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Wie "Der Deutsche Volkswirt" die Weltwirtschaftskrise erklärt hat:
Carl Landauer, der Herausgeber der angesehenen Zeitschrift „Der Deutsche Volkswirt“, veröffentlichte unter der Überschrift „Der Ursprung der Krisen“ in der Ausgabe vom 18. Februar 1931 einen Artikel, der verlangt, dass eine Reform der Arbeitslosenpolitik „von einer Erkenntnis der Krisenursachen ausgehen“ müsse. Diese Krisenursachen seien nun nicht etwa der Mangel an Kaufkraft, wie die „populären Vorstellungen“ meinen, sondern Mangel an Kapital.
Zunächst einmal sei diese Krise trotz ihrer Härte auch nur ein Tal in der wirtschaftlichen Wellenbewegung, die man seit Jahrhunderten kenne.
Wenn man später rätselt, wie im Angesicht dieser verheerenden Krisen die dafür verantwortliche Politik derart lange durchgehalten werden konnte, dann sind die ganzen Umstände dafür anzuführen, dass eben tatsächlich die herrschende Lehre der (gekauften und seit langem dahingehend bearbeiteten) Wissenschaft ebenso wie sämtliche angesehenen und für diesen Zweck finanzierten Preßerzeugnisse diesen menschenverachtenden Irrsinn krisenverschärfender ökonomischer Maßnahmen predigten.
Die Leute sind ja nicht so blöde, wie es die Lehren der Ökonomen erfordern würden, und haben vielleicht nicht die geschliffenen Worte gefunden, aber längst die Erkenntnis gewonnen, dass auch diese Krise wieder eine Absatzkrise ist, in der den notleidenden Massen die Kaufkraft fehlt und dass genau dies der Urgrund der Krisen ist.
Jetzt kommt dann wieder die bekannte Geschichte, mit der man das Publikum in seiner mikroökonomischen Erfahrung zum Narren hält, dass doch auch für den gesparten Teil des Einkommens Güter gekauft würden und es daher gar keinen Mangel an Güternachfrage geben könne. Weil wir das schon so oft und immer wieder vernommen haben, zitiere ich es gerade noch einmal. Dass beim „Sparen“ das Volkseinkommen schrumpft, so dass in den Krisen der Absatz fehlt, darauf scheint er noch nie gekommen zu sein.
Jetzt fehlt nur noch die Forderung, dass die Leute in einer Krise halt gefälligst mehr arbeiten sollten, um ihre Kaufkraft zu verbessern. Ansonsten war das die bekannte sophistische Darstellung der „Ersparnis“, durch die ja keine Nachfrage verloren ginge, also das altbekannte Saysche Theorem, mit dem jede geldpolitisch verursachte Absatzkrise vor dem ahnungsvollen und misstrauisch werdenden Publikum seit Say und Ricardo bestritten wird.
Da nützen dann die besten Argumente nichts, wenn der „Deutsche Volkswirt“ halt dafür bezahlt wird, den Sayschen Schwindel zu verbreiten. Auch der „Geldschleier“ darf bei Landauer nicht unerwähnt bleiben:
So dumm kann Landauer selbstverständlich nicht gewesen sein. Das Saysche Theorem war auch seinerzeit schon endlos oft widerlegt worden, nur haben die an Krisen interessierten Kreise das einfach nicht zur Kenntnis genommen und immer wieder ihren alten Schwindel wiederholt.
Aber Landauer will sogar den Weg aus der Krise gefunden haben.
Wir ahnen es schon: die Konsumenten haben über ihre Verhältnisse gelebt und zu wenig gespart und erst mit verstärktem Sparen in der Krise kann deren Überwindung gelingen.
Darüber hat Friedrich August von Hayek damals ein ganzes Buch mit dem irreführenden Titel „Preise und Produktion“ geschrieben, in dem es gar nicht um die durch Deflationspolitik einbrechende Produktion geht, sondern eben darum, dass vor dem Ausbruch der Krise die Zinsen zu niedrig gewesen seien, deshalb wäre dann zu viel investiert und zu wenig gespart worden, was schließlich in der Depression enden musste.
Leider verschwinden solche Thesen mit dem Ende der Krise wieder in der Versenkung, um in der Zwischenzeit keine Angriffsfläche zu liefern, und werden dann bei der nächsten Gelegenheit wieder ausgegraben. Das Buch von Hayek ist inzwischen derart unbekannt, dass ich darauf nicht näher eingehen werde, sondern mit auf den Landauer beschränke, der Hayek allerdings in seinem Artikel nicht ausdrücklich erwähnt, obwohl die speziellen Formulierungen auf Hayek verweisen, den man während der Weltwirtschaftskrise an der London School of Economics eigens gegen Keynes in Stellung gebracht hatte.
Jedenfalls sei gleichzeitig zu viel konsumiert und zu viel investiert worden, erklärt Landauer seinen Lesern. Weil nicht genug gespart worden sei, wäre es zu „gefährlichen Spannungen“ gekommen.
Es ist also alles ganz umgekehrt und verdreht, als in der Wirklichkeit und in Wahrheit. Nicht restriktive Geldpolitik lässt die Güternachfrage jeder Art einbrechen, so dass dann bei mangelnder Auslastung des Produktionspotenzials die Investitionen unterbleiben. Sondern eine rätselhafte Überdehnung, die sich nicht wegdiskutieren lässt, weil sie nur im Hirn von Landauer und Konsorten zu suchen wäre, führe also zum Zusammenbruch der Investition und löse dadurch die ganze Krise aus.
Aber wenn wir vorher und nachher mehr sparen und weniger konsumieren würden, bliebe uns das in Zukunft erspart, womit bewiesen ist, dass das „Sparen“ nicht die Ursache der Krise, sondern deren Überwindung wäre, und wenn sie nicht gestorben sind, dann sparen sie noch heute.
Und natürlich hat nicht das Ansteigen des Zinsfußes die Krise ausgelöst, sondern die mangelnde Ersparnis:
Nein, man hoffe nicht darauf, an solchen Thesen mit logischen Argumenten anzusetzen und deren Vertreter damit zum Einknicken zu bringen. Die werden den Kapitalmangel postulieren, auch wenn die Hälfte der Fabriken wegen Absatzmangels stillsteht, und den Absatzmangel mit der tautologischen Aussage bestreiten, dass eine höhere Produktion doch zu höheren Einkommen führen würde, ja - würde.
Am 20. Februar 1931 wurden die Leser des „Deutschen Volkswirt“ über die tieferen Gründe der „Kapitalknappheit als Krisenursache“ aufgeklärt. Carl Landauer konfrontiert das Publikum mit einer neuen Frage:
Welche Probleme nun mit dem Abbruch größerer Investitionsvorhaben auftauchen, wollen wir weder anhand der Berliner U-Bahn noch am Beispiel von Wasserkraftwerken diskutieren. Was Landauer da in seinem Artikel weiter schreibt, ist eine Beleidigung der menschlichen Intelligenz. Er hätte wohl gern noch den Bau der Berliner U-Bahn gestoppt gesehen, um die Krise mit „Sparen“ zu überwinden, statt eine expansive Geldpolitik und die Aufgabe des Goldstandards zu fordern.
Das „Institut für Konjunkturforschung“ ist dergleichen Unsinn damals engagiert entgegengetreten und hat gegen das Saysche Theorem, die sogenannte „Theorie der Absatzwege“, Stellung bezogen. Das Institut verwies darauf, dass letztlich der Konsum der Sinn aller Investitionen ist und daher die immer wieder geforderte Verringerung der Konsumquote auch die Investition beeinträchtigen werde.
Der Einwand von Landauer war wieder die Geschichte mit dem Volkseinkommen gleich dem Arbeitsprodukt, weswegen es na Nachfrage nicht fehlen könne.
Soso, die Deflation der Preise verschärfe die Krise nicht, sondern führe zum Gleichgewicht, ist womöglich noch heilsam und erstrebenswert. Aber noch vorher würden die Notenbanken doch „in einem modernen Land“ eine ausreichend expansive Geldpolitik betreiben.
Lassen wir das Thema Landauer und den „Deutschen Volkswirt“ hier; jeder kann sich ausmalen, wie die Fronten und Diskussionen seinerzeit verlaufen sind und warum etwa das „Institut für Konjunkturforschung“, das seinerzeit ehrenwerte Positionen vertrat, damit einsam auf verlorenem Posten stand.
Carl Landauer, der Herausgeber der angesehenen Zeitschrift „Der Deutsche Volkswirt“, veröffentlichte unter der Überschrift „Der Ursprung der Krisen“ in der Ausgabe vom 18. Februar 1931 einen Artikel, der verlangt, dass eine Reform der Arbeitslosenpolitik „von einer Erkenntnis der Krisenursachen ausgehen“ müsse. Diese Krisenursachen seien nun nicht etwa der Mangel an Kaufkraft, wie die „populären Vorstellungen“ meinen, sondern Mangel an Kapital.
Zunächst einmal sei diese Krise trotz ihrer Härte auch nur ein Tal in der wirtschaftlichen Wellenbewegung, die man seit Jahrhunderten kenne.
(Landauer, ebenda)Der folgende Artikel geht den bestimmenden Momenten dieses Bewegungsspiels nach und zeigt, daß die populären Vorstellungen von einer zunächst vorhandenen und sich dann allmählich erschöpfenden „Kaufkraft“ nichts erklären. Die These, zu der er gelangt, daß im Verlauf der Hochkonjunktur sich Kapitalknappheit einstelle und diese schließlich den Umschalg zur Depression bewirke – dies ist überdies auch die herrschende Meinung der Wissenschaft – wird in einem späteren Artikel noch zu vertiefen sein. Ein weiterer Aufsatz soll dann die Rolle der „monetären“ Vorgänge im Konjunkturverlauf klarstellen.
Wenn man später rätselt, wie im Angesicht dieser verheerenden Krisen die dafür verantwortliche Politik derart lange durchgehalten werden konnte, dann sind die ganzen Umstände dafür anzuführen, dass eben tatsächlich die herrschende Lehre der (gekauften und seit langem dahingehend bearbeiteten) Wissenschaft ebenso wie sämtliche angesehenen und für diesen Zweck finanzierten Preßerzeugnisse diesen menschenverachtenden Irrsinn krisenverschärfender ökonomischer Maßnahmen predigten.
(Landauer, ebenda)Es ist ein höchst achtenswertes Gefühl der Politiker, daß sie es als Bankrott empfinden, gegenüber der Krise im Augenblick machtlos zu sein, nichts anderes tun zu können, als „Ruhe und Ordnung“ zu halten und die Hungernden damit zu trösten, daß bisher noch alle Hungerperioden vorübergegangen sind. Aber wenn das die Wahrheit ist, soll man ihr nicht ins Gesicht sehen?
Die Leute sind ja nicht so blöde, wie es die Lehren der Ökonomen erfordern würden, und haben vielleicht nicht die geschliffenen Worte gefunden, aber längst die Erkenntnis gewonnen, dass auch diese Krise wieder eine Absatzkrise ist, in der den notleidenden Massen die Kaufkraft fehlt und dass genau dies der Urgrund der Krisen ist.
(Landauer, ebenda)Daß in der Krise die „Konsumkraft“ fehlt, ist entweder eine Banalität, die uns nicht weiter hilft, oder eine falsche Behauptung, die unwirksame Beschwörungsformeln begründen, aber nicht zu wirksamen Taten führen kann. Eine banale Wahrheit ist es, daß in der Krise Lager und Läden voll sind und die Käufer, die Konsumenten fehlen. Ein verhängnisvoller Irrtum ist es, daß der wirkliche Grund der Krise in einem mangelnden Willen zum Konsum, in einem mangelnden „Bedarf“ liege, oder daß man irgend etwas über die eigentliche Ursache der Krise ausgesagt habe, wenn man auf den Mangel an Konsumkraft, an Kaufkraft verweist.
Jetzt kommt dann wieder die bekannte Geschichte, mit der man das Publikum in seiner mikroökonomischen Erfahrung zum Narren hält, dass doch auch für den gesparten Teil des Einkommens Güter gekauft würden und es daher gar keinen Mangel an Güternachfrage geben könne. Weil wir das schon so oft und immer wieder vernommen haben, zitiere ich es gerade noch einmal. Dass beim „Sparen“ das Volkseinkommen schrumpft, so dass in den Krisen der Absatz fehlt, darauf scheint er noch nie gekommen zu sein.
(Landauer, ebenda)Wonach richtet sich die Größe der sogenannten „Kaufkraft“? Offenbar ist sie gleich dem Volkseinkommen. Oder wollte man etwa den gesparten Teil des Volkseinkommens von dieser Kaufkraft abziehen? Das wäre falsch: Denn wie für den Konsum bestimmten Teil des Volkseinkommens Güter gekauft werden, so werden für den gesparten Teil, der in Banken und anderen Kreditinstituten als Depositenzuwachs erscheint und an Unternehmer ausgeliehen wird, Maschinen, Werkzeuge, Industriebauten bestellt, also Produktivgüter, die zu ihrer Herstellung nicht weniger Arbeit verlangen als die Konsumgüter, wie Kleider, Stiefel, Wohnraum, Brot, Fleisch usw. Also ist Kaufkraft so viel wie Volkseinkommen. Was aber ist das Volkseinkommen? Zunächst die Summe der Geldeinkommen. (…) Das wirkliche jährliche Volkseinkommen ist also das jährliche Arbeitsprodukt eines Volkes, abzüglich der Lasten aus seinen Verpflichtungen an das Ausland und zuzüglich der Erträge aus seinen Forderungen an das Ausland. Wenn aber Kaufkraft gleich Volkseinkommen und Volkseinkommen gleich Gesamt-Arbeitsprodukt ist, dann kann offenbar kein Zustand eintreten, in dem das jährliche Arbeitsprodukt für die Kaufkraft zu groß ist, sie sind ja in Wirklichkeit ein und dasselbe.
Jetzt fehlt nur noch die Forderung, dass die Leute in einer Krise halt gefälligst mehr arbeiten sollten, um ihre Kaufkraft zu verbessern. Ansonsten war das die bekannte sophistische Darstellung der „Ersparnis“, durch die ja keine Nachfrage verloren ginge, also das altbekannte Saysche Theorem, mit dem jede geldpolitisch verursachte Absatzkrise vor dem ahnungsvollen und misstrauisch werdenden Publikum seit Say und Ricardo bestritten wird.
Da nützen dann die besten Argumente nichts, wenn der „Deutsche Volkswirt“ halt dafür bezahlt wird, den Sayschen Schwindel zu verbreiten. Auch der „Geldschleier“ darf bei Landauer nicht unerwähnt bleiben:
(Landauer, ebenda)Die Vorstellung, dass es eine Konsumkraft gebe, die nicht einfach die andere Seite der Produktionskraft sei, ist nur so lange möglich, als man im geldwirtschaftlichen Denken befangen bleibt, und das wieder erweist sich sofort als unhaltbar, wenn man sich über die Zwischenglieder der Zusammenhänge klar wird: Denn alle volkswirtschaftlichen Zusammenhänge sind im letzten Grunde güterwirtschaftlicher, nicht geldwirtschaftlicher Natur.
So dumm kann Landauer selbstverständlich nicht gewesen sein. Das Saysche Theorem war auch seinerzeit schon endlos oft widerlegt worden, nur haben die an Krisen interessierten Kreise das einfach nicht zur Kenntnis genommen und immer wieder ihren alten Schwindel wiederholt.
Aber Landauer will sogar den Weg aus der Krise gefunden haben.
(Landauer, ebenda)Daß Krise und Depression sich allmählich selbst zu heilen pflegen, erbringt erst den strikten Beweis dafür, daß es eine typische Ursache des Konjunkturumschlags geben muß, deren Intensität sich im Lauf der Depression allmählich erschöpft.
Wir ahnen es schon: die Konsumenten haben über ihre Verhältnisse gelebt und zu wenig gespart und erst mit verstärktem Sparen in der Krise kann deren Überwindung gelingen.
(Landauer, ebenda)Eine einzige Theorie hat bisher eine in sich geschlossene Krisenerklärung geboten. Sie erblickt den Grund, warum es noch niemals eine dauernde prosperity gegeben hat, in der regelmäßigen Ueberanstrengung der Wirtschaftskräfte während der Hochkonjunktur oder, von einer anderen Seite her gesehen, in der übermäßigen Produktion von Gütern für den künftigen Bedarf – übermäßig deshalb, weil ihr kein entsprechender Verzicht der Konsumenten auf gegenwärtige Konsumgüter vorausgegangen ist.
Darüber hat Friedrich August von Hayek damals ein ganzes Buch mit dem irreführenden Titel „Preise und Produktion“ geschrieben, in dem es gar nicht um die durch Deflationspolitik einbrechende Produktion geht, sondern eben darum, dass vor dem Ausbruch der Krise die Zinsen zu niedrig gewesen seien, deshalb wäre dann zu viel investiert und zu wenig gespart worden, was schließlich in der Depression enden musste.
Leider verschwinden solche Thesen mit dem Ende der Krise wieder in der Versenkung, um in der Zwischenzeit keine Angriffsfläche zu liefern, und werden dann bei der nächsten Gelegenheit wieder ausgegraben. Das Buch von Hayek ist inzwischen derart unbekannt, dass ich darauf nicht näher eingehen werde, sondern mit auf den Landauer beschränke, der Hayek allerdings in seinem Artikel nicht ausdrücklich erwähnt, obwohl die speziellen Formulierungen auf Hayek verweisen, den man während der Weltwirtschaftskrise an der London School of Economics eigens gegen Keynes in Stellung gebracht hatte.
Jedenfalls sei gleichzeitig zu viel konsumiert und zu viel investiert worden, erklärt Landauer seinen Lesern. Weil nicht genug gespart worden sei, wäre es zu „gefährlichen Spannungen“ gekommen.
(Landauer, ebenda)Übersteigt aber das Maß der Anforderungen von Investition und Konsum den verfügbaren Bestand an Gütern und Kräften, so muß es offenbar entweder zu gewaltsamer Einschränkung des Konsums oder zum Abbruch der Investitionen kommen. Die größere Widerstandsfähigkeit ist in der Regel zunächst auf der Seite des Konsums. So kommt es dazu, daß die Investitionstätigkeit plötzlich gestoppt werden muß und daß mit der Einschränkung der Produktionsmittelindustrien der Anstoß zur Lähmung der Wirtschaft gegeben wird.
Es ist also alles ganz umgekehrt und verdreht, als in der Wirklichkeit und in Wahrheit. Nicht restriktive Geldpolitik lässt die Güternachfrage jeder Art einbrechen, so dass dann bei mangelnder Auslastung des Produktionspotenzials die Investitionen unterbleiben. Sondern eine rätselhafte Überdehnung, die sich nicht wegdiskutieren lässt, weil sie nur im Hirn von Landauer und Konsorten zu suchen wäre, führe also zum Zusammenbruch der Investition und löse dadurch die ganze Krise aus.
Aber wenn wir vorher und nachher mehr sparen und weniger konsumieren würden, bliebe uns das in Zukunft erspart, womit bewiesen ist, dass das „Sparen“ nicht die Ursache der Krise, sondern deren Überwindung wäre, und wenn sie nicht gestorben sind, dann sparen sie noch heute.
Und natürlich hat nicht das Ansteigen des Zinsfußes die Krise ausgelöst, sondern die mangelnde Ersparnis:
(Landauer, ebenda)Das auffälligste Merkmal der Hochkonjunktur in kapitalistischen Ländern ist das Ansteigen des Zinsfußes als Folge der Knappheit an Kapital. Knappheit an Kapital äußert sich in Knappheit an Geld, das langfristig für Zwecke der Produktionserweiterung verfügbar ist, bedeutet aber im tieferen, güterwirtschaftlichen Sinn Knappheit an „vorgetaner Arbeit“, d.h. an Produktionsmitteln. Die Produktionsmittel sind aus den ersparten Einkommen früherer Jahre und Jahrzehnte geschaffen. Je mehr früher gespart worden ist, je mehr Produktionsmittel daher heute zur Verfügung stehen, um so weniger gegenwärtiges Sparen, um so weniger gegenwärtiger „Konsumverzicht“ ist nötig, um die Investitionen durchzuhalten.
Nein, man hoffe nicht darauf, an solchen Thesen mit logischen Argumenten anzusetzen und deren Vertreter damit zum Einknicken zu bringen. Die werden den Kapitalmangel postulieren, auch wenn die Hälfte der Fabriken wegen Absatzmangels stillsteht, und den Absatzmangel mit der tautologischen Aussage bestreiten, dass eine höhere Produktion doch zu höheren Einkommen führen würde, ja - würde.
Am 20. Februar 1931 wurden die Leser des „Deutschen Volkswirt“ über die tieferen Gründe der „Kapitalknappheit als Krisenursache“ aufgeklärt. Carl Landauer konfrontiert das Publikum mit einer neuen Frage:
(Landauer, ebenda)Warum wirkt das Ansteigen des Zinses nicht rechtzeitig genug, um die Investitionen auf das Maß der Spartätigkeit zurückzuzwingen, zumal doch diese Erhöhung des Zinses gleichzeitig durch die Erhöhung der Preise unterstützt wird? Denn die Ausbauarbeiten am Produktionsapparat werden von zwei Seiten her verteuert: Sie verlangen einen erhöhten Kapitalaufwand, weil unterdessen die Materialien und die Arbeitskräfte teurer geworden sind, und eine höhere Verzinsung, weil die Anleihen nicht mehr so billig untergebracht werden können. Einmal begonnene Investitionen sind außerordentlich schwer und in der Regel nur mit großen Verlusten abzubrechen.
Welche Probleme nun mit dem Abbruch größerer Investitionsvorhaben auftauchen, wollen wir weder anhand der Berliner U-Bahn noch am Beispiel von Wasserkraftwerken diskutieren. Was Landauer da in seinem Artikel weiter schreibt, ist eine Beleidigung der menschlichen Intelligenz. Er hätte wohl gern noch den Bau der Berliner U-Bahn gestoppt gesehen, um die Krise mit „Sparen“ zu überwinden, statt eine expansive Geldpolitik und die Aufgabe des Goldstandards zu fordern.
Das „Institut für Konjunkturforschung“ ist dergleichen Unsinn damals engagiert entgegengetreten und hat gegen das Saysche Theorem, die sogenannte „Theorie der Absatzwege“, Stellung bezogen. Das Institut verwies darauf, dass letztlich der Konsum der Sinn aller Investitionen ist und daher die immer wieder geforderte Verringerung der Konsumquote auch die Investition beeinträchtigen werde.
Der Einwand von Landauer war wieder die Geschichte mit dem Volkseinkommen gleich dem Arbeitsprodukt, weswegen es na Nachfrage nicht fehlen könne.
(Landauer, ebenda)Es kann auch niemand, der vom Wesen der Wirtschaft eine Ahnung hat, auf den Gedanken kommen, der Mangel an Kaufkraft bedeute einfach Mangel an Geld. Wenn die Produktion gestiegen ist, dann ist nichts einfacher, als das Geld zur Übernahme der Mehrprodukte zu vermehren. Man braucht dazu nur eine entsprechende Notenbankpolitik, und selbst wenn diese ausbleibt – was aber in einem modernen Land kaum denkbar ist -, dann stellt sich das Gleichgewicht zwischen Geld und Gütermenge von selbst durch entsprechendes Fallen der Preise ein.
Soso, die Deflation der Preise verschärfe die Krise nicht, sondern führe zum Gleichgewicht, ist womöglich noch heilsam und erstrebenswert. Aber noch vorher würden die Notenbanken doch „in einem modernen Land“ eine ausreichend expansive Geldpolitik betreiben.
(Landauer, ebenda)Daß die übrigen Teile der Wirtschaft zuerst durch die Opfer, die unter ungünstiger gewordenen Umständen für den Versuch der Vollendung langfristiger Investitionen gebracht werden müssen, und später durch deren tatsächlichen Zusammenbruch in Mitleidenschaft gezogen werden, gibt dem Wirtschaftsforscher keine Rätsel mehr auf. Mit der Entdeckung jenes ersten Anstoßes ist das Konjunkturproblem grundsätzlich gelöst, und darum ist die Theorie, die Kapitalknappheit für das Ende der „normalen“ Hochkonjunktur verantwortlich macht, mit Recht zur herrschenden Meinung der Wissenschaft geworden.
Lassen wir das Thema Landauer und den „Deutschen Volkswirt“ hier; jeder kann sich ausmalen, wie die Fronten und Diskussionen seinerzeit verlaufen sind und warum etwa das „Institut für Konjunkturforschung“, das seinerzeit ehrenwerte Positionen vertrat, damit einsam auf verlorenem Posten stand.