Ich habe die Tage mal wieder etwas Gesell gelesen. Das ist eigentlich immer zu empfehlen. Man bekommt jedes mal ein besseres Verständnis der Zusammenhänge.
Die Frage ist, wo genau wir eigentlich mit unserem momentanen Wirtschaftssystem stehen? Wo lässt es sich einordnen? Oder besser gesagt, wie würde ein außenstehender Ökonom unsere Lage beurteilen, der noch nie etwas von „Kapitalismus“ gehört hat?
Dazu kann man bei Gesell eine simple und geniale Antwort finden.
Der „ideale Markt“ wäre demnach ein völlig uneingeschränkter freier Wettbewerb. Ein solcher Markt würde allen Marktteilnehmern nach den Regeln des freien Wettbewerbs, den vollen Arbeitsertrag für Arbeitsleistung ermöglichen. Das bedeutet z.B. marktgerechte Preise.
Wie viel Grünanlagen müsste ein Gärtner bearbeiten, um sich einen BMW leisten zu können? Wie viel Kartoffeln muss ein Bauer ernten, um sich eine Zahnimplantat zu leisten? Ein Volkswirtschaft, mit uneingeschränkt freiem Wettbewerb, kann die Frage marktgerecht beurteilen und natürlich auch praktisch umsetzen. Niemand würde auf die Idee kommen, eine marktgerechte Preisgestaltung zu kritisierten, weil es eben keine einzelnen Personen gibt, an die man so eine Kritik ausrichten könnte.
Eine Wirtschaft die den vollen Arbeitsertrag ermöglicht, ermöglicht gleichzeitig maximalen materiellen Wohlstand! Man bekommt für seine Leistung eine gleichwertige („marktgerechte“) Gegenleistung.
Ein Wirtschaft mit solchen Eigenschaften nennt man „Freiwirtschaft“.
Das Gegenteil, oder der Gegenpol von Freiwirtschaft ist Kommunismus! Im Kommunismus gibt es gar keinen Wettbewerb, weil die gesamte Wirtschaft von zentraler Stelle geregelt ist. Im Kommunismus besteht ein vollständiges Wirtschaftsmonopol. Darum können sich auch keine marktgerechten Preise und Arbeitserträge herausbilden. Einzelpersonen müssen bestimmen, wer wie viel verdient, also wie viel Gegenleistung man für seine Arbeit erwarten kann. In einem absolut monopolisierten Markt ist darum jede Preis-Kritik gerechtfertigt und vor allem an bestimmte Personengruppen ausrichtbar. Die stehen vor einer wahrlich unlösbaren Aufgabe. Niemand kann einen marktgerechten Preis einfach so festlegen, da viel zu viele Einflussgrößen eine Rolle spielen.
Aber bekanntlich sind das eher noch vernachlässigbare Probleme in einer Planwirtschaft mit vollständigem (staatlichen) Wirtschaftsmonopol.
Wenn man sich nun Freiwirtschaft und den absolut gegensätzlichen Kommunismus an den gegenüberliegenden Enden einer Linie vorstellt, stehen wir mit unserem Kapitalismus irgendwo dazwischen. Kapitalismus hat durchaus einen Wettbewerb, der jedoch alles andere als frei ist. Eine marktgerechte Preisgestaltung gibt es auch im Kapitalismus nicht, da der Wettbewerb durch das fehlerhafte Geldsystem und Bodenrecht nur sehr eingeschränkt stattfinden kann. Die Folgen bekommen wir jeden Tag zu spüren und in den Medien präsentiert. Ungewollte Arbeitslosigkeit und sinkendes Lohnniveau sind z.B. gravierende und zwingende Folgen von eingeschränktem Wettbewerb, um nur einen kleinen Teil vom Rattenschwanz zu nennen.
Das sog. "Kapital" kann nur durch eingeschränkten Wettbewerb existieren. Das bedeutet einen unvollständigen Arbeitslohn auf der einen, und leistungsloses Einkommen auf der anderen Seite (also bei privaten Monopolinhabern). Je weiter wir mit Monopolvernichtung richtung Freiwirtschaft rücken, umso mehr wird sich die wirtschaftliche und gesellschaftliche Lage der Arbeitslohn abhängigen Privathaushalte entspannen.