Ja wie wollen wir nun leben...!?
Nummer Eins der Woche
Von Nataly Bleuel und Cornelius Pollmer
Nummer Eins der Reue
... Am Ende ihres Lebens haben Menschen der Schwester Bronnie Ware erzählt, was sie gerne anders gemacht hätten. Über unerfüllbare Wünsche an die Vergangenheit.
Von Cornelius Pollmer
Es ist schwer, diese Welt zu verlassen, und es wird einem auch schwer gemacht. Sterben war nie schön, aber es war mal weniger kompliziert. Manches, das lebensverlängernd genannt wird, verlängert doch nur das Sterben. Und statt nach dem Leben auch noch sein Sterben zu optimieren, kann der Mensch wenigstens im Tod sich selbst genug sein – um über das Glück und die Versäumnisse seines Lebens nachzudenken.
Bronnie Ware hat viele Jahre als Krankenschwester in der Palliativmedizin und -pflege gearbeitet. Sie kümmerte sich um Patienten, die sich entschieden hatten, zuhause zu sterben. Bronnie Ware begleitete sie in den letzten Wochen ihres Lebens, manchmal waren es drei, manchmal zwölf. Sie sagt, Menschen wüchsen enorm, wenn sie sich mit ihrem eigenen Tod beschäftigten. Und sie hat auch Gemeinsamkeiten ausgemacht in dem, was Menschen bereuen, wenn sie auf dem Sterbebett liegen und die letzte große Revue passieren lassen. Fünf unerfüllbare Wünsche an die Vergangenheit hat sie besonders häufig gehört:
1. Ich wünschte, ich hätte den Mut aufgebracht, ein Leben getreu mir selbst zu führen – anstatt eines, das andere von mir erwarteten.
2. Ich wünschte, ich hätte nicht so viel gearbeitet.
3. Ich wünschte, ich hätte den Mut aufgebracht, meine Gefühle zu zeigen.
4. Ich wünschte, ich wäre mit meinen Freunden in Kontakt geblieben.
5. Ich wünschte, ich hätte mich glücklicher sein lassen.
Man könnte jetzt sagen: wie banal das alles ist, esoterische Sommerakademie, Glücksratgeberliteratur.
Man kann aber auch: Bronnie Wares Quintett ernst nehmen, dann erklären sich einem die Häufigkeiten. Man liest die Wünsche, nickt innerlich. Ein Mal, zwei Mal, wenn es schlecht läuft: häufiger. Das könnte in ein paar gute Vorsätze münden, jene aus der Silvesternacht haben sich Mitte Januar ja in aller Regel erledigt. Aber dann verließe einen doch irgendwann wieder der Mut – mehr Arbeit, weniger Gefühle, mehr Erwartungen.
Also: Vielleicht schon mal zu fragen anfangen, wenn man der Wiege noch näher als der Bahre ist.
Ich wünschte, ich…
Zitiere aus:
http://sz-magazin.sueddeutsche.de/blogs/nummereins/1647/nummer-eins-der-reue/
… und?