So soll die Impfung gegen das Coronavirus organisiert werden
22. November 2020
Die Impfstoffe sollen dann deutschlandweit an rund 60 Standorte mit mobilen Einsatzteams verteilt werden. (dpa / AP Photo / Hans Pennink)
Europa kämpft derzeit mit der zweiten Welle der Coronapandemie. Hilfe im Kampf gegen das Virus verspricht man sich von den neuen Impfstoffen, die derzeit entwickelt werden. Bundeskanzlerin Merkel zeigte sich nach der jüngsten Videokonferenz der Staats- und Regierungschefs der EU zuversichtlich, dass bereits im Dezember oder spätestens im Januar der erste Impfstoff in der EU zugelassen wird.
Doch dann folgt die nächste Herausforderung: eine möglichst schnelle Impfung breiter Gesellschaftsschichten.
Wie dies vonstattengehen könnte, wird in der Nationalen Impfstrategie des Bundesgesundheitsministeriums erläutert.
Ein Verteilungsschlüssel bestimmt demnach, welche EU-Länder wie viel Impfstoff bekommen.
Für die Lagerung und Logistik sollen in Deutschland die Bundesländer zuständig sein. Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer sicherte jedoch bereits die Hilfe der Bundeswehr zu.
Die fachgerechte Lagerung ist deshalb so wichtig, weil als erstes wohl der Impfstoff der Firmen Biontech und Pfizer zugelassen wird. Dieser muss bei bis zu minus 80 Grad gekühlt werden.
60 vom Bund organisierte Impfzentren
Die Impfstoffe sollen dann deutschlandweit an rund 60 Standorte mit mobilen Einsatzteams verteilt werden.
Die Menge richtet sich nach der Bevölkerungszahl im jeweiligen Bundesland. Nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Spahn werden diese Impfzentren rechtszeitig fertig sein.
Den Bundesländern stehe demnach aber frei, auch weitere mobile Teams oder weitere Impfzentren einzurichten.
So teilte unter anderem Nordrhein-Westfalen mit, man werde landesweit 53 Impfzentren organisieren, die halb vom Land und halb von den Gesetzlichen Krankenkassen finanziert werden. Das Geld ist unter anderem für Miete, Personal und Schutzausrüstung gedacht.
Die Immunisierungen sollen anonymisiert in einer zentralen Datenbank erfasst werden. Damit wollen die Bundesregierung und die Ständige Impfkommission die Wirksamkeit überprüfen – und auch Meldungen über mögliche Nebenwirkungen sammeln.
Debatte um beschleunigtes Verfahren
Im Vorfeld wurden immer wieder Warnungen vor nicht absehbaren Nebenwirkungen laut, da der Impfstoff schneller als sonst üblich zugelassen werden soll.
Langzeitstudien fehlen deshalb. Der Impfstoff von Biontech und Pfizer wird auch in den USA zum Einsatz kommen.
Dort wies der Immunologe Anthony Fauci Bedenken zurück, wonach die Entwicklung der Corona-Impfstoffe zulasten der Verträglichkeit und Wirksamkeit beschleunigt worden sei.
„Die Geschwindigkeit des Prozesses hat die Sicherheit in keiner Weise kompromittiert“, sagte Fauci im Weißen Haus.
Die Daten der Studien zu den Impfstoffen seien von unabhängigen Experten beurteilt worden, die niemandem etwas schuldeten, „auch nicht der Regierung“.
Risikogruppen und „exponiertes Personal“ zuerst
Bleibt die Frage, wer überhaupt geimpft wird. Gesundheitsminister Spahn hatte wiederholt betont, dass es keine Impfpflicht geben werde.
Zuletzt hatte in Umfragen die Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger, sich impfen zu lassen, wieder nachgelassen.
Trotzdem geht die Bundesregierung davon aus, dass die Nachfrage das Angebot zunächst übersteigen wird.
Darum sollen bestimmte Bevölkerungsschichten zuerst geimpft werden: zum einen Risikopatienten, zum anderen bestimmte Berufsgruppen wie Mitarbeiter im Gesundheitswesen oder im Bereich Bildung.
Dies soll zentral organisiert werden. In einer späteren Phase stünde dann eine breite, dezentrale Routine-Impfung unter anderem durch Hausärzte an.
Dann können auch Apotheken den Impfstoff beschaffen.
Die Termine in den Impfzentren sollen über ein standardisiertes Modul vergeben werden, das auf dem bestehenden System durch die Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen basiert.
Weiterführende Artikel zum Coronavirus
Wir haben ein Nachrichtenblog angelegt. Das bietet angesichts der zahlreichen Informationen einen Überblick über die wichtigsten aktuellen Entwicklungen.
Zahlen und Daten
+ Aktuelle Entwicklungen: Zahlen zum Coronavirus in Deutschland (Stand: 22.11.)
+ Lage in Deutschland: Was bedeutet der rasante Anstieg von Neuinfektionen und Inzidenzwert? (Stand: 22.10)
Test und Schutz
+ Schutz: So soll die Impfung gegen das Coronavirus organisiert werden (Stand: 20.11.)
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+ Wie sinnvoll sind Massentests für die ganze Bevölkerung? (Stand: 15.11.)
+ Corona-Infektionsgeschehen: Wie zuverlässig sind die Tests? (Stand: 18.11.)
+ Behandlung: So weit ist die Impfstoffforschung gegen das Coronavirus (Stand: 16.11.)
+ Remdesivir und Co: Wie weit ist die Suche nach Medikamenten gegen Covid-19? (Stand: 16.10.)
+ Infektion: Was man bisher zu Reinfektionen und Immunität gegen das Coronavirus wei�? (Stand: 10.10.)
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Ansteckung und Übertragung
+ Übertragung: Wie ansteckend sind Kinder? (Stand 17.11.)
+ Übertragung: Welche Rolle Aerosole spielen (Stand: 10.10.)
+ Gesichtsmasken: Was man zu Schutzmasken wissen sollte (Stand: 29.10.)
+ Übersterblichkeit: Wie tödlich ist das Coronavirus wirklich? (Stand: 14.11.)
+ Reisewarnung: Die aktuelle Liste der Risikogebiete (Stand 13.11.)
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Diese Nachricht wurde am 22.11.2020 im Programm Deutschlandfunk gesendet.
https://www.deutschlandfunk.de/covi...-coronavirus.1939.de.html?drn:news_id=1197112
Massenimpfung auf der Bremer Bürgerweide
https://www.weser-kurier.de/bremen/...uf-der-bremer-buergerweide-_arid,1945156.html
Deutschland plant Aufbau Hunderter Corona-Impfstellen
Veröffentlicht am 15.11.2020 | Lesedauer: 3 Minuten
Von Anja Ettel, Jan Klauth, Birger Nicolai
Bund und Länder arbeiten unter Hochdruck daran, Massenimpfungen gegen Covid-19 vorzubereiten
Quelle: Getty Images
Der Wirkstoff von Biontech und Pfizer schürt Hoffnungen auf eine baldige Impfung gegen Covid-19. Bund und Länder rüsten sich daher für Massenimpfungen im großen Stil. Ein fertiges Logistikkonzept gibt es bisher allerdings nicht.
Noch im Dezember sollen bundesweit Hunderte Impfzentren aufgebaut werden, um Millionen Deutsche gegen das Coronavirus zu impfen. Das geht aus einer Umfrage von WELT AM SONNTAG unter den 16 Gesundheitsministerien der Länder hervor.
Demnach planen die meisten befragten Flächenbundesländer, in einem ersten Schritt ein bis zwei Impfzentren pro Regierungsbezirk und anschließend pro Landkreis und kreisfreier Stadt ein Impfzentrum einzurichten.
Zusätzlich sollen mobile Impfteams zum Einsatz kommen. In Deutschland gibt es insgesamt 294 Landkreise und über 100 kreisfreie Städte.
Auch in den Stadtstaaten soll es offenbar mehrere Impfzentren geben. Die Hauptstadt Berlin plant zunächst mit sechs solcher Impfstellen.
Messehallen könnten zu Impfzentren werden
Eine zentrale Rolle bei der Massenimpfung sollen offenbar Messehallen spielen. Erster bestätigter Standort ist Bremen. Auch in Saarbrücken ist das ehemalige Messegelände als Standort für die Massenimpfungen derzeit im Gespräch. Ein fertiges Logistikkonzept gibt es allerdings für die geplanten Zentren bisher noch in keinem Bundesland.
In der Logistikbranche stößt die mangelnde Planung bei der Verteilung der Impfdosen auf Kritik. „Die Anforderungen an die Logistiker sind völlig offen.
Bislang wird nur diskutiert“, sagte Wolfgang Albeck, Chef des auf Pharma-Logistik spezialisierten Unternehmens Trans-o-flex, im Gespräch mit WELT AM SONNTAG.
Er habe sich deshalb an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gewandt, aber nur eine „wenig substanzielle“ Antwort erhalten. „Mein Eindruck ist: Der Minister will das wichtige Thema Impfstoff-Logistik von sich fernhalten“, sagte Albeck.
Das Paul-Ehrlich-Institut, das zuständig ist für die Freigabe der Impfstoff-Chargen in Deutschland, sieht sich für die bevorstehende Aufgabe hingegen gut gerüstet.
Das Institut will nach eigenen Angaben zusätzliches Personal rekrutieren und ist in Kontakt mit Impfstoff-Herstellern, die sich „bereits in fortgeschrittener Phase der Entwicklung“ befinden, um Methoden und Abläufe vorzubereiten. „So kann dann, wenn die Chargen eingereicht werden, die Freigabe zügig erfolgen“, sagte der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, Klaus Cichutek, WELT AM SONNTAG.
15 Milliarden Impfstoff-Dosen weltweit benötigt
Die logistische Aufgabe hinter der Impfaktion ist gewaltig. Bei einer zweifachen Impfung im Abstand von einigen Wochen wären inklusive eines Sicherheitspuffers 15 Milliarden Impfstoff-Dosen nötig, um 75 Prozent der Weltbevölkerung zu impfen.
Das geht aus einer Analyse hervor, die der Logistikkonzern Kühne + Nagel mit Accenture erstellt hat und die WELT AM SONNTAG einsehen konnte.
Rund 52 Prozent des Impfstoffs müssten demnach per Flugzeug transportiert werden, der Rest auf dem Landweg.
Allein für die Luftfracht bedeutet das etwa 65.000 Tonnen – das entspricht rund 700 Komplettladungen einer Boeing-747-Frachtmaschine.
https://www.welt.de/wirtschaft/arti...undeslaender-planen-Hunderte-Impfstellen.html
Ich kann mir aus Haftungsgründen nicht vorstellen, daß es zu einer Pflicht kommt.
Man wird nicht Geimpfte ausschließen aus dem öffentlichen Leben und somit Druck ausüben, daß sie sich freiwillig impfen lassen, somit ist man aus der Haftung raus.