Denken über Harmagedon hinaus
Außerdem ist Jesus eine vorsozialdarwinistische ganzheitliche und ganzheitlich beschriebene Persönlichkeit und bildet die ethischen Voraussetzungen für eine funktionierende Gesellschaft. Er ist eine von innen nach außen stufenweise strukturierte, kulturelle Persönlichkeit und nicht nur durch Gene bestimmt. Er ist nicht reduziert auf jenes essende, verschulte, bumsende, markteilnehmende, umweltbelastende Rudiment-Individuum, das durch die Rudiment-Gesellschaft aus modernen Menschen hervorgebracht wird. Er wäre deshalb sehr geeignet, als Grundlage für eine wissenschaftliche Ethik Pate zu stehen, zusammen mit Sokrates, Diogenes und einigen weiteren vorwiegend antiken Persönlichkeiten, welche noch voll entwickelt waren und nicht der schmarotzertypischen Organrückbildung unterliegen. Der Kapitalismus hat ja nur so viel IQ, wie zur Lebenserhaltung seiner selbst notwendig ist. Wenn er in Kürze die Welt aufgerieben haben wird, werden dringend solche kompletten Menschen gebraucht, um ein funktionierendes Zusammenleben aufzubauen. Die Kirche wird dazu leider nichts beitragen können und wollen, da sie die Welt ohnehin aufgegeben hat. Der Tod der Welt ist in der christlichen Tradition, Lehre und im praktischen Vollzug allgegenwärtig, Verbrauchswelt, Kapital, Vorhimmelwelt.
Der religiöse Mensch denkt immer nur bis Harmagedon, strebt nur wie er selbst in den Himmel kommt und nimmt die Welt nicht als Gefüge war. Er ist dadurch gemeinschaftsunfähig und trägt nichts zur Bildung und zum Erhalt der Welt bei. Alle monotheistischen und die meisten anderen Religionen unterliegen daher durchsystematisierten Generalirrtümern, welche sie unfähig zur Ethik machen. Der Kapitalismus, der Sozialdarwinismus und viele weitere Strömungen sind ebenfalls aus solchen Verkürzungen hervorgegangen. Ein geeignetes, auf Gegenwart, Zukunft und Verantwortung eingerichtetes, humanes Menschenbild fehlt bislang fast komplett. Wir fusionieren Deuterium, aber zum Ich und Du hat es nicht gereicht.
Für Alkoholiker, Drogenabhängige, Mörder, Politiker, Bischöfe, Vorstände von Energiekonzernen oder Spekulanten ist der starre, rudimentäre, christliche Moralkodex natürlich ein Fortschritt. Denkende Menschen hingegen sind bislang praktisch auf sich alleine gestellt, wenn ihnen die Notwendigkeit des Erhaltens der Erde aufgefallen ist. Ziel ist nicht ausschließlich der Erhalt, sondern ein Blick, der Harmagedon als Denkblockade vermeidet. Dadurch wird eine zukunftweisende innere Haltung der Umwelt gegenüber erst möglich.
Wenn „christlich“ ein funktionierendes oder gar glückliches Zusammenleben meint, ist „Jesusähnlichkeit“ nicht „christlich“, da auch er nur bis Harmagedon dachte. Das Christentum kann dies noch weniger in Anspruch nehmen. Die vatikanische oder evangelische Mafia müssen wir in solche Betrachtung nicht mehr hinein nehmen.