Gorbatschow, da muss man unterscheiden zwischen seiner Wirkung auf Russland und den Rest der Welt. Für uns Nichtrussen war er natürlich der Held, wenn wir uns einen hätten backen können, so hätte er ausgesehen. Er hat das "russische Problem" ja quasi im Alleingang gelöst, den kalten Krieg beendet, die Gefahr des Atomkriegs beseitigt, die nichtrussischen Vasallenstaaten freigegeben, usw.
Für die Russen war Gorbatschow eine Katastrophe. Verräter unterstellt eigentlich, dass er mit Absicht die Russen in die Katastrophe geführt hat, das würde ich so nicht sehen. Die Krise der Sowjetunion war sicher unvermeidbar aber er hat eine Katastrophe draus gemacht, politisch und wirtschaftlich. Die ganzen kritischen Punkte, was wird aus den Russen in den baltischen Staaten, was wird aus den russischen Interessen in Osteuropa hätte er natürlich vorher klären müssen, bevor er seine Truppen abzieht. Einen Neutralitätsstatus für Polen hätte er sicher haben können. Und natürlich hätte er sich den Machtverzicht abkaufen lassen müssen. Ich glaube die Deutschen hatten intern schon ausgekungelt wieviele Milliarden sie bieten würden maximal und waren sehr erstaunt, dass die DDR umsonst zu haben war.
Innenpolitisch war die Situation natürlich schwieriger. Wenn man in einem multinationalen Staat die Demokratie einführt macht es "Puff". Wenn man das will hätte man erst die nichtrussischen Teile abstoßen müssen. Alternative wäre eine Entwicklungs-Diktatur wie in China gewesen.
Ein bisschen Demokratie ist wie ein bisschen schwanger. Schwierige Sache. Die Frage ist, wie er sich das genau eigentlich vorgestellt hat, wie das Laufen sollte.
Die Genossen brauchten keine Kapitalisten füttern, wenn die ihren eigenen Bedarf erwirtschaftet hätten, konnten die in Saus und Braus glücklich und zufrieden leben, stattdessen haben sie Panzer u. Raketen produziert um dem Rest der Welt ihr System aufzuzwingen, im kalten Krieg hatten sie dann nachher gar keine andere Wahl mehr als die vom Westen aufgezwungene Überrüstung zu beantworten.
Wäre auch nur einer von den Betonköpfen auf die Idee gekommen, das man mit tausenden von Atomraketen nicht mehr Menschen umbringen kann wie mit hunderten von den Dingern.
Wäre auch nur einer auf die Idee gekommen den Rüstungsheckmeck der Amis zu ignorieren und statt Panzer und Flugzeugen, Kaffeemaschinen und Autos zu produzieren, dann wäre der Kapitalismus längst kein Thema mehr.
Unwahrscheinlich. Denn du unterschlägst hier, dass der Kalte Krieg, die Hochrüstung in der UDSSR, ja auch eine innenpolitische Bedeutung hatte. Nur mit dem aggressiven äußeren Feind und der "Mission" konnte man ja die extrem restriktive Unterdrückung nach innen und die Machtstellung der kommunistischen Führung rechtfertigen. Ein restriktives Regime braucht den äußeren Feind, den Krieg.
Die zersetzende Wirkung des wohlhabenderen und auch freiheitlicheren Westens auf das russische System, damit haben die Zaren sich schon lange vor den Kommunisten herumgeschlagen. Russland war 1914 noch nach Serbien das ärmste Land Europas. Der Kernunterschied zu den USA ist, dass die USA ihr Land entwickeln können UND einen enorm kostspieligen Imperialismus betreiben. Russland kann das nicht. Die gewaltigen Kosten für die Armee haben 1917 und 1989 das System unterminiert, insofern wäre unter einer anderen Führung, sagen wir einer kapitalistischen wahrscheinlich trotzdem ein Zusammenbruch gekommen.