Es ist trotzdem alles Schnee von gestern. Die heutige Situation ist genauso ernst, schwierig und für die Bevölkerung von existenzieller Bedeutung:
POLITIK
22/01/2019 14:39 CET
"Sie haben unsere Weltordnung zerstört": Kritiker rechnet mit Davos ab
“Unsere Wirtschaft ist grundsätzlich unmenschlich."
Louise RougHuffPost US
ASSOCIATED PRESS
Ein Schweizer Polizist in Davos.
Diese Woche treffen sich Tausende Wirtschaftsbosse, Politiker und Aktivisten in Davos, um über die großen Herausforderungen der Welt zu diskutieren.
Sie werden, wie jedes Jahr, über die “besorgniserregenden geopolitischen und wirtschaftlichen Spannungen” sprechen. Aber für Kritiker ist es das Weltwirtschaftsforum in Davos selbst, das alles verkörpert, was in der Welt aktuell schief läuft.
“Sie kommen zusammen, um darüber zu sprechen, wie man die Welt verbessert. Aber stattdessen bestimmen sie, worüber wir sprechen”, sagt Anand Giridharadas, Autor von “Winners Take All: The Elite Charade of Changing the World”. Er wird nicht an dem Treffen teilnehmen.
In den USA läuft der längste Shutdown aller Zeiten, in Großbritannien gerät der Brexit außer Kontrolle. Wütende Gelbwesten demonstrieren in Frankreich. Aber “die Plutokraten, die die Weltordnung zerstört haben, versammeln sich, um in den Bergen rumzumachen”, sagt Giridharadas.
Die obszöne Ungleichheit auf der Welt
► Laut dem Bericht der Organisation Oxfam, der jedes Jahr anlässlich des Treffens in Davos veröffentlicht wird, wurden die 2200 Milliardäre weltweit im vergangenen Jahr 12 Prozent reicher.
Aber der Wohlstand kommt nicht unten an.
► Die ärmste Hälfte der Weltbevölkerung wurde 2018 um elf Prozent ärmer. Heute besitzen laut Oxfam die 26 reichsten Menschen der Welt so viel wie die ärmsten 3,8 Milliarden Menschen.
“Unsere Wirtschaft ist grundsätzlich unmenschlich”, schimpft Paul O’Brien, Vizepräsident von Oxfam America und zuständig für Politik und Kampagnen bei der NGO, im Gespräch mit der HuffPost. “Man wird keinen Rückgang des extremen Reichtums erreichen, bis man die politische Führung nicht dazu gebracht hat, die Grundursachen anzugehen. Und das tun wir im Moment nicht.”
Die Reichsten der Reichen
In den USA stagnieren die Reallöhne in wichtigen Wirtschaftszweigen seit Jahrzehnten, während die Mitglieder der Davoser Elite deutlich reicher geworden sind. Das Vermögen von einem Dutzend Teilnehmern, die 2009 in Davos waren, ist seitdem um insgesamt 175 Milliarden US-Dollar gewachsen, wie eine Analyse der Nachrichtenagentur Bloomberg ergab.
Auf der Liste stand zum Beispiel Jamie Dimon, CEO von JPMorgan Chase. Er konnte seinen Nettowert seit 2009 verdreifachen. Auch dabei: Facebook-CEO Mark Zuckerberg. Sein Vermögen wuchs in diesem Zeitraum um 1853 Prozent.
Zuckerberg wird nicht in Davos sein. Aber Facebook-COO Sheryl Sandberg nutzt das Gipfeltreffen als Zwischenstopp für die “Entschuldigungstour” ihres Unternehmens.
2018 war ein schwieriges Jahr für Facebook, nachdem mehr und mehr Fragen über die Rolle des Netzwerks während des US-Präsidentschaftswahlkampfes 2016 auftauchten. Kritiker werfen Facebook vor, Stimmungsmache und Gewaltaufrufe über das soziale Netzwerk nicht streng genug zu kontrollieren.
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In den letzten Jahrzehnten haben die Superreichen in den USA den Großteil des Lohnwachstums des Landes für sich beansprucht - der Rest der Gesellschaft hatte das Nachsehen.