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Zensiert die Zensierer !!!

PSW - Foristen die dieses Thema gelesen haben: » 13 «  

Woppadaq

FEAR THE BIN CHICKEN !
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Dies ist eine Replik auf "Laudatio für den Kontrafunk"

Ich mag die Dänen, sie sind ein wunderbar offenes Volk. Man lernt jemanden kennen, und ehe man es sich versieht, erzählt einen derjenige, dass er seine Frau gerne anal nimmt und es mit mir auch gern treiben würde - ohne dass ich ihn das gefragt hätte. Ging man in den 90ern in einen typischen dänischen Supermarkt, da fiel es einem auf: hier die Butter, dort die Milch, da die Porno-Videos und Magazine, dort das Brot....Grenzen mögen die Dänen einfach nicht, und Diskretion ist was für japanische Pussies.

Hachja, Sex! Man kommt sich da als Deutscher richtig verkrampft vor mit den ganzen FSK-Ratings, Ausweiskopie-Pflichten für Sex-Literatur-Seiten und der Gewissheit, dass sowas wie "Claudia hat nen Schäferhund" von Den Ärzten nicht im Radio gespielt werden darf. Noch schlimmer: ich dachte mal, dass die Amis mit ihren ganzen Piepsern bei jedem F-Wort und ihren "Explicit Lyrics"-Aufklebern die regelrechte Zensurhölle darstellen. Doch es waren Amis, die mich darauf hinwiesen, dass gerade Deutschland nicht das Land der totalen Meinungsfreiheit ist. Und ich musste ihnen gezwungenermassen Recht geben: in Amerika ist Holocaust-Leugnung erlaubt, in Deutschland nicht. Und es gehört zu den Dingen, die ich auch gar nicht geändert haben möchte. Selbst wenn das bedeutet, 90-jährige Omas in den Knast zu stecken.

Die simple Wahrheit ist: es gibt Zensur, seit es den Lendenschurz gibt. Es hat schon immer Freibäder gegeben, die nie ganz frei waren in der Hinsicht, ob man Badekleidung tragen sollte oder nicht. und es gab schon immer FKK-Strände. Und es gab schon immer Leute, die das eine gut und das andere unangenehm fanden.

In der Politik ist das nicht viel anders. Es gibt eine Grenze dessen, was man sich und seinem Weltbild bereit ist zuzumuten, und es gibt genauso die freien Seiten, die alles raus lassen, was die anderen, pikierten Seiten, nicht so rauslassen wollen. Dafür interessieren diese sich mitunter weniger für Zusammenhänge, die ihr dystopisches Weltbild auch nur infrage stellen könnten. Es gibt inzwischen schon Seiten wie Ground News, die Nachrichten und ihre Quellen nach Ausrichtung werten: rechts oder links, staatlich oder unabhängig. Man hat längst eingesehen: die eine Wahrheit, die alles umfasst, gibt es entweder nicht - oder sie würde gar keiner wissen wollen. Was immer auch passiert, es läuft einem Framing-Prozess durch, bis es uns erreicht. Es soll uns nur das erreichen, was halbwegs nicht nur unser Weltbild und unsere Logik, sondern auch die ganze Ästhetik dahinter bestätigt. Und es gibt keine grössere Lüge, als zu behaupten, man sei frei von jeglichem Framing.

Man kann immerhin eins tun: aufzeigen, dass man das Problem des Framings ernst nimmt - und wie man gedenkt, dagegen vorzugehen. Quellenangaben zum Nachprüfen sind das eine, lassen sich aber nicht immer realisieren. Das unindoktrinierte Vorzeigen der gegnerischen Logik, bevor man auf diese eingeht, ist auch ein derartiger Kniff, der zumindest einem Teil der Zweifler entgegenkommt. Das Mindeste, was ich aber erwarte, ist, dass man halbwegs bei der nachprüfbaren Wahrheit bleibt.

Was hat das mit Kontrafunk zu tun? Nun, um ehrlich zu sein, ich weiss es nicht, bisher konsumier ich dieses Medium nicht. Ich hab nach der Laudatio von Carlos A. Gebauer aber wenig Grund, daran was zu ändern. Es wird viel gelobt und viel Zucker verabreicht, aber fast gar nichts Konkretes benannt, das aufhorchen liesse. Dafür wird so sehr gegen eine vermeintliche oder auch nur vermutetet Zensur ausgeteilt, dass man am liebsten schreien möchte: Zensiert endlich die Zensierer !! Und zwar sofort !!

Nicht, dass man mich falsch versteht: Bücherverbrennungen hat es gegeben. Auch, wie das Bild zeigt, in der DDR. Und ja, die Nazis waren gross darin.

Aber heute? Wann hat es in der Bundesrepublik Deutschland nach 1945 mal Bücherverbrennungen gegeben? Man mag sich damit rausreden, dass es heute andere Möglichkeiten gibt, aber die Frage bleibt: wer, ausser ein paar unverbesserliche Holocaust-Leugnern und Artverwandtem, wurde je für seine Meinung und ihre Äusserung eingesperrt? Müssen Leute, die unangenehme Themen ansprechen, in diesem Land um ihr Leben fürchten? Welche Art von Seiten werden in diesem Land von Netz genommen? Sind das tatsächlich die "Verkünder der Wahrheit"? Die Tatsache, dass Gebauer das ausspart, aber den Leser mit unzähligen Hin-und-zurück-Hüpfereien über die Jahrhunderte etwas von der Macht der Zensur erzählen will, ist für mich Framing genug. Wohlgemerkt: ich streite nicht ab, dass es Zensur gibt. Wer ein Medium betreibt, betreibt Zensur an sich selbst. Das ist so logisch wie das Tragen von Badekleidung im Freibad.

Und das ist etwas, was viel zu wenig angesprochen wird: Zensur hat meist gar nichts mit Angst zu tun. Sondern eher mit Ästhetik. Jeder Filmemacher wird von seinem Produzenten zensiert, jeder Produzent vom jeweiligen Medienvertreter. Am Ende geht es um die Nachricht als Produkt. Wahrheit - oder das, was vorgibt, sie zu sein - in Häppchenform, portioniert und richtig gewürzt. Manchmal darfs auch etwas schärfer sein, manchmal muss etwas weggelassen werden, damit der Rest angenommen werden kann. Wärs anders, gäbs nicht Tausende von Kanälen, die allesamt den Anspruch erheben, die Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu sagen.

Spätestens dann würde ich skeptisch werden.
 

Abe Voltaire

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Die Sünderin - 1951 - Hildegard Knef

Viele dachten, es ginge bei der Zensur um das bisschen Sexuelle Handlung. Doch nein, es ging um die gesellschaftliche Politik in Botschaft.
 
OP
Woppadaq

Woppadaq

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Wurde dieses Buch verbrannt?

Landete die Knef im Gefängnis? Oder ging sie ins Exil?
 

Abe Voltaire

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Wurde dieses Buch verbrannt?

Landete die Knef im Gefängnis? Oder ging sie ins Exil?
Ich hab genügend verbrannte Bücher gelesen, unter anderem das immer wieder von mir empfohlene Werk "Das Vaterland - 1934 - Heinz Liepman".

Es lohnt sich also nicht mir eine beiträgliche "Falle" stellen zu wollen.
 

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