitpunkt alleine um die mit ihr verbundenen Belastungen kümmern muss - der Weg zurück zu den Eltern ist nicht selten verbaut. Alles in allem ist es nicht unwahrscheinlich, dass vergewaltigte Frauen den Mund halten, verjagt oder umgebracht werden, damit ihr Schicksal nicht entehrend auf die Familie zurückfällt.
Erst seit diesem bekannt gewordenen Fall der Massenvergewaltigung ist die Zahl der Anzeigen nach oben gegangen und wird seitens der Behörden deutlicher auf das Problem hingewiesen. Dieser Fall stellte in Indien gesellschaftspolitisch vielleicht einen der wichtigsten Wendepunkte seit Mahatma Gandhi und Jawaharlal Nehru dar, sorgte für ein neues Problembewusstsein und legte erstmals den Fokus auf eine über Jahrzehnte verschwiegene Praxis. Alleine in Delhi wurden 2014 dreimal so viele Vergewaltigungen angezeigt wie 2011, etwa jede 4000. Frau meldete sich 2014 bei der Polizei - eine nach wie vor verschwindend geringe Anzahl angesichts der weiten Verbreitung sexueller Übergriffe, aber eine regelrechte Explosion im Vergleich zu den Vorjahren.
Aber, und da kommen wir zu deiner Behauptung zurück: Wie oft lesen wir denn von diesen Zuständen? Jedes Jahr zweimal im Feuilleton der SZ oder FAZ? Sehen wir mehr als ein oder zwei Beiträge im Auslandsjournal oder vergleichbaren Magazinen? Ist es denn wirklich so, dass wir über Fälle aus dem fernen Ausland so viel mehr zu lesen bekommen, als über Fälle aus dem Inland oder nahen Ausland, wenn wir nicht gezielt nach Informationen suchen? Oder ist es nicht einfach so, dass auch dieses Thema im weitesten Sinne der Medienlogik folgt, sprich: massenhafte Berichterstattung stattfindet, solange das Thema aktuell ist, um anschließend wieder in der Versenkung zu verschwinden? Dieser Fall aus Indien war ein Meilenstein in der Geschichte und gesellschaftlichen Entwicklung des Landes - darüber nicht zu berichten, wäre ein kapitaler Fehler gewesen.
Doch genauso, wie wir in den letzten zwei Jahren kaum noch Berichterstattung über derartige Probleme in Indien finden, werden wir in einem halben Jahr auch keine Berichte mehr über die Geschehnisse von Köln lesen, wenn sich entsprechende Vorkommnisse in dieser Größenordnung nicht wiederholen sollten. Pauschale Vorwürfe, dass über Vorgänge in Deutschland nicht berichtet werde oder berichtet werden dürfe, während Vorfälle im Ausland bis zum allerletzten ausgeschlachtet und zutode berichtet würden bzw. werden dürften, sind falsch. Was man im Übrigen auch an der mittlerweile hohen Schlagzahl medialer Berichte zu genau diesem Thema ablesen kann.