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Buchrezension - "Eine feine Gesellschaft" von Volker Bräutigam

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Buchrezension - "Eine feine Gesellschaft" von Volker Bräutigam

Rezension zu Hans Frickes Buch "Eine feine Gesellschaft"
Hans Frickes Buch "Eine feine Gesellschaft" lockert kollektive Denkblokaden

Textwiedergabe mit freundlicher Genehmigung von HINTERGRUND - 25.09.2010


'Die Geschichtsschreibung ist der zweite Triumph der Sieger über die Besiegten', schrieb Bernhard L. Montgomery. ..."
Objektiv und angemessen beginnt Frickes Auseinandersetzung mit der "feinen Gesellschaft" der BRD bei der Verkündung des Grundgesetzes. Die Bundesrepublik war das Politerzeugnis der westlichen Siegermächte. Die bis heute ignorierten, geleugneten bzw. bemäntelten Gebrechen der BRD, die Ursache für ihre friedenspolitischen, demokratischen, rechtsstaatlichen und sozialen Defizite, reichen bis zu ihrer "Stunde Null" zurück.

Fricke: "ln keinem Geschichtsbuch wird erwähnt, dass die 'Väter des Grundgesetzes', wie seine Urheber oft genannt werden, sich bei der Erfüllung ihres Auftrages (der westlichen Militärgouverneure zur Erarbeitung eines Grundgesetzes) gar nicht wohl fühlten. Sie befürchteten nämlich, wegen
nationalen Verrats geächtet zu werden. Das Unbehagen drückte Württemberg-Badens damaliger Ministerpräsident Reinhold Maier (FDP) mit folgenden Worten aus: "Wir hatten alle miteinander (...) wirkliche Manschetten davor gehabt, einen deutschen Beitrag zur Teilung
Deutschlands zu leisten.' Deshalb mieden sie auch die Öffentlichkeit und leisteten ihren Beitrag zur Teilung Deutschlands hinter verschlossenen Türen."


Volksvermögen : veruntreut, verschleudert

Der "maroden DDR-Wirtschaft" nähern wir uns mit Zeitzeugen wie Fricke selbst: "Nach der Währungsreform und Einführung der D-Mark im Sommer 1990 sowie als Folge des brachialen Wirkens der 'Treuhand'-Anstalt ging die ostdeutsche Industrieproduktion innerhalb eines Jahres um 67 Prozent zurück (...) Obwohl der damalige Treuhandchef Detlef Karsten Rohwedder in den vielen Gesprächen (...) davon ausging, dass 70 bis 80 Prozent der DDR-Betriebe gerettet werden könnten und nur einige durch den Rost fallen würden, beschloss nach Rohwedders Ermordung am 1.April 1990 die Treuhand unter Birgit Breuel, die DDR-Wirtschaft in nur drei Jahren 'abzuwickeln', was zur Liquidierung von 3244 DDR-Betrieben in weniger als drei Jahren führte.
Man muss hinzufügen: Die gesamte DDR hatte anno 1989 weniger Staatsschulden als allein das Bundesland Berlin heute.

Jüngsten Umfrage-Ergebnissen zufolge dämmert einer Bevölkerungsmehrheit inzwischen: Die Art und Weise, wie die deutsche "Einheit" hergestellt wurde und die sich daran anschließende Politik sind kein Grund zum Jubel.
Fricke spricht die Ostdeutschen an: "Je besser die früheren DDR-Bürger die 'freiheitlich-demokratische Grundordnung' der BRD kennen lernen, je mehr sie erfahren, was es mit dem viel gepriesenen 'Rechtsstaat' und dem
nicht minder gepriesenen 'Einigungsvertrag' in Wirklichkeit auf sich hat, je offensichtlicher es wird, was die Mächtigen und Einflussreichen unter 'Freiheit' verstehen und je gründlicher wir Deutschen die 'Vorzüge' der kapitalistischen Marktwirtschaft sowie die 'Fürsorge' des Staates
gegenüber sozial Schwachen, Arbeitslosen und Kranken am eigenen Leibe erleben, umso größer wird die Anzahl derjenigen, die begreifen, was in den vergangenen 20 Jahren mit
ihnen geschehen ist.

Man möchte hinzufügen: Das dämmert mittlerweile auch vielen "Wessis".


Haben wir's nicht anders gewollt?

Fricke: "Was, so müssen sich die DDR-'Aufarbeiter' fragen lassen, ist an einer sachlichen Rückschau, an einer angemessenen Bewertung der Leistungen eines seit knapp 20 Jahren nicht mehr existierenden Staates denn so gefährlich, dass sie auf jedes neue ihnen unangenehme Umfragergebnis derartig hysterisch reagieren?"

Seine Ergänzungsfrage ist schon Antwort:

"Könnte es sein, dass die Enttäuschung über 20 Jahre Raubtierkapitalismus
und die Empörung über die Krise mit ihren verheerenden Folgen für Millionen Menschen in eine andere Richtung gelenkt werden und sich an einer mit allen Schreckensattributen ausgestatteten DDR abarbeiten sollen, und dass das nicht wunschgemäß klappt?"

"Wir Deutschen habe es nicht anders gewollt", möchte man seufzen. Fricke zitiert aber bemerkenswerte Zeitgenossen, die belegen, dass wir zumindest Anderes verdient hatten.

Beispielsweise im Kapitel: Die 'ersten freien und demokratischen' Wahlen in der DDR: 'Die Wahl, die Kohl großsprecherisch mit obigen Adjektiven versah (...) bezeichnete Egon Bahr, der gewiss kein Sympathisant der DDR war, als die 'schmutzigste Wahl, die (er) je in seinem Leben beobachtet' habe.

Oder (im Kapitel Erpresster 'Einigungsvertrag' und seine ersten Folgen): 'Der ehemalige Regierende Bürgermeister von West-Berlin, Pastor Alberts, eine allseits geachtete Persönlichkeit, sprach bereits im Zusammenhang mit der Währungsunion am 1 .Juli 1990 von einer brutalen Invasion Westdeutscher: 'Manchmal denke ich, ein Einmarsch von Truppen ist ehrlicher als das, was jetzt geschieht."'
Nun, dem entspricht die aggressive aber ebenso unehrliche Gegenwart: Deutsche Soldaten kämpfen heute in Afghanistan, stehen auf dem Balkan und in etlichen afrikanischen Staaten, deutsche Kriegsmarine kontrolliert das östliche Mittelmeer ebenso wie Teile des Indischen Ozeans, die deutsche Luftwaffe unterstützt NATO- und US-Bombenterror, und unsere "Elitesoldaten" von der KSK agieren als Todesschwadronen. Frickes Buch hilft uns, diese deutsche Realität zu begreifen, indem er uns ihre Ursachen beschreibt.

Volker Bräutigam


Politik-sind-wir bedankt sich recht herzlich für die Zurverfügungstellung der Texte.

"Eine feine Gesellschaft" - Kritische Betrachtung der "Wiedervereinigung" - Jubiläumsjahre
und ihre Tücken, Hans Fricke, ISBN 978-3-89819-341-2,252 Seiten, Preis: 15.00 €, GNNVerlag,
GNN-Buchversand, Badeweg 1, 04435 Schkeuditz.
 

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