Ist diese Beschreibung so richtig ?
Oder besser gefragt, gibt es heute noch Untertane?
Spießer und / oder Mitläufer sind ewas anderes.
Sozialisten auch. Aus meiner Sicht.
Ich hab den Film auch mal gesehen. - Ist aber auch nicht so leicht zu verstehen ...
Aber: Das war wirklich ein(e Art) Untertan. Nicht einfach Spießer. Nicht einfach Mitläufer. Auch nicht Sozialist.
Ich würde sagen: das war ein untertäniger Bürger. - Aber nicht alle Bürger sind so.
Zu welcher Zeit spielte der Film eigentlich?
Der passt nicht in den NS und auch gar nicht in den NL.
Die Ausprägung des "Untertans" ist von Epoche zu Epoche, Land zu Land und Klasse zu Klasse verschieden. Aber IMHO haben all diese Typen folgendes gemeinsam:
Konditionierung durch Erziehung, Schule und Propaganda wird verinnerlicht und führt zu Selbstkonditionierung.
Auch ohne unmittelbaren Zwang und Gewalt setzen sie in ihrem Umfeld die Interessen der Herrschenden durch.
Sie verinnerlichen die herrschenden Diskurse, entwickeln sie weiter und halten eine Herrschaft auch dann noch am Leben, wenn die "Zentrale" schon in Agonie liegt.
Ist die Zentrale der Herrschaft - Nazi-Führung 1945, DDR-Führung 1989 - definitiv exterminiert, sind sie Nährboden für die nächste Form repressiver Herrschaft: Die Regimes von Adenauer und Ulbricht nach 1949, Merkeldeutschland heute.
Ein Gegenstück zu Diederich Heßling ist Willy Loman in
Tod eines Handlungsreisenden. Obwohl Willy Loman als Vertreter einer weitaus niedrigeren sozialen Schicht angehört als der Bürger-Untertan Heßling und die USA einen anderen Herrschaftsdiskurs haben als das Deutsche Reich von 1871 ist Loman noch erschreckender als Heßling. Der Opportunist Heßling (wobei sein Opportunismus im Roman noch stärker als im Film zum Ausdruck kommt) vertritt ein System,
das ihm nützt und das in Gestalt einer - wenn auch brüchigen und inkosistenten - "Reichsidee" und der Person des - wenn auch überforderten - Kaisers den Menschen aus Heßlings Schicht Ideen und Symbole anbot, um sich damit zu identifizieren.
Bei den USA kann ich außer einem rabiaten Billig-Patriotismus nichts erkennen, womit sich da einer identifzieren kann. Keine Symbole, keine Konzepte, Ideen und Visionen. Und Willy Loman zeigt uns da ein Leben, das für die einfachen Menschen aus ständigen Kleinkrieg und enttäuschten Hoffnungen besteht. Sein Tod, der nicht weniger sinnlos und barbarisch ist wie dier reichsdeutsche "Heldentod" ist das folgerichtige Ende seinen sinnlosen Leben. Und Loman hat sich bis zuletzt ein System schöngeredet,
dem er gleichgültig ist und das ihm eigentlich hätte egal sein können! Heßling hat falsche Ideen und Symbole hochgehalten, Loman hat nach Ideen und Symbolen gesucht, wo es sie nicht gab. Bei Heßling war es das Hurra auf den Kaiser, Loman hat seinen Söhnen in einer Traumsequenz gesagt, dass man "beliebt" sein muss.