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Folgenden Bericht fand ich unter,
Zitat:
http://www.welt-in-hannover.de/index.php?article_id=4286&clang=0&gclid=CIayr4fH2c8CFQMW0wodCjsP5g
Junge Kurdinnen aus der Türkei berichteten darüber, wie die Regierung die aktuellen Konflikte verschärft.
Claudia Ermel 02.08.2016
Ende Juli hatte Janun e.V. sieben junge kurdische Frauen aus der Türkei für eine Woche eingeladen. Gemeinsam mit Teilnehmerinnen aus Hannover hielten sie ein Seminar über Frauenrollen ab. Sie führten Gespräche über Sexismus, Geschlechterrollen und Feminismus, absolvierten einen Selbstverteidigungskurs und redeten über ihre aktuelle Situation in der Türkei. Die Gäste waren überwiegend junge und engagierte Journalistinnen und Lehrerinnen. Gegen Ende ihrer Seminartage wollten sie der deutschen Öffentlichkeit einen kleinen Einblick in die derzeitige politische Situation der Kurden in der Türkei vermitteln. Interessierte aus Hannover versammelten sich zu der Janun-Veranstaltung „Innenansichten aus Kurdistan“ in einem Raum des ehemaligen Schulgebäudes in der Fröbelstraße in Hannover–Linden. Vor den Vorträgen boten die jungen Frauen den Gästen typische kurdische Süßigkeiten an und hießen alle persönlich willkommen.
Eine Journalistin erzählt über Militärangriffe auf ihre Heimatstadt Amed
Während Bilder von zerstörten Häusern in den kurdischen Gebieten gezeigt wurden, berichtete eine der Frauen, die in Istanbul als Journalistin arbeitet, darüber, wie sich die politische Situation in der Türkei in den vergangenen acht Monaten verschärft hat. Sie erzählte über die Zeit vor den Parlamentswahlen, als eine Annäherung von türkischer Regierung und dem kurdischen Volk bzw. der PKK endlich möglich erschien. „Doch nachdem die kurdische Partei (HDP) mit 13% der Stimmen aus der Wahl hervorging, begann die Regierungspartei (AKP) wieder damit, gegen die PKK und die kurdische Bevölkerung im allgemeinen zu kämpfen“, berichtete sie.
„Aber nie war der Widerstand der kurdischen Jugend so ungebrochen wie gerade jetzt“, erzählte die Journalistin. Die türkische Regierung gehe derzeit umso rigoroser gegen das kurdische Volk vor. Selbst Kulturgüter in Amed Sur, die als UNESCO-Erbe galten, wurden durch türkische Bomben zerstört. Moscheen wurden ebenso wie eine alte armenische Kirche bombardiert. Die Heimatstadt der Referentin wurde durch die Angriffe der Regierung völlig zerstört. „Unterdessen scheinen IS und Regierungstruppen Hand in Hand zu arbeiten, sobald es um Zerstörung geht“, meinte sie, „doch andererseits wird jeder verhaftet, der den Verdacht erweckt, mit dem IS zu paktieren“. Seit dem missglückten Militärputsch, tausche die Regierung nun allmählich alle HDP-Mitglieder gegen AKP-treue Bedienstete aus. Seither wurden ca. 9000 Richter, Lehrer und andere Akademiker festgenommen. Die Ortschaften Amed, Sizi und Sirnak wurden von der türkischen Regierung zerbombt, unbescholtene Kurden verhaftet, manchmal auch einfach von den Soldaten erschossen.
Isolation der Einwohner durch Ausgangssperre
Eine Lehrerin berichtete von der Brutalität der Soldaten, die kleine Kinder, Greise oder hochschwangere Frauen einfach auf offener Straße niedermetzelten. Sie erzählte von der zermürbenden Isolation während der 100tägigen Ausgangssperre, als Frauen begannen, stundenlange Klopfkonzerte von innen gegen die Häuserwände zu veranstalten. Nach den jüngsten Vorkommnissen weigerten sie und viele Kollegen sich, zurück in die Schule zu gehen, um zu unterrichten.
Nachdem die beiden jungen Frauen einen kurzen Einblick in das derzeitige Szenario vermittelt hatten, kam es zu einer Diskussion darüber, welche Zukunft es für das kurdische Volk in der Türkei überhaupt noch geben könne.
Gibt es noch Hoffnung auf eine friedliche Lösung?
Hierzu gab es die unterschiedlichsten Meinungen, auch unter den betroffenen Kurdinnen selbst. Bei den Referentinnen war zu erkennen, dass die individuellen Erlebnisse zu verschiedenen Sichtweisen führten. Dass sich die sinnlose Zerstörung in kurdischen Ortschaften wie Nusaybin in Mardin besonders demoralisierend auf deren Bewohnerinnen auswirkt, ist verständlich. Dagegen existiere eine „neue Qualität“ des Widerstandes. Dieser sei insbesondere bei den jungen Städtern festzustellen, meinte die Journalistin.
Neues Selbstbewusstsein der kurdischen Jugend
In der Türkei sei derzeit jedenfalls zu beobachten, dass die kurdische Jugend in den Städten ein neues Selbstbewusstsein entwickle und beginne, für ihr Volk zu kämpfen. Angestachelt durch die Regierung wüchsen die Konflikte allerdings erheblich. Dies gilt übrigens auch innerhalb der türkischen Gemeinschaft hier in Deutschland. Wie realistisch die Hoffnungen auf eine friedliche Einigung noch sind, blieb an dem Abend offen. Eine musikalische Darbietung mit traditionellem kurdischen Sprechgesang sorgte für einen stimmungsvollen Ausklang des Abends.
Da wir angesichts der ungewissen politischen Situation in der Türkei die Anonymität aller Teilnehmerinnen bewahren möchten, verzichten wir bewusst darauf, in diesem Beitrag einzelne Namen zu nennen oder Gesichter zu zeigen.
Zitat:
http://www.welt-in-hannover.de/index.php?article_id=4286&clang=0&gclid=CIayr4fH2c8CFQMW0wodCjsP5g
Junge Kurdinnen aus der Türkei berichteten darüber, wie die Regierung die aktuellen Konflikte verschärft.
Claudia Ermel 02.08.2016
Ende Juli hatte Janun e.V. sieben junge kurdische Frauen aus der Türkei für eine Woche eingeladen. Gemeinsam mit Teilnehmerinnen aus Hannover hielten sie ein Seminar über Frauenrollen ab. Sie führten Gespräche über Sexismus, Geschlechterrollen und Feminismus, absolvierten einen Selbstverteidigungskurs und redeten über ihre aktuelle Situation in der Türkei. Die Gäste waren überwiegend junge und engagierte Journalistinnen und Lehrerinnen. Gegen Ende ihrer Seminartage wollten sie der deutschen Öffentlichkeit einen kleinen Einblick in die derzeitige politische Situation der Kurden in der Türkei vermitteln. Interessierte aus Hannover versammelten sich zu der Janun-Veranstaltung „Innenansichten aus Kurdistan“ in einem Raum des ehemaligen Schulgebäudes in der Fröbelstraße in Hannover–Linden. Vor den Vorträgen boten die jungen Frauen den Gästen typische kurdische Süßigkeiten an und hießen alle persönlich willkommen.
Eine Journalistin erzählt über Militärangriffe auf ihre Heimatstadt Amed
Während Bilder von zerstörten Häusern in den kurdischen Gebieten gezeigt wurden, berichtete eine der Frauen, die in Istanbul als Journalistin arbeitet, darüber, wie sich die politische Situation in der Türkei in den vergangenen acht Monaten verschärft hat. Sie erzählte über die Zeit vor den Parlamentswahlen, als eine Annäherung von türkischer Regierung und dem kurdischen Volk bzw. der PKK endlich möglich erschien. „Doch nachdem die kurdische Partei (HDP) mit 13% der Stimmen aus der Wahl hervorging, begann die Regierungspartei (AKP) wieder damit, gegen die PKK und die kurdische Bevölkerung im allgemeinen zu kämpfen“, berichtete sie.
„Aber nie war der Widerstand der kurdischen Jugend so ungebrochen wie gerade jetzt“, erzählte die Journalistin. Die türkische Regierung gehe derzeit umso rigoroser gegen das kurdische Volk vor. Selbst Kulturgüter in Amed Sur, die als UNESCO-Erbe galten, wurden durch türkische Bomben zerstört. Moscheen wurden ebenso wie eine alte armenische Kirche bombardiert. Die Heimatstadt der Referentin wurde durch die Angriffe der Regierung völlig zerstört. „Unterdessen scheinen IS und Regierungstruppen Hand in Hand zu arbeiten, sobald es um Zerstörung geht“, meinte sie, „doch andererseits wird jeder verhaftet, der den Verdacht erweckt, mit dem IS zu paktieren“. Seit dem missglückten Militärputsch, tausche die Regierung nun allmählich alle HDP-Mitglieder gegen AKP-treue Bedienstete aus. Seither wurden ca. 9000 Richter, Lehrer und andere Akademiker festgenommen. Die Ortschaften Amed, Sizi und Sirnak wurden von der türkischen Regierung zerbombt, unbescholtene Kurden verhaftet, manchmal auch einfach von den Soldaten erschossen.
Isolation der Einwohner durch Ausgangssperre
Eine Lehrerin berichtete von der Brutalität der Soldaten, die kleine Kinder, Greise oder hochschwangere Frauen einfach auf offener Straße niedermetzelten. Sie erzählte von der zermürbenden Isolation während der 100tägigen Ausgangssperre, als Frauen begannen, stundenlange Klopfkonzerte von innen gegen die Häuserwände zu veranstalten. Nach den jüngsten Vorkommnissen weigerten sie und viele Kollegen sich, zurück in die Schule zu gehen, um zu unterrichten.
Nachdem die beiden jungen Frauen einen kurzen Einblick in das derzeitige Szenario vermittelt hatten, kam es zu einer Diskussion darüber, welche Zukunft es für das kurdische Volk in der Türkei überhaupt noch geben könne.
Gibt es noch Hoffnung auf eine friedliche Lösung?
Hierzu gab es die unterschiedlichsten Meinungen, auch unter den betroffenen Kurdinnen selbst. Bei den Referentinnen war zu erkennen, dass die individuellen Erlebnisse zu verschiedenen Sichtweisen führten. Dass sich die sinnlose Zerstörung in kurdischen Ortschaften wie Nusaybin in Mardin besonders demoralisierend auf deren Bewohnerinnen auswirkt, ist verständlich. Dagegen existiere eine „neue Qualität“ des Widerstandes. Dieser sei insbesondere bei den jungen Städtern festzustellen, meinte die Journalistin.
Neues Selbstbewusstsein der kurdischen Jugend
In der Türkei sei derzeit jedenfalls zu beobachten, dass die kurdische Jugend in den Städten ein neues Selbstbewusstsein entwickle und beginne, für ihr Volk zu kämpfen. Angestachelt durch die Regierung wüchsen die Konflikte allerdings erheblich. Dies gilt übrigens auch innerhalb der türkischen Gemeinschaft hier in Deutschland. Wie realistisch die Hoffnungen auf eine friedliche Einigung noch sind, blieb an dem Abend offen. Eine musikalische Darbietung mit traditionellem kurdischen Sprechgesang sorgte für einen stimmungsvollen Ausklang des Abends.
Da wir angesichts der ungewissen politischen Situation in der Türkei die Anonymität aller Teilnehmerinnen bewahren möchten, verzichten wir bewusst darauf, in diesem Beitrag einzelne Namen zu nennen oder Gesichter zu zeigen.