Und ich behaupte, er war schon zuvor so. Früher wurden Kriege geführt, um andere zu berauben. Mit dem Aufkommen moderner Waffen und internationalem Handel und Geldtransfer, wird direkt mit dem Tod der Opfer Geld gemacht.
Im Grunde schon, ja, nur ein wenig verschoben hat sich das Ganze schon - verschoben auf das hier, heute und jetzt.
Ich zitier da jetzt mal das Oberhaupt der katholischen Kirche.
Ich bin zwar auf dem Papier katholisch, aber nicht praktizierend, und auch nicht gläubig, sogar grundsätzlich religionskritisch, dennoch tolerant - aber was ich bin ist: Grosser Fan von Francesco, der die Dinge beim Namen nennt, wenn die katholische Kirche im Ganzen diese Richtung einschlagen würde - wenn ihm das gelingen würde - würde ich glatt bereit sein, meiner Religionszugehörigkeit wieder mehr Gewicht zu verleihen:
Es ist bewiesen, dass wir mit der Nahrung, die übrigbleibt, die Hungernden ernähren könnten. Wenn man Fotos von unterernährten Kindern in verschiedenen Teilen der Welt sieht, dann fasst man sich an den Kopf. Das ist nicht zu verstehen! Ich glaube, wir sind in einem Weltwirtschaftssystem, das nicht gut ist.
Im Zentrum jedes Wirtschaftssystems muss der Mensch stehen, der Mann und die Frau, und alles Übrige hat den Menschen zu dienen. Aber wir haben das Geld ins Zentrum gerückt, das Geld zu Gott gemacht. Wir sind einer Sünde des Götzendienstes verfallen, dem Götzendienst des Geldes. Die Wirtschaft wird nur vom Bestreben in Gang gehalten, immer mehr zu haben.
Und paradoxerweise betreibt man gleichzeitig eine Kultur des Ausschlusses. Man schließt die Jugendlichen aus, wenn man die Anzahl der Geburten einschränkt. Man schließt auch die Alten aus, weil sie nichts mehr nützen, nicht produzieren, weil sie eine passive Klasse sind. Indem man die Kinder und die Alten ausschließt, schließt man auch die Zukunft eines ganzen Volkes aus. Denn die Kinder werden mit aller Macht nach vorne drängen und die Alten lassen uns an ihrer Weisheit teilhaben, sie sind das lebendige Gedächtnis des Volkes und sollen es den Jugendlichen weitergeben. Jetzt ist es auch Mode geworden, die Jugendlichen durch Arbeitslosigkeit auszuschließen. Die Arbeitslosenzahlen unter Jugendlichen machen mir große Sorgen; in manchen Ländern beträgt der Index mehr als 50%. Jemand hat mir gesagt, dass in Europa 75 Millionen Jugendliche unter 25 Jahren arbeitslos sind. Das ist Wahnsinn.
Wir schließen eine ganze Generation aus, um ein Wirtschaftssystem aufrecht zu erhalten, das nicht mehr zu ertragen ist.
Ein System, das Krieg führen muss, um zu überleben, wie es die großen Imperien immer getan haben. Aber weil man keinen Dritten Weltkrieg führen kann, führt man eben regionale Kriege. Und was bedeutet das?
Dass Waffen produziert und verkauft werden. Dadurch wird offenbar die Bilanz der Götzendienst-Wirtschaft saniert, so sanieren sich die wichtigsten Wirtschaftsblöcke der Welt, die dem Götzen Geld den Menschen als ein Opfer vor die Füße legen. Dieses Einheitsdenken beraubt uns des Reichtums der Unterschiede im Denken und folglich des Reichtums, der im Dialog zwischen den Menschen besteht.
Die wohlverstandene Globalisierung bedeutet eine Bereicherung. Die missverstandene Globalisierung besteht darin, Unterschiede zu beseitigen. Sie wirkt wie eine Kugel, in der alle Punkte auf gleiche Distanz vom Zentrum gehalten werden. Eine Globalisierung, die reicher macht, ist dagegen wie ein Vieleck, in dem alle miteinander verbunden sind, aber jeder seine Besonderheit, seinen eigenen Reichtum, seine Identität behält.
Das aber ist nicht der Fall...
http://www.lavanguardia.com/internacional/20140612/54408951579/entrevista-papa-francisco.html
Wenn es nun so ist, wie Francesco sagt - und ich habe keinerlei Zweifel, dass es so ist - wird damit die ganze verlogene Heuchelei unseres, des westlichen, vorgeblich ach so fortschrittlichen und wertehaltigen Wesens offenbar.