Ein Tippspiel zu Todesopfern zu veranstalten ist etwas makaber und wäre nicht so ganz mein Stil. Dennoch ist natürlich die Frage berechtigt, was uns bevorsteht, und wie sich die unterschiedlichen Ländern mit ihren Maßnahmen gegen das Virus schlagen.
Ich muss sagen: Wir sind in einer Situation, in der die nahe Zukunft nur sehr verschwommen erscheint. Was in zwei Wochen sein wird, wissen wir nicht, oder nur sehr ungenau - das betrifft Laien, aber auch zu einem nicht viel geringeren Maße Experten. Viele Sicherheiten sind dahin, alles scheint möglich.
Da ich eher Pessimist bin, denke ich, dass es in Deutschland in zwei Wochen so sein wird, wie es derzeit schon in Italien ist. Die Maßnahmen werden letztendlich greifen, aber erst mit Verzögerung. In Berlin wird ja dieses Wochenende noch einmal richtig gefeiert, bevor man sich dann ab nächster Woche sozial distanziert. Das Feiern an diesem Wochenende wird sich entsprechend in ein paar Wochen in Zahlen und Todesopfern niederschlagen.
Was meinem Verständnis nach wichtig ist: Die Zahlen an Infizierten sind naturgemäß fehlerhaft, und sie sind ein Blick in die Vergangenheit.
Fehlerhaft sind sie, weil natürlich nur sehr begrenzt getestet wird, während sich das Virus wohl schon unbemerkt in die Allgemeinpopulation ausgebreitet hat.
Ein Blick in die Vergangenheit sind sie, weil, was heute berichtet wird, auf Testergebnissen von vor einigen Tagen beruht und sich währenddessen viele weitere infiziert haben. Die Sterberaten sind noch in viel größerem Maße ein Blick in die Vergangenheit, weil die meisten Leute erst ein paar Wochen krank sind, bevor sie sterben. Wir beobachten also quasi eine ferne Galaxie, deren Licht es zu uns geschafft hat, die es aber so gar nicht mehr gibt.
Welches Land wird es also schlimm treffen bis Ende März? Nun, ich glaube, dass die Situation derzeit am schlimmsten ist im Iran und in Italien. Im Iran dürften die Zahlen weit unterberichtet sein. Da das Land erst in den letzten Tagen Maßnahmen ergriffen hat, da seine Bevölkerung nicht so gebildet ist wie die Italiens, und da sein Gesundheitssystem längst nicht so leistungsfähig ist, erwarte ich hier eine katastrophale Entwicklung.
In Europa war ich entsetzt über die neuesten Zahlen aus Spanien. Das sieht nicht gut aus - es könnte dort kommen wie in Italien. Auch Frankreich hat viele Infizierte. Und Italien selbst? Nun, wen man das wüsste... Die Frage ist, welchen Effekt die Maßnahmen haben werden, denn diese müssten Ende März deutlich erkennbar sein.
Deutschland hat lange zugeschaut und wenig gemacht, auch aufgrund der unfähigen Regierung, die sich aus ideologischen Gründen ja nie eingestehen könnte, dass man Grenzen schließen kann. Auffällig ist die bisher geringe Todesrate in Deutschland; ich bin mir unsicher, woran das liegt. Es könnte daran liegen, dass Deutschland die Epidemie früh entdeckt hat und sehr viel getestet hat; das wäre dann positiv zu werten. Oder es könnte daran liegen, dass in Deutschland Verstorbene häufig nicht obduziert werden und der Hausarzt oder der Assistenzarzt auf dem Totenschein einfach "Herzversagen" o.ä. einträgt und niemand auf die Idee kommt, wie in Italien mittlerweile üblich, Verstorbene auf COVID-19 zu testen. Das wäre also eher negativ zu werten.
Dass über kurz oder lang unser Gesundheitswesen kollabieren wird, halte ich leider für eine realistische Annahme. Allerdings gibt es unterschiedliche Grade eines solchen Kollapses. Vielleicht kann der ganz große Kollaps vermieden werden, wenn die exponentielle Ausbreitung nun durch harsche Maßnahmen verlangsamt wird. Der Erfolg dieser Maßnahmen wird sich aber erst zeitversetzt zeigen, also vielleicht in zwei Wochen, und auch nicht daran, dass das Problem gelöst ist oder auch nur die Zahlen zurückgehen, sondern darin, dass sie verlangsamt ansteigen.
Andere Länder haben es auf jeden Fall besser als Deutschland gemacht, so etwa Taiwan, Südkorea, Japan oder auch Israel. Man muss aber auch sagen, dass alle diese Länder geografisch ohnehin isoliert sind.