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Was uns krank macht. Systemkrebs.

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Anarchist

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Ständiges Wachstum bedeutet Krebs. Wir können auf Ärzte einhacken, auf Politiker, Wissenschaftler, Militärangehörige, Unternehmer und : auf uns selbst. Wir alle tragen ein krankes System. Wieso sollten wir da gesund bleiben?
Natürlich, wer sich ständig neue Kleidung, Möbel, elektronische Spielereien und gar Autos oder Häuser anschafft, der muss schuften. Die Werbeindustrie muss um den Preis des eigenen Überlebens Waren verkaufen, die in dieser Menge und Form meist gar nicht gebraucht werden. Menschen kommen erschöpft von der Arbeit, haben oft unsinnige Verpflichtungen, weil sie unbedingt heiraten mussten und gehen zur "Erholung" shoppen, fliegen in ferne Länder oder betrinken sich ständig. Das ist ganz gewöhnlicher Kapitalismus. Was sollen Ärzte daran ändern?
Wie weit die Medizin tatsächlich ist, zeigt doch, dass wir immer älter werden, oder? Älter werden wir, rein statistisch gesehen. Nur, wie leben wir? Wer sich nur ein paar Minuten lang aufmerksam die Alltagsgesichter von Stadtmenschen ansieht, wird kaum ein Lächeln finden. Eher eine Sammlung aus Müdigkeit, Verdruß, Gehetztsein, oft auch Aggressivität.

Im Zusammenspiel von täglicher Manipulation, welche materiellen Wohlstand um jeden Preis propagiert- und unserer eigenen Unfähigkeit, das zu durchschauen- darin liegt die Ursache für unser Missbehagen und unsere Krankheiten. Deshalb stehen wir, trotz allen Reichtums, beim weltweiten Glücksindex ziemlich weit hinten.
Meine Konsequenz aus dieser Einsicht besteht seit fast zehn Jahren darin, dass ich nur noch 10- 15 Stunden pro Woche arbeite und mich so oft wie möglich an der frischen Luft bewege. Ein Auto hatte ich noch nie.
Auf viele andere "normale" Produkte verzichte ich ebenfalls. Etwa darauf, aller zehn Jahre neue Möbel zu kaufen, weil die alte Presspappe langsam fault.
So weit es meine handwerklichen Fähigkeiten zulassen, repariere und baue ich alles selbst. Ähnliches gilt für das Kochen. Warum teuren Käse kaufen, wenn es doch so viele Möglichkeiten gibt, Quark selbst zu verfeinern? Wozu neueste Mode, wenn der Umgang mit der Nähmaschine der Kreativität zuträglicher ist und den Geldbeutel schont?
Ich nehme mein Recht auf Faulheit wahr. Ich bin einfach zu faul, um viel zu arbeiten. Dafür habe ich Zeit. Für Freunde, Hobbys, Bildung.
Vor einem Jahr war ich beim Zahnarzt. Sonst gehts mir gut. Ich bin 47.
 

Pommes

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@ Wachstum

Der Wachstumsbegriff bedarf einer genaueren Betrachtung.
Wachstum geschieht in den allermeisten Fällen linear, das heißt, etwas wächst mehr oder weniger konstant in absoluten Beträgen, nach dem Wachstum erfolgt der Stillstand und hernach das Siechtum.

Auf unsere Wirtschaft bezogen wäre bei einer Deckung des Bedarf das Wachstum beendet, die Wirtschaftsleistung würde rückläufig.
Ein lineares Wachstum ist die Normalität, der Bedarf einer Gesellschaft ist bestenfalls linear zu steigern und das auch nur temporär.

In wenigen Einzelfällen findet ein exponentielles Wachstum statt, etwa bei Viren oder bei unserem Schuldgeldsystem der Zins.
Hier geschieht das Wachstum in konstanten prozentualen Raten.

Würde man beispielsweise einen Euro pro Woche um 100% vermehren, wachsen lassen, dann sind das am Jahresende schlappe 2.251.799.813.685.248,00 €uro
Würde man den gleichen €uro linear wachsen lassen, so wären das im selben Zeitraum nur 1378 €uro
Man erkennt sofort das die Differenz gewaltig ist, aber man erkennt es zu spät denn die Exponentialkurve steigt erst sehr langsam um dann nahezu senkrecht durch die Decke zu gehen, so erreicht der exponentiell gesteigerte €uro z.B. erst nach 18 Wochen den Wert von 1310.

Das soweit zum Wachstum!

Es ist gut soweit wie möglich autark zu sein, dem Kapitalismus zu begegnen reicht das jedoch nicht aus, im Gegenteil du fütterst die Kapitalisten fleißig weiter, alleine über deinen Konsum und die Mieten werden dir ca. 50% deiner Lebensleistung enteignet und zwar nur über die Zinsanteile die in den Warenpreisen und Mieten enthalten sind, bei den Warenpreisen sind das etwa 30% und bei den Mieten sind es etwa 70%.
Daraus ziehen wir die Erkenntnis, wir über das Geld betrogen werden und zwar ohne das es den Meisten bewußt wird, denn jene glauben sich angesichts eigener Renditen als Gewinner, wissen aber nicht das sie wenigsten die Hälfte ihres Arbeitseinkommens in Form von Zinsen erzielen müssen um wenigstens einen Ausgleich zu schaffen.

Wir müssen uns darüber klar werden das wir Bestandteil dieses miesen Spiels sind und es in Unkenntnis der Fakten leider nur zu gerne mitspielen, wäre da nicht das bequeme Girokonto, der Bausparvertrag, das Sparkonto, die Lebensversicherung usw.
Wir sind in der Hand der Banken und genau denen müssen wir unser Geld abnehmen, wenn wir was bewegen wollen.
Was wir brauchen ist eine Geldreform, ein zinsloses Geld, ansonsten füttern wir eine Elite, die uns am Nasenring durch die Weltgeschichte zieht und die periodischen Zusammenbrüche des Systems nutzt, um auf Schnäppchenjagd zu gehen, inzwischen nehmen die Banken ganze Völker in Geiselhaft, gewählte Regierungen werden durch nicht gewählte ersetzt, die Demokratie weicht einer Diktatur des Kapitals, einer Herrschaft der Diebe.

Apropos Herrschaft.
Die Macht und Herrschaftsansprüche elitärer Subjekte basieren ausschließlich auf Abhängigkeiten, Abhängigkeiten wie sie der nie zu tilgende Zins erzeugt.
40% vom BIP sind inzwischen Kapitaleinkommen!

Als Anarchist bin ich mir darüber klar das eine selbstbestimmte Gesellschaft nur möglich ist, wenn diese Abhängigkeiten beseitigt werden, bzw. das Geldsystem renoviert wird.
 
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Gesell- Modell: Schönheits- OP am Kapital?

@ Wachstum

Als Anarchist bin ich mir darüber klar das eine selbstbestimmte Gesellschaft nur möglich ist, wenn diese Abhängigkeiten beseitigt werden, bzw. das Geldsystem renoviert wird.


Das Geldsystem renovieren, gut. Und die Eigentumsverhältnisse? Das Waren- produzierende System? Kommen wir an Marx vorbei? Was ist mit Herrschaftsfragen? Und wie soll eine menschen- würdige Gesellschaft erreicht werden? Geben die Eigentümer an Produktionsmitteln ihr Eigentum freiwillig aus der Hand?
Anarchie heißt auch für mich: das Ziel muss in den Mitteln stecken. Gewaltlose Gesellschaft kann nicht mit Gewalt erzwungen werden. Aber ist das nicht nur ein weiteres Dogma, das meine Handlungsmöglichkeiten einschränkt? Ist nicht situativ abzuwägen? Hätten die Anarchisten 1936 in Spanien keine Waffen benutzt, wie kurz wäre der "kurze Sommer der Anarchie" dann gewesen?

Momentan sehe ich es so: wir brauchen nicht nur massenhaftes Bewusstsein für die Schere arm- reich, wir brauchen tatsächlich eine Art soziales Fukushima. Heiner Müller: "Größere Gruppen von Menschen haben noch nie etwas begriffen ohne Katastrophe, ohne Schock."
Fragt sich nur, ob nach dem Schock noch Menschen übrig sind. Im Nahen Osten wird jetzt nicht nur an einem lokal relativ begrenzten Fukushima gebastelt, sondern an einem Armageddon. Die Kräfte gegen den Kapitalismus sind weniger stark bei Occupy oder in Bolivien, die eigentlichen Gegner des Kapitals sitzen im Kapital selbst. So, wie Sie, lieber "Pommes" es mit Ihrer Exponentialkurve beschrieben haben- ein selbstmörderisches System. Dummerweise reißt es uns mit in den Selbstmord.
 

Pommes

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@ Anarchist

Kommen wir an Marx vorbei?
Auf jeden Fall wir müssen sogar an Marx vorbei, denn der war auf dem falschen Weg.
Und die Eigentumsverhältnisse? Das Waren- produzierende System?
Die Frage erledigt sich mit dem Geldsystem, denn wenn der Zins zu null geht, verschwindet auch der Mehrwert, das Eigentum am Produktionsmittel ist dann uninteressant.
Proudhon schreibt, daß gemessen am Bedarf nur genug Produktionsmittel erschaffen werden müssen, um den Mehrwert zu senken, heute findet genau die gegenteilige Entwicklung statt, es entstehen immer mehr Monopole.
Pierre-Joseph Proudhon hat das erkannt, Marx leider nicht und deshalb ist er auch gescheitert, die Eliten haben einfach die Macht über die Produktionsmittel genutzt um das Volk zu erpressen.

Was ist mit Herrschaftsfragen? Und wie soll eine menschen- würdige Gesellschaft erreicht werden?

Mit den durch unser fehlerhaftes Geldsystem entstandenen Abhängigkeiten, fällt auch der Anspruch elitärer Subjekte auf Macht und Herrschaft, eine selbstbestimmende Gesellschaft geht natürlich nur über eine Rätedemokratie in Verbindung mit einer Freiwirtschaft nach Silvio Gesell, (siehe Link in meiner Signatur)

Gewaltlose Gesellschaft kann nicht mit Gewalt erzwungen werden.
Aber durch Verweigerung.

Fragt sich nur, ob nach dem Schock noch Menschen übrig sind.

Das ist in der Tat die entscheidende Frage, denn das System ist im Zusammenbruch begriffen, Griechenland ist da nur der Anfang und deshalb gilt es zu verhindern, daß die Massen an Ende auf der Straße stehen und Heil weissenichwer schreien, dagegen hilft nur Aufklärung, Aufklärung und nochmal Aufklärung.

Die Kräfte gegen den Kapitalismus sind weniger stark.....

Der Kapitalismus ist sein eigener Totengräber, daß Zinsgeld hat ein natürliches Verfalldatum, das System ist periodisch dem Untergang geweiht, es ist nur durch Kriege, sprich gewaltige Sachkapitalvernichtung zu erzwingen und wenn wir das mit der heutigen Waffentechnik tun, wird es nicht mehr viele Generationen Menschen geben, aber die Natur braucht uns nicht!
 
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mmmmmhmmm

ich wollte nur kurz darauf hinweisen, dass der übermäßige Genuss von Pommes nachgewiesenermaßen und wahrscheinlich nach entwicklungsphysiologischen System zu Krebs führt..

echt:))

kann ich jetzt auch intellell nachvollziehen:rolleyes2:
 

Pommes

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ich wollte nur kurz darauf hinweisen, dass der übermäßige Genuss von Pommes nachgewiesenermaßen und wahrscheinlich nach entwicklungsphysiologischen System zu Krebs führt..

echt:))

kann ich jetzt auch intellell nachvollziehen:rolleyes2:

Eins von den dreißig Bierchen war wohl schlecht hey?
 
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lol lol

Pommes, du hast es drauf....

Mach mal den Marx am besten nach Gaucho und nicht nach Georg Lukàcs....und den Proudho(n)mme lässe mal ne Proud Marie sein... mehr Antrieb bekommst du aus dem nie raus. Aber ich hoffe , das trägt dich....:))

Bisse schon ne richtelige Ökolomom de l`art des bateleurs...

echt:))
 
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Ständiges Wachstum bedeutet Krebs. Wir können auf Ärzte einhacken, auf Politiker, Wissenschaftler, Militärangehörige, Unternehmer und : auf uns selbst. Wir alle tragen ein krankes System. Wieso sollten wir da gesund bleiben?
Natürlich, wer sich ständig neue Kleidung, Möbel, elektronische Spielereien und gar Autos oder Häuser anschafft, der muss schuften. Die Werbeindustrie muss um den Preis des eigenen Überlebens Waren verkaufen, die in dieser Menge und Form meist gar nicht gebraucht werden. Menschen kommen erschöpft von der Arbeit, haben oft unsinnige Verpflichtungen, weil sie unbedingt heiraten mussten und gehen zur "Erholung" shoppen, fliegen in ferne Länder oder betrinken sich ständig. Das ist ganz gewöhnlicher Kapitalismus. Was sollen Ärzte daran ändern?
Wie weit die Medizin tatsächlich ist, zeigt doch, dass wir immer älter werden, oder? Älter werden wir, rein statistisch gesehen. Nur, wie leben wir? Wer sich nur ein paar Minuten lang aufmerksam die Alltagsgesichter von Stadtmenschen ansieht, wird kaum ein Lächeln finden. Eher eine Sammlung aus Müdigkeit, Verdruß, Gehetztsein, oft auch Aggressivität.

Im Zusammenspiel von täglicher Manipulation, welche materiellen Wohlstand um jeden Preis propagiert- und unserer eigenen Unfähigkeit, das zu durchschauen- darin liegt die Ursache für unser Missbehagen und unsere Krankheiten. Deshalb stehen wir, trotz allen Reichtums, beim weltweiten Glücksindex ziemlich weit hinten.
Meine Konsequenz aus dieser Einsicht besteht seit fast zehn Jahren darin, dass ich nur noch 10- 15 Stunden pro Woche arbeite und mich so oft wie möglich an der frischen Luft bewege. Ein Auto hatte ich noch nie.
Auf viele andere "normale" Produkte verzichte ich ebenfalls. Etwa darauf, aller zehn Jahre neue Möbel zu kaufen, weil die alte Presspappe langsam fault.
So weit es meine handwerklichen Fähigkeiten zulassen, repariere und baue ich alles selbst. Ähnliches gilt für das Kochen. Warum teuren Käse kaufen, wenn es doch so viele Möglichkeiten gibt, Quark selbst zu verfeinern? Wozu neueste Mode, wenn der Umgang mit der Nähmaschine der Kreativität zuträglicher ist und den Geldbeutel schont?
Ich nehme mein Recht auf Faulheit wahr. Ich bin einfach zu faul, um viel zu arbeiten. Dafür habe ich Zeit. Für Freunde, Hobbys, Bildung.
Vor einem Jahr war ich beim Zahnarzt. Sonst gehts mir gut. Ich bin 47.

Oliver, Du sitzt an der Nähmaschine ? :winken:
 
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Freiwirtschaft- frei für wen?


@Pommes:


Zwei Fragen, auf die ich bei Silvio Gesell GEWISSE Antworten fand:

Freiwirtschaft, Freihandel- welches Konzept bieten diese Modelle für Arbeitslose und Arme?

"In der Eifel liegen in feiner Verteilung ungeheure Massen Gold. Mit einem Staatszuschuß von X % der Produktionskosten wird der Bergbau dort lohnend. Man schicke also alle Arbeitslosen nach der Eifel und lasse sie dort Gold waschen."

Was für einen Sinn hat es, unablässig Waren zu produzieren, von denen nur ein Bruchteil benötigt wird? Der klassische Handwerker, mit seinem Stolz auf Produkte, die er mit einem Minimum an Zuliefereren von Teilprodukten erzeugt, wurde weitgehend verdrängt vom Arbeiter, der kaum einen Überblick über seinen Platz in einer umfangreichen Produktionskette hat. Entfremdete Arbeit statt Kreativität und eigentliches Schöpfertum. Ist diese Entwicklung zu begrüßen?

"Wir verdanken es der Arbeitsteilung, daß wir mehr erzeugen als verbrauchen und so, unabhängig
von den unmittelbaren Lebensbedürfnissen, der Vervollkommnung oder Vermehrung unserer Arbeitsmittel Zeit, Vorräte und Arbeit widmen können. Ohne die Arbeitsteilung wären wir nie zu dem
heutigen Reichtum an Arbeitsmitteln gelangt, und ohne diese Arbeitsmittel würde die Arbeit nicht
den zehnten, hundertsten, ja tausendsten Teil ihrer heutigen Erzeugung liefern. Der größte Teil der
Bevölkerung verdankt also der Arbeitsteilung unmittelbar sein Dasein. Die Arbeitsteilung schenkte
60 Millionen von den 65 Millionen Deutschen das Dasein."


Auch die im Kapitalismus zu beobachtende “Umverteilung nach oben” führen die Freiwirtschafter auf den Zins zurück. Tatsächlich muss sich im Kapitalismus die Reichtumsschere auch ohne Zins notwendigerweise öffnen. Einerseits ist das ja Ergebnis des von der Freiwirtschaft propagierten “leistungsgerechten Marktes”, auf dem die Konkurrenzschwachen und “Leistungsunwilligen” ausgesiebt werden. Andererseits häuft sich der Profit, indem er in die Produktion von immer mehr Profit investiert wird, notwendigerweise auch ohne Zinsen an. Der Arbeitslohn hingegen wird in aller Regel konsumiert und nicht in die Profitproduktion investiert, ist also nur durch gewerkschaftliche Kämpfe zu “vermehren”. Und auch einer solchen Lohnerhöhung sind sehr enge Grenzen gesetzt: eine hohe wirtschaftliche Wachstumsrate ist dafür wesentliche Voraussetzung.

Die Freiwirtschaftslehre meint zwar, dass durch den Wertverlust des Freigelds die Investitionsbereitschaft steigt und eine als Wachstumshindernis angenommene Geldhortung unattraktiv wird. Eine Krise, das heißt eine stagnierende oder fallende Wirtschaftsleistung, soll ihrer Meinung nach damit unmöglich werden. Das Freigeld wirkt auf das Wachstum aber nicht anders als die Inflation: Auch ein noch so großer Wertverlust des Geldes kann niemanden zu Investitionen zwingen. Wenn keine ausreichenden Profite zu erwarten sind, wird sich die Investitionslaune in engen Grenzen halten.


Weil die Produktion nicht gemeinschaftlich gesteuert wird, kann die “wirtschaftliche Tüchtigkeit” eines Unternehmens einzig an der Höhe seines einzelbetrieblichen Profits bemessen werden. Schon allein aufgrund der Konkurrenz wird der Profit vom Unternehmen nach Möglichkeit maximiert. Wer mehr Profit macht, kann aufgrund größerer Investitionen schneller wachsen und sein ökonomisches Überleben besser sichern. Andererseits ist der Profit damit auch einziger Zweck kapitalistischer Produktion: aus Geld muss mehr Geld werden. Mehr Profit bedeutet bessere ökonomische Zielerreichung, besseres Wirtschaften. An dieser Vorgabe ändert sich auch bei Nullzinsen nichts. Der Profit wiederum wird im Wesentlichen nicht konsumiert und von einem freiwirtschaftlichen Phantasiekapitalisten für Yachten und Champagner ausgegeben, sondern vielmehr in die weitere Produktion von Profit reinvestiert. Das ist eben der irre Selbstzweckmechanismus des Kapitalismus, produzieren um des Produzierens willen; arbeiten um zu arbeiten; investieren, um mehr investieren zu können. An diesem Wahnwitz ändert das Freigeld keinen Deut, es ist insistiert vielmehr geradezu darauf.

(letztere Gedanken sind auch hier nachzulesen:http://www.streifzuege.org/2005/bye-bye-zinskritik
 
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Nein, danke. Verweigerung als Gegengift

"Nein danke" sagen heißt: aktiv faul zu sein. Hervorkommen aus der Ecke des Produzierens und Konsumierens, in die wir gedrängt wurden. Muße beanspruchen.
Also vergiss Comfort und komm raus aus dieser Ecke, komm vor!

Die Verweigerung ständigen Fleißes, fortwährender Betriebsamkeit und ewigen Konsums schafft erst jene Muße, welche eigene Ideen gebiert. Beschäftigt sein, keine Zeit haben, das gilt heute als Normalität. Dabei ist Beschäftigung an sich nicht "gut" oder "schlecht", wie auch Faulheit keines von beiden ist. Erst durch das Übermaß von Beschäftigung wie auch von Faulheit kann Schlechtes entstehen.
Das Übermaß an Beschäftigung versus der Mangel an Faulheit sind Symptome einer profitorientierten Gesellschaft. Hier wird das Lebendige und Natürliche einem Abstraktum geopfert. Dem Anhäufen von Gütern und Geld.
Dabei entstehen Paradoxien. Der Mensch wird beschleunigt, legt weitere Strecken zurück. Aber seine eigentlichen Ziele, seine Primärbedürfnisse zu befriedigen, erreicht er nicht schneller oder qualitativ besser. Im Gegenteil. Das öffentliche und individuelle Verkehrs- Unwesen degradiert die Teile seines Körpers, welche eigentlich für die Fortbewegung zuständig sind. Sein Bewegungsapparat ist immer mehr entlastet. Bewegung erfährt der moderne Mensch immer weniger durch seine Füße, und immer mehr durch seinen Popo.
Er sitzt die zu bewältigenden Strecken ab. Mit fatalen Folgen für seine Gesundheit. Übergewicht und Haltungsschäden sind heute normal.
Indem der Mensch also scheinbar "fleißig" ist, wird er doch immer fauler. Und nicht nur körperlich.
Auch das Denken, dieses qual- und lustvolle nach Lösungen ringen, lässt er sich zunehmend abnehmen. Handlungsoptionen werden von Experten berechnet. Der Mensch soll sich nur noch entscheiden. Die Wege sind ausgebaut und gut beschildert. Das verführt zur Denk- Faulheit.
Erkenn- und hörbar auch an unserer Sprache. Der Wortschatz schmilzt. Plastikwörter werden unhinterfragt kopiert. "'Beziehung, Entwicklung, Partner, Identität, Struktur, Strategie,Lösung, Fortschritt, Produktion, Konsum, Ressource,Versorgung, Modernisierung, Innovation" - wer fragt noch danach, was all diese Begriffe bedeuten?
Kurz: unsere Werte stehen Kopf. So sehr, dass es nicht mehr wir sind, die fühlen und denken, sondern die von außen in uns ein- ökonomisierte Ersatzqualität eines kontrollierbaren Seins.
Je weniger wir jedoch betriebsam sind, je mehr wir uns einer ständig zappelnden, schwatzenden, in sich konkurrenzkämperisch orientierten Gesellschaft verweigern, desto mehr haben wir die Möglichkeit, uns selbst zu entdecken und zu entfalten. Um so mehr haben wir dann auch wieder Lust auf Arbeit und Gesellschaft. Weil wir es wollen, nicht weil wir sollen.
 

Wer ist gerade im Thread? PSW - Foristen » 0 «, Gäste » 1 « (insges. 1)

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