Es wäre m. E. eine höchst theoretisierende Frage, ob sich der politische Begriffszusammenhang "Kalter Krieg", eine globale Zustandsbeschreibung des Verhältnisses antagonistischer Gesellschaftssysteme der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, auf die internationale Gegenwart oder unmittelbare Zukunft übertragen lässt.
Ich würde sie verneinen, was man aber durchaus kontrovers diskutieren könnte. Dabei müsste dann auch der Begriff des "Wettrüstens" ins Spiel kommen.
Doch gibt es m. E. die gesellschaftssystematischen Antagonismen des Kalten Krieges spätestens seit 1990 nicht mehr.
An seine Stelle ist der mit militärischer Gewalt drohende globale, systemimmanente Hegemonialkonflikt der kapitalistischen Wirtschaftsmächte mit imperialen Ansprüchen getreten. Die Hyänen streiten untereinander, die US-getüpfelte mit der RF-gefleckten und der rotmelierten China-Hyäne, andere aus der Meute zwinkern diesen zu.
Reduziert man den Kalten Krieg jedoch auf die Latenz eines heißen Krieges infolge drohender militärischer Potenziale der Menschheit, wann wäre er denn dann ein alter und wann ein neuer? Verdiente er dann nicht das Attribut "permanenter"?